Sonntag, 9. November 2025

Samstag, 8. November 2025

Donnerstag, 2. Oktober 2025

Heute vor … zwölf Jahren: Exodus

[1 / 323]
Cada vez iré sintiendo menos y recordando más …«
   Der auf drei Tage angelegte Transfer von der Hauptstadt in das zweite Exil des Hans Köberlin in das Land des Ritters von der traurigen Gestalt und in das Land des genialen Luis Buñuel und an jene Küste (allerdings etwas weiter südlich, also nicht an die wilde sondern an die weiße), an welcher auch der nicht minder geniale Roberto Bolaño sein Exil verbracht, startete –
   »¡Ándale, ándale!«
   – also am frühen Morgen des 2. Oktober 2013, einem Mittwoch, (da war Hans Köberlin genau 53½ Jahre alt), und er, der Transfer, startete vor dem Haus, in dem die Frau lebte, vor der lokalen Filiale der städtischen Bibliothek im Bezirk des Hauptmanns, der Parkplatz mußte, so ordnete es ein Schild an, bis zehn Uhr für die Automobile von Personen, die in ihrer physischen Mobilität eingeschränkt waren, geräumt sein …
   »¿Está lleno el depósito de gasolina del coche?«
   … startete also, nachdem man am Abend zuvor mit Hilfe des Busenfreundes und des Verlegers jenen Teil von Hans Köberlins verbliebener Habe, welchen er mitnehmen wollte (den Rest hatte er auf dem Gutshof des Verlegers südwestlich der Hauptstadt abstellen können), als da waren …

  • fünf mittelgroße Kisten mit den Ende Mai nach einer wegen der Beschränkung mühsamen Auswahl zusammengestellten Bänden der von Hans Köberlin so bezeichneten ›Basisbibliothek‹,
  • eine große lederne Reisetasche, Mitbringsel aus Arkadien (»Et in arcadia ego!«), einen großen Rucksack und zwei blaue Plastiksäcke mit Hans Köberlins – abgesehen von einer Winterjacke, einem Wollschal und drei Paar langen Unterhosen – sämtlicher verbliebener Kleidung,
  • eine kleine Reisetasche, auch sie vera pelle, Mitbringsel aus dem Land, wo die Zitronen blühten, und einen kleinen von der Frau ausgemusterten Rucksack mit diversen Dingen (vor allem mit Computerzubehör und den zum Schnorcheln benötigten Utensilien),
  • eine eigentlich für Fahrten mit dem Fahrrad konstruierte Umhängetasche mit dem kleinen Laptop mit der klemmenden I-Taste, Unterwäsche zum Wechseln während des Transfers und Waschzeug sowie unverpackt an geeigneten Stellen im Auto verstaut
  • der eigens für das Exil erworbene große Laptop (»It’s a Sony®!«), ein Scanner und ein Tintenstrahldrucker,

… man startete also, nachdem man dies alles aus seiner zweiten provisorischen Bleibe seit Beginn der Diotimakatastrophe in das Auto der Frau verladen hatte.
   »¡Ándale, ándale!«

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Erster Teil. Vom 2. Oktober 2013 bis zum 19. Dezember 2013, II [Exodus] Vom 2. bis zum 4. Oktober 2013, S. 103ff.).

Dienstag, 30. September 2025

Empirie, 41. Update

¡Hans Koberlin vive! in Daten (der Stand von heute):
  • Stand des Manuskripts:
    • Seiten: S. 2.214 von ca. 2.700 Seiten
    • Fußnoten: 5.598
  • Stand der Bearbeitung:
    • Seiten: S. 1.961 von ca. 2.700 Seiten
    • Fußnoten: 4.885
    • Kapitel: XV (= Der dritte Besuch der Frau und andere Besuche) von XXIV Kapiteln nebst einem Anhang
    • Tag der Bearbeitung: Samstag, der 19. April 2014, der 200. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen
  • Der Beginn der Handlung ist mit Analepsen der Sonntag, der 23. Oktober 4004 vor unserer Zeitrechnung, 9 Uhr vormittags,* ohne Analepsen der Herbst 2012.
  • Das Ende der Handlung fällt mit den Prolepsen mit dem Ende der (oder bloß einer?) Welt zusammen,** ohne Prolepsen mit dem Frühjahr 2016.
  • Beginn der Niederschrift: Mittwoch, den 2. Oktober 2013
  • Ende der Niederschrift: noch nicht abzusehen.
Der erste Teilband liegt als unverkäuflicher Privatdruck in einer limitierten Auflage von zwanzig Exemplaren vor.

  • Stand der Überarbeitung:
    • Seiten: S. 778 von 778 Seiten
    • Fußnoten: 2.280
    • Kapitel: VIII (= Dritte Phase – oder: Konsolidierung) von VIII Kapiteln nebst einem vorläufigen Anhang
    • Tag der Überarbeitung: Donnerstag, der 19. Dezember 2013, der 79. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen
Auch der erste Teil des zweiten Teilbandes ist mittlerweile als unverkäuflicher Privatdruck in einer limitierten Auflage von zwanzig Exemplaren erscheinen. Wir arbeiten aktuell an dem zweiten Teil des zweiten Teilbandes.

  • Stand der Überarbeitung:
    • Seite: S. 1898
    • Fußnoten: 4.748
    • Kapitel: XV (= Der dritte Besuch der Frau und andere Besuche) von XXIV Kapiteln nebst einem Anhang
    • Tag der Bearbeitung: Freitag, der 11. April 2014, der 192. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen


* (= die Fußnote 5 auf S. 7) »Non in tempore sed cum tempore Deus creavit caela et terram.« (Augustinus).
Nun: »In der Schiffsbibel von Charles Darwin auf der ›Beagle‹, mit der er von 1831 bis 1836 die Welt bereiste, stand das Datum der Weltschöpfung eingetragen: 23. Oktober 4004 vor Christi Geburt, 9 Uhr vormittags.« (Hans Blumenberg, Die Sorge geht über den Fluß, Frankfurt am Main 1987, S. 47). Das war ein Sonntag, am folgenden Freitag war er, der Schöpfer, fertig, und auch das jüngste Gericht soll nach christlichen Vorstellungen auf einen Freitag fallen, ein Datum haben wir gerade nicht zur Hand.
»Soldats, quarante siècles vous regardent!«
»L’ouvrage que j’ai entrepris aura la longueur d’une histoire«, hatte Balzac stolz in seinen Avant-Propos de La Comédie humaine postuliert.
** (= eine Anmerkung aus der fünften Nachlese) »Die Welt des Dichters ist nicht die einzige Welt. Es gibt mehrere Dichter.« (Bertolt Brecht, Schriften zum Theater 1; in: Gesammelte Werke, hrsg. vom Suhrkamp Verlag in Zusammenarbeit mit Elisabeth Hauptmann, Frankfurt am Main 1967, Bd. 15, S. 393).

Wird aktualisiert!

