Samstag, 10. Dezember 2022

1970-03-07 New York 1st Set [Montag, der 20. Januar 2014]

Nach seinem Dauerlauf, der anstrengend war, weil er auf der Strecke bis zum Zentrum des Ortes heftigen Gegenwind hatte, frühstückte Hans Köberlin im leeren Wintergarten mit dem ersten Set jenes Konzert, das Miles Davis am 7. März 1970 im Fillmore East gegeben hatte. Die Sessions im Kontext von Jack Johnson hatten zwar bereits begonnen, aber die Tour wurde noch von Bitches Brew – davon gab es Spanish Key – bestimmt. Es war immer interessant, ältere Stücke in dem neuen Bitches Brew-Stil zu hören, hier Directions, Masqualero und It’s About That Time. Hans Köberlin genoß es, merkte aber daß er von dem Dauerlaufen gegen den Wind bereits wieder ein wenig müde war.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, X [Vierte Phase – oder: modus vivendi] Vom 7. bis zum 30. Januar 2014, S. 1010).

1969-11-07 Berlin [Montag, der 17. Februar 2014]

Zu dem Frühstück heute – keine Angst, wir haben es nicht vergessen, nämlich Hans Köberlins Ritual – sah er sich einen weiteren der neulich erinnerten drei Konzertfilme an, es war die Dokumentation jenes Konzerts, das Miles Davis am 7. November 1969, also nach Bitches Brew, auf den Jazztagen der Hauptstadt gegeben hatte. Dieser Film war in Farbe und begann während des Aufbaus des Equipments mit einer unsäglichen Ansage – als ob es es eine besondere Bedeutung gehabt hätte, daß Dave Holland aus der alten Welt kam! –, die die Vorgestellten, da schon nicht mehr im Anzug, sondern im Outfit ihrer Zeit, geflissentlich ignorierten, dann ging es mit Directions los, alle Stücke noch im klassischen Schema, Miles Davis mit dem Thema, dann die Soli von Wayne Shorter und Chick Corea, dann Wiederaufgreifen des Themas und die Überleitung zu dem nächsten durch Miles Davis, hier ging es jetzt zu Bitches Brew über, dem Hans Köberlin durch seine Interpretation in der gegenüber der Studiosession reduzierten einfachen Besetzung – keine Percussion neben Jack DeJonettes Schlagzeug und keine elektrischer Baß neben Dave Hollands akustischem – wieder neue Aspekte abgewann. Weiter ging sehr schön mit It’s About That Time bei dem Wayne Shorter sein Solo auf dem Tenorsaxophon spielte, während Chick Coreas Improvisationen zerfielen die Stücke etwas, die Musik war eigentlich über dieses klassische Schema hinaus, was man da besonders merkte – aber es war ja erst der Beginn der Revolution gewesen … über ging es zu I Fall In Love Too Easily, als lyrische Ballade von Miles Davis’ Trompete dominiert, und schließlich zu dem Ausklang des Albums, zu Sanctuary.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XII [Fünfte Phase – oder: Un gringo en Calpe] Vom 10. Februar bis zum 6. März 2014 Vom 31. Januar bis zum 9. Februar 2014, S. 1255f.).

1969-11-05 Stockholm [Samstag, der 22. Februar 2014]

