Freitag, 11. März 2016

Dienstag, der 11. März 2014


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Nein, Hans Köberlin bedauerte in keinem Augenblick, die Frau besucht und dafür sein Paradies verlassen zu haben.*


* Vorgestern in zwei Jahren, also am Mittwoch, dem 9. März 2016, sollte Hans Köberlins Zitatenkalender Peter Altenberg zitieren: »Ich habe nie irgend etwas Anderes im Leben für werthvoll gehalten als die Frauenschönheit, die Damengrazie, dieses Süße, Kindliche! Und ich betrachte Jedermann als einen schmählich um das Leben Betrogenen, der einer anderen Sache hienieden irgend einen Werth beiläge!« (Was der Tag mir zuträgt, Berlin 13. Aufl. 1924, S. 10f.); vgl. auch Bernd Ternes, Die Wunde Frau; in: Soziologische Marginalien. Aufsätze 5, Berlin 2009, S. 72ff.: »Man muß schon längst nicht mehr nur Feminist sein, um für die Beurteilung von Männern nur noch eine Unterscheidung parat zu haben: Entweder handelt es sich um ein Arschloch oder um ein freundliches Arschloch (…) Gewiß gibt es weitere und feinere Weisen, Männer zu unterscheiden, um herauszubekommen, was man von ihnen halten kann und was man zu fürchten hat (…) Maßgebend zur Beurteilung eines Mannes gilt jedoch weiterhin der Stand beruflicher Karriere, erworbener Reputation qua Leistung, sowie die Fähigkeit, trotz innerer Emigration, tobendem Zynismus und schleichender Impotenz freundlich zu bleiben und nicht asozial zu werden im Kampf um Anerkennung. Man kann Männer, die andere Männer innerhalb solcher Margen beurteilen, und Männer, die solche Margen als Eckpunkte eigener Identifikation nutzen, nicht ernst nehmen; man darf es auch nicht, will man nicht zu den ganz dummen gehören. Die ganz dummen Männer sind die, welche ihr berufliche Arbeit und ihren sozialen Habitus nicht als Ausfluß verstehen können, als Ausfluß entweder eines leidenschaftlich erotischen oder eines leidenschaftlich melancholischen Verhältnisses zur ›Frau‹. Es geht dabei nicht um Derivate des Busengrapschers, nicht um moderierten Chauvinismus, nicht um miefige Liebhaberei, und ebensowenig darum, das mögliche Aufkommen von Freude im Beruf zu diskreditieren. Sondern darum, ein vielleicht letztes Weltverhältnis zu umreißen, das es gestattet, daß sich Männer im täglichen Kampf nicht nur auf immer dumpfere Weise wichtig, sondern ernst neh-men: nicht als immer brutaler werdende Macher im täglichen Konkurrenzkampf, sondern als grundle-gend von ›Frau‹ angemachte Männer, die noch wissen, was erfüllt und was nur ausfüllt.«

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XIII [Zweites Intermezzo – oder: Die Hälfte der Zeit des Exils], 7. bis 12. März 2014).