Dienstag, 30. November 2021

1965-12-22 Chicago 2nd Set [Donnerstag, der 6. Februar 2014]

Zu dem Frühstück, zu dem sie sich wegen der eben genannten Disposition garnicht erst richtig anzogen, hörten sie das zweite Set jenes Konzerts, das Miles Davis am 22. Dezember 1965 in der für ihre Schlachthöfe berüchtigten Stadt gegeben hatte. Diese Sets und die vier des Folgetags waren von einer gewissen Lakonie geprägt. Es begann diesmal ruhig mit My Funny Valentine, dann kam Four, das Hans Köberlin, wie bereits angedeutet, nur in zwei Live-Fassungen kannte, When I Fall In Love schlich sich irgendwie an dem Bewußtsein des abgelenkten Hans Köberlin vorbei, bei Wayne Shorters Saxophonspiel von Agitation horchte er dann wieder auf, gerade rechtzeitig zu Herbie Hancocks Solo, schließlich folgten noch ’Round about Midnight und Milestones.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XI [Erstes Intermezzo – oder: Zäsur] Vom 31. Januar bis zum 9. Februar 2014, S. 1143f.).

1965-12-22 Chicago 1st Set [Donnerstags, der 16. Januar 2014]

Mit diesem eher banalen Eintrag in sein Arbeitsjournal eröffnete Hans Köberlin sein Lesen und Schreiben im leeren Wintergarten, nachdem er zuvor dort zum Frühstück das erste Set jenes Konzerts gehört hatte, das Miles Davis am 22. Dezember 1965 in der für ihre Schlachthöfe berüchtigten Stadt gegeben hatte. Jetzt war Wayne Shorter, den ihm damals bei seinem Weggang John Coltrane empfohlen, in seinem Quartett. Es lag noch nicht in der Luft, was in den nächsten Jahren kommen würde, das Set war noch in dem damals üblichen Rahmen, man spielte If I Were A Bell, Stella By Starlight, Walkin’, I Fall In Love Too Easily und über zehn Minuten The Theme, wobei Hans Köberlin nicht heraushören konnte, ob ein und wenn ja welches Stück außer dem Thema dahintersteckte, alle Stücke bis auf Herbie Hancocks Solo in Stella By Starlight und I Fall In Love Too Easily waren eher in einem schnelleren Tempo. Das zweite Set dieses Tages würde es dann in der nächsten Runde geben.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, X [Vierte Phase – oder: modus vivendi] Vom 7. bis zum 30. Januar 2014, S. 979).

1964-10 Helsinki [Mittwoch, der 26. März 2014]

Während seines Frühstücks im leeren Wintergarten hörte er den letzten der, weil aus den Augen also auch aus dem Sinn, verlorenen und kürzlich erst wiederentdeckten älteren Miles-Davis-Konzertmitschnitte, nämlich den von einem oder mehreren Auftritten im Oktober 1964 in der Hauptstadt des Landes von Aki Kaurismäki. Es war bereits die Zeit des zweiten großen Quintetts mit Hancock, Shorter, Carter und Williams. Es begann sehr schön mit Autumn Leaves, aber das Stück zerfiel etwas mit dem Anheben des sehr expressiven Saxophonsolos. Hans Köberlin hatte das Gefühl, in den vergangenen Tagen zuviel von den Sachen aus der Zeit vor In a Silent Way gehört zu haben, So What war da nicht besser. Stella by Starlight gefiel ihm wie immer und mit Walkinʼ endete das Album. Morgen würde es einen Sprung über neunzehn Jahre geben.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XIII [Sechste Phase ‒ oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung] Vom 13. März bis zum 10. April 2014, S. noch offen).

