Dienstag, 31. März 2015

»So ungesellig und weiträumig ist die Literatur!«

Croce formulierte diese Widerlegung [der Allegorie] 1907; 1904 hatte Chesterton sie [Croces Widerlegung] bereits widerlegt, ohne daß Croce davon wußte.

(Jorge Luis Borges, Nathaniel Hawthorne; in: Werke in 20 Bänden, hrsg. von Gisbert Haefs und Fritz Arnold, Bd. 7: Inquisitionen, Frankfurt am Main 1992, S. 63; vgl. auch Eine Allegorie).

Samstag, 28. März 2015

»Dicht hinter dem Ideal kommt nämlich das Zufällige als das Nächste.«

Ein witziger Kopf hat gesagt, man könne die Menschheit einteilen in Offiziere, Dienstmädchen und Schornsteinfeger. Diese Bemerkung ist meines Dafürhaltens nicht bloß witzig, sondern zugleich tiefsinnig, und es gehört ein großes spekulatives Talent dazu, eine bessere Einteilung zu finden. Wenn eine Einteilung nicht der Idee entsprechend ihren Gegenstand ausschöpft, so ist die zufällige in jeder Weise vorzuziehen, weil sie die Phantasie in Bewegung setzt. Eine leidlich wahre Einteilung kann den Verstand nicht zufriedenstellen, ist gar nichts für die Phantasie, weshalb sie immer zu verwerfen ist, mag sie auch für den täglichen Gebrauch viel Ehre genießen, weil die Menschen teils sehr dumm sind und teils sehr wenig Phantasie haben. (Sören Kierkegaard, Die Wiederholung / Die Krise und eine Krise im Leben einer Schauspielerin, Reinbek 1961, S. 30f., dort auch die als Titel dieses Posts zitierte Weisheit).

Das galt nicht bloß für Einteilungen, sondern auf für repräsentative Aufzählungen, und Hans Köberlin erinnerte sich daran, was er in dem (auch außerhalb der von Clemens Limbularius herausgegebenen gesammelten Werke publizierten) Essay Vom Warten und vom Traum. Versuch eines Kommentars zu Jorge Luis Borgesʼ »Die Wartezeit« (in: Bernd Ternes / Herbert Neidhöfer (Hg.), Was kostet den Kopf? Ausgesetztes Denken der Aisthesis zwischen Abstraktion und Imagination. Dietmar Kamper zum 65. Geburtstag, Marburg 2001) über Borges geschrieben hatte:

»Er [der Besitzer des Alephs] erklärte, ein Aleph sei einer jener Punkte im Raum, die alle Punkte in sich enthalten (…) der Ort, an dem, ohne sich zu vermischen, alle Orte der Welt sind, aus allen Winkeln gesehen.« (Das Aleph; in: Werke in 20 Bänden, hrsg. von Gisbert Haefs und Fritz Arnold, Bd. 6, Frankfurt am Main 1992, S. 140) (…)
Borges bettete seinen Bericht von dem ominösen Aleph in die ironische Geschichte eines Trauerkults, der den Ich-Erzähler in Kontakt mit dem Bruder [War es nicht der Cousin? H. N.] der geliebten Verstorbenen brachte (…): Carlos Argentino wurde als ein eher schlechter Dichter charakterisiert, der sich – inspiriert von dem Aleph, das sich im Keller seines Hauses befand – anschickte, ein hybrides Epos, Die Erde betitelt, zu verfassen …: »Hatte er doch vor, die Gesamtrundung des Planeten in Verse zu bringen; im Jahr 1941 hatte er bereits einige Hektar des Staates Queensland erledigt und über einen Kilometer vom Lauf des Ob, einen Gasometer im Norden von Veracruz, die wichtigsten Geschäftshäuser der Gemeinde Concepción, das Landhaus von Mariana Cambáceres de Alvear in der Calle Once de Setiembre in Belgrano und ein Türkisches Bad unweit des berühmten Aquariums von Brighton. Er las mir ein paar besonders mühsame Stellen aus der australischen Zone seiner Dichtung vor …« (ebd., S. 136). Es bedarf keiner weiteren Worte um zu belegen, daß sich die Erde auf diese Weise in einem Menschenleben nicht in Schrift fassen ließ.
Borges der Erzähler hatte keine Schwierigkeit, das Scheitern dieses Schreibens zu beschreiben: er begann einfach mit einer zufälligen Aufzählung aller Dinge die es gab. Der fiktive Borges der Erzählung (der Ich-Erzähler) sah sich jedoch, nachdem er das Aleph und das, was es gezeigt, mit eigenen Augen gesehen hatte, in großer Not, das Gesehene – ohne dabei auf ein ›Bild‹, eine Metapher zurückzugreifen – zu beschreiben: »Überdies ist das Kernproblem unlösbar: die Aufzählung, wenn auch nur die teilweise, eines unendlichen Ganzen.« (ebd., S. 143) – die Hybris eines solchen Versuchs hatte er ja eben an Carlos Argentino vorgeführt – »Was meine Augen sahen, war simultan: was ich beschreiben werde, ist sukzessiv, weil die Sprache es ist. Etwas davon will ich gleichwohl festhalten.«
Pablo J. Brescia bezeichnete in seinem Essay Josef von Sternberg und Borges dieses ›Etwas‹ als »das Zeigen einer Reihe scheinbar inkohärenter Bilder, die im Leser den Eindruck erwecken, er sehe alles zur gleichen Zeit.« (…) Es ist ein Charakteristikum der Erzählungen Borges’, das, was ihre Magie ausmacht, daß in ihnen etwas extrem genommen wurde, beim Wort, wie man so sagt, dabei müßte es hier aber heißen: als Ding, daß eine Idee, eine Theorie oder ein Dogma – eigentlich versehen mit dem Hinweis: Achtung: Nur für den geistigen Gebrauch bestimmt! – konsequent in aller Paradoxie zuende gedacht und materialisiert wurde, für das normale, kategorisierende Verständnis, für die Logik mit Subjekt, Prädikat und Kopula wurden Metaphern zu wörtlich genommen, das Nichtidentische wurde nicht zugerichtet, auch nicht als Differenz markiert, sondern aufgezählt.
Die gleiche Diagnose – Inkohärenz, die über das ›Etwas‹ gestellt wurde – traf auch auf Argentinos Epos Die Erde zu: »eine Reihe scheinbar inkohärenter Bilder«. Der Unterschied zwischen den beiden gleichartigen Aufzählungen war: Argentino wollte das Ganze, der fiktive Borges, der sein Schreiben reflektierte, wollte ›Etwas‹, das den Eindruck des Ganzen vermittelte. In seinem Essay Die Erzählkunst und die Magie unterschied Borges zwischen »dem natürlichen [Kausalvorgang], der das unaufhörliche Ergebnis kontrollierbarer und unendlicher Wirkungsvorgänge ist, und dem magischen, bei dem die Einzelheiten weissagen, und der klar und begrenzt ist.«

Joyce war übrigens auch ein Meister der Aufzählungen, hier ein Beispiel, beziehungsweise zwei Beispiele, ein kurzes und ein langes:

He [Mr Bloom] is pelted with gravel, cabbagestumps, biscuitboxes, eggs, potatoes, dead codfish, woman’s slipperslappers.

Das war das kurze Beispiel, und jetzt:

After him, freshfound, the hue and cry zigzag gallops in hot pursuit of follow my leader: 65 C 66 C night watch, John Henry Menton, Wisdom Hely, V. B. Dillon, Councillor Nannetti, Alexander Keyes, Larry O’Rourke, Joe Cuffe, Mrs O’Dowd, Pisser Burke, The Nameless One, Mrs Riordan, The Citizen, Garryowen, Whatdoyoucallhim, Strangeface, Fellowthatslike, Sawhimbefore, Chapwith, Chris Callinan, sir Charles Cameron, Benjamin Dollard, Lenehan, BarteIl d’Arcy, Joe Hynes, red Murray, editor Brayden, T M. Healy, Mr Justice Fitzgibbon. John Howard Parnell, the reverend Tinned Salmon, Professor Joly, Mrs Breen, Denis Breen, Theodore Purefoy, Mina Purefoy, the Westland Row postmistress, C. P. M’Coy, friend of Lyons, Hoppy Holohan, man in the street, other man in the street, Footballboots, pugnosed driver, rich protestant lady, Davy Byrne, Mrs Ellen M’Guinness, Mrs Joe Gallaher, George Lidwell, Jimmy Henry on corns, Superintendent Laracy, Father Cowley, Crofton out of the Collector General’s, Dan Dawson, dental surgeon Bloom with tweezers, Mrs Bob Doran, Mrs Kennefick, Mrs Wyse Nolan, John Wyse Nolan, handsomemarriedwomanrubbedagainstwidebehindinClonskeatram, the bookseller of Sweets of Sin, Miss Dubedatandshedidbedad, Mesdames Gerald and Stanislaus Moran of Roebuck, the managing clerk of Drimmie’s, colonel Hayes, Mastiansky, Citron, Penrose, Aaron Figatner, Moses Herzog, Michael E. Geraghty, Inspector Troy, Mrs Galbraith, the constable off Eccles Street corner, old doctor Brady with stethoscope, the mystery man on the beach, a retriever, Mrs Miriam Dandrade and all her lovers. (James Joyce, Ulysses, with an Introduction by Cedric Watts, London 2010, S. 504f.).

