Sonntag, 30. Juni 2024

1991-07-10 Paris [Samstag, der 1. März 2014]

Und als er also seinen Dauerlauf bewältigt, da frühstückte er wie gehabt mit dem Mitschnitt eines Konzerts von Miles Davis, und zwar von jenem, das er am 10. Juli 1991 in der Stadt der Liebe in der Grande Halle de la Vilette gegeben hatte. Das Ganze firmierte unter ›Miles Davis Band With Special Guests‹, denn einige seiner Weggefährten aus der guten Zeit hatten Auftritte, Herbie Hancock, Chick Corea, Dave Holland, Wayne Shorter, Steve Grossman, Joe Zawinul, John McLaughlin, Al Foster … Hans Köberlin fand das, was er so hörte, durchwachsen, auf jeden Fall besser als Montreux 1989 vor ein paar Tagen, der New Blues etwas besser als zuvor Perfect Way und Human Nature fand erst nach der Hälfte der Zeit seinen Groove, dann kam – wieder viel zu schnell! – der All Blues, der aber nur zum Teil inspiriert wirkte, Grossmans Solo am Tenorsaxophon und Chick Coreas am E-Piano … auch die nächsten Stücke stammten aus einer guten Zeit, In A Silent Way / It’s About That Time, hier waren natürlich Zawinul und Shorter zu Gast, Katia war trotz der beiden Gitarren von John McLaughlin und John Scofield nur hektisch, dann kamen die ältesten Stücke, noch aus der Sonny-Rollins-Zeit, Out Of The Blue / Dig, die hier angenehm herausfielen. Herbie Hancock hatte seinen Auftritt mit einem eigenen Stück, Watermelon Man, wie zu erwarten nicht in der pointierten Head Hunter-Version, aber das Stück zeigte sich dennoch als unverwüstlich, wobei Al Fosters trockenes Schlagzeug seinen Anteil hatte. Bei Penetration und Wrinkle war nur die neue Band zu hören, dem entsprechend gab es Disco-Funk, aber im angenehmen Sinn gefällig, beim anschließenden Footprints nur alte Kämpen, das klang sehr schön, »richtiger Jazz«, hätte Hans Köberlin fast gesagt, aber er fragte sich, warum hier Corea und nicht Hancock dabei gewesen war, und zum abschließenden Jean Pierre versammelten sich alle außer Shorter, Hancock und Zawinul.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XII [Fünfte Phase – oder: Un gringo en Calpe] Vom 10. Februar bis zum 6. März 2014, S. 1395f.).

1991-07-08 Montreux [Donnerstag, der 20. Februar 2014]

Zum Frühstück hörte Hans Köberlin jenes Konzert, das Miles Davis am 8. Juli 1991 zusammen mit Quincy Jones auf jenem Festival gegeben hatte, auf dem Jahrzehnte zuvor während eines Zappa-Konzerts ein Feuer ausgebrochen, was wiederum Anlaß zu dem Gassenhauer einer anderen Band geworden war. Das Programm bestand aus jenen Sachen, die Miles Davis um Hans Köberlins Geburtsjahr herum mit Gil Evans und dessen Orchester eingespielt hatte, Miles Ahead, Porgy and Bess und Sketches of Spain. Jenes Bonmot Zappas fiel Hans Köberlin nun beim Hören dazu ein, Jazz sei nicht tot, er rieche bloß manchmal etwas komisch … gewogen und als zu leicht befunden: es war zu glatt, zu sauber, es war bloß noch gehobene Unterhaltung. Neben Miles Davis’ Trompete dominierte der elektrische Baß, wobei die Orchesterarrangements sich für Hans Köberlins Ohren nicht sonderlich von denen der originalen Studiosessions unterschieden. Etwas versöhnt wurde er dann am Ende von Solea, was wirklich als eine Neuinterpretation daherkam.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XII [Fünfte Phase – oder: Un gringo en Calpe] Vom 10. Februar bis zum 6. März 2014, S. 1296).