Sonntag, 28. Februar 2016

Freitag, der 28. Februar 2014


[150 / 174]
Hans Köberlin träumte von irgendetwas mehr oder weniger Abstraktem, das sich im Verlauf des Traums in eine Hochzeit auf einem alten Gutshof verwandelte. Die Braut war gerade von dem Vater der Braut entführt worden (er wollte sie, glaubte Hans Köberlin in seinem Traum, an einen bestimmten Ort schaffen, wozu, das träumte Hans Köberlin nicht, wir allerdings haben einen üblen Verdacht). Eine fremde Frau geriet in die Hochzeitsgesellschaft, sie wurde eingeladen, mitzufeiern, fragte aber, ob man ihr ein Taxi rufen könne. Als sie weinte kam die Frage auf, ob sie eventuell die ehemalige Geliebte der Braut sein könnte. Nach dem Erwachen aus diesem Traum dachte Hans Köberlin natürlich an Kafka …*


* »Als Eduard Raban in bläulich grauem Überzieher durch den Flurgang kommend in die Öffnung des Tores trat, konnte er sehn, wie es regnete. Es regnete wenig. Raban schaute auf die Uhr eines scheinbar nahen, ziemlich hohen Turmes, der in einer tiefer gelegenen Gasse stand. Eine kleine dort oben befestigte Fahne wurde, für einen Augenblick nur, vor das Zifferblatt geweht. Eine Menge kleiner Vögel flog herab, fest aneinander geschlossen und auseinander gespannt. Es war fünf Uhr vorüber. Raban stellte seinen mit schwarzem Tuch benähten Handkoffer nieder, lehnte den Schirm an einen Türstein und brachte seine Taschenuhr, eine Damenuhr, die an einem schmalen, schwarzen um den Hals gelegten Band befestigt war, in Übereinstimmung mit jener Turmuhr, wobei er einige Male von einer Uhr zur andern sah. Eine Weile war er völlig damit beschäftigt und dachte das Gesicht bald gesenkt, bald gehoben an gar nichts anderes in der Welt.« (Franz Kafka, der Anfang von Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande, Fassung C).

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XII [Phase 5 – oder: Un gringo en Calpe], 10. Februar bis 6. März 2014).