Herbert Neidhöfer, homme de lettres
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Samstag, 5. März 2016
Mittwoch, der 5. März 2014
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Hans Köberlin schaute sich, einem Bedürfnis folgend, aus seiner kleinen verbliebenen – Ach! –, aber nunmehr digitalisierten Filmsammlung Melvilles L’Aîné des Ferchaux* an, wobei er nur mit vager Ursache, eher weil er es gewollt, an die erste Übernachtung mit der Frau während seines Exodus’ erinnert wurde. Danach hätte er gerne eine Melville-Retrospektive veranstaltet, aber: Ach! …
* »Ich fragte mich die ganze Zeit über«, notierte er in sein Arbeitsjournal, »woher ich das Gesicht des Alten kannte.« – Nun, Hans Köberlin, wenn wir dir Bescheid geben dürfen: er war der gewesen, der mit Yves Montand in Le salaire de la peur (1952) in dem letzten Nitroglycerin-Lastwagen gesessen hatte und er war der schlaue aber nicht schlau genuge Kommissar Fichet in Les Diaboliques (1955) vom gleichen Regisseur gewesen und er war der Staatsanwalt gewesen, der in Cadaveri eccellenti (1976) erschossen worden war, nachdem er die Mumien in Palermo besucht hatte. – Aber lassen wir weiter unseren Protagonisten sprechen: »Als Michel Dieudonne nach seiner, Michels, Zukunft fragte, meinte Dieudonne, es gäbe drei Arten von Menschen: Schafe, Schakale und Leoparden; nun: der große Schakal Dieudonne wurde durch seine Krankheit (= Bedürftigkeit) und vielleich auch aus echter Zuneigung heraus zum Schaf, und der kleine Schakal Michel durch Überwindung seiner schlechten Gewohnheiten (sich davon zu machen) zum Leoparden. Der Film war, wie jeder Film von Melville, den ich bis jetzt gesehen habe, ein Meisterwerk. Er fing etwas spröde an (man achte aber auf die Ökonomie der Darstellung der Handlung, vor allem bei dem Boxkampf), wurde dann aber auf den Straßen der USA und vor allem im Dschungel bei New Orleans sehr suggestiv. Was auffällt ist, daß Belmondo während einer Dekade in drei in der Struktur sehr ähnlichen Meisterwerken die Hauptrolle gespielt hatte: in L’Aîné des Ferchaux (1963) eben, dann noch in Godards Pierrot le fou (1965) und schließlich in Truffauts La sirène du Mississipi (1969).«
(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XII [Phase 5 – oder: Un gringo en Calpe], 10. Februar bis 6. März 2014).
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