Freitag, 19. September 2025

Körpferpflege SPEICK ORIGINAL SEIFE Einzigartiger Duft Basische Pflege · Soap · Savon · Jabón · Sapone · Zeep · Såpe


Dann kam auch die Frau, sie schlüpfte nackt aus dem Schlaf- in das Badezimmer, kam aber kurz darauf in die Küche, wo Hans Köberlin zugange, und fragte ihn mit gespieltem Entsetzen, was er denn da für eine »Altmännerseife« gekauft habe, die rieche ja schrecklich. Es handelte sich um ein Stück Seife der Marke ›Speik Original‹ … Hans Köberlin hätte sich eigentlich denken können, daß es sich um eine »Altmännerseife« handelte, denn sie hatte im Idiom seiner Herkunft und in the international spoken language beschriftet im Sortiment des ›Consum‹ gestanden und war wohl hauptsächlich – es stand auch ›Jabón‹ und ›Savon‹ auf der Packung – für die männlichen Pensionistas von nördlich der Alpen gedacht. Sein, Hans Köberlins, Vater hatte das Rasierwasser dieser Marke benutzt, allerdings bereits da benutzt, als er noch jünger gewesen als Köberlin jetzt und ergo noch kein alter Mann gewesen war, vielleicht hatte der Name ihn auch an David Lynchs Dune (1984) erinnert. Als Hans Köberlin die Seife gestern frisch ausgepackt und in bester proustscher Absicht in das Badezimmer gelegt und anschließend die Pappschachtel wegwerfen gewollt, hatte er gesehen, daß sie innen betextet war. »Dem Speick auf der Spur« versprach die Überschrift – das klang nach Dune – und Hans Köberlin hatte weitergelesen …

In der Botanik kennt man ihn als Valeriana celtica. »Valere« ist lateinisch und bedeutet »gesund erhalten«, während »celtica« für die keltische Herkunft, heute die alpinen Kärntner Nockberge, steht. Bereits seit Jahrtausenden gewinnt man das wertvolle Speick-Öl durch sanfte Extraktion aus der ganzen Pflanze. Im Ägypten des Jahres 500 v. Chr. aromatisierte man die Bäder mit Speick und pflegte sich anschließend mit dem kostbaren Öl …

»Also hatte vielleicht auch Kleopatra, wenn sie nicht gerade Stutenmilch oder das Blut von Jungfrauen genommen, in speikgewürztem Wasser gebadet und sich anschließend mit Speik-Öl für ihren Caesar und nach den Iden des März für ihren Marcus Antonius gepflegt …
… die nackte Elizabeth Taylor als Kleopatra in ihrem Bade …

… oder die nackte Desiree Lubovska als Kleopatra in ihrem Bade …
Wir werden noch Theda Bara
… und Janet Leigh …
… in der Rolle der Reine du Nil kennenlernen …
Und auf diesen Gedanken hin hatte er sich vorgenommen, seine Hände mit Speik-Seife zu waschen, bevor er das nächste Mal, wenn die Frau wieder fern, Hand an sich legen würde, auf seiner Hand spüren und riechen was Kleopatra auf ihren nackten Brüsten und noch sonstwo auf ihrem nackten göttlichen Körper gespürt und gerochen …

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XV [Der dritte Besuch der Frau und andere Besuche] Vom 11. bis zum 21. April 2014).

Samstag, 2. August 2025

Theda Bara

… blätterte er zurück und las nochmals die Beschreibung des Etiketts der von Vater Krull produzierten und vertriebenen Sektflaschen, auf dem »eine nur mit Spangen und Halsketten bekleidete Frauengestalt zu sehen war, welche, mit übergeschlagenem Beine auf der Spitze eines Felsens sitzend, erhobenen Armes einen Kamm durch ihr wallendes Haar führte.« Hans Köberlin imaginierte … »erhobenen Armes … nur mit Spangen und Halsketten bekleidet« …*

* »Ein paar locker gesponnene Spinnweben dienten als Büstenhalter, oder auch eine Natter, die sich um ihren Busen wand, während ein paar Perlen, die an ihrer Hüfte befestigt waren, aussahen wie das erotische Beiwerk eines Satyrs. In ihren historischen Vamp-Rollen trug sie schweren Schmuck und metallische Ketten auf der nackten Haut, was einen gewissen Unterton der Perversität erzielte.« (Alexander Walker; zit. nach. Seeßlen, Die Ästhetik des erotischen Films, a. a. O., S. 11; entweder aus The Celluloid Sacrifice. Aspects of Sex in the Movies, New York 1967, oder aus Sex in the Movies, Baltimore 1968). Die Rede war hier von Theda Bara, dem »ersten menschlichen ›Gesamtkunstwerk‹, das der Film hervorbrachte« (Seeßlen, ebd.). Auch sie hatte die Kleopatra v e r k ö r p e r t , wie ein Still aus J. Gordon Edwardsʼ Film von 1917, das wir Hans Köberlins Fundus entnommen haben, eindrucksvoll belegte. Román Gubern hatte in seiner Historia del cine (Barcelona 1969, edición revisada y actualizada de 2014) zu Theda Bara im Kontext des Typ ›Vamp‹ geschrieben: »El perfil psicológico de estas mujeres no es nítido. Como escribe Edgar Morin ›la vamp, surgida de las mitologías nórdicas, y la gran prostituta, surgida de las mitologías mediterráneas, tan pronto se distinguen como se confunden en el seno del gran arquetipo de la mujer fatal.‹ Lo que sí es definible es cada una de las individualidades de esta gran familia arqueólogos del cine erótica. Los americano aseguran que su primera vamp fue Alice Hollister, que en 1913 interpretó el papel de María Magdalena y dos cintas de expresivos títulos: The Vampire y The Destroyer, ambas sobre el egoísmo y la crueldad de una mujer dispuesta a todo para sostener su vida lujosa y parásita. Pero ni la Hollister ni la actriz danesa Betty Nansen, que William Fox importó en 1914, consiguieron la rotunda e indiscutible celebridad de Theda Bara. Nacida en 1890 en Cincinnati (Ohio) y de ascendencia judeoinglesa, Theda Bara fue un producto creado por el departamento publicitario de la Fox. Su verdadero nombre era Theodosia Goodman, pero la Fox hizo circular la fabulosa versión de que la joven actriz había nacido en el Sahara, fruto de los amores prohibidos de un oficial francés y de una muchacha árabe, que murió al darla a luz. Su nombre ‒ cuya sonoridad era por cierto vagamente nórdica ‒ era un anagrama de las palabras ›muerte árabe‹ (arab death, en inglés). Al público le encantó aquella leyenda y se la creyó. Para redondear el mito la Fox creó un eslogan sugestivo con que arropar a su estrella: ›La mujer más perversa del mundo‹ (the wickedest woman in the world). Con este fascinante aparato publicitario entró Theda Bara en el cine para encarnar los personajes de Carmen, Madame Du Barry, Cleopatra, Safo, Salomé, Margarita Gautier y otros que testimonian la escasa imaginación de los productores de todos los tiempos. Theda Bara levantó, desde la pantalla y en su vida privada, turbulentas pasiones y atizó la ira de todas las organizaciones puritanas y bienpensantes del país, que además alegaban que miss Theda Bara practicaba el espiritismo y las ciencias ocultas. Con Theda Bara se incorpora un elemento clave en el mosaico de la mitología sexual. Siguiendo sus pasos vendrán luego Nita Naldi, Barbara LaMarr, Greta Nissen, Mae West, Evelyn Brent, Margaret Livingstone, Betty Blythe, Lya de Putti, Carmel Myers, Alma Rubens, Pola Negri, Olga Baclanova … Todo un desfile de provocativas bellezas, que exhibirán generosamente su epidermis, en perpetuo duelo con todas las censuras del mundo, y añadirán capítulos gloriosos a la antología osculatoria de la pantalla.« ‒ Am Montag, dem 21. Juli 2025, sollten die Frau und Hans Köberlin als Tagesausflug den Schauplatz von Hitchcocks To Catch a Thief (1955)** besuchen. Dabei erstand Hans Köberlin auf einem marché aux puces eine reich bebilderte zweibändige italienische Ausgabe von Guberns Historia del cine, Storia del Cinema, traduzione dallo spagnuolo da Umberto Serra, Napoli 1972, in der in Bd. 1 auf S. 151 Theda Bara als Kleopatra abgebildet war, im gleichen Kostüm ‒ oder besser: Schmuck ‒ wie auf der Abbildung aus Hans Köberlins Fundus. Wir geben diese hier wieder.