1964-10-01 Paris [Montag, der 31. März 2014]

Ein weiteres Frühstück mit seinem Miles-Davis-live-Ritual stand an, nämlich die beiden Sets jenes Konzerts, das er am 1. Oktober 1964 in der Stadt der Liebe gegeben hatte. Das erste Set begann, diesmal ohne Vorstellung, mit Autumn Leaves, Miles Davis spielte mit Dämpfer, dann kam Wayne Shorter, es war nach dem Konzert in der Hauptstadt am 25. September 1964* das zweite Konzert in Hans Köberlins Archiv, bei dem er dabei war, Klavier und Baß hatten noch ihre Soli, dann kam So What, wie immer auf der Bühne schnell, Miles Davis spielte etwas, für das es sicherlich einen bestimmten Terminus gab, es waren keine Tonleitern, aber etwas in der Art, eine Art ›Läufe‹ vielleicht …, dann wieder das Saxophon, das Klavier, Hans Köberlin hatte den Eindruck, daß alles frischer war wie an den vergangenen drei Tagen in Antibes. Nun wieder langsam mit Stella by Starlight, das war sehr angenehm, Hans Köberlin träumte durch die Glastür des leeren Wintergartens ins Artgerechte schauend gedankenlos vor sich hin, dann schloß das erste Set mit Walkinʼ. Das zweite Set begann wie das erste ruhig, Miles Davis hatte wieder den Dämpfer aufgesetzt, mit All of You, auch sehr angenehm, Hans Köberlin fiel beim Hören allerdings etwas ein, er unterbrach sein Frühstück, um etwas niederzuschreiben, die Musik plätscherte weiter dazu, dann kam Joshua, das heute nicht ganz so schnell gespielt wurde. Es folgte My Funny Valentine, Musik in grobkörnigem Schwarzweiß, der Höhepunkt des Konzerts, Wayne Shorter hielt die Stimmung, Herbie Hancock fiel aber etwa ab. Das zweite Set schloß mit dem schnellen No Blues, auch er etwas langsamer und akzentuierter als in Antibes, Tony Williams hatte sein Solo – Schlagzeugsolos konnte Hans Köberlin selten nachvollziehen –, dann hörenswert Wayne Shorter, dann Herbie Hancock, dann traf man sich zu dem Thema … Soweit für heute …

* Zwei Jahre zuvor hatte es eine Formation gegeben, die in der Discographie als »Miles Davis And His Orchestra« gelistet wurde, da hatte Wayne Shorter bereits einmal mitgespielt.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XIII [Sechste Phase ‒ oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung] Vom 13. März bis zum 10. April 2014, S. 1740f.).

1964-09-25 Berlin [Mittwoch, der 5. Februar 2014]

… dann frühstückte man zu dem Konzert, das Miles Davis am 25. September 1964 hier in der Hauptstadt gegeben hatte. Das war der erste Auftritt Wayne Shorters in Hans Köberlins Miles-Davis-Sammlung, und dieses Quintett mit Herbie Hancock, Ron Carter und Tony Williams sollte bis zum Beginn der elektrischen Phase so fortbestehen. Wie üblich in der Zeit gab es einen Wechsel von schnell und langsam gespielten Stücken, und das Programm bestand aus Milestones, Autumn Leaves, wieder ganz anders interpretiert als zusammen mit Cannonball Adderly und noch weiter weg davon als im Vorjahr in Antibes*, So What, das Hans Köberlin lieber als langsames Stück gehört hätte, wie immer schön Stella by Starlight und Walkinʼ. […] Wie ihn die Stücke der elektrischen Phase stets konkret affizierten, war es bei den vorherigen Stilen – ›Bebop‹, ›Cool‹, ›Hard Bop‹ et cetera – eher ein allgemeines Goutieren, bei dem je nach aktueller Laune dieses oder jenes als besonders gelungen auffiel … »Petit pan de mur jaune …«** Bei ›Fusion‹ war er persönlich stehengeblieben und also auch nicht auf der Höhe der Zeit, aber dazu bekannte er sich … »There have to be dinosaurs or the little kids won’t have nothing to look at in the museum, right?«*** … er nahm dennoch manches danach Gekommene mit Wohlgefallen wahr – etwa den ›Dark Jazz‹ der gestern erworbenen Piano Nights und viele Einspielungen auf Manfred Eichers ECM-Label –, aber man mußte ja nicht alles mitmachen.

