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Am Abend nach Fisch und Brot sah Hans Köberlin wieder – es war ein Laster! – die Wiederholung einer Tatortepisode: Pauline (2006). Bei einigen Passagen dachte er, das sei wie Fargo (1996) in Niedersachsen, wobei die Protagonistin der Coens in ihre zwei Komponenten aufgespalten worden wäre. Es war dadurch eine der etwas besseren Episoden, in der gleich zwei spätere Kommissare mitwirkten, aber Ingo Naujoks, vor der Katastrophe ein Nachbar von Hans Köberlin (wie auch Jochen Senf alias Kommissar Palu), hatte wieder seine beschissene Rolle als saftloser Kriminalschriftsteller.
An Musik hörte Hans Köberlin …
- On Alligators von Charles Wourinen,
- ein Klavierstück von Josef Matthias Hauer,
- vier Vorspiele von Ralf Wehowsky,
- Lʼoiel returné von Lionel Marchetti,
- Zukunftsmusik, ein äußerst gelungener Sampler (unter anderem mit Stücken von Rudolf Thomes ehemaliger Hauskomponistin Katia Tchemberdji), ein Sampler also, bei dessen Musik es nicht, wie der Titel vielleicht suggerierte, um die Zukunft der Musik oder die Musik der Zukunft,* sondern um die zukünftigen Musiker ging: es waren zeitgenössische Kammermusikstücke mit besonderem Hinblick auf junge Interpreten geschrieben, und er hörte noch
- Amicata Sole von Alexander Knaifel.
* Borges hatte geschrieben, er wisse nicht, ob die Musik an der Musik verzweifeln könne, der Marmor am Marmor, aber die Literatur sei eine Kunst, die jene Zeit prophezeien könne, da sie verstummt sein werde, eine Kunst, die imstande sei, gegen die eigene Kraft zu wüten, sich in die eigene Auflösung zu verlieben und ihr Ende zu umwerben. – Nun, wir glauben, daß diese Fähigkeit, an sich selbst zu verzweifeln, aller seriösen oder zumindest aller seriösen romantischen Kunst eigen ist, und nicht nur eigen ist, sondern Bedingung zu ihrer Möglichkeit. (Wir merken gerade, daß wir das bereits einmal genau so geschrieben haben –: seis drum …).
(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel VIII [Phase III – oder: Konsolidierung], 19. November bis 19. Dezember 2013).