Und in aller Bescheidenheit: vgl. auch Telos, S. 420:

… sowie diverse Analerotiker, Angestellte, Arschgesichter, Automobilfahrer, Bahnopfer, Bahnreisende, Bajuwaren, Bauarbeiter, Bauern, Besserwisser, Bettler, Bewohner der Stadt der Narren, Bordellbesucherinnen und -besucher, cousines et cousins, Cowgirls and -boys, Dilettanten, Domstädter, Dorftrottel, Eigenheimbesitzer, Ekel, Enten, Esoterikerinnen, Fahrradfahrer, die Fauna, Filmfiguren, Fische, fliegende Fische, die Flora, Flugreisende, fratelli siciliani con gli fucili da caccia, Frauen, Frauen die sich eine Katze halten, Fußgänger, Gaststättengäste, Gehülfen, Geister, Genies, Göttinnen und Götter, Hansestädter, Hauptstädter, Heterosexuelle, Hexen, Homosexuelle, Hotelgäste, Hunde, Ignoranten, Inselbewohner, inzestuöse Geschwister, Joggerinnen, Katzen, Keilinger, Kellnerinnen, Kolleginnen und Kollegen, Kongreßteilnehmer und -veranstalter, Kreisstädter, Kurpfuscher, Lagerarbeiterinnen und -arbeiter, Lemminge, Leserinnen und Leser, Liebende, Liebesverräterinnen, Leute, Leute aus dem administrativ belästigten Publikum der Individuen, literarische Figuren, Masturbarteure, Maulhelden, Mäuse, Medien, Menschen, Meeressäuger, Muscheln, Mütter, Nackte, Noberker, Omnibusfahrer, Omnibusreisende, Onanierende, Orakel, Oralerotiker, Pädagogen, Päderasten, Pansexuelle, Passagiere, Passanten, Pedestrians, Pensionsgäste und -wirtinnen, Personen, Personenschäden, Perverse, Pfandflaschenretournierer, polymorph Perverse, Priester, Prostituierte, Provinzler Querulanten, Radaubrüder, Reaktionäre, reale Figuren, Revolverhelden, Rezipienten, Römerinnen und Römer, Schauspieler, Schüler, Schwestern, Selbstmörder, Serienhelden, Statisten, Sterbliche, Studentinnen und Studenten, Taschentelephonbenutzer, Taxifahrer, Tote, tragische Figuren, Transsexuelle, Tunten, Unsterbliche, Väter, Verlassene, Wanderer, Wartende, Wirte, Xantippen, Yorkshireterrier, Zechpreller …

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel X [Phase IV – oder: modus vivendi], 7. bis 30. Januar 2014).

Freitag, 27. März 2015

Ein wichtiges Spiel

Bei dem Würfel-Spiel saß eine lange, hagere Frau und strickte. Ich fragte, was man da gewinnen könnte: sie sagte: Nichts, und als ich fragte, ob man was verlieren könne, sagte sie: Nein! Dieses hielt ich für ein wichtiges Spiel.

(Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher; in: Schriften und Briefe, München 1968ff., Bd 1, S. 948; Lichtenberg träumte dies in der Nacht vom 9. auf den 10. Februar 1799, also zwei Wochen vor seinem Tod).

Aus mediterranen Zeiten

Irgendwann stand er auf und absolvierte seinen Dauerlauf, mit welcher Musik in den Ohren, das wurde nicht überliefert. Das Wetter ließ an diesem Tag eine Benutzung der anderen Dachterrasse nicht zu, und so setzte er sich zum Frühstück in den leeren Wintergarten, wo er sich anschließend auch wieder mit seinen Büchern und dem Laptop einrichtete. Aus dem Kamin stieg Mr Blooms Großvater Lipoti Virag und analysierte die Qualität der drei Huren im Raum, dann ging es darum, wie man Warzen loswerden konnte, was Hans Köberlin an The Adventures of Tom Sawyer erinnerte …
»Die würde ich auch gerne noch einmal lesen, und natürlich The Adventures of Huckleberry Finn, und auf dem Mississippi würde ich auch gerne einmal fahren, auch wegen Faulkner, aber bei meiner Rückkehr werde ich wahrscheinlich pleite und verschuldet sein …«
… und es ging um Schlangen, die gierig nach der Milch der Frauen waren, und um pralle Kuheuter und um eine Motte … Hans Köberlin kam bis zu der Passage, in der Mr Bloom unter seinem Alias Henry Flower als Orpheus mit der Leier auftrat, dann legte er den Ulysses beiseite und las in Schwarze Spiegel weiter.* Dabei stieß er auf einen wahrscheinlichen oder eventuellen (auch er, Hans Köberlin, hatte bei dem betreffenden Sachverhalt kein Insiderwissen) kleinen Lapsus des sich doch selber für unfehlbar wähnenden Autors. Auf Seite 215 schrieb der nämlich …

Vorm Einschlafen : trotz Müdigkeit schon eine Zeichnung gemacht fürs Haus. Morgen muß ich gleich noch einmal in die Wacholderringe und genau die Stelle ausmessen, wie hoch usw. (Und auch für den Schuppen. Am besten gleich mit Pflöcken abstecken. – Im Ort noch Millimeterpapier suchen).

Arnoschmidtleser wußten genau, wie man sich so eine Zeichnung vorzustellen hatte, nun, auf Seite 217 dann …

Drei Tischler waren im Ort gewesen : da hatt’ ich die Auswahl (und Zeichenmaterial en masse aus der Walldorf-Schule unten); so saß ich lange, bis in die lichterzuckende Nacht und grübelte …

Hans Köberlin fragte sich, ob eine Wal(!)dorfschule die richtige Adresse für Millimeterpapier, spitze Zeichenstifte und Lineale war, Steiners hatten es doch nicht so mit dem Geraden und mit den rechten Winkeln … und selbst wenn es in einer Wal(!)dorfschule Zeichenmaterial für den Geometrieunterricht geben sollte, so doch sicher nicht »en masse«, wie etwa Fingerfarben, dicke Aquarellpinsel und Aquarellpapier und ähnliches Material zum Malen von rundamorph Verlaufendem … Hans Köberlin konsultierte seinen digitalen Bargfelder Boten, doch dort wurde, soweit seine Recherche ergab, die Frage nicht verhandelt. – Dem ungeachtet war es wie immer ein großes Vergnügen, Arno Schmidt zu lesen. Hans Köberlin las auch, nach dem er es länger nicht zur Hand genommen hatte, in Alice Schmidts Tagebuch, wie das Ehepaar Schmidt 1954 in ziemlich knappen Verhältnissen den Geburtstag verbracht hatte. Ansonsten beschäftigte er sich wie immer mit seiner üblichen Lektüre und dem Festhalten seiner Reflektionen.


* Auch Arno Schmidt hatte ja bekanntlich eine Orpheus-Variation geschrieben, Caliban über Setebos, und Clemens Limbularius hatte eine erlebt, vgl. HannaH & SesyluS.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel X [Phase IV – oder: modus vivendi], 7. bis 30. Januar 2014).

Über Probleme

Das Wort »Problem« kann eine tückische petitio principii sein (…) Eine weitere Schattenseite der falschen Probleme ist es, Lösungen vorzuschlagen, die ebenfalls falsch sind.

(Jorge Luis Borges, Doktor Américo Castros Besorgnisse; in: Inquisitionen; in: Werke in 20 Bänden, hrsg. von Gisbert Haefs und Fritz Arnold, Bd. 7, Frankfurt am Main 1992, S. 37). 


Donnerstag, 26. März 2015

Mittwoch, 25. März 2015

Meine Rede

Relationen und Ähnlichkeiten zwischen Dingen finden, die sonst niemand sieht. Auf diese Weise kann Witz zu Erfindungen leiten.

(Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher; in: Schriften und Briefe, München 1968ff., Bd 2, S. 255; vgl. auch The Chums of Chance).

Dienstag, 24. März 2015

Drei Stellen

Drei Stellen, die ich 2008 warum auch immer in Tarkowskijs Tagebuch Martyrolog angestrichen habe, in denen sich der Regisseur allerdings auf andere Texte bezieht:

»er [Heyse] sagte, ein Dilettant sei ein kurioser Mensch, der Genuß daraus ziehe, das zu tun, wovon er nichts versteht.«

»Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Mörder (Joh 10.1).«

»Es ist sehr nützlich, Menschen aus dem Wege zu gehen, die Dir nicht gleichen und die von anderen Wünschen beherrscht werden (Seneca, 30. Brief an Lucillus).«

Eine Allegorie

Doch die ideale Julia der besseren Wirklichkeit hat dem fiktiven Romeo meines Blutes das hohe Fenster des literarischen Gesprächs vor der Nase zugeschlagen.

(Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares, hrsg. von Richard Zenith, Zürich 2003, S. 45; dort spricht er auch von dem »Mantel-und-Degen-Roman von Existenzen ohne Balkon«).

Ironie des Schicksals

Stan Laurels Bruder starb nach einer Zahnbehandlung an einer Überdosis Lachgas.

Heillos

»Und weil es so einmalig war, kann ich es sagen: Ich war da Wort für Wort in der Zeit, so als sei diese mein Ort.« (Peter Handke, Mein Jahr in der Niemandsbucht. Ein Märchen aus den neuen Zeiten, Frankfurt am Main 2007, S. 228).

