Heute nach dem Frühstück las ich bei Kierkegaard dort weiter, wo ich vor ein paar Tagen aufgehört hatte, und las:
»Vielleicht wäre die Sache mir besser geraten, wenn ich noch etwas gewartet hätte – jedenfalls habe ich nicht darum geeilt, weil ich besorgte, ein besserer Kenner könnte mir zuvorkommen; nein, sondern weil ich fürchtete, daß, wenn ich schwiege, die Steine anheben würden.« (Søren Kierkegaard, Die unmittelbar-erotischen Stadien oder das Musikalisch-Erotische; in: Entweder-Oder. Ein Lebensfragment, Leipzig 1885, S. 74).
Eben dann, kurz nach Mittag, las ich bei Pessoa dort weiter, wo ich gestern aufgehört hatte, und las:
»Nach uns allen kommt die Sintflut, aber erst nach uns allen. Wohl denen, die erkennen, daß alles Fiktion ist, und ihren Roman schreiben, bevor ihn ein anderer für sie schreibt.« (Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares, hrsg. von Richard Zenith, Zürich 2003, S.103).
Ein zweifacher Appell …: in dem Bewußtsein, daß weder die Steine anheben werden noch ein anderer meinen Roman schreiben wird, lasse ich mir die Zeit, die ich brauche, und zur Not bleibt noch die Gattung ›Fragment‹ …