Samstag, 30. April 2016

Mittwoch, der 30. April 2014


[211 / 113]
Er unterhielt sich mit der Archäologin über Eselsbrücken …
»Es gibt da eine, die ist wirklich schlimm …«
»Du meinst die, mit der man Stalagmiten und Stalaktiten unterscheiden kann?«
»Ja, genau! Man schämt sich, es zuzugeben, aber: einmal gehört funktioniert sie immer und ist prompt da, wenn man sie braucht.«
»Jean Paul hat Stalagmiten und Stalaktiten im Hesperus einmal für eine seiner typischen Metaphern benutzt: ›Aber die fallende Stalaktite der Regentschaft tropfet endlich mit der steigenden Stalagmite des Volkes zur Säule zusammen.‹«*
»Sehr schön, aber nicht so einprägsam.«


* Jean Paul, Sämtliche Werke, hrsg. von Norbert Miller und Gustav Lohmann, München 1959ff., 1. Abt., Bd. 1, S. 1018. In dem Kontext verhandelt Jean Paul ebd. einen Sachverhalt, den auch in Gottfried Benns Essay Dorische Welten diskutiert wurde und den wir gleichfalls in Telos oder Beiträge zu einer Mythologie des Clemens Limbularius, Berlin 2013, S. 55 und dort die Fußnote 108) aufgegriffen: »Setzen aber nicht Sparter Heloten voraus, Römer und Deutsche Sklaven, und Europäer Neger? – Muß sich nicht immer das Glück des Ganzen auf einzelne Opfer gründen, so wie ein Stand sich dem Ackerbau widmen muß, damit ein anderer dem Wissen obliege?« – Apropos Eselsbrücken: der jüngste Bruder der Frau sollte Hans Köberlin am Sonntag, dem 24. Januar 2016, folgende – gleichfalls stets funktionierende – Eselsbrücke zu ›konvex‹ und ›konkav‹ bauen …
Hatte das Mädel Sex,
ist ihr Bauch konvex;
war sie aber brav,
so ist er konkav.
(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XVII [Phase 7 – darin: Besuch von Freunden], 28. April bis 15. Mai 2014).

Freitag, 29. April 2016

Dienstag, der 29. April 2014


[210 / 114]
Am Nachmittag unterbrach Hans Köberlin seinen Schreibtischaufenthalt, um seine Wanderschuhe einzufetten und um in der hinteren Wohnung die Betten für seine Gäste zu machen.


* Wir dachten dabei an Brecht: »ich brachte vor, daß allzuviel spannung mir nicht erwünscht scheint, da man mit gespannten bauchmuskeln nicht gut lacht« (Bertolt Brecht, Arbeitsjournal. 2 Supplementbände zu den gesammelten Werken, Frankfurt am Main 1974, S. 138).

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XVII [Phase 7 – darin: Besuch von Freunden], 28. April bis 15. Mai 2014).

Donnerstag, 28. April 2016

Montag, der 28. April 2014


[209 / 115]
Der Montag, der 28. April 2014, war ein von Hans Köberlin lange erwarteter Tag,* was man dem eher lakonischen Eintrag nach der Niederschrift der Traumerinnerung nicht unbedingt ansah. »Bin heute wieder einmal mit Cassiber, Man or Monkey, gelaufen. Dabei, wenn auch nur kurz, Eröffnung der Schwimmsaison. Später im Kimono mit Miles Davisʼ Jack Johnson Sessions am Tisch im leeren Wintergarten.«


* … lange erwartet seit dem Sonntag, dem 17. November 2013.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XVII [Phase 7 – darin: Besuch von Freunden], 28. April bis 15. Mai 2014).

Mittwoch, 27. April 2016

Sonntag, der 27. April 2014


[208 / 116]
Und Hans Köberlin stimmte dem Ausruf des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares, wie doch alles Bestimmte ermüde, zu.


* Vgl. Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares, hrsg. von Richard Zenith, Zürich 2003, S. 160.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XVI [In der Hauptstadt der autonomen Region], 22. bis 26. April 2014).

