Herbert Neidhöfer, homme de lettres
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Dienstag, 31. Januar 2017
P. K. D. #12
In Expendable / »He Who Waits« herrscht Krieg zwischen den Insekten und den Menschen. Die Spinnen und die Vögel kämpfen dabei auf der Seite der Menschen. Anführer der Insekten sind die Ameisen, die die Erde beherrscht hatten, bevor die Menschen aus dem All kamen. Am Ende erklärt eine Spinne dem Protagonisten den Hintergrund und macht Hoffnung, aber nicht für ihn als Individuum, sondern nur für die Gattung.
P. K. D. #11
In The Preserving Machine hat ein Mann – Doc Labyrinth (man wird ihm wiederbegegnen) – Angst, die Kulturgüter, vor allem die Musik, könnten in der allgemeinen sozialen Dekadenz vernichtet werden, und er läßt eine Maschine konstruieren, die die kanonisierten musikalischen Werke (erwähnt werden Komponisten von Mozart bis Wagner) in Lebewesen verwandelt. Doch diese Lebewesen unterliegen wie die Lebewesen in der Natur einer Evolution, und als er ein Bachtierchen zurück in die Maschine wirft, um zu hören, wie es nach der Zeit der Auswilderung klingt, hört man nur etwas als scheußlich beschriebenes (wahrscheinlich zeitgenössische Musik, die adäquat zu hören es einer Evolution beim Hörer bedarf). Dies ist eine Ideenerzählung und leider nicht bis ins Detail stimmig ausgeführt.
P. K. D. #10
In The Infinites wird eine Crew auf einem Asteroiden einer Strahlung ausgesetzt, die ihre Physis verändert. Allmählich kommen sie dahinter, daß sich ihre Gehirne auf Kosten der Physis erweitern, sie machen in Stunden die menschliche Evolution von Jahrmillionen durch. Dick schafft es nicht ganz, diesen Prozeß sprachlich adäquat darzustellen, es bleibt alles menschlich allzumenschlich. Am Ende kommen als deus ex machina die Meerschweinchen aus dem Labor und machen alles wieder gut. Das war die bisher schwächste Erzählung.
P. K. D. #9
In Piper in the Woods behaupten in einer Garnison auf einem Asteroiden immer mehr Menschen, sie wären Pflanzen, und sie verhalten sich dann auch so, das heißt: sie leben bloß noch vegetativ ‒ also sogar noch eine Steigerung des Lebensmodus der homerischen Lotophagen. Ein Psychologe sucht nach den Ursachen und kommt zu dem Schluß, daß es keine Pfeifer im Wald gibt, die diesen Moduswechsel ins Vegetative veranlassen, was einer der Modifizierten behauptet hatte, sondern daß es sich um einen kollektiven Wahn handelt, der eine Reaktion auf das totale Eingebundensein in die Maschinerie ist. Am Ende ist der Psychologe ‒ was man erwartet hat ‒ selber eine Pflanze. Offen bleibt ‒ wenn es denn tatsächlich keine Pfeifer geben sollte ‒, wohin im Wald das schöne Mädchen den Psychologen geführt hat. Ich kam durch den Titel darauf, einmal The Wind in the Willow zu lesen.
P. K. D. #8
In Mr. Spaceship befindet sich die Menschheit in einem interplanetarischen Krieg, in dem die Gegner mit ihren biologisch gesteuerten Waffen den mechanischen Waffen der Menschen überlegen sind. Deswegen statten die einen Raumkreuzer mit einem menschlichen Gehirn als Steuerungselement aus. Der Spender ist der alte Professor des Konstrukteurs, ein Pazifist. Der Konstrukteur geht davon aus, daß das Gehirn außerhalb des Körpers kein Bewußtsein mehr hat, der Professor vertritt dagegen die These, daß Denken das Bewußtsein konstituiert. Es ist also quasi die umgekehrte Fragestellung von Blade Runner. Das Ende ist wieder etwas kitschig: das menschliche Raumschiff entführt den Konstrukteur und dessen Ex-Frau, um auf einem abgelegenen Planeten mit den beiden als Ur-Eltern eine friedliche Menschheit heranzuzüchten.
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