Mittwoch, 5. Oktober 2022

1967-10-31 Stockholm [Sonntag, der 16. Februar 2014]

Hans Köberlin absolvierte seinen Dauerlauf – es war sonnig aber sehr windig – und bereitete sich sein Frühstück im leeren Wintergarten, zu dem er heute den neulich erinnerten Film jenes Konzerts anschaute, das Miles Davis am 31. Oktober 1967 in der Hauptstadt des Landes von Pippi Langstrumpf gegeben hatte. Der Film war in Schwarzweiß, das Programm entsprach dem üblichen der Zeit, es gab Agitation, Footprints, ’Round Midnight und Gingerbread Boy, es wurde nicht zu schnell gespielt und der Dämpfer blieb auf Herbie Hancocks Klavier stehen, wobei das wahrscheinlich das Klavier des Veranstaltungsorts war. Obwohl Hans Köberlin dabei sein Frühstück verzehrte, war diesmal das Auge das Hauptrezeptionsorgan. Er hatte sich den Mitschnitt bisher bloß einmal angeschaut, jetzt war das Sehen durch das Ritual der vergangenen Wochen quasi fundierter. Es gab als Kommunikationsangebot an das Publikum allein die Musik, keine Moderation, keine Ansagen und keine Anbiederungen, das gefiel Hans Köberlin, die klassische Moderne des Jazz, die Musiker in schwarzen Anzügen mit Krawatte oder Fliege, das Publikum im bestuhlten Saal und auf der Galerie, das keine eigenen Schwenks bekam und nur als Hintergrund der Musiker zu sehen war, war gleichfalls im Sonntagsstaat, die blonden Schwedenmädel in den Kleidchen, die man damals so trug – sicher schon etwas kürzer –, die Herren in Anzügen, allerdings nicht nur in schwarzen. Gegenüber dem Set gestern hatte Herbie Hancock mehr Raum, Bass und Schlagzeug bekamen keine Möglichkeit zu Solis. Tony Williams war wirklich noch sehr jung, vom Aussehen nach war Ron Carter der älteste des Quintetts. Die Musiker kamen auf die Bühne, nahmen ihre Plätze ein, und begannen zu spielen, zunächst das Thema des jeweiligen Stücks von Miles Davis allein oder mit Wayne Shorter zusammen, dann Miles Davis’ Solo, dann Wayne Shorters Solo, dann gegebenenfalls Herbie Hancocks Solo, dann wurde das Thema wieder aufgegriffen und sofort zum nächsten Stück übergeleitet, so daß keine Lücke für den Applaus blieb. Hans Köberlin gefiel die Musik, er merkte aber jetzt beim Sehen ihrer Produktion mehr als beim bloßen Hören, daß es eine Angelegenheit aus einer Zeit vor seiner Zeit war, es war fast, als schaute er sich die Interpretation eines Streichquartetts von Beethoven an. Die Leute, die damals, als er, Hans Köberlin, im Alter von fünf Jahren aus Trotz und Wut mit dem Holzschwert die Blumen seiner Mutter geköpft, der Performance beigewohnt, hatten sicher ein größeres Spektrum an Binnendifferenzierung parat, auch natürlich die Musikwissenschaftler, die vielleicht ähnlich oberflächlich wie der Hörer – in Adornos Typologie: »guter Zuhörer«* – Hans Köberlin einen Roman aus dem 19. Jahrhundert lesen würden, obwohl … Von Gingerbread Boy ging es übergangslos zu The Theme, und jetzt wurde dessen Funktion evident: das Publikum wußte, nun war Feierabend und klatschte, es gab noch nicht das Gepfeife und Gestampfe derer, die nie genug bekamen, dies ein Ritual, das Hans Köberlin nur selten zugesagt, er hatte einen Livemitschnitt von Massacre, auf dem das unter dem Titel The Empire Strikes Back dokumentiert worden war, und die anschließende gut fünfminutige Zugabe hieß dann Over.

