Samstag, 10. Dezember 2022

1969-11-05 Stockholm [Samstag, der 22. Februar 2014]

Dieses [sein Frühstück im leeren Wintergarten] nahm er mit jenem Konzert ein, das Miles Davis am 5. November 1969, also nach Bitches Brew, in der Stadt, in der Martin Beck sein Revier gehabt, gegeben. Und mit dem Titelsong des Bitches Brew-Albums ging es auch gleich nach der Vorstellung der Band durch George Wein los. Die Abmischung der Aufnahme war nicht so ganz gelungen, das Schlagzeug war zu arg im Vordergrund, ansonsten hatte man das Stück dem üblichen Schema mit der Abfolge der Soli – hier: Trompete, Saxophon und Baß – angepaßt, man hatte, so Hans Köberlin in einem etwas unglücklichen Bild, aus einem breitflächigen und diffizil gemusterten Teppich einen einfachen Läufer gemacht. Es folgten dann nur noch Stücke aus der klassischen Quartett-Zeit: Paraphernalia, Nerfertiti und Masqualero, Paraphernalia und This, das letzte Stück, bei dem Hans Köberlin annahm, daß man hier einfach einer Improvisation einen Titel gegeben hatte, hatten teilweise sehr freie Phasen, was ja eigentlich nie Miles Davis’ Richtung gewesen, seine Richtung war ja spätestens seit In a Silent Way der Groove, auch bei Bitches Brew. In Masqualero gab es ein sehr lyrisches Solo von Wayne Shorter. – Wir hatten ja bereits Hans Köberlins Eindruck beim Hören der Konzerte am 25. und 26. Juli 1969 auf dem festival de jazz d’Antibes Juan-les-Pin erwähnt und dazu auch Ian Carr zitiert, auch hier, obwohl die Studiosessions bereits gut zwei Monate zurücklagen, hatte er das gleiche Empfinden eines Übergangs, bei dem man noch nicht nach seinen Möglichkeiten gespielt oder probierte, wie es weitergehen sollte. Wir möchten diesen Eindruck Hans Köberlins jedoch dahingehend relativieren, daß sein ästhetisches Urteil je nach aktueller Stimmung während der Rezeption arg variieren konnte.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XII [Fünfte Phase – oder: Un gringo en Calpe] Vom 10. Februar bis zum 6. März 2014, S. 1321).

Keine Kommentare: