Dienstag, 31. Januar 2017

P. K. D. #12

In Expendable / »He Who Waits« herrscht Krieg zwischen den Insekten und den Menschen. Die Spinnen und die Vögel kämpfen dabei auf der Seite der Menschen. Anführer der Insekten sind die Ameisen, die die Erde beherrscht hatten, bevor die Menschen aus dem All kamen. Am Ende erklärt eine Spinne dem Protagonisten den Hintergrund und macht Hoffnung, aber nicht für ihn als Individuum, sondern nur für die Gattung.

Fenster #85

Fenster #84

Fenster #83

P. K. D. #11

In The Preserving Machine hat ein Mann – Doc Labyrinth (man wird ihm wiederbegegnen) – Angst, die Kulturgüter, vor allem die Musik, könnten in der allgemeinen sozialen Dekadenz vernichtet werden, und er läßt eine Maschine konstruieren, die die kanonisierten musikalischen Werke (erwähnt werden Komponisten von Mozart bis Wagner) in Lebewesen verwandelt. Doch diese Lebewesen unterliegen wie die Lebewesen in der Natur einer Evolution, und als er ein Bachtierchen zurück in die Maschine wirft, um zu hören, wie es nach der Zeit der Auswilderung klingt, hört man nur etwas als scheußlich beschriebenes (wahrscheinlich zeitgenössische Musik, die adäquat zu hören es einer Evolution beim Hörer bedarf). Dies ist eine Ideenerzählung und leider nicht bis ins Detail stimmig ausgeführt.

P. K. D. #10

In The Infinites wird eine Crew auf einem Asteroiden einer Strahlung ausgesetzt, die ihre Physis verändert. Allmählich kommen sie dahinter, daß sich ihre Gehirne auf Kosten der Physis erweitern, sie machen in Stunden die menschliche Evolution von Jahrmillionen durch. Dick schafft es nicht ganz, diesen Prozeß sprachlich adäquat darzustellen, es bleibt alles menschlich allzumenschlich. Am Ende kommen als deus ex machina die Meerschweinchen aus dem Labor und machen alles wieder gut. Das war die bisher schwächste Erzählung.

Fenster #82

Fenster #81

Fenster #80

P. K. D. #9

In Piper in the Woods behaupten in einer Garnison auf einem Asteroiden immer mehr Menschen, sie wären Pflanzen, und sie verhalten sich dann auch so, das heißt: sie leben bloß noch vegetativ ‒ also sogar noch eine Steigerung des Lebensmodus der homerischen Lotophagen. Ein Psychologe sucht nach den Ursachen und kommt zu dem Schluß, daß es keine Pfeifer im Wald gibt, die diesen Moduswechsel ins Vegetative veranlassen, was einer der Modifizierten behauptet hatte, sondern daß es sich um einen kollektiven Wahn handelt, der eine Reaktion auf das totale Eingebundensein in die Maschinerie ist. Am Ende ist der Psychologe ‒ was man erwartet hat ‒ selber eine Pflanze. Offen bleibt ‒ wenn es denn tatsächlich keine Pfeifer geben sollte ‒, wohin im Wald das schöne Mädchen den Psychologen geführt hat. Ich kam durch den Titel darauf, einmal The Wind in the Willow zu lesen.

Fenster #79

P. K. D. #8

In Mr. Spaceship befindet sich die Menschheit in einem interplanetarischen Krieg, in dem die Gegner mit ihren biologisch gesteuerten Waffen den mechanischen Waffen der Menschen überlegen sind. Deswegen statten die einen Raumkreuzer mit einem menschlichen Gehirn als Steuerungselement aus. Der Spender ist der alte Professor des Konstrukteurs, ein Pazifist. Der Konstrukteur geht davon aus, daß das Gehirn außerhalb des Körpers kein Bewußtsein mehr hat, der Professor vertritt dagegen die These, daß Denken das Bewußtsein konstituiert. Es ist also quasi die umgekehrte Fragestellung von Blade Runner. Das Ende ist wieder etwas kitschig: das menschliche Raumschiff entführt den Konstrukteur und dessen Ex-Frau, um auf einem abgelegenen Planeten mit den beiden als Ur-Eltern eine friedliche Menschheit heranzuzüchten.

Fenster #78

Montag, 30. Januar 2017

Fenster #77

Fenster #76

P. K. D. #7

In The Defenders erlebt man die Welt aus The Gun: die Menschheit hat sich nach dem finalen atomaren Schlagabtausch unter die Erde verzogen und Roboter führen in der radioaktiv verseuchten Welt den Krieg für sie weiter. So scheint es, denn man kommt dahinter, daß die Erde nie unbewohnbar war und die Roboter die Vernichtung bloß simuliert haben. Sie halten die Menschheit in ihrem subterranen Exil, bis sie reif genug ist, eine Welt zu bevölkern (eine pädagogische Variante von Terminator). Das hoffnungsvolle pastorale Ende war allerdings enttäuschend.

