Freitag, 6. Mai 2016

Dienstag, der 6. Mai 2014


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Ein ehemaliger Freund, den er auf nie ganz geklärte Art und Weise als Freund verloren, kam Hans Köberlin in den, vielmehr erinnerte er sich an das Treppenhaus, das zu dem in einem ehemaligen Hotel gelegene Zimmer des ehemaligen Freundes geführt hatte. In dem Treppenhaus hatte hinter Glas eine Schwarzweißreproduktion von Carl von Steubens, oder vielmehr: von Charles de Steubens Mort de Napoléon Ier à Sainte-Hélène, le 5 mai 1821 (1828) gehangen … Hans Köberlin hatte bei jedem Auf- oder Absteigen einen Blick auf diese ikonographisch gewordene Szene geworfen, und mit der Erinnerung an dieses Bild kam Hans Köberlin die Erinnerung an den Geruch des Treppenhauses …: es hatte nach einer feuchten, verschlammten Dachrinne gerochen. Manche derartigen Gerüche waren Hans Köberlin nicht unangenehm, da war er wie Leopold Bloom mit seiner Niere zum Frühstück oder dem reifen Gorgonzolakäse, den er auf einem Brot mit Senf und Oliven und einem Glas Burgunder dazu verzehrt hatte … Bilder, Gerüche, Töne …: sinnliche Marginalien, die einen, einmal erlebt, ein Leben lang begleiteten …


* In Hans Köberlins Erinnerung hatten allerdings auf dem Bild weniger Personen dem Sterben von lʼempereur beigewohnt, und der Raum, in dem das Totenbett gestanden, war dort weiß-abstrakter gewesen. Hans Köberlin hatte wahrscheinlich gestern en passant auf einem seiner Film- oder Zitatenkalenderblätter die Zeichenfolge ›†1821 Napoléon Bonarparte‹ ‒ ohne sie in einen seiner Kontexte einzubinden ‒ übersehen.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XVII [Phase 7 – darin: Besuch von Freunden], 28. April bis 15. Mai 2014).