Sonntag, 19. Dezember 2021

»… et adieu la verve.«

Mais comment, me direz-vous, le poëte, l’orateur, le peintre, le sculpteur, peuvent-ils être si inégaux, si différents d’eux-mêmes ? C’est l’affaire du moment, de l’état du corps, de l’état de l’âme ; une petite querelle domestique ; une caresse faite le matin à sa femme, avant que d’aller à l’atelier : deux gouttes de fluide perdues et qui renfermaient tout le feu, toute la chaleur, tout le génie ; un enfant qui a dit ou fait une sottise ; un ami qui a manqué de délicatesse ; une maîtresse qui aura accueilli trop familièrement un indifférent ; que sais-je ? un lit trop froid ou trop chaud, une couverture qui tombe la nuit, un oreiller mal mis sur son chevet, un demi-verre de vin pris de trop, un embarras d’estomac, des cheveux ébouriffés sous le bonnet ; et adieu la verve. Il y a du hasard aux échecs et à tous les autres jeux de l’esprit. Et pourquoi n’y en aurait-il pas ? L’idée sublime qui se présente, où était-elle l’instant précédent ? À quoi tient-il qu’elle soit ou ne soit pas venue ? Ce que je sais, c’est qu’elle est tellement liée à l’ordre fatal de la vie du poëte et de l’artiste, qu’elle n’a pas pu venir ni plus tôt ni plus tard, et qu’il est absurde de la supposer précisément la même dans un autre être, dans une autre vie, dans un autre ordre de choses.

(Denis Diderot, Œuvres complètes de Diderot, volume XI, Promenade Vernet (Salon de 1767).

Die hintere Dachterrasse

Samstag, 18. Dezember 2021

1965-12-23 Chicago 1st Set [Montag, der 10. Februar 2014]

Wegen des starken Windes mußte Hans Köberlin im leeren Wintergarten frühstücken. Salami, Käse, Butter, Marmelade und Eier waren noch von vorletzter Woche im Kühlschrank gewesen und im Eisfach das Toastbrot für alle Fälle. Er frühstückte, um an die Frühstücke in der Hauptstadt, in der er ja gestern noch gewesen, anzuknüpfen, mit dem ersten Set jenes Konzerts, das Miles Davis am 23. Dezember 1965 – da war der Busenfreund ein Jahr alt geworden – in der für ihre Schlachthöfe berüchtigten Stadt gegeben hatte. Es war das gleiche Programm wie bei dem ersten Set des Vortags, das Hans Köberlin nicht mehr so im Gedächtnis hatte, daß er hätte vergleichen können. Die Musik rauschte die ersten zehn Minuten dahin, dann ließ Herbie Hancock Hans Köberlin aufhorchen. Während er also mehr oder weniger konzentriert hörend da saß und auf das schaute, was man durch die beiden nicht satinierten Glastüren des leeren Wintergarten sehen konnte – den Hof, die Mauer zum vorderen Garten, den Zitronenbaum, die Palme, die Nachbarhäuser, die Hochhäuser und den Morro de Toix – begann die in der Hauptstadt verbrachte Zeit bereits wieder unwirklich zu werden … gestern am Morgen noch in der ersten Dämmerung bei Kaffee durch das Küchenfenster der Frau auf die Spree geschaut … Bei Stella By Starlight war es Wayne Shorter, der Hans Köberlins besondere Beachtung fand, der Meister selber tauchte vor allem bei den ruhigeren Passagen oder bei unerwarteten Tempowechseln in seinem Bewußtsein auf. Aber es müßte nun einmal wieder etwas Elektrisches kommen, etwas aus seiner, Hans Köberlins, Zeit. I Fall In Love Too Easily war eine Erholung nach Walkin’, irgendeiner der Miles-Davis-Biographen, Hans Köberlin wußte nicht mehr, wo er es gelesen hatte, hatte einmal die Bandbreite der Auftritte jener Zeit mit »Balladenstimmung« und »hektische Treibjagd« abgesteckt, das traf es ganz gut.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XII [Fünfte Phase – oder: Un gringo en Calpe] Vom 10. Februar bis zum 6. März 2014, S. 1182).

Mittwoch, 15. Dezember 2021

Die Galerie #1 (Stand 28. Mai 2014)

Die Abbildung zeigte den Stand vom Mittwoch, dem 28. Mai 2014, es sollten noch, wie aus unserem Bericht zu ersehen sein wird, einige schöne Nackte dazukommen, das vollständige Ensemble zeigen wir unten auf einer Doppelseite. Hans Köberlin sah also Catherine Deneuve in Belle de Jour (1967),* darunter Maruschka Detmers unter der Dusche in Prénom Carmen (1983), dann rechts neben Catherine Deneuve die ihre Bluse aufknöpfende Gudrun Krüger in Die Halbstarken (1956), dann Anna Baldaccini in Sauve qui peut (la vie) (1980) und schließlich die gleichfalls duschende Margarita Borissowna Terechowa in Zerkalo (1975).

* Eben erinnern wir uns sehr gut daran, daß wir in der Fußnote 1062 auf S. 292 geschrieben haben: »Aber das Bild von Catherine Deneuve schlechthin war gleichfalls wegen des morgigen Geburtstages auf einem der alten archivierten Filmkalenderblätter, nämlich sie mit entblößtem Oberkörper von seitlich hinten gesehen, ihr linker Arm verdeckte die linke sichtbare Brust bloß teilweise, und sie blickte über die Schulter mit leicht geöffnetem Mund ihren Betrachter an … Das war natürlich das berühmte Still aus Belle de Jour (1967) von dem genialen Luis Buñuel […] Hans Köberlin sollte morgen dieses Kalenderblatt nehmen und […] es im Schlafzimmer neben dem Still aus Buñuels Un chien Andalou (vgl. oben S. 231) an die Wand drapieren …« – Aber wo war dieses Still aus Un chien Andalou auf der Photographie oben?! Wir sind uns sicher, daß es dort war, als wir die Photographie machten, und wir haben es auch in unseren Unterlagen …

Un chien Andalou (Luis Buñuel, 1928)

Montag, 6. Dezember 2021

Empirie, 24. Update

¡Hans Koberlin vive! in Daten (der Stand von heute):
  • Stand des Manuskripts:
    • Seiten: S. 1.628 von ca. 2.400 Seiten
    • Fußnoten: 4.525
  • Stand der Bearbeitung:
    • Seiten: S. 1.373 von ca. 2.400 Seiten
    • Fußnoten: 3.735
    • Kapitel: XIII (= Zweites Intermezzo – oder: Die Hälfte der Zeit des Exils) von XXIV Kapiteln nebst einem Anhang
    • Tag der Bearbeitung: Freitag, der 7. März 2014, der 157. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen
  • Der Beginn der Handlung ist mit Analepsen der Sonntag, der 23. Oktober 4004 vor unserer Zeitrechnung, 9 Uhr vormittags,* ohne Analepsen der Herbst 2012.
  • Das Ende der Handlung fällt mit den Prolepsen mit dem Ende der (oder bloß einer?) Welt zusammen,** ohne Prolepsen mit dem Frühjahr 2016.
  • Beginn der Niederschrift: Mittwoch, den 2. Oktober 2013
  • Ende der Niederschrift: noch nicht abzusehen.
Mit der Vorbereitung zur Publikation des ersten Teilbandes wurde mittlerweile begonnen.