P. K. D. #6

In The Skull schicken im 22. Jahrhundert Sozialdarwinisten, Naturwissenschaftler und Kriegstreiber einen Häftling in das 20. Jahrhundert, um einen pazifistischen Kirchengründer zu töten. Der Häftling trifft den Kirchengründer nicht an, erkennt in dem zur Identifizierung mitgenommenen Schädel des Kirchengründers seinen eigenen (eine wunderbare Hamlet-Reminiszenz) und übernimmt daraufhin seine Rolle und predigt allein folgende Worte, angekündigt als Paradox und bezogen auf seine Zeitreise: »Those who take lives will lose their own. Those who kill, will die. But he who gives his own life away will live again!« Sehr schön auch die Erklärung der Wiederauferstehung: der Häftling stoppte zunächst seine Zeitmaschine ein paar Monate zu früh und wurde von Zeugen seiner Predigt wiedererkannt. Die Referenz ist natürlich das Leben Jesu, Dick hatte ähnliches bezüglich der Zeitreisen in Stability versucht. Und mir fiel natürlich gleich Michael Moorcocks Behold the Man ein (siehe Telos oder Beiträge zu einer Mythologie des Clemens Limularius. Fragment, Berlin 2013, S. 89 und dort die Fußnote 315; ich schaue nach: Moorcocks Roman ist aus dem Jahr 1966) und natürlich fielen mir gleich der Terminator ein und Terry Gilliams Twelve Monkeys.

Fenster #75

Sonntag, 29. Januar 2017

Fenster #74

Fenster #73

Fenster #72

P. K. D. #5

In The Gun landen Menschen (?) auf der nach einem Krieg mit nuklearen Waffen vollkommen zerstörten Erde (?). Als beim Start ihr Raumschiff beschossen wird, stoßen sie auf eine automatische Kanone, die das Kulturarchiv der hier untergegangenen Zivilisation bewacht. Die Besucher zerstören die Kanone und fliegen mit dem Vorsatz davon, zurückzukehren und dieses Archiv zu bergen. Als sie weg sind, rücken automatische Reparaturtrupps aus, um die automatische Kanone wieder zu reparieren. – Diese Geschichte stand bestimmt bei Planet of the Apes Pate. Interessant der Gedanke: man hinterläßt etwas, aber man läßt keinen daran. Ein Archiv wird immer auch durch seine Zugänglichkeit bestimmt. Dick hätte das Vokabular und die Andeutungen noch unbestimmter lassen können, aber vielleicht ging da auch etwas in der Übersetzung verloren.

Fenster #71

P. K. D. #4

In Beyound Lies the Wub übernimmt ein telepathisch begabtes intelligentes Marsschwein den Körper eines Raumschiffkapitäns, der es zum Verzehr erschießen will, genau in dem Augenblick, als der Schuß fällt. Anschließend verspeist es mit Genuß seinen ehemaligen Wirtskörper.

Mittwoch, 25. Januar 2017

»Ein merkwürdiger Gedanke«

Die Vergangenheit änderte sich, nachdem sie bereits geschehen war.

(Philip K. Dick, Der Pendler; in: Sämtliche 118 SF-Geschichten in fünf Bänden, Leipzig 3. Aufl. 2014, Bd. 2, S. 217).

Montag, 23. Januar 2017

P. K. D. #3

In The Little Movement versuchen Kriegsspielzeuge über ihre kindlichen Besitzer die Weltherrschaft an sich zu reißen. Aber die guten Spielsachen machen dem Blechsoldaten den Garaus. Eine Art Toy Story.

Donnerstag, 19. Januar 2017

P. K. D. #2

In Roog geht es um die Welt aus der Perspektive eines Hundes, aber nicht so konsequent wie bei Kafka. Man weiß nicht, was man von den Roogs halten soll, denn die Perspektive des Hundes wird durch das Verhalten der Müllmänner, so wie man es erwartet, konterkariert.

Dienstag, 17. Januar 2017

P. K. D. #1

In Stability geht es um Zeitreisen und um einen Umsturz im Stabilisierten. Dabei ist der Protagonist das Instrument, dessen sich der Umsturz bedient. Die Zeitmaschine selber hat keinen Ursprung. Vielleicht hatte Terry Gilliam ja an die Eingangssequenz der Erzählung gedacht, als er in Brazil seinen Protagonisten in dessen Tagträumen als geflügelten Heros gezeigt hatte.

Sonntag, 15. Januar 2017

Das ist schon etwas anderes!

»Der ganze Planet ist anscheinend völlig harmlos. Wissen Sie, ich frage mich, ob dies nicht der Garten Eden ist, den unsere Vorfahren verlassen haben.«
»Vertrieben worden sind sie«, präzisierte Hall.

(Philip K. Dick, Kolonie; in: Sämtliche 118 SF-Geschichten in fünf Bänden, Leipzig 3. Aufl. 2014, Bd. 1, S. 551).

Fenster #68

Fenster #2 Reprise

Donnerstag, 5. Januar 2017

Das Prinzip der hinreichenden Belästigung

Ich hatte den Ursprung des Lebens gefunden. Vor Äonen, irgendwann in der fernen Vergangenheit, war ein Stück lebloser Materie durch irgend etwas derart belästigt worden, daß es sich gereizt erhob und davonkroch.

(Philip K. Dick, Das kurze glückliche Leben des braunen Halbschuhs; in: Sämtliche 118 SF-Geschichten in fünf Bänden, Leipzig 3. Aufl. 2014, Bd. 1, S. 400).