Samstag, 31. Oktober 2015

Donnerstag, der 31. Oktober 2013


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»Donnerstag, den 31. Oktober 2013,* träumte von Zügen und Bahnhöfen, auch von einem Auto, daß ich allerdings nicht benutzen konnte, weil ich keinen Führerschein besitze (kenne aber auch Träume, in denen ich dennoch mit dem Auto gefahren bin, oder eher: geflogen bin). Bei all den Verkehrsmitteln hatte ich nicht die geringste Möglichkeit, der Frau eine Nachricht zu senden, alles – die Nummer des Bahnsteigs, Abfahrtszeiten, Umsteigebahnhöfe, Ziele der Züge et cetera – war unsicher und ich hatte doch keine Zeit zu verlieren. Es war ein heißer Sommertag und der Traum war eindeutig in Farbe gewesen.«**


* Fellini war vor 20 Jahren gestorben, und ein altes Kalenderblatt aus Hans Köberlins Kiste zeigte ein Filmplakat von Roma (1972), und zwar jenes, auf dem das Ensemble dieses aberwitzigen Meisterwerks in der ewigen Stadt unter der säugenden Wölfin stand, dort wo sonst Romulus und Remus saßen und an den Zitzen des Muttertieres saugten (vgl. zu Clemens Limbularius’ Roma-Rezeption vom Verf. … du rissest dich denn ein., Berlin 2010, S. 275ff. und weiter unten im Text sowie zu einer interessanten Variante des Filmplakats die Fußnote dort). Außerdem hatte Barbara Bell Geddes Geburtstag (*1922), und man sah sie auf dem Filmkalenderblatt aus dem Jahre 1997, wie sie in Hitchcocks Vertigo (1958) mitleidend einen wegen Kim Novak vollkommen demoralisierten James Stewart in den Armen hielt. Barbara Bel Geddes trug eine Brille, was sie in diesem Film nur zu einem guten Kumpel des Mannes machte, im Gegensatz zu Kim Novak, einmal sophisticated und einmal als die Schlampe ohne BH, in der Scottie aber gleich das Potential für eine Sophistification erkannte, kein Wunder: war es doch dieselbe Frau. Im Akademikermilieu hatte Ingrid Bergman in Spellbound (1945) allerdings ohne Statusverlust eine Brille tragen dürfen.
** Jules de Goncourt berichtete am 15. Februar 1862 im Journal von einem Traum nach dem Genuß von Portwein, einem Traum von Blumen, von deren Farben er ein Gefühl hatte, sie aber nicht optisch wahrnahm, was ihn zu dem Schluß veranlaßte, die Farbe im Traum sei wie ein Spiegelbild in den Ideen und nicht eine Spiegelung im Auge (Edmond & Jules de Goncourt, Journal. Erinnerungen aus dem literarischen Leben, Leipzig 2013, Bd. 3, S. 215).

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel V [Phase I – oder: Altlasten], 13. Oktober bis 2. November 2013).