Seeßlen hatte ihr in seiner Ästhetik des erotischen Films (a. a. O., S. 7ff.) den zweiten Abschnitt seines ersten Kapitels, Der Stummfilm, gewidmet: Die Geburt des Stars: Theda Bara. Und auch er hatte die von Fox kolportierte Geschichte, noch etwas ausgeschmückt, wiedergegeben: »Die filmgeschichtliche Legende will, daß er [der Künstlername ›Theda Bara‹] ein Anagramm von arab death darstellt, doch ist er vermutlich eine Umformung ihres Vornamens Theodosia und eine Verkürzung des Familiennamens ihrer Mutter, Baranger. Was die Publicity-Abteilung von Fox an den Geschichten und Mythen um ihre Erscheinung rankte, war ganz auf die Charakterisierung als ›schöne Fremde‹ abgestimmt, die mit dem Typus femme fatale korrespondierte. Nach dieser Legende war sie die Tochter eines arabischen Scheichs und einer Prinzessin, die mit dem Blut von Schlangen genährt worden war und von nomadischen Wüstenstämmen entführt wurde. Sie habe, so hieß es, die Gabe der Prophetie, und die unersättliche erotische Gier, die ihre Rollen auszeichne, sei auch Wesensmerkmal der Schauspielerin selbst. Zu Beginn ihrer Karriere bestand Fox außerdem darauf, daß Theda Bara vorgeben mußte, nicht Englisch zu sprechen.« (ebd., S. 10f.).

** Am Sonntag, dem 14. Februar 2010, hatte Hans Köberlin, damals noch im Wahn oder zumindest in der Illusion, dazu geschrieben: »Hitchcock bezeichnete den Film gegenüber Truffaut als ›eine leichte Geschichte‹ [Truffaut / Hitchcock, a. a. O., S. 188]. Das war es auch, und ich hatte sie etwas flotter in Erinnerung. Grace Kelly kam wirklich recht gut ins Bild. Zu ihr sagte Hitchcock: ›Weshalb ich immer wieder auf die mondän reservierten blonden Schauspielerinnen zurückkomme? Ich brauche Damen, wirkliche Damen, die dann im Schlafzimmer zu Nutten werden.‹« [ebd.].

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XV [Der dritte Besuch der Frau und andere Besuche] Vom 11. bis zum 21. April 2014).

Freitag, 18. Juli 2025

Montag, 30. Juni 2025

Félix Vallotton, Femme nue avec un bras relevé (1911)

»Heb mal den Arm … ja, so ist gut … noch ein wenig zu mir drehen, damit die Brüste besser … ja: so ist es perfekt: Vallottons femme nue avec un bras relevé
   »Alles weg!« – Er meinte jetzt die Negative und die Abzüge, leider, wir zeigen dafür rechts Vallottons Vorbild aus dem Jahre 1911 … und er meinte jetzt: die Zeit …

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XIV [Sechste Phase ‒ oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung] Vom 13. März bis zum 10. April 2014, S. 1866f.).

Montag, 23. Juni 2025

Empirie, 40. Update

¡Hans Koberlin vive! in Daten (der Stand von heute):
  • Stand des Manuskripts:
    • Seiten: S. 2.138 von ca. 2.700 Seiten
    • Fußnoten: 5.465
  • Stand der Bearbeitung:
    • Seiten: S. 1.898 von ca. 2.700 Seiten
    • Fußnoten: 4.748
    • Kapitel: XV (= Der dritte Besuch der Frau und andere Besuche) von XXIV Kapiteln nebst einem Anhang
    • Tag der Bearbeitung: Freitag, der 11. April 2014, der 192. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen
  • Der Beginn der Handlung ist mit Analepsen der Sonntag, der 23. Oktober 4004 vor unserer Zeitrechnung, 9 Uhr vormittags,* ohne Analepsen der Herbst 2012.
  • Das Ende der Handlung fällt mit den Prolepsen mit dem Ende der (oder bloß einer?) Welt zusammen,** ohne Prolepsen mit dem Frühjahr 2016.
  • Beginn der Niederschrift: Mittwoch, den 2. Oktober 2013
  • Ende der Niederschrift: noch nicht abzusehen.
Der erste Teilband liegt als unverkäuflicher Privatdruck in einer limitierten Auflage von zwanzig Exemplaren vor.

  • Stand der Überarbeitung:
    • Seiten: S. 778 von 778 Seiten
    • Fußnoten: 2.280
    • Kapitel: VIII (= Dritte Phase – oder: Konsolidierung) von VIII Kapiteln nebst einem vorläufigen Anhang
    • Tag der Überarbeitung: Donnerstag, der 19. Dezember 2013, der 79. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen
Auch der erste Teil des zweiten Teilbandes ist mittlerweile als unverkäuflicher Privatdruck in einer limitierten Auflage von zwanzig Exemplaren erscheinen. Wir arbeiten aktuell an dem zweiten Teil des zweiten Teilbandes.

  • Stand der Überarbeitung:
    • Seite: S. 1898
    • Fußnoten: 4.748
    • Kapitel: XV (= Der dritte Besuch der Frau und andere Besuche) von XXIV Kapiteln nebst einem Anhang
    • Tag der Bearbeitung: Freitag, der 11. April 2014, der 192. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen


* (= die Fußnote 5 auf S. 7) »Non in tempore sed cum tempore Deus creavit caela et terram.« (Augustinus).
Nun: »In der Schiffsbibel von Charles Darwin auf der ›Beagle‹, mit der er von 1831 bis 1836 die Welt bereiste, stand das Datum der Weltschöpfung eingetragen: 23. Oktober 4004 vor Christi Geburt, 9 Uhr vormittags.« (Hans Blumenberg, Die Sorge geht über den Fluß, Frankfurt am Main 1987, S. 47). Das war ein Sonntag, am folgenden Freitag war er, der Schöpfer, fertig, und auch das jüngste Gericht soll nach christlichen Vorstellungen auf einen Freitag fallen, ein Datum haben wir gerade nicht zur Hand.
»Soldats, quarante siècles vous regardent!«
»L’ouvrage que j’ai entrepris aura la longueur d’une histoire«, hatte Balzac stolz in seinen Avant-Propos de La Comédie humaine postuliert.
** (= eine Anmerkung aus der fünften Nachlese) »Die Welt des Dichters ist nicht die einzige Welt. Es gibt mehrere Dichter.« (Bertolt Brecht, Schriften zum Theater 1; in: Gesammelte Werke, hrsg. vom Suhrkamp Verlag in Zusammenarbeit mit Elisabeth Hauptmann, Frankfurt am Main 1967, Bd. 15, S. 393).

Wird aktualisiert!

Freitag, 16. Mai 2025

[186 / 138] Samstag, den 5. April 2014 · Wandertag

Kurz darauf erreichten sie den höchsten Punkt ihrer Wanderung, auf dem pittoresk die Ruine eines Gehöfts stand, Hans Köberlin vermutete aus dem vorletzten Jahrhundert, mit teilweise noch intakten Schuppen, die mit massiven Eisentoren und Vorhängeschlössern verschlossen waren. Und überrascht blickte Hans Köberlin nach Südosten in die Weite und sah wieder das Meer und daraus aufragend den Peñón de Ifach, den massigen Felsen, der dem Ort seines Exils den Namen gegeben, ein Bezugspunkt in dieser hügeligen Landschaft und in seinem Leben, sein Zuhause!