  • Stand der Überarbeitung:
    • Seiten: S. 778 von 778 Seiten
    • Fußnoten: 2.280
    • Kapitel: VIII (= Dritte Phase – oder: Konsolidierung) von VIII Kapiteln nebst einem vorläufigen Anhang
    • Tag der Überarbeitung: Donnerstag, der 19. Dezember 2013, der 79. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen
Mit der Vorbereitung zur Publikation des ersten Teils des zweiten Teilbandes wurde mittlerweile begonnen (obwohl der erste Teilband noch nicht publiziert wurde – c’est la vie).

  • Stand der Überarbeitung:
    • Seite: S. 1.163
    • Fußnoten: 3.137
    • Kapitel: XII (= Phase 5 – oder: Un gringo en Calpe)
    • Tag der Überarbeitung: Montag, der 10. Februar 2014, der 132. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen


* (= die Fußnote 5 auf S. 7) »Non in tempore sed cum tempore Deus creavit caela et terram.« (Augustinus).
Nun: »In der Schiffsbibel von Charles Darwin auf der ›Beagle‹, mit der er von 1831 bis 1836 die Welt bereiste, stand das Datum der Weltschöpfung eingetragen: 23. Oktober 4004 vor Christi Geburt, 9 Uhr vormittags.« (Hans Blumenberg, Die Sorge geht über den Fluß, Frankfurt am Main 1987, S. 47). Das war ein Sonntag, am folgenden Freitag war er, der Schöpfer, fertig, und auch das jüngste Gericht soll nach christlichen Vorstellungen auf einen Freitag fallen, ein Datum haben wir gerade nicht zur Hand.
»Soldats, quarante siècles vous regardent!«
»L’ouvrage que j’ai entrepris aura la longueur d’une histoire«, hatte Balzac stolz in seinen Avant-Propos de La Comédie humaine postuliert.
** (= eine Anmerkung aus der fünften Nachlese) »Die Welt des Dichters ist nicht die einzige Welt. Es gibt mehrere Dichter.« (Bertolt Brecht, Schriften zum Theater 1; in: Gesammelte Werke, hrsg. vom Suhrkamp Verlag in Zusammenarbeit mit Elisabeth Hauptmann, Frankfurt am Main 1967, Bd. 15, S. 393).

Wird aktualisiert!

Sonntag, 5. Dezember 2021

1965-12-22 Chicago 3rd Set [Sonntag, der 9. Februar 2014]

… also: noch ein heftiger Kuß, dann ließ er die Sicherheitskontrollen über sich ergehen und setzte sich, übermüdet von dem wenigen Schlaf, in den Wartebereich vor dem Gate, legte seine Ohrhörer an und hörte, auf die Aufforderung zum Einstieg in das Flugzeug wartend, das dritte Set jenes Konzerts, das Miles Davis am 22. Dezember 1965 in der für ihre Schlachthöfe berüchtigten Stadt gegeben hatte. Dreieinhalb Stunden hatte das Quintett in den drei Sets dieses Tages gespielt, und am Folgetag sollten es fast vier Stunden in vier Sets werden. Dieses Set begann mit All Of You, Miles Davis spielte mit Dämpfer dann kam Wayne Shorters Part, der das Warten zu einem Film machte. Von der schwarzen Serie an bis zu den Anfängen der Nouvelle Vague waren Trompete und Saxophon die wichtigsten Instrumente bei Soundtracks, und das Klavier vielleicht noch – denn Herbie Hancocks Einsatz kam gerade –, und Baß und Schlagzeug … also: von der schwarzen Serie an bis zu den Anfängen der Nouvelle Vague kamen die wichtigsten Soundtracks von Jazzquintetten. Übergangslos erfolge der Tempowechsel zu Oleo, dann, ohne Dämpfer, I Fall In Love Too Easily, das einzige Stück, daß sie an diesem Dezembertag zweimal gespielt hatten, dann No Blues und I Thought About You, was Hans Köberlin natürlich tat, an die Frau denken nämlich, auch als er sich an den Rest der Schlange vor den beiden Schaltern anstellen mußte, dort das Ticket zur Kontrolle vorzeigte und zu den letzten Takten des Schlußthemas seinen Platz im Flugzeug einnahm.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XI [Erstes Intermezzo – oder: Zäsur] Vom 31. Januar bis zum 9. Februar 2014, S. 1156).

Dienstag, 30. November 2021

1965-12-22 Chicago 2nd Set [Donnerstag, der 6. Februar 2014]

Zu dem Frühstück, zu dem sie sich wegen der eben genannten Disposition garnicht erst richtig anzogen, hörten sie das zweite Set jenes Konzerts, das Miles Davis am 22. Dezember 1965 in der für ihre Schlachthöfe berüchtigten Stadt gegeben hatte. Diese Sets und die vier des Folgetags waren von einer gewissen Lakonie geprägt. Es begann diesmal ruhig mit My Funny Valentine, dann kam Four, das Hans Köberlin, wie bereits angedeutet, nur in zwei Live-Fassungen kannte, When I Fall In Love schlich sich irgendwie an dem Bewußtsein des abgelenkten Hans Köberlin vorbei, bei Wayne Shorters Saxophonspiel von Agitation horchte er dann wieder auf, gerade rechtzeitig zu Herbie Hancocks Solo, schließlich folgten noch ’Round about Midnight und Milestones.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XI [Erstes Intermezzo – oder: Zäsur] Vom 31. Januar bis zum 9. Februar 2014, S. 1143f.).