* Siehe oben S. 465 und dort die Fußnote 1515: In Adornos Typologie würde sich Hans Köberlin zu den »guten Zuhörern« (der gleich nach dem »Experten« kam) zählen: »Auch er hört übers musikalisch Einzelne hinaus; vollzieht spontan Zusammenhänge, urteilt begründet, nicht bloß nach Prestigekategorien oder geschmacklicher Willkür. Aber er ist der technischen und strukturellen Implikationen nicht oder nicht voll sich bewußt. Er versteht Musik etwa so, wie man die eigene Sprache versteht, auch wenn man von ihrer Grammatik und Syntax nichts oder wenig weiß, unbewußt der immanenten musikalischen Logik mächtig. Dieser Typ wird gemeint von der Rede von einem musikalischen Menschen, wofern man dabei überhaupt noch an die Fähigkeit zu unmittelbarem, sinnvollem Mithören sich erinnert und nicht damit sich begnügt, daß einer Musik ›möge‹. Solche Musikalität bedurfte historisch einer gewissen Homogenität der musikalischen Kultur; darüber hinaus einiger Geschlossenheit des Gesamtzustandes, wenigstens der auf die Kunstwerke reagierenden Gruppen. Etwas dieser Art wird bis ins neunzehnte Jahrhundert hinein in höfischen und aristokratischen Zirkeln überlebt haben. Noch Chopin hat in einem Brief zwar über die zerstreute Lebensform der großen Gesellschaft sich beklagt, zugleich aber eigentliches Verständnis ihr zugesprochen, während er dem Bürgertum vorwirft, daß es statt dessen nur Sinn für die erstaunliche circensische Leistung – heute würde man sagen: die show – habe. Bei Proust erscheinen Figuren, die diesem Typus zurechnen, in der Sphäre Guermantes, so der Baron Charlus. Zu mutmaßen wäre, daß der gute Hörer, wiederum proportional zur anwachsenden Zahl der Musikhörer überhaupt, mit der unaufhaltsamen Verbürgerlichung der Gesellschaft, dem Sieg des Tausch- und Leistungsprinzips immer seltener wird und zu verschwinden droht. Eine Polarisierung nach den Extremen der Typologie hin kündigt sich an: tendenziell versteht heute einer entweder alles oder nichts. Mitschuldig ist selbstverständlich der Verfall der musikalischen Initiative des Nichtprofessionellen unterm Druck von Massenmedien und mechanischer Reproduktion. Am ehesten dürfte der Amateur dort noch überleben, wo Reste einer aristokratischen Gesellschaft sich erhalten haben wie in Wien. Im kleineren Bürgertum dürfte der Typus schon kaum mehr sich finden, außer bei polemischen Einzelgängern, die bereits zu den Experten hinüberspielen, mit denen im übrigen früher die guten Hörer weit besser sich verstanden, als heute die sogenannten Gebildeten mit der avancierten Produktion.« (Theodor W. Adorno, Typen musikalischen Verhaltens; in: Gesammelte Schriften, hrsg. von Rolf Tiedemann unter Mitwirkung von Gretel Adorno, Susan Buck-Morss und Klaus Schultz, Frankfurt am Main 1986, Bd. 14: Einleitung in die Musiksoziologie. Zwölf theoretische Vorlesungen, S. 183f.).
»Soso, ich bin also ein ›polemischer Einzelgänger‹ aus dem ›kleineren Bürgertum‹ …«
»¡Sí, eres un polémico solitario de la pequeña burguesía!«

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XII [Fünfte Phase – oder: Un gringo en Calpe] Vom 10. Februar bis zum 6. März 2014, S. 1240f.).

1967-10-30 Rotterdam [Dienstag, der 28. Januar 2014]

Zum Frühstück hörte er jenes Konzert, das Miles Davis am 30. Oktober 1967 für eine Rundfunkausstrahlung im ›de Doelen‹ in der Stadt mit dem größten Hafen Europas gegeben hatte. Hier hörte man die »neuen musikalische Konzepte«, von denen Ian Carr gestern gesprochen hatte,* der Höhepunkt dieser Phase, bevor es dann elektrisch wurde. Es begann mit Footprints, bei dem Baß, Klavier – die wichtige Funktion Herbie Hancocks in diesem Quintett wurde wieder einmal offenbar – und Schlagzeug im Vordergrund standen, dann der klassische Einstieg zu ’Round Midnight, nach dem es aber in der Manier von Footprints weiterging, die alten Stücke wurden in dem schnellen Fluß, der alle mitriß, nur noch markiert, Orientierungshilfen für jene versierten Hörer, welche Rudimente alter Strukturen in den neuen suchten, genauso dann bei No Blues, On Green Dolphin Street, Riot und Masqualero, letztere neueren Stücke waren bereits so angelegt. Die Konzerte der Zeit und auch die späteren, von Stockhausen beeinflußten, gerieten aber bei allen Ausbrüchen nie zu einem sogenannten ›Free Jazz‹, Miles Davis blieb stets das strukturbildende Zentrum, selbst wenn er nicht selber spielte und eventuell gar nicht auf der Bühne präsent war. Er schuf seinen Musikern Freiräume, hatte aber immer im Blick, auf was das Ganze hinauslaufen sollte. Sah man, so Hans Köberlin weiter, auf die Entwicklungslogik von Miles Davis’ Stil, dann konnte man diese Zeit in Bezug auf die davor mit der Zeit unmittelbar vor 1975 vergleichen, bloß daß zwei Jahre nach 1967 Bitches Brew kam, nach On the Corner et cetera aber nur noch das Verstummen. Hans Köberlin sah in der Zeit um 1975 weniger eine Krise Miles Davis’ als eine allgemeine Krise bestimmter musikalischer Stile am Werk, in der Rockmusik genauso wie im Jazz, aber wahrscheinlich war das bloß die Betrachtungsweise seiner Generation.
»Dinosaurier!«
»Alter weißer Cis-Mann!«

