Er las weiter, bis Mr Bloom Stephen die Photographie von der tiefdekolletierten Mrs Bloom zeigte, und stand dann auf, um im leeren Wintergarten zu frühstücken. Heute wollte er sich Miles Davis und John Coltrane bei dem ersten Set jenes Konzerts, das sie am 22. März 1960, also kurz vor Hans Köberlins Geburt, in der Stadt, in der Martin Beck sein Revier gehabt, gegeben hatten, stellen. Es begann nach der Vorstellung der Band mit einem sehr schnellen So What, Miles Davis spielte wunderbar, dann kam John Coltrane und Hans Köberlin, der als der Typus Nummer zwei auf Adornos Skala, »guter Zuhörer«, die während dieser Tournee dokumentierten Stücke nicht sämtlich im Kopf hatte, wartete auf den Moment, bei dem es nicht mehr passen würde, doch Coltrane blieb diesmal im Rahmen. Es folgte Fran Dance in einem Tempo, bei dem jede Exaltation sofort auffallen würde, auch hier hielt sich Coltrane zurück, war aber näher als zuvor dabei, die von Miles Davis getroffene Formentscheidung zu ignorieren. Das dritte und letzte Stück des Sets war Walkin’, auch hier begann Coltrane passend zu Miles Davis’ vorangegangenem Solo, drohte auch hier ein paarmal, in sein eigenes Ding abzudriften, fings sich aber wieder, sein Solo war bloß etwas zu lang. Hans Köberlin wußte aber, daß es bei zweiten Set des Abends anders kommen würde …
(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, X [Vierte Phase – oder: modus vivendi] Vom 7. bis zum 30. Januar 2014, S. 1049f.).
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