1965-12-22 Chicago 1st Set [Donnerstags, der 16. Januar 2014]

Mit diesem eher banalen Eintrag in sein Arbeitsjournal eröffnete Hans Köberlin sein Lesen und Schreiben im leeren Wintergarten, nachdem er zuvor dort zum Frühstück das erste Set jenes Konzerts gehört hatte, das Miles Davis am 22. Dezember 1965 in der für ihre Schlachthöfe berüchtigten Stadt gegeben hatte. Jetzt war Wayne Shorter, den ihm damals bei seinem Weggang John Coltrane empfohlen, in seinem Quartett. Es lag noch nicht in der Luft, was in den nächsten Jahren kommen würde, das Set war noch in dem damals üblichen Rahmen, man spielte If I Were A Bell, Stella By Starlight, Walkin’, I Fall In Love Too Easily und über zehn Minuten The Theme, wobei Hans Köberlin nicht heraushören konnte, ob ein und wenn ja welches Stück außer dem Thema dahintersteckte, alle Stücke bis auf Herbie Hancocks Solo in Stella By Starlight und I Fall In Love Too Easily waren eher in einem schnelleren Tempo. Das zweite Set dieses Tages würde es dann in der nächsten Runde geben.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, X [Vierte Phase – oder: modus vivendi] Vom 7. bis zum 30. Januar 2014, S. 979).

1964-10 Helsinki [Mittwoch, der 26. März 2014]

Während seines Frühstücks im leeren Wintergarten hörte er den letzten der, weil aus den Augen also auch aus dem Sinn, verlorenen und kürzlich erst wiederentdeckten älteren Miles-Davis-Konzertmitschnitte, nämlich den von einem oder mehreren Auftritten im Oktober 1964 in der Hauptstadt des Landes von Aki Kaurismäki. Es war bereits die Zeit des zweiten großen Quintetts mit Hancock, Shorter, Carter und Williams. Es begann sehr schön mit Autumn Leaves, aber das Stück zerfiel etwas mit dem Anheben des sehr expressiven Saxophonsolos. Hans Köberlin hatte das Gefühl, in den vergangenen Tagen zuviel von den Sachen aus der Zeit vor In a Silent Way gehört zu haben, So What war da nicht besser. Stella by Starlight gefiel ihm wie immer und mit Walkinʼ endete das Album. Morgen würde es einen Sprung über neunzehn Jahre geben.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XIII [Sechste Phase ‒ oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung] Vom 13. März bis zum 10. April 2014, S. noch offen).

1964-09-25 Berlin [Mittwoch, der 5. Februar 2014]

… dann frühstückte man zu dem Konzert, das Miles Davis am 25. September 1964 hier in der Hauptstadt gegeben hatte. Das war der erste Auftritt Wayne Shorters in Hans Köberlins Miles-Davis-Sammlung, und dieses Quintett mit Herbie Hancock, Ron Carter und Tony Williams sollte bis zum Beginn der elektrischen Phase so fortbestehen. Wie üblich in der Zeit gab es einen Wechsel von schnell und langsam gespielten Stücken, und das Programm bestand aus Milestones, Autumn Leaves, wieder ganz anders interpretiert als zusammen mit Cannonball Adderly und noch weiter weg davon als im Vorjahr in Antibes*, So What, das Hans Köberlin lieber als langsames Stück gehört hätte, wie immer schön Stella by Starlight und Walkinʼ. […] Wie ihn die Stücke der elektrischen Phase stets konkret affizierten, war es bei den vorherigen Stilen – ›Bebop‹, ›Cool‹, ›Hard Bop‹ et cetera – eher ein allgemeines Goutieren, bei dem je nach aktueller Laune dieses oder jenes als besonders gelungen auffiel … »Petit pan de mur jaune …«** Bei ›Fusion‹ war er persönlich stehengeblieben und also auch nicht auf der Höhe der Zeit, aber dazu bekannte er sich … »There have to be dinosaurs or the little kids won’t have nothing to look at in the museum, right?«*** … er nahm dennoch manches danach Gekommene mit Wohlgefallen wahr – etwa den ›Dark Jazz‹ der gestern erworbenen Piano Nights und viele Einspielungen auf Manfred Eichers ECM-Label –, aber man mußte ja nicht alles mitmachen.

* … und zu einer weiteren Interpretation in der Stadt, die niemals schlief; wir werden unten noch auf eine frühere und eine spätere Interpretation Miles Davisʼ zu sprechen kommen. Hans Köberlin kannte Joseph Kosmas Prévert-Vertonung – außer, wie gesagt, der, nicht zuletzt wegen des Auftakts kanonisch gewordenen und auch mit Miles Davis, von Cannonball Adderly – noch von einem Konzert, das John Coltrane am 28. November 1962 in Graz gegeben hatte, dann natürlich aus Kosmas Soundtrack zu Marcel Carnés Les Portes de la nuit (1946), dort gesungen von Yves Montant, und als Medley zusammen mit For Sentimental Reasons und Tenderly gesungen von Natalie Cole.
** Marcel Proust, La Prisonnière, Paris 1923, Chapitre premier: Vie en commun avec Albertine.
*** Thomas Pynchon, Bleeding Edge, New York 2013, S. 156.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XI [Erstes Intermezzo – oder: Zäsur] Vom 31. Januar bis zum 9. Februar 2014, S. 1130f.).

1964-07-14 東京市 [Montag, der 27. Januar 2014]

Über dieser Lektüre hatten sich die Wolken weitgehend verzogen und Hans Köberlin absolvierte seinen Dauerlauf und war danach sehr froh, daß es doch noch dazu gekommen war. Anschließend frühstückte er im leeren Wintergarten, denn der Himmel war jetzt zwar wolkenlos blau, aber der Sturm hatte bloß unwesentlich nachgelassen. Dazu hörte er jenes Konzert, das Miles Davis am 14. Juli 1964 in der Hauptstadt des Landes der aufgehenden Sonne gegeben hatte. Das Programm lief zunächst wieder nach der schnell-langsam-Alternation ab, bei der auf If I Were a Bell eine wunderbar dramatische Interpretation von My Funny Valentine folgte, Miles Davis spielte ab hier ohne Dämpfer, dann blieb es aber die nächsten beiden Stücke – So What und Walkin’ – schnell. Das Konzert endete mit dem langsamen All of You, wieder mit Dämpfer gespielt, Hans Köberlin hatte das Gefühl, daß hier ein Übergang in eine neue Phase zu hören war, bei dem man aber noch ziemlich dem eigentlich Überholten anhing.*

* Hätte Hans Köberlin das Buch von Ian Carr zur Hand gehabt, hätte er seine Vermutung dort von kompetenter Seite bestätigt gefunden: »Es war mittlerweile [1964] klar, daß die frische Vitalität des Trompeters und seiner Band und die neue Behandlung alten Materials die Lösung des eigentlichen Problems leidlich hinausschob: es mußten neue musikalische Konzepte entwickelt werden, die die Identität dieser jungen Band, die sich von Miles’ früheren Bands total unterschied, zum Ausdruck bringen konnten […] die schnelleren Stücke [wurden] fast durchweg zu hektisch gespielt und wirken etwas hingehauen, während die langsamen und mittleren Nummern mit vorher noch nie erreichter Tiefe und Brillanz aufgeführt wurden.« (Ian Carr, Miles Davis. Eine kritische Biographie, Baden 1985, S. 150f.; dort auch eine ausführliche Analyse von Miles Davis’ damaliger My Funny Valentine-Interpretation).

