Über der Dahme kurz bevor sie in die Spree mündet |
Herbert Neidhöfer, homme de lettres
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Samstag, 2. April 2016
Mittwoch, der 2. April 2014
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Sallust hatte über Sempronia, die Gefolgsfrau des Catilina, geschrieben, daß sie besser Zither spielen und tanzen könne, als für eine anständige Frau erforderlich. Hans Köberlin wußte nicht, wie es um das Zitherspiel der Dulcinea del Toboso stand, aber sie war ihrem Tanz nach zu urteilen auf keinen Fall eine anständige Frau. Roland Barthes hatte bekanntlich ein vernichtendes Urteil über den professionell betriebenen Ausziehtanz gefällt, nämlich er beruhe auf dem Widerspruch, die Frau in dem Augenblick zu desexualisieren, in dem man sie entkleide* – nun: bei dem, was Hans Köberlin im folgenden erleben durfte, gab es diesen Widerspruch nicht, sexualisiert erschien Dulcinea del Toboso in ihrem Kostüm, und mit jeder Textilie, der sie sich entledigte, wurde sie noch sexualisierter.
* Vgl. Roland Barthes, Mythen des Alltags, Berlin 2010, S. 191ff. Dort ließ Barthes bloß den Dilettantismus der Debütantinnen als erotisch durchgehen. Hans Köberlin, bei dem es Frauen betreffend nichts oder kaum etwas Desexualisiertes gab, bezweifelte die Kompetenz eines homosexuellen Muttersöhnchens bei diesem Thema; selbst wenn die Veranstaltungen wie von Barthes beschrieben domestiziert abliefen.
(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XIV [Phase 6 – oder: Sehnsucht], 13. März bis 10. April 2014).
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