* … und zu einer weiteren Interpretation in der Stadt, die niemals schlief; wir werden unten noch auf eine frühere und eine spätere Interpretation Miles Davisʼ zu sprechen kommen. Hans Köberlin kannte Joseph Kosmas Prévert-Vertonung – außer, wie gesagt, der, nicht zuletzt wegen des Auftakts kanonisch gewordenen und auch mit Miles Davis, von Cannonball Adderly – noch von einem Konzert, das John Coltrane am 28. November 1962 in Graz gegeben hatte, dann natürlich aus Kosmas Soundtrack zu Marcel Carnés Les Portes de la nuit (1946), dort gesungen von Yves Montant, und als Medley zusammen mit For Sentimental Reasons und Tenderly gesungen von Natalie Cole.
** Marcel Proust, La Prisonnière, Paris 1923, Chapitre premier: Vie en commun avec Albertine.
*** Thomas Pynchon, Bleeding Edge, New York 2013, S. 156.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XI [Erstes Intermezzo – oder: Zäsur] Vom 31. Januar bis zum 9. Februar 2014, S. 1130f.).

1964-07-14 東京市 [Montag, der 27. Januar 2014]

Über dieser Lektüre hatten sich die Wolken weitgehend verzogen und Hans Köberlin absolvierte seinen Dauerlauf und war danach sehr froh, daß es doch noch dazu gekommen war. Anschließend frühstückte er im leeren Wintergarten, denn der Himmel war jetzt zwar wolkenlos blau, aber der Sturm hatte bloß unwesentlich nachgelassen. Dazu hörte er jenes Konzert, das Miles Davis am 14. Juli 1964 in der Hauptstadt des Landes der aufgehenden Sonne gegeben hatte. Das Programm lief zunächst wieder nach der schnell-langsam-Alternation ab, bei der auf If I Were a Bell eine wunderbar dramatische Interpretation von My Funny Valentine folgte, Miles Davis spielte ab hier ohne Dämpfer, dann blieb es aber die nächsten beiden Stücke – So What und Walkin’ – schnell. Das Konzert endete mit dem langsamen All of You, wieder mit Dämpfer gespielt, Hans Köberlin hatte das Gefühl, daß hier ein Übergang in eine neue Phase zu hören war, bei dem man aber noch ziemlich dem eigentlich Überholten anhing.*

* Hätte Hans Köberlin das Buch von Ian Carr zur Hand gehabt, hätte er seine Vermutung dort von kompetenter Seite bestätigt gefunden: »Es war mittlerweile [1964] klar, daß die frische Vitalität des Trompeters und seiner Band und die neue Behandlung alten Materials die Lösung des eigentlichen Problems leidlich hinausschob: es mußten neue musikalische Konzepte entwickelt werden, die die Identität dieser jungen Band, die sich von Miles’ früheren Bands total unterschied, zum Ausdruck bringen konnten […] die schnelleren Stücke [wurden] fast durchweg zu hektisch gespielt und wirken etwas hingehauen, während die langsamen und mittleren Nummern mit vorher noch nie erreichter Tiefe und Brillanz aufgeführt wurden.« (Ian Carr, Miles Davis. Eine kritische Biographie, Baden 1985, S. 150f.; dort auch eine ausführliche Analyse von Miles Davis’ damaliger My Funny Valentine-Interpretation).

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, X [Vierte Phase – oder: modus vivendi] Vom 7. bis zum 30. Januar 2014, S. 1060f.).

1964-02-12 New York 2nd Set [Mittwoch, der 15. Januar 2014]

Hans Köberlin hörte zu dem Frühstück im leeren Wintergarten das zweite Set jenes Konzerts, das Miles Davis am 12. Februar 1964 in der Stadt, die niemals schlief, gegeben hatte. Es begann mit einer sehr schönen, moderaten, quasi paraphrasierende Interpretation des All Blues, bei dem das Solo Herbie Hancocks vor dem George Colemans kam, und Hans Köberlin überlegte, ob es das bei seinen Formationen bereits einmal gegeben und ob dies eine Aufwertung des Pianos im Jazz jener Zeit bedeutet, Herbie Hancock hatte bei diesem Set auch sonst neben Miles Davis den größten Raum. Es folgte als längstes Stück des Sets My Funny Valentine, bei dem Hans Köberlin während das Saxophon improvisierte dachte, daß es eine schöne Zeit gewesen sein mußte, damals, während der er im falschen Alter am falschen Ort gewesen, dann, seiner Art nach in einer anderen Stimmung, Joshua, dann wieder wie zuvor I Thought About You
»Was ich auch tue!« (er meinte die Frau).
… dann Four, das Hans Köberlin nur in zwei Live-Fassungen kannte, die zweite würde bei dieser Runde übersprungen, dann, wieder in der Manier von Joshua das damals aktuelle Seven Steps To Heaven und schließlich There Is No Greater Love
»Natürlich!« (er meinte die Frau).

