Dienstag, 22. März 2016

Jena

»Na, Sie scheinen den Feldzug in Madagaskar mitgemacht zu haben?«
»Ja. Gegen die Hain-Tenys Merinas
»War ne harte Sache, wie?«
»Es ging so.«
»Madagaskar muß schön sein.«
»Nicht übel. Ziemlich gebirgig.«
»Und die Eingeborenen?«
»Die, die gibts haufenweise.«
»Ach, Reisen bildet, und es ist was Schönes.«
»Ja, das möchte ich gern: reisen.«
»Sie brauchen sich doch nicht zu beklagen!« rief Bredouillat mit serviler Herzlichkeit aus.
»Ich beklage mich ja auch nicht«, protestierte Valentin.
»Und was möchten Sie sehen, Soldat?«
»Jena«, antwortete Valentin ohne zu zögern.
»Was?«

(Raymond Queneau, Sonntag des Lebens, Frankfurt am Main 1986, S. 50).

*

Diesem Roman verdankt … du rissest dich denn ein., Berlin 2010, zum einen über den Umweg Hegel den Titel der Serie Die Nacht der Seele (was ja kein originäres Hegel-Wort ist) und zum anderen die Namen der Protagonisten der Serie, Valentin und Julia. Überhaupt verdanke ich, wie sicher bereits desöfteren erwähnt, Raymond Queneau sehr viel.

Das ertrunkene Fahrrad

Samstag, der 22. März 2014


[172 / 152]
In dem Journal der Gebrüder Goncourt las Hans Köberlin unter dem Datum des 14. Oktober 1856, die Zeit heile von allem, auch vom Leben.


* Vgl. Edmond & Jules de Goncourt, Journal. Erinnerungen aus dem literarischen Leben, Leipzig 2013, Bd. 1, S. 364. Aber, so sagte sich Hans Köberlin später, nach dem zweiten Wein in der ›Tango Bar‹, das Leben war etwas, von dem man nicht geheilt werden konnte. Denn war man von ihm geheilt, dann gab es einen nicht mehr und auch das ›man‹ gab es nicht mehr. Also …: War Leben Zeit?

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XIV [Phase 6 – oder: Sehnsucht], 13. März bis 10. April 2014).