Und obwohl es wahrscheinlich nicht im Sinne des Zitierten ist, gab mir das Lesen dieser Zustandsbeschreibung ein, daß es gut ist, in dieser Welt heillos zu sein.

Montag, 23. März 2015

The Chums of Chance

Warum der Gebrauch eines Roue à livres:

Die wirklich guten Dinge widerfahren einem, das ist im Leben so wie beim Schreiben, man kann sie für gewöhnlich nicht erzwingen; man kann ihnen allerdings, zumindest beim Schreiben, günstige Konditionen  für potentielle Widerfährnisse einräumen, etwa durch die simultane Lektüre diverser divergierender Bücher, mehr oder weniger aus einer Laune heraus ausgewählte Bücher oder zufällig ausgewählte Bücher oder nach einer unverhofften Begegnung über einen gekommene Bücher.

»Die Kraft zu kombinieren und Aehnlichkeit zu finden wächst bei mir so, daß ich zuletzt gar keine Unähnlichkeit mehr kenne, sondern wie ein Gott alles ähnlich sehe.« (Jean Paul, Ideen-Gewimmel. Texte und Aufzeichnungen aus dem Nachlaß, hrsg. von Kurt Wölfel und Thomas Wirtz, Frankfurt am Main 1996, S. 82).

»Die Gabe, Ähnlichkeit zu sehn, die wir besitzen, ist nichts als nur ein schwaches Rudiment des ehemals gewaltigen Zwanges, ähnlich zu werden und sich zu verhalten. Und das verschollene Vermögen, ähnlich zu werden, reichte weit hinaus über die schmale Merkwelt, in der wir noch Ähnlichkeit zu sehen imstande sind.« (Walter Benjamin, Lehre vom Ähnlichen; in: Gesammelte Schriften, unter Mitwirkung von Theodor W. Adorno und Gershom Scholem hrsg. von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser, Frankfurt am Main 1982, Bd. 2, S. 210; vgl. auch ebd.: Über das mimetische Vermögen).

Bücherliste #3

Beschluß der aktuellen Liste der Bücher auf dem Roue à livres:
  • Niklas Luhmann, Schriften zu Kunst und Literatur, hrsg. von Niels Werber, Frankfurt am Main 2008
    »Es geht um verschiedene Formen des Umgangs mit dem, was durch Beobachtung unbeobachtbar wird.« (S. 245).
  • Peter Handke, Mein Jahr in der Niemandsbucht. Ein Märchen aus den neuen Zeiten, Frankfurt am Main 2007
    »Es hatte bei dieser um nichts zu gehen als um das Erzählen von Vorgängen, friedlichen, die schon das Ganze und insgesamt am Ende vielleicht das Ereignis wären: Das Strömen eines Flusses durch die Jahreszeiten; das Dahinziehen von Leuten; das Fallen des Regens, auf Gras, Stein, Holz, Haut, Haar; der Wind in einer Kiefer, in einer Pappel, an einer Steinwand, zwischen den Zehen, unter den Achseln; jene Stunde vor der Dämmerung, da im Himmel die letzten Schwalben kurven, mittendrin das erste Zickzack der Fledermäuse; die Spuren der verschiedenen Vögel am Grund einer Feldweglache; das bloße Abendwerden, mit der Sonnenkugel noch im Westen, der des Mondes genau gegenüber im Osten.« (S. 226f.).
  • Raymond Queneau, Une histoire modèle / Eine Modellgeschichte, München 1985
    »Le roman comique. Lorsque le narrateur sourit et dédaigne la mort, on appelle son récit un roman comique.« (S. 16).
  • Robert Walser, Sämtliche Werke in Einzelausgaben, hrsg. von Jochen Greven, Zürich und Frankfurt am Main 1985
    »Ich stand so herum, mochte nicht recht vorwärtsgehen. Wenn ich ging, hieß es mich stillstehen, und stand ich still. so drängte es mich wieder vorwärts.« (Bd. 16, S. 23).
  • Wolfgang Schulz, Dokumente der Gnosis, Augsburg 2000
    »So ist etwa das manichäische System, das gänzlich auf der Lehre von den ›Drei Zeiten‹ oder ›Drei Momenten‹ fußt (initium, medium und finis), nur die großartige Arbeit an einem universellen und scheinbar objektiven Entwurf eines zugleich anthropologischen, kosmologischen und soteriologischen Mythos, der unseren Formulierungen zugrunde liegt.« (S. 26; das erinnert doch fatal an Telos!).
ENDE DES EXILS

  •  Friedrich Glauser, Das erzählerische Werk, hrsg. von Bernhard Echte und Manfred Papst, Zürich 2000
    »Unterwegs lasen wir [Friedrich Glauser und Tristan Tzara] das Gutachten des Psychiaters: es war sehr amüsant. Als Beweis für den Irrsinn seines Patienten [Tristan Tzara] hatte der Seelenarzt Gedichte seines Patienten zitiert, die mehr als deutlich beweisen sollten, daß es sich hier um einen krassen Fall von Verblödung handeln müsse.« (Bd. 2, S. 70).
  • Arno Schmidt, Abend mit Goldrand. Eine MärchenPosse. 55 Bilder aus der Lä/Endlichkeit für Gönner der VerschreibKunst, Frankfurt am Main 1975
    »ANN’EV’ (sie zuckt, unparteiisch, die braunen Achseln; und legt den Mund wieder aufs Knie. Sie murmelt): ›Die Materie strebt ebm nach Form.‹« (S. 27).
  • Peter Fuchs / Andreas Göbel (Hg.), Der Mensch – das Medium der Gesellschaft?, Frankfurt am Main 1994
    »Eine erste wichtige Hinsicht ist, daß Abstraktionen wie ›der Mensch‹ angewiesen sind auf eine übernatürliche Ordnung, die gewissermaßen den Beobachterstandpunkt angibt, von dem aus sie als Abstraktionen möglich werden. Das aber setzt voraus, daß diese übernatürliche Ordnung eine überlokale Ordnung ist.« (Rudolf Stichweh, Fremde, Barbaren und Menschen. Vorüberlegungen zu einer Soziologie der ›Menschheit‹, S. 77).
  • Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares, hrsg. von Richard Zenith Zürich, 2003
    »Ich höre die Zeit fallen, Tropfen um Tropfen, und nicht einen Tropfen, der fällt, hört man fallen.« (S. 40).

Bücherliste #2

Fortsetzung der aktuellen Liste der Bücher auf dem Roue à livres:
  • Michel Serres (Hg.), Elemente einer Geschichte der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2. Aufl. 1995
    »Wie jeder weiß, gibt es zwei Arten von Artefakten: solche, die von uns unabhängig sind, und solche, die von uns abhängen. Nur die ersten funktionieren ununterbrochen oder, besser gesagt, hören niemals auf, Artefakte zu sein. Beispiel: Mauer und Dach schützen uns ständig, selbst wenn wir schlafen, doch wenn wir Spaten und Schreibfeder fallen lassen, schlafen sie, sind unnütz und nichtig, intelligent nur in unseren ekstatischen Stunden. Die wahren Werkzeuge sind im Grunde nicht auf uns angewiesen; die übrigen ruhen zu oft, um auf jenen Titel wirklich Anspruch erheben zu können. Wenn also drei Automatismen einen und denselben Namen tragen, der das Erkennen ausdrückt – der automatische Pfahl, der sich der Sonne entgegenstreckt; der automatische Winkel oder Seitenstreifen, den man anlegt oder wegnimmt; und die automatische Operation, deren Iteration Zahlenreihen erzeugt –, so ist damit der Weg zur artifiziellen, künstlichen Intelligenz bezeichnet. Deren Wandlungen, deren Werden wir in diesen drei Stadien erkennen: zunächst Ding, Pfahl oder Achse, spekulatives Werkzeug; dann Lineal, das sich zur beliebigen Reproduktion von idealen Geraden, Winkeln, Polygonen eignet, die diesem Lineal extrahiert oder, besser gesagt, abstrahiert wurden; schließlich formale Operation mit Zahlen, automatische Regel, Algorithmus.« (Michel Serres, Gnomon. Die Anfänge der Geometrie in Griechenland, S. 132).
  • Sören Kierkegaard, Die Wiederholung / Die Krise und eine Krise im Leben einer Schauspielerin, Reinbek 1961
    »Er ist da an die Grenze des Wunderbaren gekommen, und soweit dies also geschehen soll, muß es geschehen kraft des Absurden.« (S. 52).
  • Edmond & Jules de Goncourt, Journal. Erinnerungen aus dem literarischen Leben, Leipzig 2013
    »Die Liebe in unseren Büchern haben wir reichlich aus unserem Hirn, aus der Erschütterung unserer Vernunft geschöpft: einer von uns war gut acht Tage lang in ein Flittchen verliebt, und der andere drei Tage in eine Nutte zu zehn Francs. Macht elf Tage Liebe für zwei.« (Bd. 4, S. 111).
  • E. M. Cioran, Werke, Frankfurt am Main 2008
    »Die Werte des Eros erleben bedeutet, unmittelbar leben, in der Augenblicklichkeit des Lebens, in seiner geheimen Notwendigkeit, die wegen der wesentlichen Naivität jedweder erotischen Erfahrung als Freiheit empfunden wird.« (S. 127).
  • Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher; in: Schriften und Briefe, München 1968ff., Bde. 1-3
    »Wir haben heutzutage eine ganze Menge sogenannter feiner Köpfe (nicht großer Geister). Es sind aber dieses nicht sowohl Leute, die groß in der ganzen Anlage ihres Geistes und zwar ursprünglich sind, sondern bei den meisten ist die Feinheit eine Schwächlichkeit, Hypochondrie, eine kränkliche Empfindlichkeit. Ein solcher Gelehrter ist zu feinen Bemerkungen aufgelegter als andere Menschen, stiftet aber [in] dem Reich der Gelehrsamkeit selten so viel Nutzen, glaubt viel ausrichten zu können, wenn er nur erst wollte, will aber niemals. Diese Leute bilden sich leicht nach allem wenn sie lauter Gutes lesen, so schreiben sie ziemlich gut, sie sind aber allzeit weit entfernt von der sicheren Richtigkeit der Alten, deren Genie der gesunden und festen Reife einer Frucht und nicht der welken wurmstichigen, wiewohl oft schönfarbigen einiger Neueren gleicht.« (Bd. 1, S. 55f.).
(siehe → #3).