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, X [Vierte Phase – oder: modus vivendi] Vom 7. bis zum 30. Januar 2014, S. 972 und dort die Fußnote 2723).

1964-02-12 New York 1st Set [Dienstag, der 31. Dezember 2013]

Zum Frühstück, das wegen der Erkältung der Frau wieder im leeren Wintergarten eingenommen wurde, gab es heute das erste Set jenes Konzerts, welches Miles Davis am 12. Februar 1964 in der Stadt, die niemals schlief, gegeben hatte. Es war in etwa das gleiche Programm wie gestern ein Jahr zuvor auf dem Festival in Antibes, morgen, so nahm er sich vor, würde er einen etwas größeren Zeitsprung machen. Die Ansage ging, ihrem Ritual – erst Schlagzeug, dann Baß, dann Klavier et cetera … – folgend, über zwei Minuten, dann kam zur Eröffnung erneut Autumn Leaves, gefolgt von einem sehr schnell interpretierten – also die Stücke wie gestern im Tempo alternierend – So What, dann, Hans Köberlins Favorit auf diesem Mitschnitt, Stella By Starlight, und schließlich noch Walkin’ und All Of You.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, IX [Der zweite Besuch der Frau] Vom 20. Dezember 2013 bis zum 6. Januar 2014, S. 862f.).

1963-07-28 Antibes [Samstag, der 29. März 2014,]

Er bereitete alles für sein Frühstück im leeren Wintergarten vor, zu dem er das letzte der drei auf dem festival de jazz d’Antibes Juan-les-Pins mitgeschnittenen Konzerte Miles Davis’, nämlich jenes vom 28. Juli 1963, hören würde.
Das Set begann wieder mit –: »’erbie ’ancock«, André Francis hatte sich diesmal zuvor vertan und Tony Williams »au piano« setzen wollen …
»Excusezmoi.«
Der Opener heute war If I Were a Bell, dazu noch mit Dämpfer gespielt, was nicht zu Hans Köberlins Aufmerksamkeit beitrug: zu fröhlich … Seine Gedanken schweiften ab, ob er, wenn er mit den Konzerten Miles Davis’ durch sein würde, ein neues Ritual in der Art starten sollte, es müßte allerdings zu der Frau passen, die bald für siebzehn Tage – das bedeuteten sechzehn Nächte – hier sein würde … Mittlerweile war das Quintett in einer schnellen Version von So What, Hans Köberlin war träge, horchte dann aber in der Mitte von George Colemans Solo auf, der spielte für sich mit dem Öffnungsdialog zwischen Baß und Trompete und Saxephon, der sich richtig nur im Studio hatte entfalten können, so aufgescheucht blieb er auch bei Herbie Hancock konzentriert. Dann Stella by Starlight … in der Manier von Joyce: Bella by bar light … Fella by farlight, was auf den gestern verabschiedeten Doderer verwies … Hans Köberlin war nicht ganz dabei, und da kam auch noch Walkinʼ … Ziemlich am Anfang, nach dem Auftakt von Miles Davis, hatte Tony Williams sein Solo, dann das Saxophon, das kam mit dem Gehetze noch am besten zurecht, für den Bassisten war es Knochenarbeit, Tony Williams rührte mit den Besen … Das Thema wurde ziemlich schnell abgewickelt, André Francis war nicht mehr zu hören.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XIII [Sechste Phase ‒ oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung] Vom 13. März bis zum 10. April 2014, S. 1720).

