Sonntag, 17. April 2016

Empirie, 5. Update

¡Hans Koberlin vive! in Daten (der Stand von heute):

  • Stand des Manuskripts:
    • Seiten: S. 964 von ca. 1.800 Seiten
    • Fußnoten: 2963
  • Stand der Überarbeitung:
    • Seiten: S. 822 von ca. 1.800 Seiten
    • Fußnoten: 2318
    • Kapitel: XII (= Phase V – oder: Un gringo en Calpe) von XXIV Kapiteln nebst einem Anhang
    • Tag der Überarbeitung: Samstag, der 22. Februar 2014, der 144. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen
  • Beginn der Handlung: 23. Oktober 4004 vor unserer Zeitrechnung, 9 Uhr vormittags*
  • Ende der Handlung: fällt mit dem Ende der (oder bloß einer?) Welt zusammen
  • Beginn der Niederschrift: Mittwoch, den 2. Oktober 2013
  • Ende der Niederschrift: noch nicht abzusehen
 
* (= die momentane Fußnote 329 auf S. 68) Wir haben für unseren Prolog den Zeitraum von Anbeginn der Schöpfung bis zum Dienstag, dem 1. Oktober 2013 veranschlagt. – Nun: »In der Schiffsbibel von Charles Darwin auf der ›Beagle‹, mit der er von 1831 bis 1836 die Welt bereiste, stand das Datum der Weltschöpfung eingetragen: 23. Oktober 4004 vor Christi Geburt, 9 Uhr vormittags.« (Hans Blumenberg, Die Sorge geht über den Fluß, Frankfurt am Main 1987, S. 47).

Wird aktualisiert!

Fenster #9

Donnerstag, der 17. April 2014


[198 / 126]
Und während also Mutter und Sohn noch schliefen (Hans Köberlin beneidete sie um ihre niedrigen Blutdrücke und ihre Weltverbundenheit), saß Hans Köberlin im Kimono in seinem Schreiblesezimmer am Tisch (striptease table) vor dem Laptop mit der geöffneten Datei seines Arbeitsjournals und überlegte, was er von dem Zeitraum seit seiner letzten Eintragung notieren wollte oder sollte. Während wir uns unseren Protagonisten, den wir aus nachvollziehbaren Gründen bei seinen Aufzeichnungen gerne im Modus des kategorischen Sollens sähen, dort sitzend und durch die geöffneten Fenster und die vergitterten Fensteröffnungen auf die Sierra de Oltà schauend imaginieren, fällt uns gerade eben eine diesbezügliche Passage aus Arno Schmidts Aus dem Leben eines Fauns ein …
Dazu die Lupe : und darunter die Hunderttausender Karte : die dünnen Bergschraffen zeigten auf Höhepunkte; Schneisen strichelten durch Wälder; jedes winzige Schwarzeck war ein Haus, in dem Kühe brummten, Fensterscheiben blitzten, grün war der Zaun ums Haus gestrichen; und ich knäulte die Finger in Sehnsucht und ballte das Kinn in energischer Verzweiflung : ich muß jedes dieser Häuser sehen; jede Schindel am Dach will beschrieben sein : so kommt denn !*
Die militante Version von Robert Walsers Spaziergang


* Arno Schmidt, Aus dem Leben eines Fauns; in: Bargfelder Ausgabe, hrsg. von der Arno Schmidt Stiftung, Bargfeld 1986ff. S. 333f. Dieses Interesse des Misanthropen Heinrich Düring an den Häusern und an den Schindeln ihrer Dächer …: sein Interesse an der Welt diente ihm dazu, die Literatur (im weiteren Sinne kann man auch Landkarten unter der Gattung Literatur verbuchen) zu verifizieren … Abgebildet war die Welt, die er sonst mit Schmähungen überhäufte, ungefährlich und konnte Gegenstand des Interesses werden … Wie anders, wie unempirisch war dagegen unser Hans Köberlin … (aber manchmal auch nicht). Andererseits stand Düring in der Tradition der école des Annales, wenn er konstatierte: »›Große‹ Geschichte ist nichts : kalt, unpersönlich, unüberzeugend, übersichten (falsch dazu) : ich will nur die ›Privataltertümer‹, da ist Leben und Geheimnis.« (ebd., S. 334).

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XV [Der dritte Besuch der Frau und andere Besuche], 11. bis 27. April 2014).