Samstag, 21. März 2015

Bücherliste #1

Die aktuelle Liste der Bücher auf dem Roue à livres:
  • Ingeborg Bachmann, »Todesarten«-Projekt, kritische Ausgabe, unter Leitung von Robert Pichl hrsg. von Monika Albrecht und Dirk Göttsche, München / Zürich 1995
    »Er versuchte zu scherzen, sie fingen miteinander zu spielen an, weißt du noch, sie wußte, er wußte, immer weißt du noch.« (Bd. 1, S. 297).
  • Alice Schmidt, Tagebuch aus dem Jahr 1954, hrsg. von Susanne Fischer, Bargfeld 2. Aufl. 2005
    »P[ost]: Der Ahldener Drogist schickt Postkartenphoto der Ahldener Prinzessin. Doch recht nett geworden. Entschuldigt sich, die Amtsgerichtsherren hätten ’s ihm nicht früher genehmigt.« (S. 215; Arno Schmidt arbeitete da gerade an Das steinerne Herz).

BEGINN DES EXILS
  • Jorge Luis Borges, Werke in 20 Bänden, hrsg. von Gisbert Haefs und Fritz Arnold, Frankfurt am Main 1991ff.
    »¿Qué es una inteligencia infinita? … Los pasos que da un hombre, desde el día de su nacimiento hasta el de su muerte, dibujan en el tiempo una inconcebible figura. La Inteligencia Divina intuye esa figura inmediatamente, como la de los hombres un triángulo.« (Bd. 7, S. 214).
  • Walter Benjamin, Das Passagen-Werk; in: Gesammelte Schriften, unter Mitwirkung von Theodor W. Adorno und Gershom Scholem hrsg. von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser, Frankfurt am Main 1982, Bd. 5
    »Die Stadt zehnfach und hundertfach topographisch zu erbauen aus ihren Passagen und ihren Toren, ihren Friedhöfen und Bordellen, ihren Bahnhöfen und ihren … genau wie sie sich früher durch ihre Kirchen und ihre Märkte bestimmte. Und die geheimeren, tiefer gelagerten Stadtfiguren: Morde und Rebellionen, die blutigen Knoten im Straßennetze, Lagerstätten der Liebe und Feuersbrünste.« (S. 135f.).
(siehe → #2).

Roue à livres

… und wenn man ihn [Hans Köberlin] gefragt hätte, wie er sich in dieser neuen Ära post Telos in seinem Exil beschreiben würde, dann wäre er nicht mit einer Beschreibungsbeschreibung gekommen, sondern mit einem Bild, er hätte nämlich auf Agostino Ramellis berühmten Stich Roue à livres aus Le diverse et artificiose machine (Paris 1588) verwiesen (…) Wie hieß es im Ulysses noch: »Reading two pages apiece of seven books every night, eh?« (James Joyce, Ulysses, with an Introduction by Cedric Watts, London 2010, S. 37).

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel VI [Phase II – oder: post Telos], 3. bis 14. November 2013; vgl. auch Telos, a. a. O., S. 160ff. und Asymmetrie).

Freitag, 20. März 2015

Noch ein guter Rat

Jemand äußerte damals die Ansicht, wenn das Schcksal uns die weisen Männer versage, müsse man die Unweisen aufsuchen.

(Jorge Luis Borges, Der Mann auf der Schwelle; in: Das Aleph; in: Werke in 20 Bänden, hrsg. von Gisbert Haefs und Fritz Arnold, Bd. 6, Frankfurt am Main 1992, S. 128).

Mittwoch, 18. März 2015

»Auch der freundliche Umgang kennt feine Unterschiede.«

Als der Ober bei meinem Fortgehen bemerkte, daß ich die Weinflasche nur halb geleert hatte, drehte er sich nach mir um und sagte: »Bis bald, Herr Soares, und gute Besserung!«

(Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares, hrsg. von Richard Zenith, Zürich 2003, S. 32).

Dienstag, 17. März 2015

Asymmetrie

Das Dunkel hindert nicht das Erscheinen des Hellen, doch stets verwehrt uns das Licht, die Dunkelheit je zu gewahren.

(Michel Serres, Gnomon. Die Anfänge der Geometrie in Griechenland; in: ders. (Hg.), Elemente einer Geschichte der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2. Aufl. 1995, S. 130).

Drehen wir an dieser Stelle, um ein Beispiel für Hans Köberlins Lektüremodus zu geben, bei dem gerade in der Leseposition auf Seite 114 aufgeschlagenen Buch – es handelt sich um Serres’ Éléments dʼhistoire des sciences – das Bücherrad um ein Buch zurück, zu Walter Benjamin, lassen aber das Passagen-Werk unberührt und begeben uns stattdessen zu der digitalisierten Ausgabe der Gesammelten Schriften (wir befinden uns in einem Bild, darum geht das einfach so) und schlagen virtuell in deren erstem Band die Seite 696 auf und lesen dort in Benjamins geschichtsphilosophischen Thesen: »Wer immer bis zu diesem Tage den Sieg davontrug (und in den, den Sieger, sich dann die Geschichtsschreiber des Historismus einfühlten), der marschiert mit in dem Triumphzug, der die heute Herrschenden über die dahinführt, die heute am Boden liegen. Die Beute wird, wie das immer so üblich war, im Triumphzug mitgeführt.« (Über den Begriff der Geschichte; in: Gesammelte Schriften, unter Mitwirkung von Theodor W. Adorno und Gershom Scholem hrsg. von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser, Frankfurt am Main 1982, Bd. 1, S. 696). Dann drehen wir an dem Bücherrad, bis wir wieder das von Serres herausgegebene und auf Seite 114 aufgeschlagenen Buch vor uns liegen haben und lesen dort noch einmal das, was uns bewogen hat, das Bücherrad zu bewegen, lesen also wie Serres die Pyramiden von Gise mit Thales’ Theorem von der Invarianz einer Form bei Variation der Größe vergleicht und wie er diesen Vergleich als den des Härtesten (die gewaltige Steinmasse der Pyramiden) mit dem Sanftesten (der reinen Form) bezeichnet und wie er zu dem erstaunlichen Schluß kommt, daß Kulturen, um zu überleben – was soviel heißt wie: zu überdauern, was soviel heißt wie: tradiert zu werden – nicht den Sieger, sondern das Opfer gespielt hätten, und nur das Sanfteste bliebe (vgl. Serres, Gnomon, a. a. O., S. 114ff.). Läge ein Band der Schriften Laotses auf dem Bücherrad, so drehten wir nun dorthin, da dem aber nicht so ist, drehen wir das Bücherrad zu Brecht (wir tun einmal so, als läge da ein Band von Brechts Gesammelten Werken, was er nach obiger Liste momentan nicht tat) und lesen in dessen Gedicht Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration

Doch der Mann (der Zöllner) in einer heitren Regung
Fragte noch: »Hat er (Laotse) was rausgekriegt?«
Sprach der Knabe (Laotses Adlatus): »Daß das weiche Wasser in Bewegung
Mit der Zeit den harten Stein besiegt.
Du verstehst, das Harte unterliegt.«

(Gesammelte Werke, hrsg. vom Suhrkamp Verlag in Zusammenarbeit mit Elisabeth Hauptmann, Frankfurt am Main 1967, Bd. ?, S. ?). – Wir nannten eben Serres’ Schluß deswegen erstaunlich, weil er meinte, das Opfer zu spielen sei eine Überlebensstrategie von Kulturen (und er ging sogar so weit zu sagen, Thales habe das Spiel des Härtesten umgedreht), und wir fragen uns, ob denn die Mathematik (oder die Geometrie) außer in den Hochzeiten der heiligen Inquisition je das Opfer hätte spielen müssen …: im Gegenteil, willfährige Dienerin eines jeden, der sie benutzen wollte, auch der Pyramidenbauer, war sie, die Schlampe, stets und ist sie noch, universal wie sonst nur noch das Geld. – Hatte man es hier nicht vielmehr – auch im Verständnis Benjamins – mit zwei Siegern zu tun? Wir können Serres Motivation nachvollziehen, er wollte Benjamins Pessimismus relativieren: »Seht her, nicht immer wird auf den Opfern herumgetrampelt, sie sind gar keine Opfer, sie spielen nur Opfer, bis der Karnevalszug vorbei ist …« Und ist nicht eigentlich das, so fragen wir, was als ›Kultur‹ bezeichnet wird und identitätsstiftend wirken soll, qua Exklusion des Nichtidentischen immer schon Täter gewesen?