1963-07-27 Antibes [Freitag, der 28. März 2014]

Weil Hans Köberlin heute seinen Dauerlauf nicht absolvierte, gab es nur eine Katzenwäsche. Dann bereitete er sich sein Frühstück, zu dem er, wie gestern beschlossen, nochmals jenes Konzert hörte, das Miles Davis am 27. Juli 1963 auf dem festival de jazz d’Antibes Juan-les-Pins gegeben hatte. Wir sind natürlich neugierig auf den Vergleich mit der Rezeptionssituation vom Montag, dem 30. Dezember 2013 […] der Hörer und sein Beobachter oder sein Zuhörer und letztlich auch sein Mithörer, beide nicht gerade oben auf der AdornoSkala …
Das Set begann wieder mit der Ansage von André Francis – »’erbie ’ancock« –, anschließend los ging es mit Autumn Leaves, ein Stück, auf das man sich meist verlassen konnte, wie auf My Funny Valentine und ’Round Midnight. Die Musiker kamen Hans Köberlin entspannter vor als gestern, es war eine angenehme melodische Viertelstunde, dann kam Milestones, auch das gefiel ihm, obwohl es sehr schnell zuging, es wurde differenziert interpretiert, auch bei den Soli. Hans Köberlin hatte bei dem Hören von Milestones immer den Verdacht, daß Michel Legrand ein paar Takte, die nach dem Intro kamen, in seinem Soundtrack zu Bande à part (1964) verwendet oder zumindest beim Komponieren an das Stück gedacht hatte. Es folgte I Thought About You, auch das kam ihm wunderbar vor, vor allem Herbie Hancocks Solo. Langsam, schnell, langsam … es folgte Joshua, und Hans Köberlin beschlich der Verdacht, daß seine ästhetischen Urteile in weiten Bereichen von seiner jeweiligen, wie man so sagte: Tagesform, was die Rezeption betraf, abhingen, denn gespannt hörte er nun zu. Man müßte das Joshua von gestern und das Joshua von heute jeweils häppchensweise hintereinander hören … aber die Mühe wollte er sich nicht machen. Bei dem folgenden All Of You, dem längsten Stück des Sets, begann Miles Davis sein Spiel mit dem Dämpfer, es folgten die Soli in der üblichen Reihenfolge, fast schon zu gefällig, aber es blieb noch im Rahmen und Miles Davis schloß, immer noch mit dem Dämpfer, ab. Dann kam Walkinʼ in der ›Runninʼ‹-Version, Hans Köberlin, der mittlerweile mit dem Frühstück fertig war, hatte sich mit seiner Teetasse zurückgelehnt und dachte an Borgesʼ Pierre Menard, autor del Quijote: Walkinʼ gehört von den Musikern gespielt 1963 in Antibes und dasselbe Walkinʼ gehört 2014 an der weißen Küste. gehört mit zwei mittelmäßigen Lautsprechern und mit dem Wissen um Agharta und Pangaea (1975), über diesen Gedanken hatte Tony Williams sein Solo … es war ein Zugang über ein Interesse an der aktuell gehörten Musik selber hinaus, es war nicht zeitlos, trotz der beeindruckenden Momente in George Colemans Solo … Agharta und Pangaea waren zeitlos und hatten in Hans Köberlins Ohren alles, was nach 1980 von Miles Davis noch gekommen, überdauert. Aber er hatte heute wirklich einen guten Willen und blieb dabei, auch als Herbie Hancock von dem Rausch der Geschwindigkeit gepackt wurde. Als Abschluß vor dem Thema gab es, wieder mit Dämpfer, Bye Bye Blackbird, etwas Unverwüstliches von ganz früher aus dem Jahre 1926, mit viel Melodie, »Sugar’s sweet, so is she, bye bye blackbird …« Das Thema ging diesmal sogar über sechs Minuten, es schien also auch Miles Davis sehr entspannt gewesen zu sein.
Am Montag, dem 30. Dezember 2013, als das Ritual gerade zum sechsten Mal stattgefunden, war die Frau bei Hans Köberlin gewesen und sie hatten auf der vorderen Dachterrasse gefrühstückt, das waren natürlich andere Rezeptionsbedingungen. Damals, also vor dem Ritual, hatte Hans Köberlin relativ selten Mitschnitte von Konzerten Miles Davisʼ aus der Zeit vor 1967, obwohl er sie gesammelt, gehört, jetzt, nachdem die elektrischen Sachen alle gehört worden waren, steckte er quasi mitten drin … Aber wir wollen das alles nicht überbewerten, im Grunde dachte er damals wie heute bei jedem Stück immer bloß »gefällt mir« oder »gefällt mir nicht so«, Gründe für letzteres Urteil waren in seinen Ohren ein zu schnelles Spiel, später der übertriebene Einsatz von Perkussionsinstrumenten und schließlich der zu glatte und weichgespülte Disco-Funk, das wurde alles in den vergangenen Wochen erörtert. Miles Davisʼ Autobiographie und Ian Carrs Analysen hatte er hier nicht zur Hand, im weltweiten Netz war er während seiner Nachmittage in der ›Tango Bar‹ nur selten den Hintergründen einzelner Titel oder Sets nachgegangen, also alles ziemlich dilettantisch, Eindrücke, deren Wiedergabe nur unserer Chronistenpflicht geschuldet ist … Hans Köberlin jedenfalls war nun neugierig, ob es bei dem dritten Konzert in Antibes noch entspannter, sowohl was die Musiker als auch was ihn betraf, zugehen würde.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XIII [Sechste Phase ‒ oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung] Vom 13. März bis zum 10. April 2014, S. 1712f.).