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XIV [Sechste Phase ‒ oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung] Vom 13. März bis zum 10. April 2014, S. 1840).

Sonntag, 23. März 2025

Empirie, 39. Update

¡Hans Koberlin vive! in Daten (der Stand von heute):
  • Stand des Manuskripts:
    • Seiten: S. 2.098 von ca. 2.700 Seiten
    • Fußnoten: 5.403
  • Stand der Bearbeitung:
    • Seiten: S. 1.863 von ca. 2.700 Seiten
    • Fußnoten: 4.693
    • Kapitel: XV (= Der dritte Besuch der Frau und andere Besuche) von XXIV Kapiteln nebst einem Anhang
    • Tag der Bearbeitung: Freitag, der 11. April 2014, der 192. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen
  • Der Beginn der Handlung ist mit Analepsen der Sonntag, der 23. Oktober 4004 vor unserer Zeitrechnung, 9 Uhr vormittags,* ohne Analepsen der Herbst 2012.
  • Das Ende der Handlung fällt mit den Prolepsen mit dem Ende der (oder bloß einer?) Welt zusammen,** ohne Prolepsen mit dem Frühjahr 2016.
  • Beginn der Niederschrift: Mittwoch, den 2. Oktober 2013
  • Ende der Niederschrift: noch nicht abzusehen.
Der erste Teilband liegt als unverkäuflicher Privatdruck in einer limitierten Auflage von zwanzig Exemplaren vor.

  • Stand der Überarbeitung:
    • Seiten: S. 778 von 778 Seiten
    • Fußnoten: 2.280
    • Kapitel: VIII (= Dritte Phase – oder: Konsolidierung) von VIII Kapiteln nebst einem vorläufigen Anhang
    • Tag der Überarbeitung: Donnerstag, der 19. Dezember 2013, der 79. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen
Auch der erste Teil des zweiten Teilbandes ist mittlerweile als unverkäuflicher Privatdruck in einer limitierten Auflage von zwanzig Exemplaren erscheinen. Wir arbeiten aktuell an dem zweiten Teil des zweiten Teilbandes.

  • Stand der Überarbeitung:
    • Seite: S. 1751
    • Fußnoten: 4.473
    • Kapitel: XIV (= Phase 6 – oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung***) von XXIV Kapiteln nebst einem Anhang
    • Tag der Überarbeitung: Dienstag, der 1. April 2014, der 182. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen


* (= die Fußnote 5 auf S. 7) »Non in tempore sed cum tempore Deus creavit caela et terram.« (Augustinus).
Nun: »In der Schiffsbibel von Charles Darwin auf der ›Beagle‹, mit der er von 1831 bis 1836 die Welt bereiste, stand das Datum der Weltschöpfung eingetragen: 23. Oktober 4004 vor Christi Geburt, 9 Uhr vormittags.« (Hans Blumenberg, Die Sorge geht über den Fluß, Frankfurt am Main 1987, S. 47). Das war ein Sonntag, am folgenden Freitag war er, der Schöpfer, fertig, und auch das jüngste Gericht soll nach christlichen Vorstellungen auf einen Freitag fallen, ein Datum haben wir gerade nicht zur Hand.
»Soldats, quarante siècles vous regardent!«
»L’ouvrage que j’ai entrepris aura la longueur d’une histoire«, hatte Balzac stolz in seinen Avant-Propos de La Comédie humaine postuliert.
** (= eine Anmerkung aus der fünften Nachlese) »Die Welt des Dichters ist nicht die einzige Welt. Es gibt mehrere Dichter.« (Bertolt Brecht, Schriften zum Theater 1; in: Gesammelte Werke, hrsg. vom Suhrkamp Verlag in Zusammenarbeit mit Elisabeth Hauptmann, Frankfurt am Main 1967, Bd. 15, S. 393).
*** (= die Fußnote 3986 auf S. 1537) Rainald Goetz, Word, Hamburg 1994.

Wird aktualisiert!

Freitag, 17. Januar 2025

Museo nazionale di Capodimonte, Napoli

Unser Hans Köberlin sollte am Donnerstag, dem 6. Juni 2024, in Totós Stadt eine der Maddalenen von Tizian betrachten, allerdings nur jene um 1567 entstandene und nicht die reizvollere mit dem enthüllten Busen von 1533, diesmal wieder mit Buch aber ohne Schädel und nicht in der Wüste liegend ‒ wir fügen die von der Frau dokumentierte Rezeptionssituation gleichfalls auf der nächsten Seite ein. Und jetzt wirklich abschließend möchten wir noch eine sogenannte Bauernregel zum Namenstag der Magdalena, der auf den 22. Juli fiel, wiedergeben …
An Magdalena regnets gern,
weil sie weinte um den Herrn.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XIV [Sechste Phase ‒ oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung] Vom 13. März bis zum 10. April 2014, S. 1747, Fußnote 4469).

Donnerstag, 31. Oktober 2024

Empirie, 38. Update

¡Hans Koberlin vive! in Daten (der Stand von heute):
  • Stand des Manuskripts:
    • Seiten: S. 2.028 von ca. 2.700 Seiten
    • Fußnoten: 5.250
  • Stand der Bearbeitung:
    • Seiten: S. 1.794 von ca. 2.700 Seiten
    • Fußnoten: 4.548
    • Kapitel: XV (= Der dritte Besuch der Frau und andere Besuche) von XXIV Kapiteln nebst einem Anhang
    • Tag der Bearbeitung: Freitag, der 11. April 2014, der 192. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen
  • Der Beginn der Handlung ist mit Analepsen der Sonntag, der 23. Oktober 4004 vor unserer Zeitrechnung, 9 Uhr vormittags,* ohne Analepsen der Herbst 2012.
  • Das Ende der Handlung fällt mit den Prolepsen mit dem Ende der (oder bloß einer?) Welt zusammen,** ohne Prolepsen mit dem Frühjahr 2016.
  • Beginn der Niederschrift: Mittwoch, den 2. Oktober 2013
  • Ende der Niederschrift: noch nicht abzusehen.
Der erste Teilband liegt als unverkäuflicher Privatdruck in einer limitierten Auflage von zwanzig Exemplaren vor.

  • Stand der Überarbeitung:
    • Seiten: S. 778 von 778 Seiten
    • Fußnoten: 2.280
    • Kapitel: VIII (= Dritte Phase – oder: Konsolidierung) von VIII Kapiteln nebst einem vorläufigen Anhang
    • Tag der Überarbeitung: Donnerstag, der 19. Dezember 2013, der 79. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen
Auch der erste Teil des zweiten Teilbandes ist mittlerweile als unverkäuflicher Privatdruck in einer limitierten Auflage von zwanzig Exemplaren erscheinen.

