Herbert Neidhöfer, homme de lettres
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Sonntag, 19. März 2017
P. K. D. #59
The Father-Thing ist aus einem Kokon geschlüpft den ein komischen Insekt – vermutlich aus dem All – hinterlassen hat. Es gibt auch ein Mother-Thing und ein Charles-Thing, also wieder einmal Body Snatchers. Der Sohn Charles, der dahinterkommt, schafft es mit zwei Freunden, die Invasion im Keim zu ersticken. ‒ Dies war jetzt die erste Hälfte der Geschichten.
P. K. D. #58
In The Last of the Master / »Protection Agency« hatte eine anarchistische Liga alle Regierungen gestürzt und alle Atomwaffen vernichtet, bevor es zu dem großen Krieg, der das Werk Dicks größtenteils bestimmt (Hatte ich bereits erwähnt, daß der dritte Weltkrieg, soweit ich das überblicke, für die fast zeitgleich schreibenden Strugatzkis kein Thema war?), kommen konnte. 300 Jahre später lebte noch ein Regierungsroboter, der die alte Ordnung samt Kriegsproduktion in einem abgeschiedenen Exil am Laufen hielt, bis auch ihm die Anarchisten den Garaus machten. Wie auch in der Geschichte davor – aber weitaus weniger – spielte die Frage, ob schöpfen gleich zerstören sei, eine Rolle, und der, der das Ende des letzten Regierungsroboters möglich gemacht hatte, behielt einen Teil von dessen Gedächtnisrollen in Verwahrung.
P. K. D. #57
The Turning Wheel beschreibt eine Kastengesellschaft, deren Herrscher an die Seelenwanderung glauben, die ganze Scheiße mit allem Drum und Dran: Auf- oder Abstieg im nächsten Leben je nach dem Verhalten in diesem, Schicksalsergebenheit (die aber leicht als Ideologie zu durchschauen ist) et cetera. Der Gott der obersten Barden-Kaste heißt Elron Hu, und ich dachte mir, daß da wer konkretes dahintersteckt (wie ich sicher viele Anspielungen nicht bemerkt habe): L. Ron Hubbard, der Gründer von Scientology. Der Protagonist hat die Möglichkeit, in die Zukunft und darüber hinaus zu schauen, und er erfährt, daß er in acht Monaten sterben und als Schmeißfliege auf dem übelsten aller Planeten wiedergeboren wird. Dann schickt man ihn zu einem Einsatz gegen die Tinker, eine Sekte, die ihre Umwelt beeinflußt. Am Ende verschweigt der Abgesandte ihre Stärke und bekommt dafür Penicillin, das ihn vielleicht vor dem Schmeißfliegenschicksal bewahren kann.
P. K. D. #56
Bei The Golden Man / »The God Who Runs« ist die Diskrepanz zwischen angeblicher Autorenintension und meiner Lesart enorm. Dick schrieb, er habe in einer Zeit, als Mutanten überall als die überlegenen Retter der Menschheit dargestellt wurden, Mutanten vorführen wollen, die für die Menschheit eine Bedrohung darstellten und gnadenlos vernichtet werden müßten. Ich las die Geschichte zunächst ‒ auch wegen der negativen Darstellung der Agenten ‒ als eine Parabel auf die Kommunistenverfolgung unter McCarthy. Und dann kam, zum ersten Mal in den Geschichten, wirklich richtige Sexualität ins Spiel (nicht mit Bäumen), zunächst als erotische Photographie einer Frau mit acht Brüsten (das Plakat zu Fellinis Roma kam mir in den Sinn) und dann als sich die Verlobte eines der Agenten von dem Gott-Tier verführen ließ. Das hat mir gefallen, aber dann kam der Perspektivwechsel: es erschien, als habe sie sich nicht willentlich verführen lassen, sondern sei unwillentlich unter einem Bann verführt worden, daß also der Mutant sie bloß benutzt hatte, um aus dem Gebäude zu kommen. Ich hätte es poetischer gefunden, wenn es wie in der Mythologie gewesen wäre: ohne daß der Agent es ahnt, trägt die Frau einen Halbgott unter ihrem Herzen. ‒ Ich stieß bereits desöfteren auf Beispiele einer hingehudelten Übersetzung.
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