1963-07-27 Antibes [Montag, der 30. Dezember 2013]

Es war so sonnig und warm und windstill, daß sie draußen auf der anderen Dachterrasse frühstücken konnten, die erste Mahlzeit, die die Frau dort einnahm. Hans Köberlin schaffte bei der Frühstücksvorbereitung auch das Equipment hoch, das sie benötigten, um während des Frühstücks den Auftritt Miles Davis’ mit seinem damaligen Quintett – Herbie Hancock am Klavier – am 27. Juli 1963 auf dem festival de jazz d’Antibes Juan-les-Pins zu hören. Es war ein langes Konzert, knapp eindreiviertel Stunde, aber die Zeit würde man hier, angenehm in der Sonne auf der anderen Dachterrasse sitzend, haben. Es begann mit Autumn Leaves, dessen kanonische Fassung Davis mit Cannonball Adderley auf Somethin’ Else eingespielt hatte, es folgten das schnelle Milestones und dann langsam und verträumt I Thought About You, was sehr schön zu der entspannten Stimmung unseres Paares paßte, dann wieder schnell, in der Manier von Milestones, Joshua, und dann wieder langsam und verträumt All Of You. Walkin’ und Bye Bye Blackbird sollten folgen und Hans Köberlin nahm erstmals bewußt dieses konsequent durchgezogenen Wechsel von schnell und langsam wahr. Er nahm sich vor, nicht mehr so oberflächlich in seinem Rezeptionsverhalten zu sein, und lobte einmal wieder wegen der Einsichten, zu denen man durch sie gelangte, Rituale und Gewohnheiten, während sie zu dem Abschlußthema bereits begannen, alles zum Hinunterschaffen zusammenzupacken.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, IX [Der zweite Besuch der Frau] Vom 20. Dezember 2013 bis zum 6. Januar 2014, S. 857).

1963-07-26 Antibes [Donnerstag, der 27. März 2014,]