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel VI [Phase II – oder: post Telos], 3. bis 14. November 2013).

Guter Rat

Und warum brauchen wir denn eigentlich soviel Sinn? Können wir denn nicht leben, selbst wenn diese Welt eines Sinnes ermangelte? Kann ein Rausch der Urgründigkeit, ein hemmungsloser Dionysismus denn diesen universalen Unsinn nicht ersetzen? Leben wir, weil das Leben keinen Sinn hat!


(E. M. Cioran, Auf den Gipfeln der Verzweiflung; in: Werke, Frankfurt am Main 2008, S. 122).

Montag, 16. März 2015

Aussicht

Ich werde friedlich in einer kleinen Wohnung, in der Umgebung von diesem oder jenem, eine Ruhe genießen, in der ich nicht zustande bringen werde, was ich auch heute nicht zustande bringe, und werde, um es weiterhin nicht zustande gebracht zu haben, nach anderen Ausreden suchen als jene, hinter denen ich mich heute verstecke.

(Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares, hrsg. von Richard Zenith, Zürich 2003, S. 22).

Und schauen wir doch einmal auf die Projekte oder gar Lebensschreibentwürfe unserer beiden mittlerweile arg in die Jahre gekommenen Protagonisten, dem früheren und dem jetzigen, dem Herausgeber und seinem Autor: da haben wir einmal ›Aufzeichnungen über Aufzeichnungen und Kommentare zu Kommentaren und Anmerkungen über Anmerkungen und Anhänge zu Anhängen‹ als der Versuch der Etablierung einer vierten Buchreligion – oder einer sechsten Buchreligion, nach der fünften von James Joyce und der sechsten von Arno Schmidt etablierten – (Clemens Limbularius), und zum anderen ›Schreiben ohne Leser‹, was allerdings etwas anderes war als ›Schreiben und nicht gelesen werden‹ (Hans Köberlin).

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel I [Prolog – oder: Was zuvor geschah], von Anbeginn der Schöpfung bis zum Dienstag, dem 1. Oktober 2013).

Samstag, 14. März 2015

Die Dahme bei Spindlersfeld

Einer jener Tage, an denen es nicht aufklaren will …


… und er fragte, was denn die Wettervorhersage gemeldet habe, Konversation nannte man solches. Der Wirt goutierte es und meinte mit einer leidenden Miene, Regen, Regen, nichts als Regen, Verschlimmerung der Lage an allen Orten, man müsse keine Brechomantie betreiben um vorauszusagen, daß das auf die totale Katastrophe hinauslaufen würde. Jaja, ging Clemens darauf ein, während er seinen Espresso zuckerte und in gewohnter Manier abwechselnd an der kleinen Tasse und dem großen Schwenker mit dem französischen Lebenswasser nippte, schon König Sargon habe den zweiten Teil seines auguralwissenschaftlichen Werkes den Vorbedeutungen der Regenschauer gewidmet …

(HannaH & SesyluS, aus der E-Book-Fassung, die demnächst erscheinen wird).

Freitag, 13. März 2015

Daevid Allen (13. Januar 1938 – 13. März 2015)

Banana, nirvana, mañana (you know)
Banana, nirvana, mañana (I know)
Banana, nirvana, mañana (we know)
Banana, nirvana, mañana (who knows)
Banana, nirvana, mañana (you know)
Banana, nirvana, mañana (I know)
Banana, nirvana, mañana (we know)
Banana, nirvana, mañana (who knows)

(aus: Radio Gnome Invisible; aus dem Album Flying Teapot, 1972).

Warum einfach …

Er knüpfte weitschweifige und nahezu unentwirrbare Satzperioden, überladen mit Einschüben, in denen die Schlampigkeit und der Schnitzer Formen der Geringschätzung zu sein schienen. Aus der Kakophonie machte er ein Werkzeug.

(Jorge Luis Borges, Die Theologen; in: Das Aleph; in: Werke in 20 Bänden, hrsg. von Gisbert Haefs und Fritz Arnold, Bd. 6, Frankfurt am Main 1992, S. 36).

Donnerstag, 12. März 2015

Sich wundern können

Dekadenz bedeutet den vollständigen Verlust der Unbewußtheit.

(Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares, hrsg. von Richard Zenith, Zürich 2003, S. 13).

Es gab ja bekanntlich zwei Modi, die einen sich nicht wundern ließen: zum einen wenn nur alltägliche Phänomene in vollkommener Regelmäßigkeit auftraten und die Gewohnheit gerade dies nicht verwundern ließ (wie es Hans Blumenberg einmal in einem Gedankenexperiment formuliert hatte), und zum anderen wenn einem der Alltag zu etwas Wunderlichem geworden war, entweder weil man keine alltägliche Welt mehr hatte oder bloß seinen privaten, mit dem allgemeinen inkompatiblen Alltag, einen Alltag also, der einen sich über nichts mehr wundern ließ, also quasi einen Alltag voller Außeralltäglichkeiten, oder wie in einem Traum, in dem man auch die seltsamsten Umstände und Begebenheiten als selbstverständlich hinnahm.

(aus: … du rissest dich denn ein., Berlin 2010, S. 572f.).

Vorstellung, das Leben sei ein Roman

Am 8. Juni 1931 diskutierte Walter Benjamin mit Brecht über das Wohnen, wobei Brecht ein »mitahmendes« Wohnen (ein schönes Wort, analog zu »nachahmen« gebildet), »das seine Umwelt ›gestaltet‹, sie passend, gefügig und gefügt anordnet; eine Welt, in der der Wohnende auf seine Weise zu Haus ist«, vom Wohnen als einer »Haltung, sich überall nur als Gast zu fühlen« unterschied. Diese Unterscheidung korreliert frappant mit Claude Lévy-Strauss’ 1962 in La pensée sauvage artikulierte Unterscheidung der Menschheit in Ingenieure und Bricolateure. Benjamin unterschied dagegen »das Wohnen das dem Wohnenden das Maximum und dasjenige, das ihm das Minimum von Gewohnheiten mitgibt.« Und über den ersten Typus schrieb er: »Der Mensch wird eine Funktion der Verrichtungen, die die Requisiten von ihm verlangen.« Und den zweiten Typus des Wohnens nennt er »das Hausen«. (Walter Benjamin, Gesammelte Schriften, unter Mitwirkung von Theodor W. Adorno und Gershom Scholem hrsg. von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser, Frankfurt am Main 1982, Bd. 6, S. 435f.). Und zum Abschluß dieses nur zwei Monate umfassenden Tagebuches: »Nachtrag zu Brechts Untersuchungen über das Wohnen und die Vorstellungen im allgemeinen: Wohnen im Hotel. – Vorstellung, das Leben sei ein Roman.« (ebd., S. 441).

Mittwoch, 11. März 2015

Die elektrische Phase

In der ehemaligen Hauptstadt schließlich – es war nicht bloß eine sentimentale, sondern ein wenig auch eine historische Reise …
Wenn das mal nicht dasselbe ist … Histourismus! Hysterismus!
… in die gute, alte ideologiekritische BeErDe der Achtundsechziger (freie Liebe) und der Ära Brandt (der Kniefall) und der Ära Fassbinder (Mein Traum vom Traum des Franz Biberkopf und, und, und …) –, in der ehemaligen Hauptstadt also war Clemens, soweit er sich erinnern konnte, bloß zweimal in seinem Leben gewesen, einmal (als er bereits in der Stadt der Narren lebte) mit seinem katholischen Cousin auf einer von dessen Kirchengemeinde organisierten Demonstration (er wußte nicht mehr wogegen, es müssen aber weltliche Belange gewesen sein – Kernkraftwerke oder Raketen –, sonst wäre er nicht mitgegangen), während deren Verlauf er mit einer kleinen Katholikin angebandelt und von ihr einige erstaunliche katholische Sexualpraktiken gelernt hatte (daß es so etwas gab … kaum zu glauben!), und ein andermal (vorher) als die dortige Universität ein kleines Jazzfestival veranstaltet und man sich das Contact Trio (Evert Brettschneider g, Alois Kott b, Michael Jüllich dr, perc) angehört und angeschaut hatte (regelmäßig hatte er über ein paar Jahre mit einem guten Freund die Jazzfestivals weiter oben am Strom auf dessen anderer Seite besucht, und später dann, als er in der Kurstadt lebte, mit anderen Freunden zwei- oder dreimal ein eher avantgardistisches Jazzfestival im Kohlenpott). Das (während der Jazzfestivals weiter oben am Strom auf dessen anderer Seite) war die Zeit, in der sich Miles Davis nach seiner elektrischen Periode zurückgezogen hatte, nachdem er vielleicht das Beste geschaffen hatte, was in derartiger Musik zu schaffen war, natürlich Bitches Brew, aber vor allem die – auch von Karlheinz Stockhausen beeinflußten – später als On the Corner Sessions publizierten Stücke, vor allem seine Referenz an den Duke, He Loved Him Madly, dann noch Dark Magus, das Konzert am 30. März 1974 in der newyorker Carnegie Hall … und am 1. Februar 1975 die beiden Konzerte in Osaka: Agharta und Pangaea … (unglaublich, die letzten Klänge von Pangaea, dieses sanfte Verschwinden nach dem Heftigen vorher …,* und Clemens hoffte, daß das eine oder andere, was es da an Mitschnitten von Konzerten, die damals (1974 und 1975, da war er, Miles Davis, ungefähr so alt gewesen wie Clemens jetzt … und auf was konnte der da nicht alles zurückblicken …!) meist aus sehr langen spontan improvisierten Stücken mit nur gelegentlichen Anleihen bei den bekannten Kompositionen der Studioalben bestanden, noch in irgendwelchen Archiven geben mußte, irgendwann publiziert werden würde), also jene Zeit von Miles Davis’ Rückzug und die Zeit, in der sich in der alten Welt der typische ECM-Sound (der seit einigen Jahren auch den Soundtrack zu dem Spätwerk Godards lieferte), vor allem von hiesigen Musikern und welchen aus dem Norden des Kontinents,** oft ein wenig sphärisch und esoterisch, zu etablieren begann, so jedenfalls charakterisierte der Dilettant Clemens, der ECM-Langspielplatten erst ab den späteren siebziger Jahre rezipierte (Staircase von Keith Jarrett war 1977 seine erste gewesen, der folgte Terje Rypdals After the Rain und schließlich kam die bereits 1973 entstandene LP The Colours of Chloë von Eberhard Weber), für sich das allgemeine Produktions- und Rezeptionsverhalten in der Jazzszene, dabei einteilend in die afrikanische und die europäische (weniger riskante) Richtung, was aber – wie uns jeder Kenner bestätigen wird – eine ziemlich unterkomplexe Erklärung war und so sicher auch nicht ganz stimmte.


