Freitag, 29. Juli 2016

Dienstag, der 29. Juli 2014


[301 / 23]
Am Dienstag, dem 29. Juli 2014, notierte Hans Köberlin folgenden Traum in sein Arbeitsjournal: »Ich war auf der Universität und erwartete mit anderen Kommilitonen die Rückgabe der Hausarbeiten. Als es dann soweit war, da war meine Arbeit nirgendwo dabei. Schließlich sprach ich mit einem Dozenten für alte Geschichte, es war mein letzter Abteilungsleiter aus meinen Lehrjahren (zwei hatte ich da gehabt: GPS* und Schultheis). Mein Name tauchte auf seiner Liste mit der Note 2,4 auf. Ich erwachte dann, es war kurz vor sechs Uhr, mit dem fatalen Gefühl, mein Leben vertan zu haben. Schlief dann zum Glück nochmals ein und träumte, eine bestimmte gefährliche Fracht sollte mit einer Fähre von einer Insel – Hawaii oder Guantanamo – zu dem in Sichtweite entfernten New York geschafft werden. Der Fährmann war der stets mürrische Gabelstaplerfahrer aus dem Lager, in dem ich während meiner Jahre auf der Universität gearbeitet, und sein Gehilfe war das Faktotum von dort. Es ging um einen Vertrag, den ich kopiert hatte, dann um meine Bezahlung. Auf einer Bank hob ich 200 Euro ab, zwei große Scheine, und der eine, den ich in der Hand behielt, zerbröselte an den Ecken und war mit Tesafilm zusammengeklebt. Ich lief an einem Weg am Wasser entlang, das Wasser schwappte auf den Weg und es gab Alligatoren. Ein Junge sollte mitfahren, dessen Mutter hatte Angst, wollte aber gleichfalls mitfahren; sie war eine hysterische aufgedonnerte Rothaarige. Ich erwachte dann endgültig mit leicht schmerzenden Zähnen neben der schlafenden Maria.«


* Das waren seine Initialen, in die der Abteilungsschalk ein ›i‹ zu schmuggeln pflegte. Jahre später, lange nach seinen Lehrjahren, erfuhr Hans Köberlin, daß er ‒ der Schalk, nicht GPS ‒ sich umgebracht hatte, erhängt. Er war ein Windhund gewesen, hatte aber eine sehr sinnliche Frau gehabt, die Hans Köberlin an die wunderbare Ali MacGraw aus Sam Packinpahs The Getaway (1972) erinnerte. Hans Köberlin präferierte die Vorstellung, daß er es wegen ihr getan …

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XXII [Der abschließende Besuch der Frau], 12. Juli bis 12. August 2014).