Zum Frühstück im leeren Wintergarten gab es also den wiedergefundenen Mitschnitt jenes Konzerts, das Miles Davis am 26. Juli 1963 auf dem festival de jazz d’Antibes Juan-les-Pins gegeben hatte. Insgesamt hatte Hans Köberlin also die Mitschnitte von drei Tagen des Festivals, die vom 26., 27. und vom 28. Juli 1963, und er beschloß, morgen auch den Mitschnitt vom 27. Juli 1963, den er zusammen mit der Frau am Montag, dem 30. Dezember 2013, gehört, nochmals zu hören.
Das Konzert begann mit der Vorstellung der Musiker durch André Francis – Hans Köberlin wußte nicht, wer das gewesen war, der Name tauchte auf der Titelliste auf –, der in seinem Idiom die Namen lustig aussprach, besonders natürlich den von »’erbie ’ancock« –, George Coleman war noch am Saxophon, Wayne Shorter sollte ihn erst später in dem Jahr ersetzen. Es ging gleich nach der Ansage mit einem sehr schnellen So What los, Hans Köberlin, etwas träge vom Dauerlauf und den Aktionen davor, war heute willig, sich, wo nötig, auf die Geschwindigkeit einzulassen. Es folgte der All Blues, auch zu schnell, aber es blieb noch im Rahmen des Stückes, es gab ein langes Saxophonsolo, das Hans Köberlin gefiel, wie auch anschließend Herbie Hancock am Klavier. Weiter ging es, endlich langsam, mit Stella by Starlight, Miles Davis spielte sehr schön zum Auftakt, es folgte ein kommoder Tempowechsel für das Saxophon, dann kam Seven Steps to Heaven, bei dem es wieder auf die Rennbahn ging, wobei Hans Köberlins guter Wille nachließ und seine Gedanken etwas abschweiften, und schließlich, noch schneller, Walkin’, was Hans Köberlins Aufmerksamkeit gleichfalls nicht in angemessenem Maße fesseln konnte. Das schaffte dann wieder, obwohl etwas unüblich interpretatiert, wie zu erwarten My Funny Valentine. Als letztes Stück vor dem Thema kam, in der Manier von Walkin’, Joshua, Hans Köberlin konnte sich vorstellen, wie er diese Musik nach einem schönen Tag in einer fremden Stadt mit der Frau abends im Hotel –
»Wohnen im Hotel. – Vorstellung, das Leben sei ein Roman.«
– im Hotel also mit der Frau und dem Rotwein danach im Bett liegend leise aus dem kleinen blauen Lautsprecher als elaborierte Hintergrundmusik goutieren würde, aber das bewußte Hören hier bei seinem Frühstück allein ohne Ablenkung der Aufmerksamkeit – bei einem Gewohnheitsmenschen wie ihm beanspruchte das Frühstück keine – fiel ihm einmal wieder schwer, vielleicht war er überhaupt seines Rituals müde … Das das Set abschließende Thema ging über drei Minuten, zum Schluß kam nochmals André Francis mit seinem Akzent, der jetzt nicht mehr lustig war, weil er keine angelsächsischen Namen aufzulisten hatte, sondern über das Konzert und das Festival und seinen Ort sprach. Morgen dann, wie gesagt, die erste und wohl wohl einzige Wiederholung innerhalb des Rituals …

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XIII [Sechste Phase ‒ oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung] Vom 13. März bis zum 10. April 2014, S. 1704f.).

Montag, 29. November 2021

1961-05-19 New York [Dienstag, der 14. Januar 2014]

Er frühstückte dennoch in dem leeren Wintergarten, und während des Frühstücks stellte sich seine Stabilität wieder ein, als er das Konzert hörte, das Miles Davis mit seinem damaligen Quintett sowie mit Gil Evans und seinem Orchester am 19. Mai 1961 in der Carnegie Hall gegeben hatte. Dabei waren, wie Hans Köberlin bei der Eröffnung So What, bei dem Davis mit dem Quintett und dem Orchester gemeinsam spielte, dachte, quasi Kind of Blue und Sketches of Spain zusammengekommen. Weiter ging es mehr oder weniger alternierend – Qrchester und Quintett –, insgesamt umfaßte das Repertoire an diesem Abend zwölf Stücke in knapp eineinhalb Stunden, wobei Teo wieder einmal zu den Höhepunkten gehörte und Hans Köberlin bei Walkin’ wieder einmal dachte, daß das so gespielt eigentlich Runnin’ heißen müßte. Bei No Blues gab es Raum für die Soli der Rhythmusgruppe und den Abschluß bildete schließlich das Adagio des Concierto de Aranjuez, etwas verhaltener als im Studio, was ihm aber nur guttat. Jemand hatte Davis erzählt, Joaquín Rodrigo hätte seine und Gil Evans Version das Adagio nicht gefallen, woraufhin der bloß auf die Tantiemen, die bald eintrudeln würden, verwiesen habe … Wie das wohl in einer Interpretation mit dem Quintett geklungen haben würde …* Er hatte noch eine Version des gesamten Concierto von Paco De Lucia, die könnte er vielleicht später …