* In der neuen Welt, so wird kolportiert, wurde einmal ein Mann verhaftet, als er eine von ihm gestohlene Limousine wieder vor dem Haus des Besitzers abstellen wollte. Als man ihn fragte, wieso er denn dieses Risiko auf sich genommen habe und da aufgetaucht wäre, habe er berichtet, er sei mit der Limousine ziellos durch die Nacht gefahren und habe irgendwann die Musikanlage eingeschaltet. So etwas habe er noch nie gehört, das sei unglaublich gewesen, kaum noch von dieser Welt, ihm seien die Tränen gekommen und er sei so lange herumgefahren, bis er alle CDs, die in dem Wagen gelegen, durchgehört. Dann habe er sich den Menschen vorgestellt, der solche Musik höre, und sich gedacht, daß er einem Menschen, der solche Musik höre, keinen unnötigen Ärger machen wolle. – Da der Mann wegen ähnlicher Delikte aktenkundig war, bekam er fünf Jahre ohne Bewährung, es gab also kein happy end, aber der Besitzer der Limousine soll ihm für seine Zelle einen Minihifianlage und eine Zusammenstellung aller wichtigen CDs von Miles Davis geschenkt haben. Deleuze hatte einmal in einer Vorlesung über Leibniz (am 15. April 1980) gesagt, ein Musiker sei jemand, der dem akustischen Strom, der die Welt durchquere und selbst die Stille umfasse, etwas entnehme.
** Merkwürdig, diese regionale Kumulation dort oben von sphärischem Jazz, Kriminalromanen mit grausamen Tötungsarten, Tennisspielern, Preßspanmöbeln, Kreuzworträtseln, Kinderbüchern und pornographischen Heftchen … Wie hatten The Stranglers 1978 auf Black and White noch gesungen: »Too much time to think too little to do« …

(aus: Telos, Berlin 2013, S. 64f.).

Sketches of Spain

Nach dem Abendessen – aus den bereits angesprochenen Zeitersparnisgründen gab es Spaghetti mit Pesto alla Genovese fertig aus dem Glas mit viel frisch gemahlenem Pfeffer und Parmesankäse, sehr wohlschmeckend, das sollte zu einem der beliebtesten Gerichte Hans Köberlins werden – blieb Hans Köberlin noch auf der anderen Dachterrasse und betrachtete den Sonnenuntergang und den Mondaufgang und später dann den unglaublichen Sternenhimmel und hörte dazu – wie billig an diesem Ort – Miles Davis’ Sketches of Spain. Hans Köberlins Favorit war nicht das Adagio aus dem Concierto de Aranjuez (obwohl er das auch immer wieder gerne hörte), sondern seine Favoriten waren Miles Davis’ Solo in Saeta und natürlich Solea, und um diesen wunderbaren Moment der lauen mediterranen Nacht und der Musik, die als ›göttlich‹ zu bezeichnen Hans Köberlin nicht umhin kam, zu verlängern, hörte er sich diese beiden Stücke (Saeta und Solea) noch einmal an. Danach mußte er etwas umständlich die aufwendige Installation, die diesen magischen Moment möglich gemacht – er hatte die beiden Lautsprecher hochgetragen, er hatte mit einer sogenannten Kabeltrommel eine Stromquelle auf der anderen Dachterrasse schaffen müssen, weil er vergessen hatte, den Akku des Laptops aufzuladen, und er mußte, als er alles installiert hatte, wieder heruntergehen, um unten die Lampen im Patio und dem Hof vorne, die die Stimmung gestört hätten, auszuschalten, und er mußte, als er wieder oben war, nochmals heruntergehen, weil er vergessen hatte, den Stecker der Kabeltrommel einzustecken –, er mußte also dies alles wieder deinstallieren.
»¡Vieran lo que me asombra este aparato!«

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel VI [Phase II – oder: post Telos], 3. bis 14. November 2013).

Dienstag, 10. März 2015

Bitches Brew

Clemens war, was das Erleben von Musik anging, ein Autodidakt (eine Formel Arno Schmidts dafür: Affe plus Genius durch drei), seine Urteilskraft ist nie systematisch gebildet worden, weder von den dafür Verantwortlichen in Sozialisation und Erziehung (was auch an Clemens’ Mißtrauen gegenüber den dafür Verantwortlichen lag), noch später von ihm selbst (was auch an der Clemens eigenen Schludrigkeit lag). So führten Zufälle ihn an Musik heran, wie zum Beispiel ein Film Godards an die Quartette Beethovens (bei deren Hören er wiederum stets an Maruschka Detmers’ Brüste denken mußte) oder die Laune eines Augenblicks (vielleicht wegen des Covers), die ihn mit siebzehn zu dem Kauf einer Doppellangspielplatte eines ihm bis dato unbekannten Trompeters (mit siebzehn! man muß sich das einmal vorstellen!) bewogen hatte, nämlich zu Miles Davis’ Bitches Brew. Über Bitches Brew hatte ihm sein Instinkt bereits bei dem ersten erstaunten Hören gesagt, daß er da etwas erstanden hatte, das ihn sein ganzes Leben lang begleiten würde. Ihm drängte sich, wenn er sich dieser Musik aussetzte, immer das Bild eines Raumes mit viel mehr als den drei üblichen Dimensionen auf (Miles Davis hatte die Rhythmusgruppen in der sogenannten elektrischen Phase ja auch mehrfach besetzt), eines Raumes, den die Musiker unablässig erschufen und in den Miles Davis dann seine Akzente mit der Trompete setzte, Punkte oder Linien oder Vektoren oder … (Clemens hatte das meiste über Geometrie Erlernte vergessen und wir können ihm da auch nicht weiterhelfen). Es gab kein Hören, bei dem man nicht neue filigrane Nuancen in diesen Klangräumen (ein abgenutztes Wort, ich weiß) hörte, ein ständiges Flirren und Schwirren und dabei gleichzeitig wie ein fester Block da seiend, eine dichte Klangstruktur mit geradezu beängstigender Gewalt, wie Davis’ Biograph Ian Carr es beschrieben hatte. Mit dieser Raummetapher lag der musikalische Laie Clemens noch nicht einmal so arg daneben, auch Davis’ Freund Quincy Troupe bemerkte, es gäbe tiefe, geheimnisvolle Räume in der Musik, die etwas zwingend Mysteriöses und Magisches unter ihrer Oberfläche habe, und auch Miles Davis selber hatte von Räumen gesprochen, Thelonious Monk etwa könne ihm, Davis, nach seiner Ansicht keinen Raum schaffen, wohl aber dem Saxophonspiel John Coltranes. Und um noch einmal auf Carr zu kommen, zu der vielleicht treffendsten Charakteristik: Carr hatte gemeint, es sei gewissermaßen eine Musik, in der man eher wohnen solle, anstatt sie einfach nur anzuhören.

(aus: … du rissest dich denn ein., Berlin 2010, S. 25ff.).