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, X [Vierte Phase – oder: modus vivendi] Vom 7. bis zum 30. Januar 2014, S. 1060f.).

1964-02-12 New York 2nd Set [Mittwoch, der 15. Januar 2014]

Hans Köberlin hörte zu dem Frühstück im leeren Wintergarten das zweite Set jenes Konzerts, das Miles Davis am 12. Februar 1964 in der Stadt, die niemals schlief, gegeben hatte. Es begann mit einer sehr schönen, moderaten, quasi paraphrasierende Interpretation des All Blues, bei dem das Solo Herbie Hancocks vor dem George Colemans kam, und Hans Köberlin überlegte, ob es das bei seinen Formationen bereits einmal gegeben und ob dies eine Aufwertung des Pianos im Jazz jener Zeit bedeutet, Herbie Hancock hatte bei diesem Set auch sonst neben Miles Davis den größten Raum. Es folgte als längstes Stück des Sets My Funny Valentine, bei dem Hans Köberlin während das Saxophon improvisierte dachte, daß es eine schöne Zeit gewesen sein mußte, damals, während der er im falschen Alter am falschen Ort gewesen, dann, seiner Art nach in einer anderen Stimmung, Joshua, dann wieder wie zuvor I Thought About You
»Was ich auch tue!« (er meinte die Frau).
… dann Four, das Hans Köberlin nur in zwei Live-Fassungen kannte, die zweite würde bei dieser Runde übersprungen, dann, wieder in der Manier von Joshua das damals aktuelle Seven Steps To Heaven und schließlich There Is No Greater Love
»Natürlich!« (er meinte die Frau).

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, X [Vierte Phase – oder: modus vivendi] Vom 7. bis zum 30. Januar 2014, S. 972 und dort die Fußnote 2723).

1964-02-12 New York 1st Set [Dienstag, der 31. Dezember 2013]

Zum Frühstück, das wegen der Erkältung der Frau wieder im leeren Wintergarten eingenommen wurde, gab es heute das erste Set jenes Konzerts, welches Miles Davis am 12. Februar 1964 in der Stadt, die niemals schlief, gegeben hatte. Es war in etwa das gleiche Programm wie gestern ein Jahr zuvor auf dem Festival in Antibes, morgen, so nahm er sich vor, würde er einen etwas größeren Zeitsprung machen. Die Ansage ging, ihrem Ritual – erst Schlagzeug, dann Baß, dann Klavier et cetera … – folgend, über zwei Minuten, dann kam zur Eröffnung erneut Autumn Leaves, gefolgt von einem sehr schnell interpretierten – also die Stücke wie gestern im Tempo alternierend – So What, dann, Hans Köberlins Favorit auf diesem Mitschnitt, Stella By Starlight, und schließlich noch Walkin’ und All Of You.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, IX [Der zweite Besuch der Frau] Vom 20. Dezember 2013 bis zum 6. Januar 2014, S. 862f.).

1963-07-27 Antibes [Montag, der 30. Dezember 2013]

Es war so sonnig und warm und windstill, daß sie draußen auf der anderen Dachterrasse frühstücken konnten, die erste Mahlzeit, die die Frau dort einnahm. Hans Köberlin schaffte bei der Frühstücksvorbereitung auch das Equipment hoch, das sie benötigten, um während des Frühstücks den Auftritt Miles Davis’ mit seinem damaligen Quintett – Herbie Hancock am Klavier – am 27. Juli 1963 auf dem festival de jazz d’Antibes Juan-les-Pins zu hören. Es war ein langes Konzert, knapp eindreiviertel Stunde, aber die Zeit würde man hier, angenehm in der Sonne auf der anderen Dachterrasse sitzend, haben. Es begann mit Autumn Leaves, dessen kanonische Fassung Davis mit Cannonball Adderley auf Somethin’ Else eingespielt hatte, es folgten das schnelle Milestones und dann langsam und verträumt I Thought About You, was sehr schön zu der entspannten Stimmung unseres Paares paßte, dann wieder schnell, in der Manier von Milestones, Joshua, und dann wieder langsam und verträumt All Of You. Walkin’ und Bye Bye Blackbird sollten folgen und Hans Köberlin nahm erstmals bewußt dieses konsequent durchgezogenen Wechsel von schnell und langsam wahr. Er nahm sich vor, nicht mehr so oberflächlich in seinem Rezeptionsverhalten zu sein, und lobte einmal wieder wegen der Einsichten, zu denen man durch sie gelangte, Rituale und Gewohnheiten, während sie zu dem Abschlußthema bereits begannen, alles zum Hinunterschaffen zusammenzupacken.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, IX [Der zweite Besuch der Frau] Vom 20. Dezember 2013 bis zum 6. Januar 2014, S. 857).

Montag, 29. November 2021

1961-05-19 New York [Dienstag, der 14. Januar 2014]

Er frühstückte dennoch in dem leeren Wintergarten, und während des Frühstücks stellte sich seine Stabilität wieder ein, als er das Konzert hörte, das Miles Davis mit seinem damaligen Quintett sowie mit Gil Evans und seinem Orchester am 19. Mai 1961 in der Carnegie Hall gegeben hatte. Dabei waren, wie Hans Köberlin bei der Eröffnung So What, bei dem Davis mit dem Quintett und dem Orchester gemeinsam spielte, dachte, quasi Kind of Blue und Sketches of Spain zusammengekommen. Weiter ging es mehr oder weniger alternierend – Qrchester und Quintett –, insgesamt umfaßte das Repertoire an diesem Abend zwölf Stücke in knapp eineinhalb Stunden, wobei Teo wieder einmal zu den Höhepunkten gehörte und Hans Köberlin bei Walkin’ wieder einmal dachte, daß das so gespielt eigentlich Runnin’ heißen müßte. Bei No Blues gab es Raum für die Soli der Rhythmusgruppe und den Abschluß bildete schließlich das Adagio des Concierto de Aranjuez, etwas verhaltener als im Studio, was ihm aber nur guttat. Jemand hatte Davis erzählt, Joaquín Rodrigo hätte seine und Gil Evans Version das Adagio nicht gefallen, woraufhin der bloß auf die Tantiemen, die bald eintrudeln würden, verwiesen habe … Wie das wohl in einer Interpretation mit dem Quintett geklungen haben würde …* Er hatte noch eine Version des gesamten Concierto von Paco De Lucia, die könnte er vielleicht später …

