Samstag, 19. August 2017

Fenster #162

Fenster #161

Fenster #160

Fenster #159 (Der tote Christus im Grabe oder Senhor vós sois o caminho a verdade e a vida)

Casa tomada

Ein Geschwisterpaar bewohnte in Geschwisterehe (wer dachte da nicht an Ulrich und Agathe?!) ein Haus in Buenos Aires. Sie hatten beide auf ihre Reproduktion verzichtet und schlossen, wie Hanno Buddenbrook, die Genealogie ab. Nach und nach wurde ihr Haus besetzt, bis das Paar es, alles zurücklassend, verließ und den Schlüssel in den Gulli warf. Es gab keine Erklärung für diese Besetzung und die damit einhergehende Vertreibung, die von den Bewohnern stoisch akzeptiert wurde. Borges hatte Cortázar in seine Biblioteca personal aufgenommen und berichtete, wie er die Publikation von Casa tomada in Sur protegiert hatte, und daß dies Cortázars erste Publikation gewesen sei. Außerdem hatte er gemeint, was hier betrieben wird – den Plot von Cortázars Erzählungen zusammenzufassen –, ginge nicht. Casa tomada hatte ich, was ich zunächst vergessen, bereits einmal in Borgesʼ La biblioteca de Babel gelesen und am Mittwoch, dem 13. August 2008, dazu geschrieben: »Man könne leben, ohne zu denken, sagte der Protagonist von Julio Cortázars Casa tomada, was durchaus sein kann, aber man kann nicht leben, ohne bei einem keuschen Leben ernsthaft Schaden zu nehmen. Ein Geschwisterpaar, das nicht arbeiten mußte, lebte in einem großen Haus und beschäftigte sich damit, das Haus zu reinigen, sich zu bekochen sowie zu lesen (er) und zu stricken (sie). Dann wurde das Haus nach und nach besetzt, man erfuhr nicht von was oder wem, die beiden zogen sich zurück, bis sie vollständig aus dem Haus vertrieben waren. Diese Geschichte war die beste bisher in diesem Band, der Reiz, einen unlebbaren Zustand als Alltag (was wir mit einer abgegriffenen Konvention die Welt des Wirklichen nennen würden, wie Borges im Vorwort geschrieben) zu schildern, Figuren, die das Unglaublichste einfach so hinnehmen …«

(Julio Cortázar, Cuentos Completos, Bestiario (1951)).

Gestein