* Siehe oben S. 1060f. und dort die Fußnote 2932. Carr hatte Hans Köberlin, als der vor Jahren die Biographie gelesen, auf das Album My Funny Valentine aufmerksam gemacht, bei dem man aus den beiden Sets des Konzerts 12. Februar 1964 in der Stadt, die niemals schlief (siehe oben S. 864f. sowie die Fußnote 2723 auf S. 972), nur die ruhigen Stücke zusammengestellt hatte. Hans Köberlin stellte dies in seinem digitalisierten Musikarchiv nach und war von dem Ergebnis durchaus angetan.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, X [Vierte Phase – oder: modus vivendi] Vom 7. bis zum 30. Januar 2014, S. 1065).

1967-10-18 Anvers [Freitag, der 17. Januar 2014]

Dann machte er seinen Dauerlauf und frühstückte anschließend auf der anderen Dachterrasse zu einem Konzert, das Miles Davis am 18. Oktober 1967 in einer Hafenstadt des Landes, aus dem auf der Alte mit seinen schrecklichen Fischen kam, gegeben hatte. Neue Stücke kamen hier zu den Standards, es war noch ›klassisch‹, aber Hans Köberlin glaubte den Umbruch, der in den nächsten beiden Jahren folgen würde, bereits zu spüren. Sein Favorit bei diesem Konzert war, nicht zuletzt wegen Herbie Hancock, Masqualero.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, X [Vierte Phase – oder: modus vivendi] Vom 7. bis zum 30. Januar 2014, S. 983).

1967-07-02 Newport [Donnerstag, der 2. Januar 2014]

Zum Frühstück gab es heute, wie gestern vorgenommen, Miles Davis’ Auftritt am 2. Juli 1967 in Newport. Der oberflächliche Hans Köberlin kannte diese Aufnahmen und hatte sie bereits unzählige Male gehört, aber noch nie chronologisch systematisch, dies selbst nicht begleitend zu der Lektüren der diversen Bücher über Miles Davis und seiner Quasi-Autobiographie.
»Es hat mir damals schlicht und einfach die Zeit gefehlt, ich habe nach meinem ersten Roman an meinem ersten nie erschienenen Fragment gearbeitet und mußte nebenher den Schornstein am Rauchen halten …«
Alle Musik war ihm damals gleich nahe unter der Sonne gewesen, es war ähnlich wie mit der auf Wiederholung angelegten Lektüre, und die Alben vor 1969 mußte er sich selber erst erarbeiten – gegenüber den Alben nach 1975, vor allem denen mit Marcus Miller, hatte er, bis auf ein paar Ausnahmen, Vorurteile. Es war sicher auch eine Frage seines Alters, daß er sich Miles Davis mit Jimi Hendrix sehr gut vorstellen konnte, aber einer Kollaboration mit Prince eher befremdet gegenübergestanden hätte. 1967 in Newport ging es, diesmal nach der Ansage, wieder mit Gingerbread Boy los, aber wesentlich rauer, es ging gleitend über in Footprints, dann kam ’Round Midnight, und bei dem Stück war das Fortschreiten am deutlichsten zu hören, denn das Stück kam ja aus einer anderen Ära. Zum Abschluß folgte eine aktuelle Version von So What, wobei Hans Köberlin die letzte Tour Davis’ mit Coltrane einfiel. Beide hatten sich seit Kind of Blue weiterentwickelt, aber in konträre Richtungen, Hans Köberlin goutierte beides, Miles Davis war ihm jedoch näher …
Wir wissen natürlich, daß wir – wie bei Kafka und wie bei Joyce und wie bei sonst so vielem – mit der bloßen Wiedergabe von Hans Köberlins exilantischen und dilettantischen Einsichten die wirklichen Experten auf diesen Gebieten vergraulen werden, weil das Rad nochmals erfunden wurde oder aber vor seiner Erfindung das Potential einer runden Scheibe mit einer Nabe übersehen wurde, aber wir können es nur so dokumentieren, wie es sich für uns beim Beobachten dargestellt hat. Und für diesbezügliche Einsichten, die wir als interesselose Beobachter später zufällig irgendwo erhalten sollten, verweisen wir, wie gehabt, auf unsere Nachlesen.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, IX [Der zweite Besuch der Frau] Vom 20. Dezember 2013 bis zum 6. Januar 2014, S. 872f.).