* Vgl. Miles Davis und Quincy Troupe, Die Autobiographie, München 4. Aufl. 2000, S. 330. Dort (S. 330f.) hatte Davis auch eine Geschichte von jener Art, wie auch wir eine, ohne die Quelle angeben zu kön‐ nen, in Telos (a. a. O., S. 65 und dort in der Fußnote 242) kolportiert haben, erzählt: »Von einer Frau erfuhr ich später, daß sie einem alten Stierkämpfer, der sich zurückgezogen hatte und Stiere für die Arena züchtete, die Platte [Scetches of Spain] vorspielte […] er saß da und hörte zu. Als die Musik zu Ende war, stand er auf, zog seinen Toreroanzug an, nahm seinen Degen, ging raus, kämpfte und tötete zum ersten Mal, seitdem er sich zurückgezogen hatte, wieder einen Stier. Sie wollte wissen, warum er das gemacht hatte, und er erklärte ihr, die Musik hätte ihn so bewegt, daß er einfach hätte kämpfen müssen. Ich konnte die Geschichte kaum glauben, aber diese Frau schwor, daß es so gewesen war.«

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, X [Vierte Phase – oder: modus vivendi] Vom 7. bis zum 30. Januar 2014, S. 955f.).

1961-04-22 San Francisco 3rd and 4th Set [Samstag, der 8. Februar 2014]

Um das Frühstück ruhig zu gestalten, brach Hans Köberlin eine Regel seines Rituals und ging, noch bevor ein kompletter chronologischer Durchlauf absolviert, sechs Jahre gegenüber gestern zurück zu dem dritten und vierten Set jenes Konzerts, das Miles Davis am Samstag, dem 22. April 1961 in der Stadt gegeben, die man mit Blumen im Haar besuchen sollte. Es begann wieder mit Autumn Leaves, sehr melodisch, deswegen war er ja von dem üblichen Ritual abgewichen, gefolgt von Neo, wie immer genial, auf Two Bass Hit hätte Hans Köberlin verzichten können, das paßte nun garnicht zu der Stimmung davor, obwohl man sich nach dem Intro von dem Schema des Stückes entfernte, und nach dem Bye Bye-Thema schließlich ließ Wynton Kelly wie neulich mit ein paar Takten Love, I’ve Found You das dritte Set ausklingen. Das vierte Set begann schön langsam und balladenhaft mit I Thought About You, es ging weiter in dem Stil mit Someday My Prince Will Come und zum Abschluß, angenehm ausschwingend, Softly As in a Morning Sunrise.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XI [Erstes Intermezzo – oder: Zäsur] Vom 31. Januar bis zum 9. Februar 2014, S. 1152f.).

Mittwoch, 3. November 2021

1961-04-22 San Francisco 1st and 2nd Set [Dienstag, der 4. Februar 2014]

Anschließend frühstückten sie in der Küche zu dem ersten und dem zweiten Set jenes Konzerts, das Miles Davis am Samstag, dem 22. April 1961, in jener Stadt, zu der man mit Blumen im Haar gehen sollte, gegeben hatte. Im ersten Set spielte er If I Were a Bell, wobei es sehr schöne Passagen in dem Klaviersolo gab, So What mit einem Saxophonsolo von Hank Mobley, bei dem sich Hans Köberlin von der Anspannung bei den Soli der letzten beiden Frühstücke erholen konnte, und ein paar Takte des No Blues. Das zweite Set hob sehr gefällig mit On Green Dolphin Street an, dann kam Walkinʼ, wie immer ein Container für schnelle Läufe, ʼRound Midnight, das hier ein kurzes Vorspiel vor seinem berühmten Intro hatte und ansonsten etwas in die Spielereien der Rhythmusgruppe zerfiel, und schließlich Well You Neednʼt in der Manier von Walkinʼ, es war von der Stimmung her in etwa so wie die drei Sets der Freitagnacht.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XI [Erstes Intermezzo – oder: Zäsur] Vom 31. Januar bis zum 9. Februar 2014, S. 1125.).

Sonntag, 31. Oktober 2021

Blick aus dem Küchenfenster auf den Plattenbau

1961-04-21 San Francisco 3rd Set [Sonntag, der 26. Januar 2014]

Das Wetter war aber wieder einmal so, daß er zu seiner großen Freude auf der anderen Dachterrasse frühstücken und anschließend lesen und schreiben konnte. Zum Frühstück hörte er das dritte Set jenes Konzerts, das Miles Davis am Freitag, dem 21. April 1961, in jener Stadt gegeben, zu der man mit Blumen im Haar gehen sollte und in der Scottie Ferguson drei Jahre zuvor einem blonden Phantom nachgejagt war. Man spielte drei Titel über gut eine halbe Stunde, If I Were a Bell, Fran Dance und On Green Dolphin Street. Es war ein entspanntes Konzert oder jedenfalls wirkte es so und Hans Köberlin ertappte sich dabei, wie er seine Brote kauend und die wunderbare Landschaft im Sonnenschein betrachtend die Musik in den Hintergrund abtriften ließ und nicht mehr bewußt seinem Ritual entsprechend zuhörte, bei dem Baßsolo von Fran Dance fiel ihm das auf, und bei On Green Dolphin Street überlegte er gar, ob er vor seiner Reise in die Hauptstadt noch einmal Fish’n’Chips essen gehen sollte.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, X [Vierte Phase – oder: modus vivendi] Vom 7. bis zum 30. Januar 2014, S. 1052f.).

1961-04-21 San Francisco 2nd Set [Montag, der 13. Januar 2014]

Hans Köberlin frühstückte wegen des Windes wieder einmal in dem leeren Wintergarten und hörte dazu das zweite Set jenes Konzerts, welches Miles Davis am Freitag, dem 21. April 1961, in der Stadt, zu der man mit einigen Blumen im Haar reisen sollte, gegeben hatte, nicht im ›Fillmore West‹, sondern in ›The Blackhawk‹. Es war erhohlsam unspektakulär, im außermusikalischen Sinn gemeint, nach den Ausbrüchen Coltranes gestern. Mit All Of You begann es heiter, dann kam dramatisch Neo daher, was natürlich das Teo von Someday My Prince Will Come war, auf jeden Fall Hans Köberlins Favorit bei diesem Auftritt. Gerne würden wir hier mit Tonarten und Takten klugscheißen, aber das gehört leider ebensowenig zu unserem Repertoire wie zu dem unseres Protagonisten. Auf Neo oder Teo folgte wieder entspannt und leicht elegisch I Thought About You, dann Bye Bye Blackbird, mit Walkin’ noch ein flottes Stück, bei dem die Rhythmusgruppe ihre Soli hatte, und nach dem Thema schließlich ließ Wynton Kelly am Klavier noch mit ein paar Takten Love, I’ve Found You Hans Köberlins Frühstück ausklingen.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, X [Vierte Phase – oder: modus vivendi] Vom 7. bis zum 30. Januar 2014, S. 951).

