Warum der Gebrauch eines Roue à livres:
Die wirklich guten Dinge widerfahren einem, das ist im Leben so wie beim Schreiben, man kann sie für gewöhnlich nicht erzwingen; man kann ihnen allerdings, zumindest beim Schreiben, günstige Konditionen für potentielle Widerfährnisse einräumen, etwa durch die simultane Lektüre diverser divergierender Bücher, mehr oder weniger aus einer Laune heraus ausgewählte Bücher oder zufällig ausgewählte Bücher oder nach einer unverhofften Begegnung über einen gekommene Bücher.
»Die Kraft zu kombinieren und Aehnlichkeit zu finden wächst bei mir so, daß ich zuletzt gar keine Unähnlichkeit mehr kenne, sondern wie ein Gott alles ähnlich sehe.« (Jean Paul, Ideen-Gewimmel. Texte und Aufzeichnungen aus dem Nachlaß, hrsg. von Kurt Wölfel und Thomas Wirtz, Frankfurt am Main 1996, S. 82).
»Die Gabe, Ähnlichkeit zu sehn, die wir besitzen, ist nichts als nur ein schwaches Rudiment des ehemals gewaltigen Zwanges, ähnlich zu werden und sich zu verhalten. Und das verschollene Vermögen, ähnlich zu werden, reichte weit hinaus über die schmale Merkwelt, in der wir noch Ähnlichkeit zu sehen imstande sind.« (Walter Benjamin, Lehre vom Ähnlichen; in: Gesammelte Schriften,
unter Mitwirkung von Theodor W. Adorno und Gershom Scholem hrsg. von
Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser, Frankfurt am Main 1982,
Bd. 2, S. 210; vgl. auch ebd.: Über das mimetische Vermögen).
1 Kommentar:
»Die Literaturgeschichte sollte nicht die Geschichte der Autoren sein und der Zufälle ihrer Karrieren oder der Karriere ihrer Werke, sondern die Geschichte des Geistes als Literaturproduzent oder -konsument. Diese Geschichte könnte ohne die Erwähnung eines einzigen Schriftstellers auskommen.«
(Paul Valéry, zit. nach: Jorge Luis Borges, Coleridges Blume; in: Werke in 20 Bänden, hrsg. von Gisbert Haefs und Fritz Arnold, Frankfurt am Main 1991ff., Bd. 7, S. 19).
Ich hätte formuliert: »… und der Zufälle ihrer Karrieren oder der Karriere ihrer Zufälle …«
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