Samstag, 8. Juni 2024

1985-07-28 Tokyo [Freitag, der 24. Januar 2014]

Dann hatte er noch ein Einzelstück, fast genau zehn Jahre später aufgenommen, also nach der großen Pause, am 28. Juli 1985 auf dem Under the Sky Festival in der Hauptstadt des Landes der aufgehenden Sonne, eine Coverversion des Cindy-girls just want to have fun-Lauper-Hits Time After Time, knapp zehn Minuten, ein wenig ein sogenanntes ›Schmachtstück‹, aber dennoch Hans Köberlins Lieblingsstück aus Miles Davis’ letzter Phase, nicht zuletzt weil er, während er auf seinem zweiten Bildungsweg gewandelt, zu She’s so Unusual ausgiebig mit einer Frau gevögelt hatte …
»Leider bloß eine Nacht lang, aber nie werde ich diese Nacht vergessen! Natürlich haben wir She’s so Unusual, eine Cassette, die mein Fickmäuschen mit in den Koitus gebracht hatte, nur einmal gehört, ich habe Pink Floyd beigesteuert und dann später, im Morgengrauen, Grateful Dead.«
… das Stück hörte er also im Anschluß zu dem restlichen Ei und einem Brot mit Käse, was also immer noch nicht als Soundtrack für das gesamte Frühstück reichte, aber da er keine Lust auf das turnusmäßig nun folgende Konzert aus der letzten fatalen Tournee mit John Coltrane hatte, mußte es ausreichen, die Marmeladen- und Honigbrote vertilgte er zu der Musik des lokalen Klassiksenders.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, X [Vierte Phase – oder: modus vivendi] Vom 7. bis zum 30. Januar 2014, S. 1044f.).

1983-10-23 Warszawa [Donnerstag, der 27. März 2014]

Zum Frühstück im leeren Wintergarten gab es heute den Mitschnitt jenes Konzerts, das Miles Davis am 23. Oktober 1983 in der Hauptstadt der östlichen Nachbarn von Hans Köberlins Herkunftsland gegeben hatte. Es war ein langer Mitschnitt von mehr als zwei Stunden mit dem üblichen Programm aus der Zeit und mit der um einen Keyboarder erweiterten Besetzung des Mitschnitts aus Montreal, also vor allem mit John Scofield an der Gitarre und einem anderen Bill Evans am Saxophon. Es erschien Hans Köberlin hektisch und ohne einen homogenen Groove, der einen in sich eingesogen oder in den man oder zumindest Hans Köberlin sich hinein hätte hören konnte. Während John Scofields Solo, das ihm das erste war, was ihm bei diesem Konzert wirklich gefiel, begann eine Töle in der Nachbarschaft furchtbar laut zu kläffen, das wollte schier kein Ende nehmen und Hans Köberlin wünschte dem Tier, Kafka zum Trotz, von oben Schlimmes herab, Schlimmes dem Hund und Schlimmes vor allem seinem Halter. Wenn man die Tiere, die jetzt ohne Nutzen Haustiere waren, sich selber überlassen und nicht halten würde, nervten sie wahrscheinlich weniger. Die Musik blieb inhomogen, egal ob es schnelle oder langsamere Stücke waren. Es erste Mal wirklich auf hörte Hans Köberlin bei Scofields und Evans Zusammenspiel und Miles Davisʼ Dazustoßen bei Code M. D., dann schweifte er wieder ab bis zu Jean Pierre, das aber hier nicht so gelungen war. Dem Applaus nach zu urteilen waren alle Stücke, die danach noch kamen, wohl Zugaben. Bei dem folgenden, als unknown bezeichneten Stück gab es ein schönes, aber nur kurzes Baß-Solo, dann folgte nochmals der Disco-Funk vom Beginn, »We want Miles!« skandierte das Publikum anschließend und er spielte das gleiche Stück nochmals. Später kam noch, eher ungewöhnlich für die Zeit, My Manʼs Gone Now aus Porgy and Bess, das und das Folgestück Aida gaben nach all dem Funk in Hans Köberlins Ohren dem Hören noch einen guten Abschluß.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XIII [Sechste Phase ‒ oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung] Vom 13. März bis zum 10. April 2014, S. noch offen).