1961-04-21 San Francisco 1st Set [Sonntag, der 29. Dezember 2013]

Es war, wie gesagt, wieder ein Gammeltag. Während des Frühstücks hörten sie das erste von drei Sets, die Miles Davis am Freitag, dem 21. April 1961, im ›Blackhawk‹ in San Francisco gegeben hatte. Es waren drei Titel, das schnelle Oleo, dann sehr lang und groovy No Blues und schließlich das Abschlußthema, alle drei Titel sehr dynamisch.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, IX [Der zweite Besuch der Frau] Vom 20. Dezember 2013 bis zum 6. Januar 2014, S. 853).

1960-10-13 (oder 10?) Stockholm 2nd Concert [Dienstag, der 25. März 2014]

Zum Frühstück hörte Hans Köberlin die beiden Sets des zweiten Konzerts, das Miles Davis am 13. – oder am 10.? – Oktober 1960 in der Hauptstadt des Landes, wo früher die Rätselheftchen und die Pornoheftchen – und manchmal sogar eine Kombination von beidem – hergekommen, gegeben hatte. Es begann schön langsam mit All of You, über eine Viertelstunde, dann kam sehr schnell Walkinʼ, die Geschwindigkeit, ging Hans Köberlin da auf, sollte sicher auch simples Virtuosentum demonstrieren, später auch bei den Gitarristen, McLaughlin etwa, bei seinen Alben mit Shakti … man konnte sich zu diesen schnellen Läufen nicht bewegen, höchstens mit der Fußspitze wippen, man hatte wohl in einem bestuhlten Konzertsaal gesessen, selber ruhig dabei, bis, wie gesagt, auf den dicken Zeh, aber alles in allem wie in einem Windkanal. Dann folgte als letztes Stück des ersten Sets wieder ruhig Autumn Leaves, etwas von der bekannten Melodie entfernt. Wie schon bei dem zweiten Set des ersten Konzerts begann auch das das zweite Set des zweiten Konzerts ohne Miles Davis und ohne Sonny Stitts mit Wynton Kelly als führendem Solisten, Softly, as in a Morning Sunrise, worin wieder der Bassist sein Solo bekam. Auch beim folgenden Stück, Makinʼ Whoopee, fehlten Trompete und Saxophon. Bei Lover Man war dann Sonny Stitts dabei, es war eine melancholische Ballade in Schwarzweiß. Bei seinem Spiel bestand wirklich ein großer Unterschied zu dem, was John Coltrane im gleichen Jahr bei der Tour davor gemacht hatte. Bei If I Where a Bell stieg Miles Davis wieder ein. Es plätscherte so dahin, um dann mit No Blues zu enden, Miles Davis spielte hier sehr schön, Hans Köberlin mußte sogar an Right Off denken. Morgen dann vier Jahre weiter … Das Helsinki-Konzert hatte er schon ewig nicht mehr gehört, so daß er selber gespannt sein durfte.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XIII [Sechste Phase ‒ oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung] Vom 13. März bis zum 10. April 2014, S. noch offen).

1960-10-13 (oder 10?) Stockholm 1st Concert [Montag, der 24. März 2014]

Es war ein kommoder trockener Tag mit Sonnenschein und blauem Himmel, aber immer noch zu windig, um den Vormittag draußen verbringen zu können. Heute war zum Frühstück das Hören der beiden Sets des ersten Konzerts, das Miles Davis am 10. oder 13. Oktober 1960* in der Stadt, in der Kommissar Beck gewirkt, gegeben hatte, vorgesehen. Es begann mit Walkinʼ im gewohnten Tempo, der etwas träge Hans Köberlin ließ sich mittreiben, erst von der Trompete, dann vom Saxophon, dann vom Klavier, dann vom Baß – mit Bogen –, dann nahm Miles Davis das Thema wieder auf. Es folgte sehr balladenhaft Autumn Leaves, die langsamen Stücke dieser Zeit gefielen Hans Köberlin zweifellos besser, die Soli gab es in der gleichen Abfolge wie zuvor. Weiter ging es mit So What, wieder eher schnell, aber dennoch eine schöne Interpretation, vor allem das Klavier ließ Hans Köberlin aufhorchen. Als letztes Stück des ersten Sets folgte ʼRound Midnight mit einer etwas befremdlichen Rumba-Einlage. Das zweite Set begann mit zwei Stücken, die Hans Köberlin nicht einordnen konnte, nämlich June Night und Stardust. Bei dem ersten Stück war das nicht verwunderlich, es spielte bloß die Rhythmusgruppe, eine Recherche im weltweiten Netz sollte ergeben, daß es sich um einen 1924 publizierten Song handelte, den Wynton Kelly desöfteren gecovert hatte. Hier bekam auch der Drummer sein erstes Solo. Ähnlich verhielt es sich mit Stardust, einem Song von 1927, bei dem Sonny Stitt seinen großen Auftritt hatte. Hans Köberlin versuchte, sich in die Zuhörer zu versetzen: man war wegen Miles Davis gekommen und hatte wohl auch einen entsprechenden Obolus entrichtet, und der ließ sich eine gute Viertelstunde nicht blicken … Bei On Green Dolphin Street war er dann wieder dabei, mit Dämpfer, und zu Hans Köberlins Freude blieb man beim anschließenden All Blues im Tempo von A Kind of Blue, es war eine äußerst bemerkenswerte Interpretation … also alles in allem ein ruhiges zweites Set. Das Konzert insgesamt war in Hans Köberlins eines der schönsten aus der Zeit, er hatte aber das Gefühl, es nicht angemessen goutieren zu können. Angesichts Sonny Stitts balladenhaftem Saxophonspiel fragte er sich, warum er es nicht in einem ästhetischen Rückfall genauso goutieren konnte, wie er die naturalistischen und realistischen Darstellungen nackter Frauen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert goutierte …** Es spielten halt andere Dinge mit … Es gab auch jene sonst überhörten Stücke, die durch ihren expliziten Einsatz in einem Soundtrack eine ganz neue Bedeutung bekamen … Umgekehrt vergällte einem die Werbung das Hören von mach zeitlos gutem Song …

