Dienstag, 31. August 2021

1948-09-18 New York [Samstag, der 11. Januar 2014]

Das Wetter ließ wieder ein Frühstück auf der anderen Dachterrasse zu und Hans Köberlin beschloß, heute vom 11. Oktober 1981 nicht sieben Jahre weiter in die Stadt bei den Mönchen zu springen, sondern einunddreißig Jahre zurück zu jenem Konzert aus dem Birth of the Cool-Kontext, das Miles Davis mit seinem Nonett am 18. September 1948 in der Stadt, die niemals schlief, im ›Royal Roost‹ gegeben. Das war nach dem Miles Davis der achtziger Jahre nicht ein so arger Unterschied, wie es nach dem Miles Davis der siebziger Jahre gewesen wäre. Das Set begann wieder mit dem schnellen Move, gefolgt von dem langsamen Moon Dreams, dann kam wieder flott Hallucinations oder Budo und schließlich Darn That Dream, ein Song aus der Broadway-Version von Shakespeares A Midsummer Night’s Dream, bei dem Kenny ›Pancho‹ Hagood den Gesangspart übernommen hatte …

Darn that dream, I dream each night
You say you love me and you hold me tight
But when I awake, you’re out of sight
Oh, darn that dream

Ja, solches kannte unser Hans Köberlin hier in seinem Exil auch, und seit fünf Tagen kannte er es wieder …

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, X [Vierte Phase – oder: modus vivendi] Vom 7. bis zum 30. Januar 2014, S. 937).

Montag, 30. August 2021

Science Fiction (dritte Fortsetzung der Geschichte)

Weiter suchten wir im All nach einer neuen Lebenswelt.
Wir beobachteten eine kosmische Tragödie:
eine Supernova verschlang ihre Planeten.
Das All blieb gleichgültig.
Da sahen wir das Leitsignal einer gigantischen Raumstation …

1948-09-04 New York [Mittwoch, der 25. Dezember 2013]

Es war ein grauer Tag, man frühstückte ausgiebig im leeren Wintergarten und Hans Köberlin versuchte, eine neue Gewohnheit zu implementieren, nämlich zu jedem Frühstück die Aufnahme eines Konzerts von Miles Davis zu hören, und zwar, um Wiederholungen im Repertoire nicht zu dicht aufeinander folgen zu lassen, nicht strikt chronologisch. Er begann mit der frühesten Aufnahme, die sich in seinem Archiv befand – die Sachen vorher mit Charlie Parker berücksichtigte er nicht – mit einem knapp halbstündigen Radiokonzert für eine Sendung von Sidney Tarnopol alias Symphony Sid, aufgenommen im ›Royal Roost‹-Club in New York am 4. September 1948. Hans Köberlin hatte ja – wie die meisten aus unserer Generation und unserer Art – Miles Davis mit Bitches Brew kennengelernt und hatte sich, um dann später auch die Birth of the Cool-Ära angemessen goutieren zu können, nicht in Dissonanzen, sondern in Harmonien einhören müssen. Er kam allerdings in diese Ära nicht so hinein, wie er es gerne gewollt, in seiner Erinnerung präsent war ihm bei diesem Radiokonzert nur das schnelle Eröffnungsstück Move und daß in dem nächsten, das in irgendeinem Zusammenhang das Wort ›Love‹ im Titel trug [es war die müßige Frage Why do I love you?, und hätte Hans Köberlin ein besseres musikalisches Gedächtnis gehabt, dann hätte er sich daran erinnert, daß er diesen Song aus der Feder von Kern & Hammerstein II bereits von Charlie Parker Plays South the Border her kannte; Anmerk. des Verf.], gesungen wurde.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, IX [Der zweite Besuch der Frau] Vom 20. Dezember 2013 bis zum 6. Januar 2014, S. 824f.).

Donnerstag, 19. August 2021

159. Das dietmarsische Lügenmärchen

Ich will euch etwas erzählen. Ich sah zwei gebratene Hühner fliegen, flogen schnell und hatten die Bäuche gen Himmel gekehrt, die Rücken nach der Hölle, und ein Amboß und ein Mühlstein schwammen über den Rhein, fein langsam und leise, und ein Frosch saß und fraß eine Pflugschar zu Pfingsten auf dem Eis. Da waren drei Kerle, wollten einen Hasen fangen, gingen auf Krücken und Stelzen, der eine war taub, der zweite blind, der dritte stumm und der vierte konnte keinen Fuß rühren. Wollt ihr wissen, wie das geschah? Der Blinde, der sah zuerst den Hasen über Feld traben, der Stumme rief dem Lahmen zu, und der Lahme faßte ihn beim Kragen. Etliche, die wollten zu Land segeln und spannten die Segel im Wind und schifften über große Äcker hin: da segelten sie über einen hohen Berg, da mußten sie elendig ersaufen. Ein Krebs jagte einen Hasen in die Flucht, und hoch auf dem Dach lag eine Kuh, die war hinaufgestiegen. In dem Lande sind die Fliegen so groß als hier die Ziegen. Mache das Fenster auf, damit die Lügen hinausfliegen.

(Brüder Grimm, Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm, Stuttgart 1982, Bd. 2, S. 276f.).

Mittwoch, 18. August 2021

Science Fiction (weitere Fortsetzung der Geschichte)

Wir sichteten am Tag, der zwei Gaia-Tagen entsprach,
die Oberfläche des Planeten.
Wir entdeckten gigantische Artefakte, nicht aber ihre Erbauer,
nur Spuren sinnloser Zerstörung.
In der nächsten Nacht befragten wir das Orakel.
Es riet uns, den Orbit bald zu verlassen.
So setzen wir unsere Suche fort.

Donnerstag, 12. August 2021

Science Fiction (Fortsetzung der Geschichte)

Nach Lichtjahren fanden wir einen der Gaia ähnlichen Planeten.
Auch er hatte einen Trabanten.
Wir näherten uns voller Hoffnung seiner Oberfläche.
Die Flora erschien uns vielversprechend …
… nicht aber die Fauna!

Donnerstag, 5. August 2021

Science Fiction (Beginn der Geschichte)

Die Spinnen hatten die Herrschaft der Welt übernommen.
Es blieb nur noch die Flucht ins All.
Unser Raumschiff war bereit zum Start.
Wir warfen noch einen letzten Blick auf das Cottage …
… und schlossen die Luken.