Herbert Neidhöfer, homme de lettres
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Mittwoch, 16. März 2016
Sonntag, der 16. März 2014
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Hans Köberlin las bei Benjamin in dem Abschnitt über Langeweile und ewige Wiederkehr: »Man muß sich nicht die Zeit vertreiben – muß die Zeit zu sich einladen. Sich die Zeit vertreiben (sich die Zeit austreiben, abschlagen): der Spieler. Zeit spritzt ihm aus allen Poren. – Zeit laden, wie eine Batterie Kraft lädt: der Flaneur. Endlich der Dritte: er lädt die Zeit und gibt in veränderter Gestalt – in jener der Erwartung – wieder ab: der Wartende.«* Bei Gustav Meyrink, fiel Hans Köberlin dazu ein, wurden irgendwo Wünsche, das Warten und das Hoffen als »Zeitegel« bezeichnet, »weil sie, wie die Blutegel das Blut, uns die Zeit, den wahren Saft des Lebens, aus dem Herzen saugen«, und wurde weiter von »verwarteter Zeit« gesprochen.** Hans Köberlin erkannte sich bei diesen drei Typen Benjamins als den Zeit ladenden Flaneur wieder. Hans Köberlin war kein guter Warter … es gab das Warten, weil sich etwas staute, und die Erwartung als Vorfreude (hier dachte er natürlich an die Frau).
* Walter Benjamin, Das Passagen-Werk; in: Gesammelte Schriften, unter Mitwirkung von Theodor W. Adorno und Gershom Scholem hrsg. von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser, Frankfurt am Main 1982, Bd. 5, S. 164.
** Gustav Meyrink, J. H. Obereits Besuch bei den Zeitegeln; in: Die Bibliothek von Babel. Eine Sammlung phantastischer Literatur, hrsg. von Jorge Luis Borges, Bd. 18: Gustav Meyrink, Der Kardinal Napellus, Frankfurt am Main / Wien / Zürich 2007, S. 21. In seinem Vorwort zu dem Band schrieb Borges, die Zeitegel gingen über das nur Bildhafte und Allegorische hinaus, sie seien eins mit der Substanz unseres Ich (ebd., S. 11).
(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XIV [Phase 6 – oder: Sehnsucht], 13. März bis 10. April 2014).
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