  • Stand der Überarbeitung:
    • Seite: S. 1.537
    • Fußnoten: 3.986
    • Kapitel: XIV (= Phase 6 – oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung***) von XXIV Kapiteln nebst einem Anhang
    • Tag der Überarbeitung: Donnerstag, der 13. März 2014, der 163. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen


* (= die Fußnote 5 auf S. 7) »Non in tempore sed cum tempore Deus creavit caela et terram.« (Augustinus).
Nun: »In der Schiffsbibel von Charles Darwin auf der ›Beagle‹, mit der er von 1831 bis 1836 die Welt bereiste, stand das Datum der Weltschöpfung eingetragen: 23. Oktober 4004 vor Christi Geburt, 9 Uhr vormittags.« (Hans Blumenberg, Die Sorge geht über den Fluß, Frankfurt am Main 1987, S. 47). Das war ein Sonntag, am folgenden Freitag war er, der Schöpfer, fertig, und auch das jüngste Gericht soll nach christlichen Vorstellungen auf einen Freitag fallen, ein Datum haben wir gerade nicht zur Hand.
»Soldats, quarante siècles vous regardent!«
»L’ouvrage que j’ai entrepris aura la longueur d’une histoire«, hatte Balzac stolz in seinen Avant-Propos de La Comédie humaine postuliert.
** (= eine Anmerkung aus der fünften Nachlese) »Die Welt des Dichters ist nicht die einzige Welt. Es gibt mehrere Dichter.« (Bertolt Brecht, Schriften zum Theater 1; in: Gesammelte Werke, hrsg. vom Suhrkamp Verlag in Zusammenarbeit mit Elisabeth Hauptmann, Frankfurt am Main 1967, Bd. 15, S. 393).
*** (= die Fußnote 3986 auf S. 1537) Rainald Goetz, Word, Hamburg 1994.

Wird aktualisiert!

Dienstag, 15. Oktober 2024

[186 / 138] Samstag, den 5. April 2014

Das große durchsichtige Zelt mit den kleinen Zelten innen stand surreal hell erleuchtet vor dem ›Hotel Diamante Beach‹. Zurück im Haus las und schrieb er noch etwas zu Musik und ging dann zu Bett, wo er gleich einschlief.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XIV [Sechste Phase ‒ oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung] Vom 13. März bis zum 10. April 2014, S. noch offen).

Montag, 30. September 2024

Freitag, 6. September 2024

Empirie, 37. Update

¡Hans Koberlin vive! in Daten (der Stand von heute):
  • Stand des Manuskripts:
    • Seiten: S. 1.982 von ca. 2.400 Seiten
    • Fußnoten: 5.161
  • Stand der Bearbeitung:
    • Seiten: S. 1.685 von ca. 2.400 Seiten
    • Fußnoten: 4.325
    • Kapitel: XIV (= Phase 6 – oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung*) von XXIV Kapiteln nebst einem Anhang
    • Tag der Bearbeitung: Dienstag, der 1. April 2014, der 182. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen
  • Der Beginn der Handlung ist mit Analepsen der Sonntag, der 23. Oktober 4004 vor unserer Zeitrechnung, 9 Uhr vormittags,* ohne Analepsen der Herbst 2012.
  • Das Ende der Handlung fällt mit den Prolepsen mit dem Ende der (oder bloß einer?) Welt zusammen,** ohne Prolepsen mit dem Frühjahr 2016.
  • Beginn der Niederschrift: Mittwoch, den 2. Oktober 2013
  • Ende der Niederschrift: noch nicht abzusehen.
Der erste Teilband liegt als unverkäuflicher Privatdruck in einer limitierten Auflage von zwanzig Exemplaren vor.

  • Stand der Überarbeitung:
    • Seiten: S. 778 von 778 Seiten
    • Fußnoten: 2.280
    • Kapitel: VIII (= Dritte Phase – oder: Konsolidierung) von VIII Kapiteln nebst einem vorläufigen Anhang
    • Tag der Überarbeitung: Donnerstag, der 19. Dezember 2013, der 79. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen
Auch der erste Teil des zweiten Teilbandes ist mittlerweile als unverkäuflicher Privatdruck in einer limitierten Auflage von zwanzig Exemplaren erscheinen.

  • Stand der Überarbeitung:
    • Seite: S. 1.537
    • Fußnoten: 3.986
    • Kapitel: XIV (= Phase 6 – oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung*) von XXIV Kapiteln nebst einem Anhang
    • Tag der Überarbeitung: Donnerstag, der 13. März 2014, der 163. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen


* (= die Fußnote 3970 auf S. 1512) Rainald Goetz, Word, Hamburg 1994.
** (= die Fußnote 5 auf S. 7) »Non in tempore sed cum tempore Deus creavit caela et terram.« (Augustinus).
Nun: »In der Schiffsbibel von Charles Darwin auf der ›Beagle‹, mit der er von 1831 bis 1836 die Welt bereiste, stand das Datum der Weltschöpfung eingetragen: 23. Oktober 4004 vor Christi Geburt, 9 Uhr vormittags.« (Hans Blumenberg, Die Sorge geht über den Fluß, Frankfurt am Main 1987, S. 47). Das war ein Sonntag, am folgenden Freitag war er, der Schöpfer, fertig, und auch das jüngste Gericht soll nach christlichen Vorstellungen auf einen Freitag fallen, ein Datum haben wir gerade nicht zur Hand.
»Soldats, quarante siècles vous regardent!«
»L’ouvrage que j’ai entrepris aura la longueur d’une histoire«, hatte Balzac stolz in seinen Avant-Propos de La Comédie humaine postuliert.
*** (= eine Anmerkung aus der fünften Nachlese) »Die Welt des Dichters ist nicht die einzige Welt. Es gibt mehrere Dichter.« (Bertolt Brecht, Schriften zum Theater 1; in: Gesammelte Werke, hrsg. vom Suhrkamp Verlag in Zusammenarbeit mit Elisabeth Hauptmann, Frankfurt am Main 1967, Bd. 15, S. 393).

Wird aktualisiert!

Samstag, 3. August 2024

Sonntag, 7. Juli 2024

1988-1989 Live Around The World [Samstag, der 29. März 2014]

Er bereitete alles für sein Frühstück im leeren Wintergarten vor und startete dabei in die letzte Runde seines Rituals mit Miles Davis 1988 und 1989 live around the world. Die elf Stücke stammten aus acht Konzerten, es begann vielversprechend mit In a Silent Way, doch das wurde als eine Art Ouvertüre nach eineinhalb Minuten einfach ausgeblendet. Danach folgte der gleiche Sound, über den Hans Köberlin sich bereits bei den früheren Konzerten nach 1980 geärgert hatte. Ihm kam wieder einmal der Gedanke, daß wenn man Miles Davis Trompetenspiel isolieren und die übrige Band mit einer anderen Formation aus einer anderen Zeit substituieren würde, die Musik an die früheren Phasen heranreichen könnte. In Human Nature ließ Kenny Garretts Alt-Saxophon-Solo Hans Köberlin zum ersten Mal aufhorchen und im anschließenden Mr. Pastorius Miles Davisʼ Trompete. Dann ließ es wieder nach, eine nervöse Zeit und Hans Köberlin erinnerte sich an Kinofilme von damals, 1988 und 1989, die den gleichen Eindruck vermittelt, aber ihm fielen jetzt keine Titel ein. Es mußte doch eine Dramaturgie geben, auch ohne Pathos … Agartha und Pangaea, eine Dramaturgie der äußersten Anspannung, die zu einer Dramaturgie des Verschwindens und Verstummens wurde, weil alles artikuliert worden war, nicht so ein Geplätscher, gerade lief Tutu … Immerhin kam hier ein wenig Groove zustande und nach dem zweiten Wodka Martini hätte Hans Köberlin vielleicht sogar entspannt gelauscht. Full Nelson war zu Disco, dann kam – endlich, sagte Hans Köberlin sich, wie immer bei dem Hören von Konzerten aus der Zeit, Cindy Laupers Time After Time, von ihr geschrieben mit – um ihn auch einmal zu erwähnen – Rob Hyman. Miles Davis spielte das Stück hier sehr schön verhalten, um dann sehr schön das Thema plötzlich ohne den Dämpfer aufzugreifen, ein Akzent nur, dann weiter mit Dämpfer und dem Baß, der wie eine Gitarre eingesetzt wurde, um am Ende wieder ungedämpft mit Synthesizer-Schmacht zum Höhepunkt zu kommen, wie bei einem guten Fick, an den jetzt Hans Köberlin wie …
»… immer wieder …«
… denken mußte. Das anschließende und die Kompilation abschließende Hannibal konnte da nur noch abfallen. – Und somit war auch das gehört.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XIII [Sechste Phase ‒ oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung] Vom 13. März bis zum 10. April 2014, S. noch offen).

