Samstag, 23. März 2019

Nur kein Risches machen!

… möglichst ruhig alles hinzunehmen, als schwere Masse sich verhalten und fühle man sich selbst fortgeblasen, keinen unnötigen Schritt sich ablocken lassen, den andern mit Tierblick anschauen, keine Reue fühlen, sich dem Bewußtlosen hingeben, das man ferne glaubt, trotzdem man sich daran gerade verbrennt, seine eckigen unveränderlichen Gliedmaßen sich nach Belieben legen lassen …

(Franz Kafka, Tagebücher in der Fassung der Handschrift, Frankfurt am Main 2008, Bd. 2: 1912-1914, S. 31).

Un tal Lucas III

Lucas, sus errantes canciones – Der Protagonist hörte ein sentimentales und melancholisches Lied aus den Zeiten seiner Kindheit in einer besseren Interpretation von einer Frau gesungen. Am Ende sang die Mutter, ihr Sohn solle ihr aus der Fremde schreiben, wenn er Sorgen habe, und der Protagonist fragte nach der Adresse.

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Lucas, sus pudores – Der Protagonist litt (was sicher ein autobiographisches Detail war) an geräuschvollem Stuhlgang, was in den engen, hellhörigen Neubauwohnungen trotz diverser Vorkehrungen zum Problem werden kann. Durch den Text erfuhr man von einem obszönen Vers am Ende des XXI. Gesanges von Dantes Inferno: »Ed elli avea del cul fatto trombetta.«

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Lucas, sus estudios sobre la sociedad de consumo – Alberne Satire auf Konsumangebote, wo Cortázar tiefsinnig sein wollte, war er nur flach.

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Lucas, sus amigos – Für diesen Text galt das gleiche Menetekel: Schilderung einer netten Familienidylle, als ob Chaos schon ein Wert an sich wäre.

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Lucas, sus lustradas 1940 – Der Protagonist gab sich nonkonformistisch und war bereit, sich für seine Ansichten zu prügeln.

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Lucas, sus regalos de cumpleaños – Der Protagonist verfertigte mit großem Aufwand eine Torte, um sie dem Geburtstagskind ins Gesicht zu werfen.

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Lucas, sus métodos de trabajo – Der Protagonist beantwortete während seiner schlaflosen Nächte imaginär seine Korrespondenz. Am Morgen fühlte er sich gerädert und hatte dazu die Briefe real zu beantworten. Für jemanden, für den das ein wirkliches Problem war, und der nicht auf den Gedanken kam, sich ein Diktaphon anzuschaffen, konnte ich keine Empathie entwickeln.

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Lucas, sus discusiones partidarias – Der Protagonist konnte sich einer Diskussion mit Parteigenossen über die Verständlichkeit seiner Texte nicht entziehen. Seinen Argumenten folge ich weitgehend, wobei ich nicht, wie der Protagonist, ein Dilemma darin sehe, daß Kunstwerke nicht ohne weiteres evident sind und der Mühe der interessierten Rezeption bedürfen. Keiner wird ja gezwungen, Kunst zu rezipieren.

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Lucas, sus traumatoterapias – Diese vom Protagonisten erfundene und auch von mir beliebäugelte Therapie bestand darin, »en hacer exactamente lo contrario de lo que mandan Esculapio, Hipócrates y el doctor Fleming.« Der Stil des Textes war allerdings wieder zu albern.

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Lucas, sus sonetos – Dieser Text fehlt in meiner Ausgabe, siehe Lucas, sus clases de español.

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Lucas, sus sueños – Der Protagonist kam nicht an den Kern seiner Träume heran, er fragte sich nach den üblichen (freudschen) Ursachen und erwähnte nebenbei eine frühkindliche Liebkosung der Tante, die ihm sonderbar vorgekommen war. Tanten sollten eben den Sinn ihrer Handlungen immer mitliefern.

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Lucas, sus hospitales (II) – Fast eine richtige Erzählung, seit längerem einmal wieder durch und durch gelungen: der Protagonist mußte seine Liebste nach irgendwas ins Krankenhaus bringen. Gerafft geschildert wurden die kritischen ersten Tage, sehr nachvollziehbar, vor allem daß einem im Zustand höchster existentieller Not die banalsten Details auffielen und im Gedächtnis blieben. Als sich ein gutes Ende abzeichnete, erinnert sich der Protagonist an Cortázars Erzählung La banda.

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Lucas, sus pianistas – Der Protagonist listete seine liebsten Pianisten und Rezeptionserlebnisse auf, dann kam er zu Stücken für die Todesstunde.

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Lucas, sus largas marchas – Der Protagonist schickte statt selber zu gehen eine Schnecke mit einer Liebesbotschaft los. Ein unnötig alberner Abschluß.

(Julio Cortázar, Cuentos Completos, Un tal Lucas (1979)).