Herbert Neidhöfer, homme de lettres
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Samstag, 10. Oktober 2015
Donnerstag, der 10. Oktober 2013
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Man fuhr also am Donnerstag (›jueves‹ im hiesigen Idiom), dem 10. Oktober 2013, am Morgen relativ früh mit dem Auto der Frau los, wobei anscheinend das Navigationsgerät nicht (wie auch Hans Köberlin nicht) wollte, daß sie den Ort verließ, denn es schickte sie in dem Labyrinth der Urbanizaciónes auf völlig abstrusen Routen im Kreis herum, bis sie es, das Navigationsgerät, kurzentschlossen verstummen ließ und durch Intuition den richtigen (falschen, da von hier weg) Weg auf die Nationalstraße und dann auf die Autobahn fand (es sollte Hans Köberlin erst am Samstag, dem 12. April 2014, auf der Heimfahrt von dem Besuch benachbarter Orte die angemessene Route zur Nationalstraße Richtung Norden evident werden).
* Hans Köberlin hatte in der Regel bloß diejenigen Kalenderblätter seines Filmkalenders aufgehoben, die sich entweder auf Filme bezogen, zu denen er einen Bezug hatte, oder aber die Stills mit nackten Frauen präsentierten (bei Godard zum Beispiel, am 3. Dezember 2013, seinem, Godards, Geburtstag, bei Sauve qui peut (la vie) (1980), da trafen beide Kriterien zu: man sah Anna Baldaccini, wie sie Isabelle Huppert, die ihre Schwester spielte, ihre herrlichen Brüste zeigte, weil sie wie die auch auf den Strich gehen wollte, weil sie mit ihren Freunden mit einem Segelschiff abhauen wollte und das Geld für die Segel noch fehlte und weil der Versuch eines Raubüberfalls gescheitert war), denn, wie es Georg Seeßlen im Kontext von Riso amaro (Giuseppe de Santis, 1949; Seeßlen zitierte Dieter Krusche: »in der Umgangssprache der Bundesrepublik galt ›Bitterer Reis‹ geraume Weile als Synonym für überproportioniertem Busen.«) artikuliert hatte: »Die Botschaft der erotischen Aura überlagert allemal den sozialen Diskurs. Die erotische Vitalität der Protagonisten, in einfache Symbole übersetzt, trifft uns mehr als ihre Abhängigkeit von Machtzusammenhängen, und die schöne Frau läßt sich schwerlich als Ausdruck ökonomischer Unterdrückung begreifen. Läßt sich der Zusammenhang zwischen Sexualität und Gesellschaft schon schwer denken, so läßt er sich kaum zeigen.« (Georg Seeßlen, Erotik. Ästhetik des erotischen Films, Marburg 3. Aufl. 1996, S. 77; er betrachtete dies als ein »Problem«, wir tun das nicht). Wir könnten natürlich zu jedem Film etwas sagen – »Auf die Frage, was ein erotischer Film sei, läßt sich nur antworten, daß jeder Film ein erotischer Film ist. Denn jede menschliche Beziehung, jedes Bild, jedes Zeichen ist letztlich erotisch motiviert.« (ebd. auf der Rückseite des Einbands) –, wir also könnten zu jedem Film etwas sagen und hätten jedes Kalenderblatt aufgehoben, beschränken uns hier aber auf die Auswahl Hans Köberlins, und bei der gab es zu dem Tag (obwohl es der Geburtstag von Helmut Qualtinger, Jahrgang 1928, war) – wie bereits zu dem Montag, dem 7. Oktober 2013 – nichts … bis auf: natürlich das Blatt aus dem Zitatenkalender aus dem Jahr 2014, der am Freitag, dem 10. Oktober 2014, die Erfolgserklärung eines Verlegers zitierte: »Er hat sich so gut verkauft, weil so viele dafür bezahlt haben.«
(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel IV [Transfer complete], 10. bis 12. Oktober 2013).
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