Montag, 9. März 2015

Milestones

Ian Carr hat in seiner Miles-Davis-Biographie über Milestones geschrieben (ich habe die Quelle momentan leider nicht zur Hand): »Das ganze Album scheint von dem Gefühl durchzogen, daß die Vergangenheit reich, die Gegenwart angenehm und die Zukunft vielversprechend ist.«

Differenziert indifferent

Seine Tage hier würden jetzt wohl einförmiger werden, da er alle sichtbaren Gipfel bestiegen und da er fast alle ›natürlichen‹ Straßen (was so viel hieß wie: alle außer den labyrinthischen Straßen der Urbanizaciónes) begangen und da er alle Playas und alle Calas und alle Puertos in seinem fußgängerischen Einzugsbereich besucht hatte, Abwechslung und Sensationen würden das Lesen und das Schreiben und die Musik- und manche Filmrezeption in sein Hiersein bringen, und natürlich die alltägliche Sensation seines selbstbestimmten (wir verwenden den Ausdruck weiterhin) Hierseins an einem idealen Ort und die wenn möglich permanente Reflektion der alltäglichen Irrationalität seines selbstbestimmten Hierseins an einem idealen Ort …: er hatte es so gewollt: die Sensation, die in der Einförmigkeit lag. Das stand allerdings in Kontrast zu etwas anderem: Hans Köberlin empfand es nämlich als seltsam, wenn er sich musikhörend in den Büchern versenkte und – egal was auch immer, geistreiche Einfälle oder Banalitäten – schrieb, er war dabei wie in einer Blase, indifferent gegenüber seiner Umwelt, wie er es auch in der Hauptstadt gewesen und wie er es auch in Puglia gewesen, wo – in der Hauptstadt oder in Puglia – er dann auch hätte sein können, an egal welchem Ort sein können … nun aber war er hier und er war jetzt hier. Sein Hier- und Jetztsein war also zugleich äußerst signifikant und zugleich äußerst indifferent, und seine Emotionen lagen seit dem Verschwinden der Frau in der Sicherheitszone des Aeropuerto blank … Es gab Hafen für die Luft wie für das Meer … Hafen also als Orte an der Schwelle zu Elementen, die dem Menschen nicht per se zukamen, es gab keine Erdhafen und es gab keine Feuerhafen … vielleicht konnte man Raumhafen als Feuerhafen bezeichnen … und Hans Köberlin fragte sich, ob ihm jetzt dieser Gedanke von den Elementen, die dem Menschen nicht per se zukamen, allein gekommen, oder ob eine vergessene Erinnerung an eine Sloterdijk-Lektüre sich zurückgemeldet hatte.
»Aber ich muß hier sein, um mich meiner Umwelt gegenüber indifferent verhalten zu können. Vielleicht könnte man mein Verhalten am Schreibtisch (striptease table) als ›differenziert indifferent‹ bezeichnen …«

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel X [Phase IV – oder: modus vivendi], 7. bis 30. Januar 2014).

Im Kontext


Ironie des Schicksals

»Blind für wirkliche Schuld, kann das Schicksal doch unbarmherzig gegen die kleinsten Unachtsamkeiten sein«, zu dieser im Sinne des Wortes fatalen Einsicht kam der Erzähler in Borges’ El Sur (Der Süden; in: Fiktionen; in: Werke in 20 Bänden, hrsg. von Gisbert Haefs und Fritz Arnold, Bd. 5, Frankfurt am Main 1992, S. 154). Eine Illustration dieser Einsicht ist das Schicksal des Kunstfälscherehepaars Helene und Wolfgang Beltracchi, wie es Burkhard Müller in einem sehr lesenswerten Aufsatz berschreibt:

Die Stilkritik hat im Fall Beltracchis ein Fiasko erlebt, von dem sie sich so schnell nicht und vielleicht nie wieder erholen wird. Was die Provenienz angeht, also den möglichst lückenlosen Nachweis des Verbleibs eines Kunstwerks von seiner Entstehung bis zur Gegenwart, konnten die Beltracchis mit ihren frei erfundenen historischen Sammlungen straffrei ein Theater von erstaunlicher Unverfrorenheit abziehen. Es genügte an einem bestimmten Punkt, daß sie ein altes Wohnzimmer nachstellten, mit Fotokopien der von ihnen mittlerweile verkauften Gemälde schmückten (kam ja sowieso alles schwarzweiß rüber), Elena Beltracchi mit Rüschenbluse und Häubchen als Großmutter posierte (was offenbar keinem auffiel) und das Ganze mit einer altertümlichen Kamera festgehalten wurde.
Zum Verhängnis wurden den beiden schließlich Fehler beim Material: Eine Farbtube, auf der »Zinnweiß« stand, enthielt in Spuren ein Titanweiß, das zum fraglichen Zeitpunkt noch nicht auf dem Markt war. Sie fielen am Ende einer Fehldeklarierung zum Opfer. Man wird dieses Endes nicht recht froh. Es ist, als wäre Caesar, statt den Dolchen der Senatoren, einer Lebensmittelvergiftung erlegen. Sie sind über etwas gestürzt, was sich zu ihrem Können rein zufällig verhielt.

(Burkhard Müller, Beltracchi. Oder warum die Kunst den Zweifel braucht; in: Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, hrsg. v. Christian Demand, Heft 790, 69. Jahrgang, Stuttgart März 2015, S. 13).

Anders als Burkhard Müller allerdings werde ich dieses Endes recht froh (insofern es ein Ende geben mußte, damit es eine Geschichte werden konnte, ansonsten hätte ich den Beltracchis natürlich weiterhin ein frohes Schaffen gewünscht), denn eingedenk der Geschichten Poes und Borges’ oder eingedenk der zahlreichen Filme, die sich mit dem sogenannten perfekten Verbrechen beschäftigten, etwa Rififi (Jules Dassin, 1955) und L’ascenseur pour l’échafaud (Luis Malle, 1958), war dies ein angemessenes Ende, weil es angesichts der Komplexität des Falles von unglaublich banalem Charakter war, so daß es die sprichwörtliche Ironie des Schicksals aufblitzen ließ wie selten (und dem Schicksal eine Ironie zu unterstellen ist vielleicht eine bessere Wappnung gegen es als die Ergebenheit in es), und, wie Burkhard Müller gleichfalls anmerkte aber anders bewertete, weil es sich der Einflußnahme der Agierenden entzog. Gerade dies, so finde ich, tut der Überlegenheit der Beltraccis selbst in ihrem Scheitern keinen Abbruch, sie brauchten sich kein Versagen vorzuwerfen (daher paßt auch das einleitende Zitat nicht so ganz, denn es ist weit weniger denn eine Unachtsamkeit, nicht zu überprüfen, ob sich in einer Tube, auf der »Zinnweiß« stand, auch ja keine Spuren von »Titanweiß« befanden). Wäre Cäsar an einer Lebensmittelvergiftung gestorben, hätte das Shakespeare um eine Tragödie gebracht, Cäser jedoch wahrscheinlich nicht um seinen Nachruhm in der Historie, wie man am Beispiel seines Vorläufers Alexander III. von Makedonien sehen kann.

Eine Traumgraphik

Folgende Grafik, die wohl eine Art von Kreislauf der Reflexion illustrieren soll, erschien mir vergangene Nacht:



Sonntag, 8. März 2015

Ein klassischer Dialog

»Sprechen Sie auf einer sicheren Leitung?«
»Ja, natürlich!«
»Was war das?!«
»Was?«
»Das Knacken!«

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel VI [Phase II – oder: post Telos], 3. bis 14. November 2013).

Samstag, 7. März 2015

Ein Gang

Hans Köberlin ging den kürzesten Weg zum Meer und dort über die Promenade zum Playa La Fossa-Levante (und er ging nicht in die nördliche ›Tango Bar‹) und über den Playa La Fossa-Levante bis zum Peñón de Ifach und am Peñón de Ifach vorbei entlang des dortigen Hafens und entlang des Playa Cantal Roig über die Promenade zum Playa Arenal-Bol (und er ging nicht in die südliche ›Tango Bar‹) und über den Playa Arenal-Bol bis zum Ort und dort über Wege und Straßen und er erkundete die Küstenregion südlich des Ortskerns. Er geriet dabei in eine Siedlung, die hieß wie der ehemalige Gitarrist von Roxy Music, von dort gab es einen phantastischen Blick, aber der Küstenweg, den er gefunden hatte, mußte irgendwann vor den Siedlungen kapitulieren. Und plötzlich fand sich Hans Köberlin vor dem Salon des Carlos Metafonía wieder …

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel VIII [Phase III – oder: Konsolidierung], 19. November bis 19. Dezember 2013).

Freitag, 6. März 2015

Über Hypothesen

Sie werden mir entgegnen, daß die Wirklichkeit nicht die geringste Verpflichtung hat, interessant zu sein. Ich werde dem entgegenhalten, daß zwar die Wirklichkeit sich dieser Verpflichtung entziehen kann, Hypothesen aber nicht. Bei der von Ihnen improvisierten ist zuviel Zufall im Spiel.

(Jorge Luis Borges, Der Tod und der Kompaß; in: Fiktionen; in: Werke in 20 Bänden, hrsg. von Gisbert Haefs und Fritz Arnold, Bd. 5, Frankfurt am Main 1992, S. 118).

Am Ende der Geschichte stellt sich dann freilich heraus: das Interessante ist in dem Fall ein Kind des Zufalls.

Ein Jubiläum

Nur nebenbei bemerkt (fast hätte ich es vergessen): gestern, am 5. März also, vor zehn Jahren bin ich mit der Unterstützung von M*** und seiner damaligen Freundin nach Berlin und dort in den Bergmann-Kiez gezogen.