Sonntag, 30. Juni 2024

1991-07-10 Paris [Samstag, der 1. März 2014]

Und als er also seinen Dauerlauf bewältigt, da frühstückte er wie gehabt mit dem Mitschnitt eines Konzerts von Miles Davis, und zwar von jenem, das er am 10. Juli 1991 in der Stadt der Liebe in der Grande Halle de la Vilette gegeben hatte. Das Ganze firmierte unter ›Miles Davis Band With Special Guests‹, denn einige seiner Weggefährten aus der guten Zeit hatten Auftritte, Herbie Hancock, Chick Corea, Dave Holland, Wayne Shorter, Steve Grossman, Joe Zawinul, John McLaughlin, Al Foster … Hans Köberlin fand das, was er so hörte, durchwachsen, auf jeden Fall besser als Montreux 1989 vor ein paar Tagen, der New Blues etwas besser als zuvor Perfect Way und Human Nature fand erst nach der Hälfte der Zeit seinen Groove, dann kam – wieder viel zu schnell! – der All Blues, der aber nur zum Teil inspiriert wirkte, Grossmans Solo am Tenorsaxophon und Chick Coreas am E-Piano … auch die nächsten Stücke stammten aus einer guten Zeit, In A Silent Way / It’s About That Time, hier waren natürlich Zawinul und Shorter zu Gast, Katia war trotz der beiden Gitarren von John McLaughlin und John Scofield nur hektisch, dann kamen die ältesten Stücke, noch aus der Sonny-Rollins-Zeit, Out Of The Blue / Dig, die hier angenehm herausfielen. Herbie Hancock hatte seinen Auftritt mit einem eigenen Stück, Watermelon Man, wie zu erwarten nicht in der pointierten Head Hunter-Version, aber das Stück zeigte sich dennoch als unverwüstlich, wobei Al Fosters trockenes Schlagzeug seinen Anteil hatte. Bei Penetration und Wrinkle war nur die neue Band zu hören, dem entsprechend gab es Disco-Funk, aber im angenehmen Sinn gefällig, beim anschließenden Footprints nur alte Kämpen, das klang sehr schön, »richtiger Jazz«, hätte Hans Köberlin fast gesagt, aber er fragte sich, warum hier Corea und nicht Hancock dabei gewesen war, und zum abschließenden Jean Pierre versammelten sich alle außer Shorter, Hancock und Zawinul.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XII [Fünfte Phase – oder: Un gringo en Calpe] Vom 10. Februar bis zum 6. März 2014, S. 1395f.).

1991-07-08 Montreux [Donnerstag, der 20. Februar 2014]

Zum Frühstück hörte Hans Köberlin jenes Konzert, das Miles Davis am 8. Juli 1991 zusammen mit Quincy Jones auf jenem Festival gegeben hatte, auf dem Jahrzehnte zuvor während eines Zappa-Konzerts ein Feuer ausgebrochen, was wiederum Anlaß zu dem Gassenhauer einer anderen Band geworden war. Das Programm bestand aus jenen Sachen, die Miles Davis um Hans Köberlins Geburtsjahr herum mit Gil Evans und dessen Orchester eingespielt hatte, Miles Ahead, Porgy and Bess und Sketches of Spain. Jenes Bonmot Zappas fiel Hans Köberlin nun beim Hören dazu ein, Jazz sei nicht tot, er rieche bloß manchmal etwas komisch … gewogen und als zu leicht befunden: es war zu glatt, zu sauber, es war bloß noch gehobene Unterhaltung. Neben Miles Davis’ Trompete dominierte der elektrische Baß, wobei die Orchesterarrangements sich für Hans Köberlins Ohren nicht sonderlich von denen der originalen Studiosessions unterschieden. Etwas versöhnt wurde er dann am Ende von Solea, was wirklich als eine Neuinterpretation daherkam.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XII [Fünfte Phase – oder: Un gringo en Calpe] Vom 10. Februar bis zum 6. März 2014, S. 1296).

Samstag, 29. Juni 2024

1991-07-01 Vienne [Freitags, der 14. Februar 2014]

Das Frühstück würde es wieder im leeren Wintergarten geben müssen und nach seinen Regeln blieb Hans Köberlin dazu nur jenes Konzert, das Miles Davis kurz vor seinem Tod 28. September 1991 am 1. Juli 1991 während des Jazzfestivals der Donaumetropole* gegeben hatte. Um es vorwegzunehmen: Hans Köberlin fand dieses Konzert überraschend – überraschend vor allem nach dem gestern Gehörten – gut, es war mit das Beste, was Davis in seiner letzten Dekade gemacht hatte. Aber der Reihe nach. Es begann mit Hannibal, Prince, aus dessen Feder auch zwei der an diesem Abend gespielten Stücke stammten, war als Orientierung an die Stelle von Jimi Hendrix getreten, über einem funkigen Baß spielte Miles Davis mit und ohne Dämpfer und Saxophon und E-Piano hatten ihre Soli, so ging es auch beim nächsten Titel, Human Nature, weiter, etwas wilder vielleicht, dann kam – zum dritten Mal während dieses Rituals – schön lang das Hans Köberlin an wunderbaren Sex erinnernde Time After Time und anschließend das Prince-Stück mit dem zu der Cindy-Lauper-Erinnerung passenden Titel Penetration. Wrinkle, ein sehr schnelles Stück mit dominierender Rhythmusgruppe, war das schwächste Stück des Konzerts, dann als Kontrast das ruhige Amandla und Jailbait, das zweite Stück von Prince, und schließlich, ohne Miles Davis – man hörte Pfeifen im Publikum –, das Finale, bei dem der Schlagzeuger sein Solo hatte.

* Erst irgendwann, lange nach seiner Rückkehr, fiel Hans Köberlin auf, daß er dieses Konzert falsch in seinem Musikarchiv katalogisiert hatte, und wir hatten ihm diesen Fehler auf S. 1107 durchgehen lassen. Das Jazzfestival hatte nämlich nicht in Vienna, sondern im französischen Vienne stattgefunden. Er hatte noch nie etwas von diesem Ort gehört und schaute auf der Landkarte nach, um dabei festzustellen, daß er im – von heute aus – vergangenen Herbst, genauer: am Freitag, dem 11. Oktober 2013, bereits durch den Ort gefahren, als er die Frau ein Stück auf ihrer Heimfahrt begleitet und sie ihn zum ersten Abschied von dem kleinen sympathischen Städtchen an der Rhône zu dem Flughafen der nach einer Kalbsfleischwurst benannten Großstadt gebracht hatte (siehe oben, S. 210ff.).

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XII [Fünfte Phase – oder: Un gringo en Calpe] Vom 10. Februar bis zum 6. März 2014, S. 1222).