Dieses [sein Frühstück im leeren Wintergarten] nahm er mit jenem Konzert ein, das Miles Davis am 5. November 1969, also nach Bitches Brew, in der Stadt, in der Martin Beck sein Revier gehabt, gegeben. Und mit dem Titelsong des Bitches Brew-Albums ging es auch gleich nach der Vorstellung der Band durch George Wein los. Die Abmischung der Aufnahme war nicht so ganz gelungen, das Schlagzeug war zu arg im Vordergrund, ansonsten hatte man das Stück dem üblichen Schema mit der Abfolge der Soli – hier: Trompete, Saxophon und Baß – angepaßt, man hatte, so Hans Köberlin in einem etwas unglücklichen Bild, aus einem breitflächigen und diffizil gemusterten Teppich einen einfachen Läufer gemacht. Es folgten dann nur noch Stücke aus der klassischen Quartett-Zeit: Paraphernalia, Nerfertiti und Masqualero, Paraphernalia und This, das letzte Stück, bei dem Hans Köberlin annahm, daß man hier einfach einer Improvisation einen Titel gegeben hatte, hatten teilweise sehr freie Phasen, was ja eigentlich nie Miles Davis’ Richtung gewesen, seine Richtung war ja spätestens seit In a Silent Way der Groove, auch bei Bitches Brew. In Masqualero gab es ein sehr lyrisches Solo von Wayne Shorter. – Wir hatten ja bereits Hans Köberlins Eindruck beim Hören der Konzerte am 25. und 26. Juli 1969 auf dem festival de jazz d’Antibes Juan-les-Pin erwähnt und dazu auch Ian Carr zitiert, auch hier, obwohl die Studiosessions bereits gut zwei Monate zurücklagen, hatte er das gleiche Empfinden eines Übergangs, bei dem man noch nicht nach seinen Möglichkeiten gespielt oder probierte, wie es weitergehen sollte. Wir möchten diesen Eindruck Hans Köberlins jedoch dahingehend relativieren, daß sein ästhetisches Urteil je nach aktueller Stimmung während der Rezeption arg variieren konnte.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XII [Fünfte Phase – oder: Un gringo en Calpe] Vom 10. Februar bis zum 6. März 2014 Vom 31. Januar bis zum 9. Februar 2014, S. 1321).

1969-10-27 Roma [Sonntag, der 19. Januar 2014]

Zum Frühstück gab es das erste Konzert aus Hans Köberlins Fundus, das Miles Davis nach den Bitches Brew-Sessions gegeben hatte, und zwar am 27. Oktober 1969 im ›Teatro Sistina‹ in der ewigen Stadt.* Es begann – Hans Koberlin wußte nicht, ob dies an eventuell nur teilweise erhaltenen Bändern lag – in medias res mit oder in einer Improvisation, die in ’Round Midnight überging, gefolgt von Masuqualero, und dann kamen zwei der neuen Stücke vom August, Bitches Brew – wobei dies eher eine Improvisation zwischen dem legendären Intro und dessen Gegenstück am Ende war – und, unverkennbar mit seinem Groove, Miles Runs The Voodoo Down. Es folgten im gleichen Stil Footprints und zum Abschluß Sanctuary. Es sollte noch eine Version des Mittschnitts geben, die Hans Köberlin aber zu seinem Bedauern noch nicht hatte auftreiben können, bei der daran anschließend abschließend eine freie Improvisation und Shhh / Peaceful kamen, aber vielleicht war mit den Bändern einiges schiefgelaufen und die Improvisation war die vom Anfang gewesen und Hans Köberlin hatte Shhh / Peaceful vor ’Round Midnight nicht wiederkannt … Die Musik jedenfalls verscheuchte alle trüben Gedanken nach dem Telephonat gestern und während dessen Vermerk im Arbeitsjournal eben.

* Dies war wohl keine offizielle Veröffentlichung, bei der auf dem Cover von Hans Köberlins CD­Version stand, das Konzert habe – ohne Angabe von Tag und Monat – 1969 in der Stadt der Liebe stattgefunden, und Ian Carr hatte in seiner Discographie als Datum noch den 6. Februar 1970 und als Ort die Stadt, die niemals schlief, im Angebot (Miles Davis. Eine kritische Biographie, Baden 1985, S. 315). Die ohne Unterbrechungen gespielten Titel waren – wie man es ab jetzt häufiger machen würde – in zwei lange Stücke eingeteilt worden, betitelt Double Image und Gemini, deren Reihenfolge bei den verschiedenen Ausgaben variierte. Hans Köberlin hatte sich unter der Annahme, Roma, den 27. Oktober 1969, die hier beschriebene Rezeption angewöhnt.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, X [Vierte Phase – oder: modus vivendi] Vom 7. bis zum 30. Januar 2014, S. 998).