* Vgl. Miles Davis und Quincy Troupe, Die Autobiographie, München 4. Aufl. 2000, S. 330. Dort (S. 330f.) hatte Davis auch eine Geschichte von jener Art, wie auch wir eine, ohne die Quelle angeben zu kön‐ nen, in Telos (a. a. O., S. 65 und dort in der Fußnote 242) kolportiert haben, erzählt: »Von einer Frau erfuhr ich später, daß sie einem alten Stierkämpfer, der sich zurückgezogen hatte und Stiere für die Arena züchtete, die Platte [Scetches of Spain] vorspielte […] er saß da und hörte zu. Als die Musik zu Ende war, stand er auf, zog seinen Toreroanzug an, nahm seinen Degen, ging raus, kämpfte und tötete zum ersten Mal, seitdem er sich zurückgezogen hatte, wieder einen Stier. Sie wollte wissen, warum er das gemacht hatte, und er erklärte ihr, die Musik hätte ihn so bewegt, daß er einfach hätte kämpfen müssen. Ich konnte die Geschichte kaum glauben, aber diese Frau schwor, daß es so gewesen war.«

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, X [Vierte Phase – oder: modus vivendi] Vom 7. bis zum 30. Januar 2014, S. 955f.).

1961-04-22 San Francisco 3rd and 4th Set [Samstag, der 8. Februar 2014]

Um das Frühstück ruhig zu gestalten, brach Hans Köberlin eine Regel seines Rituals und ging, noch bevor ein kompletter chronologischer Durchlauf absolviert, sechs Jahre gegenüber gestern zurück zu dem dritten und vierten Set jenes Konzerts, das Miles Davis am Samstag, dem 22. April 1961 in der Stadt gegeben, die man mit Blumen im Haar besuchen sollte. Es begann wieder mit Autumn Leaves, sehr melodisch, deswegen war er ja von dem üblichen Ritual abgewichen, gefolgt von Neo, wie immer genial, auf Two Bass Hit hätte Hans Köberlin verzichten können, das paßte nun garnicht zu der Stimmung davor, obwohl man sich nach dem Intro von dem Schema des Stückes entfernte, und nach dem Bye Bye-Thema schließlich ließ Wynton Kelly wie neulich mit ein paar Takten Love, I’ve Found You das dritte Set ausklingen. Das vierte Set begann schön langsam und balladenhaft mit I Thought About You, es ging weiter in dem Stil mit Someday My Prince Will Come und zum Abschluß, angenehm ausschwingend, Softly As in a Morning Sunrise.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XI [Erstes Intermezzo – oder: Zäsur] Vom 31. Januar bis zum 9. Februar 2014, S. 1152f.).

Mittwoch, 3. November 2021

1961-04-22 San Francisco 1st and 2nd Set [Dienstag, der 4. Februar 2014]

Anschließend frühstückten sie in der Küche zu dem ersten und dem zweiten Set jenes Konzerts, das Miles Davis am Samstag, dem 22. April 1961, in jener Stadt, zu der man mit Blumen im Haar gehen sollte, gegeben hatte. Im ersten Set spielte er If I Were a Bell, wobei es sehr schöne Passagen in dem Klaviersolo gab, So What mit einem Saxophonsolo von Hank Mobley, bei dem sich Hans Köberlin von der Anspannung bei den Soli der letzten beiden Frühstücke erholen konnte, und ein paar Takte des No Blues. Das zweite Set hob sehr gefällig mit On Green Dolphin Street an, dann kam Walkinʼ, wie immer ein Container für schnelle Läufe, ʼRound Midnight, das hier ein kurzes Vorspiel vor seinem berühmten Intro hatte und ansonsten etwas in die Spielereien der Rhythmusgruppe zerfiel, und schließlich Well You Neednʼt in der Manier von Walkinʼ, es war von der Stimmung her in etwa so wie die drei Sets der Freitagnacht.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XI [Erstes Intermezzo – oder: Zäsur] Vom 31. Januar bis zum 9. Februar 2014, S. 1125.).