1966-07-04 Newport [Mittwoch, der 1. Januar 2014]

Zu dem Frühstück im leeren Wintergarten hörten sie – Hans Köberlins größerer Zeitsprung innerhalb seines Rituals – den Mittschnitt von Miles Davisʼ Auftritt auf dem Jazzfestival in Newport am 4. Juli 1966. Das Programm war zum Teil noch das gleiche wie knapp zweieinhalb Jahre zuvor, aber für Hans Köberlin, der von dem radikalen Umbruch, der in den nächsten drei Jahren passieren sollte, wußte, kündigte sich dieser hier bereits in manchen Passagen, vor allem bei den Improvisationen, an. Der Mitschnitt begann quasi in medias res mit Gingerbread Boy, gefolgt von All Blues, bei dem das Thema angedeutet wurde, um Raum für lange Soli zu geben – die Alternierung im Tempo gab es so nicht mehr, es war durchweg die gleiche Dynamik, die einem entgegenkam –, All Blues also, gefolgt von Stella By Starlight, hier nicht mehr so melancholisch …
»Man müßte diese und die Interpretation von gestern zum Vergleich hintereinander hören …«
…dann gefolgt von R. J., die einzige Live-Version, die Hans Köberlin von diesem E. S. P.*-Stück kannte, und schließlich vor dem Abschlußthema Seven Steps To Heaven.
»Morgen gibt es keinen weiteren Sprung, sondern Newport am 2. Juli 1967.«

* Erst am Freitag, dem 19. Juni 2020, sollte der Ignorant Hans Köberlin in einem anderen Kontext, den wir nicht mehr rekonstruieren können, darauf kommen, für was E. S. P. hier stand, nämlich für ›extrasensory perception‹.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, IX [Der zweite Besuch der Frau] Vom 20. Dezember 2013 bis zum 6. Januar 2014, S. 869).

1965-12-23 Chicago 4th Set [Mittwoch, der 26. Februar 2014]

Zum Frühstück gab es natürlich Miles Davis, und zwar das vierte Set jenes Konzerts, das der am 23. Dezember 1965 in der für ihre Schlachthöfe berüchtigten Stadt gegeben hatte. Es bildete den Abschluß jener Konzertreihe, ging über gut eine Dreiviertelstunde und begann mit Stella by Starlight. Hans Köberlin war heute in einer empfänglichen Stimmung für jene Periode, die klassische des Jazz – Klassik erreicht durch Reduktion und Understatement  –, bei dem Auftakt kam ihm ›Kinojazz‹ in den Sinn. Es gab keine Irritationen bei dem langsamen Stück, fast Vorweihnachtsstimmung, Trompete, Saxophon, Klavier und wieder Trompete, anschließend, auch diesmal in der schnellen Variante, All Blues. Das Stück wehrte sich bei Hans Köberlin gegen die meisten Modifikationen gegenüber der Kind of Blue-Fassung, so auch hier, wenn auch, wie gesagt, diesmal im Rahmen bleibend. Das dritte Stück des Sets war Yesterdays. In Hans Köberlins Sammlung von Miles-Davis-Konzerten tauchte dieser Jazzstandard nur hier auf, tauchte hier in der ihm gebührenden Melancholie auf; die Erinnerung an die vergangenen Tage kam wohl von jemandem, der der eben zitierten Mahnung de Sades weitgehend gefolgt war. Das abschließende Theme ging über fünf Minuten und ließ Miles Davis und Wayne Shorter im Wechselspiel hören.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XII [Fünfte Phase – oder: Un gringo en Calpe] Vom 10. Februar bis zum 6. März 2014, S. 1369).