1969-07-26 Antibes [Mittwoch, der 29. Januar 2014]

Er absolvierte seinen Dauerlauf bei unbeständigem Wetter, und als er seine Runde am oberen Tor beendete, fielen die ersten Tropfen. Er frühstückte also wieder im leeren Wintergarten und hörte dazu, Fischpasteten-, Salami-, Käse, Marmeladen- und Honigbrote kauend und grünen Tee und Orangensaft trinkend und auf den jetzt durchgängig grauen Himmel und den nassen Vorgarten blickend und wie am Samstag, den 18. Januar 2014, angekündigt jenes Konzert um die Bitches Brew-Zeit herum, das Miles Davis am 26. Juli 1969 auf dem festival de jazz d’Antibes Juan-les-Pins gegeben hatte. Es war wieder eine Mischung aus alten und neuen Stücken sowie drei Titeln, die dann auf Bitches Brew erscheinen sollten, Spanish Key, gleich hinter Directions und mit der gleichen Hektik interpretiert, Atem holen konnte man erst anschließend bei I Fall In Love Too Easily, dann Miles Runs the Voodoo Down, bei dem man noch nicht zu dem Groove der Studiosession fand, und am Ende Sanctuary; dazwischen gab es noch aus der vorangegangen Quintettzeit Masqualero, No Blues und Nefertiti. Und wie bei dem Konzert vom Vortag in Antibes – also nicht das von unserem Vortag gestern hier – hatte Hans Köberlin das Empfinden, einer Übergangsphase beizuwohnen, im kommenden Jahr und wohl morgen zu hören würde man in den ›Fillmores‹ an Ost- und Westküste sowie im ›Cellar Door‹ das Vorherige hinter sich gelassen haben.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, X [Vierte Phase – oder: modus vivendi] Vom 7. bis zum 30. Januar 2014, S. 1070f.).

1969-07-25 Antibes [Samstag, der 18. Januar 2014]

Irgendwann stand er auf und absolvierte seinen Dauerlauf, mit welcher Musik in den Ohren, das wurde nicht überliefert. Das Wetter ließ an diesem Tag eine Benutzung der anderen Dachterrasse nicht zu, und so setzte er sich zum Frühstück, bei dem heute ein Konzert von Miles Davis an der Reihe war, das er am 25. Juli 1969 auf dem festival de jazz d’Antibes Juan-les-Pins gegeben hatte,* in den leeren Wintergarten. Dieses Konzert und das an dem Folgetag, das Hans Köberlin in einer der nächsten Runden hören würde, fanden unmittelbar vor den Studiosessions im August, aus denen dann Bitches Brew hervorgehen sollte, statt, es gab da noch nicht die doppelt besetzte Rhythmussektion, aber Chick Corea spielte bereits in seiner typischer Manier auf dem E-Piano. Auf dem Programm standen Stücke aus der Zeit vor der Bitches Brew-Zäsur, von ’Round Midnight und Milestones bis zu It’s About That Time, sowie Miles Runs The Voodoo Down und Sactuary, die dann auch auf dem Doppelalbum erscheinen sollten. Hans Köberlin hatte ein wenig den Eindruck, man traute dem Publikum noch nicht alles zu, was man damals schon draufhatte,** es war aber ein gelungenes Konzert, vor allem Wayne Shorter hatte beeindruckende Soli.

* Wir hatten ihn bereits einmal auf dieser Veranstaltung, sechs Jahre zuvor, siehe oben während des zweiten Besuchs der Frau S. 857.
** »1969 tauchten bei Live-Auftritten noch keine Rockelemente auf. Die ununterbrochenen Sets waren noch immer von harmonischer Abstraktion geprägt, und die oftmals sehr kraftvollen Polyrhythmen waren im Grunde immer noch jazzig. Stimmungswechsel und thematisches Material der Sets waren festgelegt, aber letztendlich zentrierte sich alles um Miles Davis’ Trompetenspiel, das der Musik die Richtung wies.« (Ian Carr, Miles Davis. Eine kritische Biographie, Baden 1985, S. 194). »Harmonische Abstraktion« war die treffende Bezeichnung, die Hans Köberlin nicht eingefallen war.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, X [Vierte Phase – oder: modus vivendi] Vom 7. bis zum 30. Januar 2014, S. 991).

1969-07-05 Newport [Samstag, der 4. Januar 2014]

Für seine Matinée nahm Hans Köberlin das nächste Konzert in seiner Sammlung, 5. Juli 1969 in Newport, er nahm es, weil das Repertoire sich bei zwei von den drei mitgeschnittenen Titeln – Miles Runs the Voodoo Down und It’s About That Time – zu den in Rotterdam gespielten Sachen ergänzte, dazwischen gabe noch eine Sanctuary-Version in der Manier von Bitches Brew. Auch dies ein wunderbares Hören, so daß Hans Köberlin gleich das nächste nachlegen wollte …
»Das geht nicht, das ist ein Ritual!«

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, IX [Der zweite Besuch der Frau] Vom 20. Dezember 2013 bis zum 6. Januar 2014, S. 884).

