Freitag, 25. August 2017

Bestiario

Ein Mädchen verbrachte die Ferien bei Verwandten auf dem Land. In dem Gutshaus lebte ein Tiger, dem man tunlichst aus dem Weg gehen sollte. Eines Tages schickte das Dienstmädchen, das von einem alten Lüstling bedrängt wurde, diesen ins Verderben. Der Tiger erschien also als eine Art von äußerer Gerechtigkeit, denn niemand sah die Leiden des Dienstmädchens oder wollte etwas dagegen tun. Cortázar erzählte aus einer Perspektive nahe bei dem Mädchen, der Stil war der klassische des fín de siècle und das Unerhörte die Selbstverständlichkeit der Anwesenheit des Tigers.

(Julio Cortázar, Cuentos Completos, Bestiario (1951)).

Las puertas del cielo

Dies war eine ähnliche Konstellation wie im zweiten Teil von Rayuela: ein verheiratetes Paar und der Freund des Mannes, der ein Auge auf die Frau geworfen hatte. Hier war die Frau – ein ehemaliges Animiermädchen, dessen Leidenschaft das Tanzen war – gestorben und der Freund führte den Witwer nach einiger Zeit der Trauer in ein Tanzlokal. Dort hatten die beiden eine Erscheinung der Verstorbenen, tanzend, wobei der Witwer sich dies rationalisierend mit einer zufälligen Ähnlichkeit erklärte, der Freund aber wußte, daß er einen Blick in die Gefilde der Seligen geworfen hatte. Beim Titel dachte ich natürlich auch an Huxley, aber der war später, außerdem habe ich da The Doors of Perception und Heaven and Hell zusammengeworfen, wobei letztgenannter Titel wiederum auf Rayuela verweist.

(Julio Cortázar, Cuentos Completos, Bestiario (1951)).