Sonntag, 7. Juli 2024

1988-1989 Live Around The World [Samstag, der 29. März 2014]

Er bereitete alles für sein Frühstück im leeren Wintergarten vor und startete dabei in die letzte Runde seines Rituals mit Miles Davis 1988 und 1989 live around the world. Die elf Stücke stammten aus acht Konzerten, es begann vielversprechend mit In a Silent Way, doch das wurde als eine Art Ouvertüre nach eineinhalb Minuten einfach ausgeblendet. Danach folgte der gleiche Sound, über den Hans Köberlin sich bereits bei den früheren Konzerten nach 1980 geärgert hatte. Ihm kam wieder einmal der Gedanke, daß wenn man Miles Davis Trompetenspiel isolieren und die übrige Band mit einer anderen Formation aus einer anderen Zeit substituieren würde, die Musik an die früheren Phasen heranreichen könnte. In Human Nature ließ Kenny Garretts Alt-Saxophon-Solo Hans Köberlin zum ersten Mal aufhorchen und im anschließenden Mr. Pastorius Miles Davisʼ Trompete. Dann ließ es wieder nach, eine nervöse Zeit und Hans Köberlin erinnerte sich an Kinofilme von damals, 1988 und 1989, die den gleichen Eindruck vermittelt, aber ihm fielen jetzt keine Titel ein. Es mußte doch eine Dramaturgie geben, auch ohne Pathos … Agartha und Pangaea, eine Dramaturgie der äußersten Anspannung, die zu einer Dramaturgie des Verschwindens und Verstummens wurde, weil alles artikuliert worden war, nicht so ein Geplätscher, gerade lief Tutu … Immerhin kam hier ein wenig Groove zustande und nach dem zweiten Wodka Martini hätte Hans Köberlin vielleicht sogar entspannt gelauscht. Full Nelson war zu Disco, dann kam – endlich, sagte Hans Köberlin sich, wie immer bei dem Hören von Konzerten aus der Zeit, Cindy Laupers Time After Time, von ihr geschrieben mit – um ihn auch einmal zu erwähnen – Rob Hyman. Miles Davis spielte das Stück hier sehr schön verhalten, um dann sehr schön das Thema plötzlich ohne den Dämpfer aufzugreifen, ein Akzent nur, dann weiter mit Dämpfer und dem Baß, der wie eine Gitarre eingesetzt wurde, um am Ende wieder ungedämpft mit Synthesizer-Schmacht zum Höhepunkt zu kommen, wie bei einem guten Fick, an den jetzt Hans Köberlin wie …
»… immer wieder …«
… denken mußte. Das anschließende und die Kompilation abschließende Hannibal konnte da nur noch abfallen. – Und somit war auch das gehört.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XIII [Sechste Phase ‒ oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung] Vom 13. März bis zum 10. April 2014, S. noch offen).