* Auf der von Hans Köberlin archivierten digitalen Ausgabe war der 10. Oktober 1960 angegeben, in den Discographien der Autobiographie (Miles Davis und Quincy Troupe, Die Autobiographie, München, 4. Auflage 2000, S. 586), der von Ian Carr (Miles Davis. Eine kritische Biographie, Baden 1985, S. 307) und der im weltweiten Netz jedoch der 13. Oktober 1960, Miles selber hatte in der Autobiographie gesagt: »Über Schweden und Paris ging es dann weiter in die Staaten, wo wir die Tour beendeten« (ebd., S. 337), was wegen der Reihenfolge wiederum für den 10. Oktober 1960 sprechen würde.
** Wir hatten ja bereits häufiger erwähnt, daß sich Hans Köberlin – wie auch Clemens Limbularius – bei der bildenden Kunst sujetabhängig nicht state oft he art bewegte, sondern in einen Realismus oder sogar einen Naturalismus zurückfiel (siehe z. B. die Fußnote 3378 auf S. 1252f.,S. 1258f. und die Fußnote 3720 auf S. 1392 mit der dazugehörigen Abbildung auf der Folgeseite). Damit stand er nicht allein, wie diese Anmerkung Michael Koetzles zu den Anfängen der Kunstphotographie in dem Bildband 1000 Nudes belegte: »Tatsächlich dürfte das Gros der meist von pariser Spezialverlagen edierten Mappen mit entsprechenden Studioposen weniger akademischen als erotischen Interessen entgegengekommen sein. Nur so erkärt sich auch der bis weit ins 20. Jahrhundert hinein anhaltende Bedarf an ›Künstlerakt-Lichtbildern‹, nachdem die eigentliche ›Akademie‹ im Zuge von Impressionismus, Expressionismus sowie einer sich anbahnenden Abkehr vom Gegenständlichen ihre Bedeutung verloren hatte.« (Uwe Scheid Collection, 1000 Nudes. A History of Erotic Photography from 1839-1939, Köln 2005, S. 103).

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XIII [Sechste Phase ‒ oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung] Vom 13. März bis zum 10. April 2014, S. noch offen).

1960-10-11 Paris 2nd Set [Sonntag, der 23. März 2014]

Und weiter ging in dem sich länger als erwartet hinziehenden Abschluß des Frühstücksrituals mit dem Mitschnitt des zweiten Sets jenes Konzerts, das Miles Davis am 11. Oktober 1960 in der Stadt der Liebe gegeben hatte. Es begann mit einer sehr schönen Interpretation von Walkinʼ, sehr schön meinte, daß Hans Köberlin für die Musik zugänglich war, was auf eine weiche Stimmung schließen ließ. Jeder außer dem Bassisten bekam sein Solo. Als nächstes kam If I Were a Bell, Miles Davis spielte mit dem Dämpfer und Hans Köberlins Aufmerksamkeit wanderte etwas ab, weil er sich überlegte, wo er Miles Davis im Rahmen seiner Möglichkeiten hätte sehen können … es gab ein paar dokumentierte Konzerte ab 1986 aus dem Land seiner Herkunft, von denen er wußte, in seinem Fundus waren nur der Mitschnitt vom 10. Juli 1988 aus der Stadt bei den Mönchen, in der er zehn Jahre zuvor mit einem guten Freund gewesen. Auch Fran Dance, gleichfalls mit dem Dämpfer gespielt, konnte Hans Köberlins Aufmerksamkeit nicht fesseln, bis der Bassist endlich sein Solo bekam. Erstaunlicherweise gefiel ihm dann Two Bass Hit, ein Stück, das er sonst wegen seines etwas penetranten Themas nicht so mochte, aber das wurde hier quasi camoufliert. Dann kam All of You, das längste Stück des Sets, es kam wohlgefällig ruhig daher, ließ aber Hans Köberlin wieder abschweifen. Zum Abschluß gab es So What, wie meist auf der Bühne nicht so pointiert wie im Studio und viel zu schnell gespielt. Nach einer Weile hatte sich Hans Köberlin reingehört. Er kam darauf, daß es wie im Studio nur mit John Coltrane und Cannonball Adderley funktionieren konnte. Sonny Stitts Solo war gut, aber nur teilweise spezifisch für dieses Stück. Für seine Zeit sicherlich ein gutes Konzert, dachte sich Hans Köberlin nach dem Anspielen des Themas zum Abschluß.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XIII [Sechste Phase ‒ oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung] Vom 13. März bis zum 10. April 2014, S. noch offen).

1960-10-11 Paris 1st Set [Samstag, der 22. März 2014]

Zum Frühstück hörte Hans Köberlin das erste Set jenes Konzerts, das Miles Davis am 11. Oktober 1960 in der Stadt der Liebe gegeben hatte. Es war, wie gesagt, die zweite Europatournee dieses Jahres, bei der Sonny Stitt den mit Miles Davis nicht mehr kompatiblen John Coltrane ersetzt hatte, weil der von Coltrane empfohlene Nachfolger Wayne Shorter bei Art Blakeys Jazz Messengers unabkömmlich war. Es begann mit Walkinʼ, heute wieder schnell, gefolgt von einer sehr schönen Version von Autumn Leaves. Das anschließende Four war gegenüber dem zuvor geörten ein Rückfall in eine frühere Ära, ähnlich wie das unidentifizierte Stück danach, dann aber kam ʼRound About Midnight, Hans Köberlin gefiel, wie Sonny Stitt da und überhaupt spielte, zwar konventionell, aber mit Lust und ohne große Sperenzchen, und auch Wynton Kelly am Klavier. No Blues war dann über eine gute Viertelstunde ein passender Abschluß.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XIII [Sechste Phase ‒ oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung] Vom 13. März bis zum 10. April 2014, S. noch offen).

1960-03-24 København [Montag, der 3. Februar 2014]

Gefrühstückt wurde, wie Hans Köberlin gestern beschlossen, mit jenem Konzert, das Miles Davis und John Coltrane am 24. März 1960 in jener Stadt gegeben, in der Lars von Triers Rigshospitalet lag. Man spielte das gleiche Repertoire wie gestern und das Konzert verlief ähnlich, wobei die gleichen Stücke natürlich nicht gleich klangen, und Hans Köberlin gewann nach On Green Dolphin Street den Eindruck, daß Coltrane sich fast in den Sound der Band eingefügt, auch der All Blues lief im Rahmen ab und Hans Köberlin fragte sich, was er da erinnert hatte und ob es noch andere Aufnahmen von der finalen Tour der beiden gab, aber jetzt war das egal.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XI [Erstes Intermezzo – oder: Zäsur] Vom 31. Januar bis zum 9. Februar 2014, S. 1120).

