Herbert Neidhöfer, homme de lettres
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Samstag, 24. Oktober 2015
Donnerstag, der 24. Oktober 2013
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Am Donnerstag, den 24. Oktober 2013, da schaute Hans Köberlin nämlich, nach der Aktualisierung seines Filmabreißkalenders, finster aus der Kapuze seiner Kutte blickend Sean Connery an (aber nicht er hatte an diesem Tag sein Jubiläum, sondern der 1939 geborene F. Murray Abraham, der hier den Inquisitor spielte). Annauds Adaption war ganz nett, aber nicht, wie auf dem Kalenderblatt geschrieben, »eine der besten Adaptionen eines literarischen Stoffes für die Kinoleinwand«, da fielen Hans Köberlin ganz andere ein …*
* Am Samstag, dem 25. Dezember 2010, hatte Hans Köberlin anläßlich einer Revision folgendes in seinem Arbeitsjournal notiert: »The Name of the Rose (1986) – Ein clever geschriebener Schlüsselroman wurde reißerisch in Szene gesetzt … Ich weiß noch, daß wir – H.-P. R. und ich, die wir doch nach dem Dreh und vor dem Kinostart extra einen Ausflug ins Kloster Eberbach bei Eltville gemacht hatten – damals enttäuscht waren, wie glaube ich alle, die den Roman gelesen hatten. Karlrobert Mandelkow hatte in einer seiner Vorlesungen einen Scherz über ›Aristoteles’ zweites Ästhetikbuch‹ gemacht. Eben sah ich den Film ohne Erwartungen und mit einer gewissen Kurzweil. Man muß da nichts zu sagen, man freute sich natürlich, Valentina Vargas’ schönen Arsch und ihre herrlichen Brüste zu sehen und war auch froh, daß sie im Gegensatz zu der literarischen Vorlage nicht verbrannt wurde.« – Auch am Mittwoch, dem 30. September 2015, sollte Hans Köberlin sich anläßlich Aleksey Germans letztem Meisterwerk Trudno byt bogom (2013) in seinem Arbeitsjournal Gedanken über Literaturadaptionen machen: »Ein sehr physischer Film, das schwerste für den Gott war es wohl, sich der Menschen zu erwehren: man klebte ständig wuselnd, umgeben von einem Haufen Scheiße, aufeinander. Nur einmal nachts gab es kurz Ruhe. Ich weiß nicht, ob sich mir die Handlung so erschlossen hätte, wenn ich nicht Fleischmanns Film zuvor gesehen hätte. German hat wie Tarkowskij die Idee eines Romans in eine andere Kunst transformiert, Fleischmann hat wohl den Plot verfilmt … der Unterschied von Transformation und Adaption: wenn es für Buch und Film sehr gut läuft, wenn Buch und Film nichttriviale Kunst sind, dann fällt beides zusammen.« – Wir hatten hier ja bereits zwei wirklich gute Literaturverfilmungen von Volker Schlöndorff, Die Blechtrommel (1979) und Death of a Salesman (1985), wohingegen ihm Un amour de Swann (1984) trotz Jeremy Irons und trotz Ornella Muti als Odette gründlich mißlang (siehe vom Verf. … du rissest dich denn ein., Berlin 2010, S. 492f.) und die exzellente Umsetzung von Büchners Woyzeck durch Werner Herzog (1979), dann wäre ganz oben auf der Liste Tarkowskijs Solaris (1972) zu nennen, obwohl Lem den Film nicht mochte, weil er ihm zu metaphysisch war, und natürlich Godards Le mépris (1963), Fassbinders Fontane Effi Briest (1974) und seine Berlin Alexanderplatz-Serie (1980), Buñuels Robinson Crusoe (1954), Altmans The Long Goodbye (1973), Claire Denis’ Melvilleverfilmung Beau travail (1999), aber Carax’ Melvilleverfilmung Pola X (1999) –: grauenhaft, trotz Catherine Deneuve, dann – der einzige Film, den Hans Köberlin bisher mit der Frau im Kino gesehen hatte – Il futuro (2013), Alicia Schersons Adaption von Roberto Bolaños Una novelita lumpen. Wir wollen hier garnichterst mit all den Filmen anfangen, die wesentlich besser waren als ihre literarischen Vorlagen, vielleicht bloß: Truffauts Fahrenheit 451 (1966).
(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel V [Phase I – oder: Altlasten], 13. Oktober bis 2. November 2013).
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