1990-08-30 Chicago [Samstag, der 8. März 2014]

Anschließend frühstückte man in der Küche mit Blick auf den um diese Jahreszeit noch kaum befahrenen Fluß, und da Hans Köberlin wußte, inwieweit die Frau zu der morgendlich anfälligen Gelegenheit dem Jazz zugänglich, hörte man nicht, wie das Ritual es vorgegeben, das zweite Set jenes Konzerts, das Miles Davis am 19. Dezember 1970 in ›The Cellar Door‹Club, 34th and M Street NW in Washington, D. C., gegeben hatte, sondern jenes Konzert vom 30. August 1990 auf dem Jazzfestival im Grant Park in der für ihre Schlachthöfe berüchtigten Stadt. Das begann zwar gleichfalls hektisch mit Perfect Way, aber nicht so radikal wie Directions es gewesen wäre, von den übrigen Titeln der Cellar-Door-Session ganz zu schweigen. Die Frau ließ sich den Discofunk gefallen, zumal es dann bei Star People ruhiger wurde. Sie erzählte von ihrer neuen Arbeit, die sie ja angetreten, als sie nach dem Transfer Hans Köberlins von der weißen Küste zurückgekehrt, und Hans Köberlin merkte, daß er heute nur nebenbei zu seinem bewußten Hören kommen würde, aber das war nicht so wichtig. Die Musik war nicht schlecht und ganz nett im Hintergrund und Hans Köberlin mußte sich dann doch bemühen, den Erzählungen der Frau zu folgen. Er dachte an Go Ahead John, die unbearbeitete Version der Jack Johnson-Sessions, nicht an das, was Teo Macero für Big Fun daraus gemacht hatte, da gefielen Hans Köberlin die Anordnung der Takes, der Einsatz der Echos bei Miles Davis’ Trompetenspiel und die willkürlich wirkenden Ausblendungen der Teile nicht.* Hier, bei Star People, war das Saxophonspiel beliebig, Miles Davis spielte gut, aber das Drumherum … Nicht er hatte nachgelassen, sondern die Zeiten, und da er stets auf der Höhe der Zeit hatte sein wollen … Hans Köberlin konzentrierte sich wieder auf die Erzählungen der Frau […] Auf Star People folgte Hannibal, was auch nicht besser war, und Hans Köberlins versöhnliche Einstellung zur letzten Phase, wie sie sich beim Hören des Montréal-Konzerts gezeigt hatte, schwand wieder. Die plötzlich auftauchende Ansage einer Radiomoderatorin ließ die Frau aufschrecken und Hans Köberlin erklärte ihr, daß dies eine Veröffentlichung aus der Zeit der Leichenfledderei war. Dann Miles Davis’ allein mit den ungekünstelten Läufen eines elektrischen Basses, das war gut. The Senate; Me And You war wieder Geblubber für den Hintergrund, Hans Köberlins Urteil über dieses Konzert wurde trotz netter Passagen zwischendurch immer ungnädiger, die Wahl gerade dieses Auftritts war keine gute Idee gewesen, morgen zum Frühstück würde er lieber – da aus der Gil-Evans, der Coltrane- und der zweiten-großen-Quintett-Phase schon alles gehört war – zu den Anfängen zurückgehen. Er kochte eine zweite Kanne Kaffee. Auch Human Nature gefiel Hans Köberlin nur da, wo Miles Davis mit einem der beiden Bassisten alleine spielte. Das dann einsetzende Saxophon mediterranisierte, was dann auch gut war. Dann kam Time after Time mit einem interessanten Intro, wieder nur Miles Davis und einer der Bassisten, dann setzte Miles Davis den Dämpfer auf und Hans Köberlin empfand diese Version des Cindy-Lauper-Stückes in diesem Augenblick als die Schönste. Und wieder erschreckte eine Radiostimme die Frau, diesmal war es ein Moderator, und Winkle war Disco-Funk. Es gab eine für die neue Welt typische Abmoderation von zwei Stimmen, offenbar war es eine Live-Übertragung gewesen, Hans Köberlin machte sich nicht die Mühe, die Stimmen aus ihrem Idiom zu translatieren.

* In der Anordnung der Sessions ergab sich in der Abfolge der Teile, die wahrscheinlich dem Ablauf der Session entsprachen, eine Steigerung im Groove. Man spielte sich quasi rein … und gerade diese klaren Trompetentöne durch Echoeffektes zu verwässern oder die Takes einfach auszublenden … man hätte sie, wenn man sie schon nicht so belassen wollte, was damals wahrscheinlich noch nicht dem Verständnis vor technisch reproduzierter Musik entsprach, wenigstens zu einem Stück zusammenschneiden sollen.
Ähnlich erging es ihm bei der Big Fun-Version von Lonely Fire, einem Stück aus den Bitches Brew-Sessions, zu viele Schnörkel hinzugefügt. Er räumte allerdings ein, daß es daran liegen konnte, daß sich ihm die Sessions-Versionen emphatisch ins Hirn gebrannt hatten.
»Aber Lonely Fire ist schon ein extrem fantastisches Stück!«

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XIII [Zweites Intermezzo – oder: Die Hälfte der Zeit] Vom 7. bis zum 12. März 2014, S. 1479ff.).

1989-07-21 Montreux [Dienstag, der 25. Februar 2014]

Zum Frühstück im leeren Wintergarten sah Hans Köberlin einen lange vor seinem Exil aus dem weltweiten Netz heruntergeladenen Filmmitschnitt jenes Konzerts, das Miles Davis am 21. Juli 1989 –
»Ein heißer aber auch fataler Sommer!«
– auf dem Jazzfestival in Montreux gegeben hatte. Mit den Titeln konnte Hans Köberlin nur teilweise etwas anfangen, es war hektischer Disco-Funk, zu dem Miles Davis Melodien oder kurze Läufe beisteuerte, nur manchmal kam ein längerer Groove auf. Auf der Bühne war ein einziges Gewusel, was durch die Kameraführung noch verstärkt wurde. Es gab zwei Bassisten, von den einer den Baßpart und der andere den des Gitarristen übernahm, zwei Keyboarder, die den typischen achtziger-Jahre-Synthesizer-Sound produzierten, einen Drummer und einen Saxophonspieler, bei Human Nature trat Chaka Khan als Gastvokalistin auf. Einer der Bassisten, der mit dem Gitarrenpart, der Hans Köberlin mit seiner überdimensionierten Latzhose, seiner Frisur und seiner Brille an Whoopie Goldberg erinnerte, stellte sich immer wieder ganz dicht an Miles Davis, beobachte ihn und seine rote Trompete und spielte dann ein paar Tackte dazu, was wohl ein ›Dialog‹ sein sollte. Hans Köberlin war nicht einverstanden mit dem, was er da sah, und nur in wenigen Momenten mit dem, was er da hörte. Aber, so sagte er sich, ähnlich war es wahrscheinlich auch den Hörerinnen und Hörern zwei Generationen zuvor ergangen, als es elektrisch und rockig wurde … und wie bei den alten Tatort-Episoden fragte sich Hans Köberlin nach dem objektivierbaren Anteil seines ästhetischen Urteils, ob er nicht einfach irgendwo trotzig stehengeblieben war, während die Musik sich allgemein verändert hatte … »Bei Onkel Pö spielt ne Rentnerband seit zwanzig Jahren Dixieland …« Hing das damit zusammen, ob man das Ganze als eine teleologische Entwicklung – korrespondierend mit einer Verfallsgeschichte – betrachtete oder ob man dabei ein arbiträres einander Abwechseln der Moden mit ihren späteren Reprisen sah? Eine andere Frage war, wie sich Miles Davis ohne die fünf Jahre des Abtauchens nach Agharta und Pangaea kontinuierlich weiterentwickelt hätte – ›weiter‹ ersteinmal nur temporär, Miles Davis wollte immer etwas Neues, und nicht qualitativ verstanden – oder wenn ihn ein anderer Musiker als Marcus Miller aus der Versenkung geholt hätte … zum Beispiel Bill Laswell oder Henry Kaiser …

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XII [Fünfte Phase – oder: Un gringo en Calpe] Vom 10. Februar bis zum 6. März 2014, S. 1361f.).