Dienstag, 26. Oktober 2021

1960-03-22 Stockholm 2nd Set [Sonntag, der 2. Februar 2014]

Für das Frühstück suchte Hans Köberlin das zweite Set jenes Konzerts aus, das Miles Davis zusammen mit John Coltrane am 22. März 1960, also immer noch kurz vor Hans Köberlins Geburt, in der Stadt, in der Martin Beck sein Revier gehabt, gegeben hatte. Es begann mit So What, etwas schneller, aber noch moderat, Miles Davis spielte wunderbar, dann begann das Solo von John Coltrane im gleichen Modus, jedoch nur für ein paar Takte, um sich dann, das Solo, zwischendurch immer wieder kurz aufgefangen, auf seinen eigenen Weg zu machen. Es war allerdings trotz seiner unverhältnismäßigen Dauer nicht so extrem, wie Hans Köberlin es in seiner Erinnerung gehabt hatte. Bei Wynton Kellys anschließendem Klavierpart wußte man, daß man die Gefahr des Ausbruchs beim ersten Stück überstanden hatte. Es ging weiter mit On Green Dolphin Street, Miles Davis benutzte einen Dämpfer, dann kam Coltrane, der die Melodie aufnahm, natürlich nicht dabei blieb, aber doch immer wieder darauf zurückgriff. Es war nicht so stimmig wie vor zwei Jahren in Newport, aber auch nicht der Exzeß, für den Hans Köberlin sich bereits gewappnet, was die Frau bemerkt und zu der Frage veranlaßt hatte, warum er so angespannt sei. Nach dem Klavier folgte Paul Chambers’ Solo, das der mit dem Bogen ausführte. Es blieb schließlich noch über gut sechzehn Minuten der All Blues. Der hob im Kind of Blue-Tempo an, Miles Davis zunächst wieder mit Dämpfer, dann aber offen und sehr pointiert auf einem ornamental gemusterten Schlagzeugteppich. Und John Coltrane blieb auch hier im Rahmen, auch wenn man an manchen Stellen merkte, daß er ihn sprengen wollte. Hans Köberlin war etwas irritiert, er hatte mit einem verheerenden Ausbrauch gerechnet. Trog in sein Gedächtnis, war er von seiner einschlägigen Lektüre beeinflußt oder lag es an dieser besonders aufmerksamen Art des Hörens? Ein Konzert in der Stadt, in der Lars von Triers Rigshospitalet lag, stand von der letzten Tournee der beiden noch aus, und Hans Köberlin beschloß, dies zur weiteren Gedächtnisauffrischung gleich am morgigen Morgen oder Mittag zu hören.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XI [Erstes Intermezzo – oder: Zäsur] Vom 31. Januar bis zum 9. Februar 2014, S. 1113).

Samstag, 2. Oktober 2021

Sonntag, 26. September 2021

Empirie, 23. Update

¡Hans Koberlin vive! in Daten (der Stand von heute):
  • Stand des Manuskripts:
    • Seiten: S. 1.602 von ca. 2.100 Seiten
    • Fußnoten: 4.482
  • Stand der Bearbeitung:
    • Seiten: S. 1.349 von ca. 2.100 Seiten
    • Fußnoten: 3.682
    • Kapitel: XIII (= Zweites Intermezzo – oder: Die Hälfte der Zeit des Exils) von XXIV Kapiteln nebst einem Anhang
    • Tag der Bearbeitung: Freitag, der 7. März 2014, der 157. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen
  • Der Beginn der Handlung ist mit Analepsen der Sonntag, der 23. Oktober 4004 vor unserer Zeitrechnung, 9 Uhr vormittags,* ohne Analepsen der Herbst 2012.
  • Das Ende der Handlung fällt mit den Prolepsen mit dem Ende der (oder bloß einer?) Welt zusammen,** ohne Prolepsen mit dem Frühjahr 2016.
  • Beginn der Niederschrift: Mittwoch, den 2. Oktober 2013
  • Ende der Niederschrift: noch nicht abzusehen.
Mit der Vorbereitung zur Publikation des ersten Teilbandes wurde mittlerweile begonnen.

  • Stand der Überarbeitung:
    • Seiten: S. 778 von 778 Seiten
    • Fußnoten: 2.280
    • Kapitel: VIII (= Dritte Phase – oder: Konsolidierung) von VIII Kapiteln nebst einem vorläufigen Anhang
    • Tag der Überarbeitung: Donnerstag, der 19. Dezember 2013, der 79. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen
Mit der Vorbereitung zur Publikation des ersten Teils des zweiten Teilbandes wurde mittlerweile begonnen (obwohl der erste Teilband noch nicht publiziert wurde – c’est la vie).

  • Stand der Überarbeitung:
    • Seite: S. 1.089
    • Fußnoten: 2.984
    • Kapitel: XI (= Erstes Intermezzo – oder: Zäsur)
    • Tag der Überarbeitung: Freitag, der 31. Januar 2014, der 122. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen


* (= die Fußnote 5 auf S. 7) »Non in tempore sed cum tempore Deus creavit caela et terram.« (Augustinus).
Nun: »In der Schiffsbibel von Charles Darwin auf der ›Beagle‹, mit der er von 1831 bis 1836 die Welt bereiste, stand das Datum der Weltschöpfung eingetragen: 23. Oktober 4004 vor Christi Geburt, 9 Uhr vormittags.« (Hans Blumenberg, Die Sorge geht über den Fluß, Frankfurt am Main 1987, S. 47). Das war ein Sonntag, am folgenden Freitag war er, der Schöpfer, fertig, und auch das jüngste Gericht soll nach christlichen Vorstellungen auf einen Freitag fallen, ein Datum haben wir gerade nicht zur Hand.
»Soldats, quarante siècles vous regardent!«
»L’ouvrage que j’ai entrepris aura la longueur d’une histoire«, hatte Balzac stolz in seinen Avant-Propos de La Comédie humaine postuliert.
** (= eine Anmerkung aus der fünften Nachlese) »Die Welt des Dichters ist nicht die einzige Welt. Es gibt mehrere Dichter.« (Bertolt Brecht, Schriften zum Theater 1; in: Gesammelte Werke, hrsg. vom Suhrkamp Verlag in Zusammenarbeit mit Elisabeth Hauptmann, Frankfurt am Main 1967, Bd. 15, S. 393).

Wird aktualisiert!

Mittwoch, 15. September 2021

Science Fiction (noch eine Fortsetzung)

An Bord beobachteten wir seltsame Phänomene.
Wir vermuteten, daß sich das Raum-Zeit-Kontinuum verschob.
Die ›Brücke‹ blieb unbesetzt …
… ebenso die Gefechtsstationen.

Tango Staff

Freitag, 10. September 2021

Science Fiction (erneute Fortsetzung der Geschichte)

Wir folgten dem Leitsignal.
Zwar wurde unsere Ankunft gemeldet …
… doch das Schott blieb verschlossen.
Und wieder mußten wir weiterziehen …