1969-05-11 Rotterdam [Freitag, der 3. Januar 2014]

Später dann frühstückten sie wieder mit einem Auftritt Miles Davis’, Hans Köberlin hatte vier weitere Konzerte des Jahres 1967 nach Newport übersprungen und man war jetzt bei einem Mitschnitt, der am 11. Mai 1969 in Rotterdam gemacht worden war, also ein paar Monate vor den Albumsessions zu Bitches Brew im August. Hier begann die von Hans Köberlin favorisierte Zeit im Schaffen seines Idols, die sogenannte ›elektrischen Phase. Das Repertoire würde sich jetzt bis On The Corner aus einem bestimmten Fundus von Stücken zusammensetzen. Es begann mit Directions, dessen Auftakt Hans Köberlin zu allen möglichen Situationen vor sich hinzusummen pflegte, dann kam Bitches Brew, halb so lang wie später im Studio und noch etwas schlanker, was dem Stück neue Aspekte abgewann, dann – der Höhepunkt dieses Mittschnitts! – eine Version von Wayne Shorters Sanctuary, die über fast eine halbe Stunde ging …* und zum Abschluß gab es Masqualero.
»Sehr schön, wunderbar, bravo! Nach dem sinnlichen in den Tag kommen eben ein sehr schöner ästhetischer Auftakt«, befand Hans Köberlin.

* Man erinnere sich an unseren zweiten Bericht, in dem wir berichtet haben, wie Clemens Limbularius zu der akustischen und der elektrischen Version dieses Stückes mit der Witwe des toten Kollegen gute (= vögelnde) Zeiten und schlechte (= ansprüchliche, streitende) Zeiten gehabt, siehe vom Verf. … du rissest dich denn ein., Berlin 2010, S. 134f. und S. 173f. und S. 183f. und S. 198.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, IX [Der zweite Besuch der Frau] Vom 20. Dezember 2013 bis zum 6. Januar 2014, S. 879).

Freitag, 9. Dezember 2022

1967-11-07 Karlsruhe [Donnerstag, der 6. März 2014]

Zum Frühstück hörte Hans Köberlin jenes Konzert, das Miles Davis am 7. November 1967 in der Stadthalle jener Stadt, in der Peter Sloterdijk nun seine Wirkungsstätte hatte, gegeben, er hörte es nicht nur, er sah es auch, denn es war einer der Konzertfilme, die er in seinem Archiv hatte. Alle trugen schwarze Anzüge über weißen Hemden mit Fliege, nur Miles Davis trug einen graugestreiften Anzug über einem gestreiften Hemd mit einer Krawatte. Es begann wie meist in jener Zeit mit Agitation und Hans Köberlin ertappte sich dabei, daß er mehr schaute denn hörte. Die Musiker taten so, als kümmerten sie sich nicht darum, was die anderen machten, aber es herrschte eine subtile Kommunikation. Das Publikum sah man zum ersten Mal im Hintergrund, als die Kamera Herbie Hancock bei seinem Solo – »C. Bechstein« konnte man lesen – filmte. Der Saal war natürlich bestuhlt und alle saßen ruhig da und lauschten, was Hans Köberlin gefiel, keine Sperenzchen … Es folgte Footprints, da war die Bühne plötzlich schwarz und Miles Davis stand in einem Spot, das Licht ging dann für Wayne Shorter wieder an und Hans Köberlin hatte einmal mehr das Gefühl, dem Ritual beizuwohnen, aus dem der Jazz damals bestand, und daß es interessant wäre, die verschiedenen Interpretationen eines Stückes unmittelbar zu vergleichen, sozusagen um die ›Tagesform‹ bestimmen zu können. Es folgte I Fall In Love Too Easily, man sah Miles Davis’ Armbanduhr, sicher ein teures Teil, das Stück begann ruhig, um dann in einen schönen Swing zu fallen, aus dem man aber gleich wieder ausbrach, es gab noch ein längeres Solo von Herbie Hancock mit Zwischenapplaus. Dann kam als letztes Stück Gingerbread Boy, was nicht zu Hans Köberlins Favoriten gehörte und hier als Gegenstück zu Agitation das Konzert schloß. Falls das Publikum nach einer Zugabe verlangt, hatte man das gnädig ausgeblendet. Morgen zum Frühstück vor dem Gang zur Omnibusstation würde es dann Miles Davis’ Auftritt auf der Isle of Wight geben.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XII [Fünfte Phase – oder: Un gringo en Calpe] Vom 10. Februar bis zum 6. März 2014 Vom 31. Januar bis zum 9. Februar 2014, S. 1441f.).