Sie fuhren, als die endlich kam, mit der Stadtbahn eine Station weit in Richtung Osten, stiegen dort in die Untergrundbahn um und fuhren mit der noch einmal fünf Stationen, was dann relativ zügig ging (Ernst Bloch sah seinerzeit in jedem U eines Untergrundbahnschildes die Utopie). Dann führte der Busenfreund Clemens über eine große Kreuzung und durch zwei Seitenstraßen (an der einen Kreuzung stand auf einem beleuchteten und von dem Wappen einer Biersorte gerahmten Schild Zwinger – Eine Kneipe? – Nein, er werde lachen: ein Swinger Club!). Clemens dachte angesichts des Namensschildes der Straße, in der sich das Hotel befand, sie sei nach einem Mathematiker benannt, aber eine Notiz unter dem Namensschild klärte ihn auf, daß es jemand gewesen war, der sich große Verdienste um die Turnbewegung gemacht habe, aber nicht der Turnvater, gegen den übrigens E. T. A. Hoffmann, der hier um die Ecke begraben liege, in seiner Funktion als Richter ermittelt habe. Turner, Freikorpsmitglieder und Burschenschaftler – in einen Sack gestopft und mit dem Knüppel drauf: man traf immer den richtigen.
Das Hotel war ein Bed and Breakfast, der Busenfreund fragte sich, worin der Unterschied zu einem früheren Hotel garni genannten Etablissement bestand (…) Man trat ein und der Busenfreund erklärte der schönen Frau hinter dem Empfangstresen, was er unter welchem Namen und für wen – für diesen Herren da, sagte er – reserviert habe, Clemens erledigte mit Interesse schmalredend die Anmeldeformalitäten – Schön sei es geworden. Wurde ja auch Zeit. Alles sei bloß noch klamm gewesen. Im Keller habe man Champignons züchten können. Man habe schon Schwimmhäute zwischen den Zehen bekommen. Und hinter den Ohren habe sich bereits das Moos ausgebreitet, steuerte der Busenfreund aus dem Hintergrund bei – und die beiden folgten gleichen Blickes der schönen Frau zu dem Aufzug, das ewig Weibliche … Man fuhr in der engen Kabine eng aneinandergedrückt in die dritte Etage, hm, pure von Jil Sander, meinte Clemens, und erntete dafür ein wohlwollendes Lächeln der Frau und ein bewunderndes des Busenfreundes.
Das Zimmer ginge nach hinten raus, leider, es täte ihr leid, eines zur Straße hin sei nicht mehr frei gewesen, aber er werde morgen im Hellen sehen, daß der Blick angenehm und relativ weit sei. Sie übergab Clemens die Schlüssel, Frühstück gäbe es von sieben bis zehn unten, ob sie noch etwas für ihn tun könne, nein, log Clemens, sie wünschte ihm einen angenehmen Aufenthalt in der Hauptstadt und ging unter den Blicken der beiden hinaus.

(vgl. …du rissest dich denn ein., Berlin 2010, S. 432f.).

Ein Faß ohne Boden

Da waren drei verschiedene Dinge, die irgendwie außerhalb waren, aber doch eigentlich hineingehört hätten und erledigt werden wollten. Eines, das wichtigste, war ein Faß ohne Boden. Mit einem irrealen Gefühl erwacht.

Donnerstag, 5. März 2015

Nirgends sein

Ich setzte mich auf eine Bank, die unter den freien Zweigen eines Weidenbaums stand, und indem ich mich so einem unbestimmten Sinnen überließ, wollte ich mir einbilden, daß ich nirgends sei, eine Philosophie, die mich in ein sonderbares reizendes Behagen setzte.

(Robert Walser, Am See; in: Träumen. Prosa aus der Bieler Zeit 1913-1920; in: Sämtliche Werke in Einzelausgaben, hrsg. von Jochen Greven, Bd. 16, Frankfurt am Main 1985, S. 14).

Auf die Spitze getrieben

Daß die Geschichte die Geschichte kopiert haben sollte, war schon bestürzend genug; daß die Geschichte die Literatur kopieren sollte, ist unfaßbar …

(Jorge Luis Borges, Thema vom Verräter und vom Helden; in: Fiktionen; in: Werke in 20 Bänden, hrsg. von Gisbert Haefs und Fritz Arnold, Bd. 5, Frankfurt am Main 1992, S. 114; vgl. auch … du rissest dich denn ein.).

Erste vorsichtige Annäherung

Der Unterschied zwischen Hölle und Himmel kann nur dieser sein: im Paradies kann man schlafen, wann man will, in der Hölle niemals (…) Es ist unmöglich, das Leben zu lieben, wenn man nicht schlafen kann.

(E. M. Cioran, Auf den Gipfeln der Verzweiflung; in: Werke, Frankfurt am Main 2008, S. 107).

Mittwoch, 4. März 2015

hopes and fears

Heute vor …

… einem Jahr (das soll nicht zu häufig passieren):

Die Referenzen nicht vergessen

Auf Friedhöfen liegen viele Menschen, ohne die die Welt nicht weiterleben könnte.

(Peter Fuchs, Der Mensch – das Medium der Gesellschaft?; in: ders. / Andreas Göbel (Hg.), Der Mensch – das Medium der Gesellschaft?, Frankfurt am Main 1994, S. 31).

Auch eine Weisheit

… in der Gegend, in der wir uns aufhalten, ist alles nur dann in bester Ordnung, wenn es keiner gewesen ist.

(Martin Heidegger, Gelassenheit, Pfullingen 1959, S. 47).

la pendule de ma chambre à coucher

Sur la pendule de ma chambre à coucher est jeté le fichu de ma maîtresse. L’heure me semble voilée de dentelle.

(Aus dem Journal der Gebrüder de Goncourt, Eintrag vom 8. März 1864).

Entschuldiger und Anschnautzer

In dem aktuellen Roman von Milan Kundera, Das Fest der Bedeutungslosigkeit (München 2015, S. 56f.), der, nur nebenbei bemerkt, in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 22. Februar 2015 nicht seiner Qualität entsprechend rezensiert wurde, macht einer der Protagonisten eine interessante Unterscheidung der Menschheit in zwei Typen, nämlich in Entschuldiger und Anschnautzer:

Sich schuldig fühlen oder nicht. Ich glaube, das ist der springende Punkt. Das Leben ist ein Kampf aller gegen alle. Das ist bekannt. Doch wie verläuft so ein Kampf in einer mehr oder minder zivilisierten Gesellschaft? Die Leute können nicht übereinander herfallen, sobald sie sich erblicken. Stattdessen versuchen sie, dem anderen die Schande der Schuld anzuhängen. Es gewinnt der, dem es gelingt, den anderen schuldig zu machen. Es verliert der, der seinen Fehler zugibt. Du gehst gedankenverloren auf der Straße. Ein Mädchen kommt dir entgegen, als wäre es allein auf der Welt, ohne nach rechts oder links zu schauen, geht es geradeaus. Ihr rempelt euch an. Und jetzt kommt der Moment der Wahrheit. Wer wird den anderen anschnauzen, wer wird sich entschuldigen? Das ist eine beispielhafte Situation: In Wirklichkeit ist jeder der beiden zugleich Angerempelter und Rempler. Und doch betrachten sich manche sofort, spontan als Rempler, das heißt als Schuldige. Und manche sehen sich immer, sofort, spontan als Angerempelte, das heißt als im Recht, bereit, den anderen zu beschuldigen und bestrafen zu lassen. (…) Wer sich entschuldigt, bekennt sich schuldig. Und wenn du dich schuldig bekennst, ermutigst du den anderen noch, dich weiter zu beschimpfen, dich anzuprangern, in aller Öffentlichkeit, bis zu deinem Tod. Das sind die verhängnisvollen Folgen der ersten Entschuldigung.

Man ist sich im Roman natürlich einig, zu welchem Typus man (dennoch!) gehört (und hier eine Entschuldigung an den FAS-Rezensenten ) … (siehe dazu auch Telos, S. 77ff.).
In einer anderen schönen Passage (S. 94) heißt es etwas resigniert:

Wir haben seit langem begriffen, daß es nicht mehr möglich ist, diese Welt umzustürzen oder neu zu gestalten oder ihr unseliges Vorwärtsrennen aufzuhalten. Es gab nur noch einen einzigen möglichen Widerstand: sie nicht ernst zu nehmen.

Mimikry

Der Teufel Eitelkeit hüpfte auf seine Schulter und Clemens sah einen Band der Edition eines Verlags der Bankstadt vor sich, weißer Einband mit taubenblauer Schrift: Clemens Limbularius, Hörer und Täter des Worts. Versuch über den Jakobusbrief. Nein, das klang zu sehr nach Handke. Lieber ein Buch schreiben mit dem Titel … wie hatte der Pfarrer noch gesagt … Mimikry ans Amorphe … auch so ein Titel … das kannte Clemens, das hatte er bereits einmal gelesen, Adorno, glaubte er sich zu erinnern, im Kontext der Abenteuer des Odysseus mit den Kyklopen …: das Subjekt verleugnete die eigene Identität, die es zum Subjekt machte und erhielt sich am Leben durch die Mimikry ans Amorphe … An anderer Stelle hatte Adorno sogar einmal von einer Mimikry mit dem Anorganischen gesprochen und an noch anderer Stelle sogar von einer Mimikry an den Tod …: in Panik vor dem Tod hätten sie Mimikry an den Tod geübt … hm …

(HannaH & SesyluS, aus der E-Book-Fassung, die demnächst erscheinen wird).

Was ist das Spindlersfeld?


Und das sagt Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Berlin-Spindlersfeld.