Zum Frühstück wollte sich Hans Köberlin das bisher für einen besonderen Anlaß aufgesparte erste Set jenes Konzerts gönnen, das Miles Davis heute auf den Tag genau vor 39 Jahren in Osaka gegeben und das als Agharta publiziert worden war, aber der Frau war der Auftakt zum ersten Frühstück mit Hans Köberlin seit sonstwann zu radikal. Bei dem zweiten Set, bekannt als Pangaea, wäre es nicht anders, also blieb Hans Köberlin nur noch, wollte er seine selber aufgestellten Regeln nicht brechen, jenes Konzert, das Miles Davis am 10. Juli 1988 auf dem Klaviersommer der Stadt bei den Mönchen gegeben hatte, oder jenes das er nur knapp drei Monate vor seinem Tod am 1. Juli 1991 in der Donaumetropole* gegeben hatte. Hans Köberlin entschied sich für das Konzert in der Stadt bei den Mönchen, da die Donaumetropole in diesem Jahr ihn an eine andere Frau erinnerte … [das betreffende Erlebnis war aber zehn Jahre früher, also im Sommer 1981, gewesen – Mensch, Hans Köberlin: bei nur fünf Dezennien sollte man doch den Überblick behalten, außerdem war er im Verlauf der gleichen Reise mit dieser Frau auch in der Stadt bei den Mönchen gewesen; Anmerk. des Verf.]. Diese Musik war nicht schlecht, aber in Hans Köberlins Ohren viel zu glatt, erst nach einer Viertelstunde brachte das Saxophon etwas Schwung hinein. Beim dritten Stück, Tutu, gab es ein passables Gitarrensolo und Miles Davis spielte ohne Dämpfer, was kraftvoller klang, dann plätscherte die Musik hinter dem Frühstück und seinen Zärtlichkeiten vor sich hin, bis der Perkussionist Hans Köberlin bei Heavy Metal Prelude und anschließend bei Heavy Metal aufhorchen ließ. Höhepunkte waren für Hans Köberlin New Blues und Code M. D., die in ihrer Art teilweise an die Zeit der Jack Johnson-Sessions erinnerten – Portia geriet dem Saxophonisten ein wenig zu pathetisch –, Jean Pierre, das Hans Köberlin, hätte es den Titel nicht gegeben, so schnell gespielt nicht als solches erkennen würde, und natürlich wegen der positiven Besetzung durch das bei-der-Musik-von-Cindy-Lauper-Vögeln, das Schmachtstück Time After Time.
* Erst irgendwann, lange nach seiner Rückkehr, fiel Hans Köberlin auf, daß er dieses Konzert falsch in seinem Musikarchiv katalogisiert hatte, und wir hatten ihm diesen Fehler auf S. 1107 durchgehen lassen. Das Jazzfestival hatte nämlich nicht in Vienna, sondern im französischen Vienne stattgefunden. Er hatte noch nie etwas von diesem Ort gehört und schaute auf der Landkarte nach, um dabei festzustellen, daß er im – von heute aus – vergangenen Herbst, genauer: am Freitag, dem 11. Oktober 2013, bereits durch den Ort gefahren, als er die Frau ein Stück auf ihrer Heimfahrt begleitet und sie ihn zum ersten Abschied von dem kleinen sympathischen Städtchen an der Rhône zu dem Flughafen der nach einer Kalbsfleischwurst benannten Großstadt gebracht hatte (siehe oben, S. 210ff.).
(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, XI [Erstes Intermezzo – oder: Zäsur] Vom 31. Januar bis zum 9. Februar 2014, S. 1107).
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