Empirie, 28. Update

¡Hans Koberlin vive! in Daten (der Stand von heute):
  • Stand des Manuskripts:
    • Seiten: S. 1.736 von ca. 2.400 Seiten
    • Fußnoten: 4.686
  • Stand der Bearbeitung:
    • Seiten: S. 1.469 von ca. 2.400 Seiten
    • Fußnoten: 3.880
    • Kapitel: XIII (= Zweites Intermezzo – oder: Die Hälfte der Zeit des Exils) von XXIV Kapiteln nebst einem Anhang
    • Tag der Bearbeitung: Freitag, der 7. März 2014, der 157. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen
  • Der Beginn der Handlung ist mit Analepsen der Sonntag, der 23. Oktober 4004 vor unserer Zeitrechnung, 9 Uhr vormittags,* ohne Analepsen der Herbst 2012.
  • Das Ende der Handlung fällt mit den Prolepsen mit dem Ende der (oder bloß einer?) Welt zusammen,** ohne Prolepsen mit dem Frühjahr 2016.
  • Beginn der Niederschrift: Mittwoch, den 2. Oktober 2013
  • Ende der Niederschrift: noch nicht abzusehen.
Mit der Vorbereitung zur Publikation des ersten Teilbandes wurde mittlerweile begonnen.

  • Stand der Überarbeitung:
    • Seiten: S. 778 von 778 Seiten
    • Fußnoten: 2.280
    • Kapitel: VIII (= Dritte Phase – oder: Konsolidierung) von VIII Kapiteln nebst einem vorläufigen Anhang
    • Tag der Überarbeitung: Donnerstag, der 19. Dezember 2013, der 79. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen
Mit der Vorbereitung zur Publikation des ersten Teils des zweiten Teilbandes wurde mittlerweile begonnen (obwohl der erste Teilband noch nicht publiziert wurde – c’est la vie).

  • Stand der Überarbeitung:
    • Seite: S. 1.463
    • Fußnoten: 3.850
    • Kapitel: XIII (= Zweites Intermezzo – oder: Die Hälfte der Zeit des Exils) von XXIV Kapiteln nebst einem Anhang
    • Tag der Überarbeitung: Freitag, der 17. März 2014, der 157. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen


* (= die Fußnote 5 auf S. 7) »Non in tempore sed cum tempore Deus creavit caela et terram.« (Augustinus).
Nun: »In der Schiffsbibel von Charles Darwin auf der ›Beagle‹, mit der er von 1831 bis 1836 die Welt bereiste, stand das Datum der Weltschöpfung eingetragen: 23. Oktober 4004 vor Christi Geburt, 9 Uhr vormittags.« (Hans Blumenberg, Die Sorge geht über den Fluß, Frankfurt am Main 1987, S. 47). Das war ein Sonntag, am folgenden Freitag war er, der Schöpfer, fertig, und auch das jüngste Gericht soll nach christlichen Vorstellungen auf einen Freitag fallen, ein Datum haben wir gerade nicht zur Hand.
»Soldats, quarante siècles vous regardent!«
»L’ouvrage que j’ai entrepris aura la longueur d’une histoire«, hatte Balzac stolz in seinen Avant-Propos de La Comédie humaine postuliert.
** (= eine Anmerkung aus der fünften Nachlese) »Die Welt des Dichters ist nicht die einzige Welt. Es gibt mehrere Dichter.« (Bertolt Brecht, Schriften zum Theater 1; in: Gesammelte Werke, hrsg. vom Suhrkamp Verlag in Zusammenarbeit mit Elisabeth Hauptmann, Frankfurt am Main 1967, Bd. 15, S. 393).

Wird aktualisiert!

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