1988-07-10 München [Samstag, der 1. Februar 2014]

Zum Frühstück wollte sich Hans Köberlin das bisher für einen besonderen Anlaß aufgesparte erste Set jenes Konzerts gönnen, das Miles Davis heute auf den Tag genau vor 39 Jahren in Osaka gegeben und das als Agharta publiziert worden war, aber der Frau war der Auftakt zum ersten Frühstück mit Hans Köberlin seit sonstwann zu radikal. Bei dem zweiten Set, bekannt als Pangaea, wäre es nicht anders, also blieb Hans Köberlin nur noch, wollte er seine selber aufgestellten Regeln nicht brechen, jenes Konzert, das Miles Davis am 10. Juli 1988 auf dem Klaviersommer der Stadt bei den Mönchen gegeben hatte, oder jenes das er nur knapp drei Monate vor seinem Tod am 1. Juli 1991 in der Donaumetropole* gegeben hatte. Hans Köberlin entschied sich für das Konzert in der Stadt bei den Mönchen, da die Donaumetropole in diesem Jahr ihn an eine andere Frau erinnerte … [das betreffende Erlebnis war aber zehn Jahre früher, also im Sommer 1981, gewesen – Mensch, Hans Köberlin: bei nur fünf Dezennien sollte man doch den Überblick behalten, außerdem war er im Verlauf der gleichen Reise mit dieser Frau auch in der Stadt bei den Mönchen gewesen; Anmerk. des Verf.]. Diese Musik war nicht schlecht, aber in Hans Köberlins Ohren viel zu glatt, erst nach einer Viertelstunde brachte das Saxophon etwas Schwung hinein. Beim dritten Stück, Tutu, gab es ein passables Gitarrensolo und Miles Davis spielte ohne Dämpfer, was kraftvoller klang, dann plätscherte die Musik hinter dem Frühstück und seinen Zärtlichkeiten vor sich hin, bis der Perkussionist Hans Köberlin bei Heavy Metal Prelude und anschließend bei Heavy Metal aufhorchen ließ. Höhepunkte waren für Hans Köberlin New Blues und Code M. D., die in ihrer Art teilweise an die Zeit der Jack Johnson-Sessions erinnerten – Portia geriet dem Saxophonisten ein wenig zu pathetisch –, Jean Pierre, das Hans Köberlin, hätte es den Titel nicht gegeben, so schnell gespielt nicht als solches erkennen würde, und natürlich wegen der positiven Besetzung durch das bei-der-Musik-von-Cindy-Lauper-Vögeln, das Schmachtstück Time After Time.

* Erst irgendwann, lange nach seiner Rückkehr, fiel Hans Köberlin auf, daß er dieses Konzert falsch in seinem Musikarchiv katalogisiert hatte, und wir hatten ihm diesen Fehler auf S. 1107 durchgehen lassen. Das Jazzfestival hatte nämlich nicht in Vienna, sondern im französischen Vienne stattgefunden. Er hatte noch nie etwas von diesem Ort gehört und schaute auf der Landkarte nach, um dabei festzustellen, daß er im – von heute aus – vergangenen Herbst, genauer: am Freitag, dem 11. Oktober 2013, bereits durch den Ort gefahren, als er die Frau ein Stück auf ihrer Heimfahrt begleitet und sie ihn zum ersten Abschied von dem kleinen sympathischen Städtchen an der Rhône zu dem Flughafen der nach einer Kalbsfleischwurst benannten Großstadt gebracht hatte (siehe oben, S. 210ff.).

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XI [Erstes Intermezzo – oder: Zäsur] Vom 31. Januar bis zum 9. Februar 2014, S. 1107).

1986-07-12-20 Nice [Freitag, der 28. März 2014]

Dann bereitete er sich sein Frühstück, zu dem er den letzten verbliebenen Konzertmittschnitt Miles Davisʼ hören wollte, ab morgen würde es dann die drei Kompilationen geben, aus dramaturgischen Gründen in umgekehrter chronologischer Reihenfolge, also mit Teo Maceros Mixtur LivE EviL, bestehend aus den Liveaufnahmen der Cellar Door Sessions und Studioaufnahmen der Sessions zu Jack Johnson, als Abschluß dieses Rituals. Der Mittschnitt für heute war einer von Stücken jener Konzerte, die während eines Jazzfestivals zwischen dem 12. und dem 20. Juli 1986 im Jardin des Arênes de Cimiez in Nice stattgefunden hatten. Es gab zu Beginn tatsächlich ein paar Anklänge an Jack Johnson, doch dann wurde es nur hektisch und Hans Köberlin war kurz davor, sein Ritual zu verfluchen, fragte sich, warum er einer Musik, die nicht die seine war, etwas abgewinnen wollte, nur weil der Musiker an einem früheren Punkt seiner Vita ein Genie und maßgeblich für Hans Köberlins éducation musicale gewesen war … Es kamen einzelne Passagen, die Hans Köberlin gefielen, aber alles blieb weitgehend ein Brei in seinen Ohren, bis Time after Time kam, wie immer schön, nicht nur wegen der Erinnerung, es war leider nicht der Abschluß. Es war schon eine durchwachsene Zeit gewesen, die späten siebziger, die achtziger und die frühen neunziger Jahre …

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XIII [Sechste Phase ‒ oder: Gift und Geschlechtsverzweiflung] Vom 13. März bis zum 10. April 2014, S. noch offen).

Samstag, 8. Juni 2024

1985-07-28 Tokyo [Freitag, der 24. Januar 2014]

Dann hatte er noch ein Einzelstück, fast genau zehn Jahre später aufgenommen, also nach der großen Pause, am 28. Juli 1985 auf dem Under the Sky Festival in der Hauptstadt des Landes der aufgehenden Sonne, eine Coverversion des Cindy-girls just want to have fun-Lauper-Hits Time After Time, knapp zehn Minuten, ein wenig ein sogenanntes ›Schmachtstück‹, aber dennoch Hans Köberlins Lieblingsstück aus Miles Davis’ letzter Phase, nicht zuletzt weil er, während er auf seinem zweiten Bildungsweg gewandelt, zu She’s so Unusual ausgiebig mit einer Frau gevögelt hatte …
»Leider bloß eine Nacht lang, aber nie werde ich diese Nacht vergessen! Natürlich haben wir She’s so Unusual, eine Cassette, die mein Fickmäuschen mit in den Koitus gebracht hatte, nur einmal gehört, ich habe Pink Floyd beigesteuert und dann später, im Morgengrauen, Grateful Dead.«
… das Stück hörte er also im Anschluß zu dem restlichen Ei und einem Brot mit Käse, was also immer noch nicht als Soundtrack für das gesamte Frühstück reichte, aber da er keine Lust auf das turnusmäßig nun folgende Konzert aus der letzten fatalen Tournee mit John Coltrane hatte, mußte es ausreichen, die Marmeladen- und Honigbrote vertilgte er zu der Musik des lokalen Klassiksenders.

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, X [Vierte Phase – oder: modus vivendi] Vom 7. bis zum 30. Januar 2014, S. 1044f.).