Dienstag, 26. April 2016

Samstag, der 26. April 2014


[207 / 117]
Und Hans Köberlin erinnerte sich daran, daß er bei David Foster Wallace von der Fernsehserie As the World Turns gelesen hatte, die von 1956 bis 2010 ausgestrahlt worden war, also über einen Zeitraum, der ‒ mit einer kleinen Verschiebung von vier Jahren ‒ dem seines, Hans Köberlins, gesamten Lebens entsprochen hatte. Das berührte ihn seltsam …*


* Uns natürlich, die wir solches kennen (siehe vom Verf. … du rissest dich denn ein., Berlin 2010, pass.), natürlich nicht.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XVI [In der Hauptstadt der autonomen Region], 22. bis 26. April 2014).

Montag, 25. April 2016

Freitag, der 25. April 2014


[206 / 118]
Und während sie also über diese Promenade mit den magischen Namen flanierten, da fielen Hans Köberlin, er wußte nicht warum, Verse aus Robert Wyatts Sea Song ein …
… when youʼre drunk youʼre terrific,
when youʼre drunk I like you mostly
late at night, youʼre quite alright.
But I canʼt understand the different you
in the morning when itʼs time to play
at being human for a while.
Please smile.
So würde auch Hans Köberlin seine eigenen Modalitäten und seine eigene Wirkung auf die Welt beschreiben.


* Rock Bottom (1974). Nach dem für den siebzehnjährigen Hans Köberlin etwas verstörenden Kennenlernen Wyatts via Michael Mantlers Gorey-Album The Hapless Child (1976) hatte er sich Rock Bottom bewußt besorgt und war fürder bis heute dieser Stimme verfallen. Als nächstes erstand er von dem ihm damals noch nicht bekannten Kevin Ayersʼ Whatevershebringswesing (1972), weil auf dem Cover Wyatts Name in den Credits erschien, und dieses Album dann wiederum sollte ihm vier Jahre später, als er in der Stadt der Narren bei den Kommunarden (erste Version) vorstellig wurde, als Schibboleth dienen.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XVI [In der Hauptstadt der autonomen Region], 22. bis 26. April 2014).

Sonntag, 24. April 2016

Donnerstag, der 24. April 2014


[205 / 119]
Anschließend flanierten sie in das nahegelegene Museum für zeitgenössische Kunst. Die Einzelausstellungen überzeugten sie nicht, aber in der Dauerausstellung die klassische Moderne und die Künstler bis Ende der siebziger Jahre, vor allem natürlich Bruce Nauman und Barnett Newman, waren wie zu erwarten beeindruckend. Dann stießen sie* auf einen ziemlich seltsamen Film, in dem man sah, wie drei lebende Fliegen mit einer Nadel auf einen Faden aufgefädelt wurden und derart miteinander verknüpft unbeholfen herumliefen, wozu eine Frauenstimme (die Künstlerin?) etwas erzählte. ‒ Gab es denn keinen Tierschutzverein?! ‒ »Fliegen haben keine Lobby«, sagte Hans Köberlin zu der Frau.


* Bei den hiesigen Zeitgenossen? ‒ Wir können es nicht mehr rekonstruieren und Hans Köberlin hatte diesbezüglich nichts vermerkt. Man müßte also, um dies zu klären, selber nochmals in die Hauptstadt der autonomen Republik reisen …

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XVI [In der Hauptstadt der autonomen Region], 22. bis 26. April 2014).

Samstag, 23. April 2016

Unter der Froschbrücke



Fenster #10

Mittwoch, der 23. April 2014


[204 / 120]
Und in dem Journal der Brüder hatte man heute vor 156 Jahren notiert: »Entre le soufflé au chocolat et la chartreuse, Maria desserre son corsage et commence ses mémoires.«*


* Vgl. Edmond & Jules de Goncourt, Journal. Erinnerungen aus dem literarischen Leben, Leipzig 2013, Bd. 2, S. 51. In der Auswahlausgabe von 1887 hatte Edmond dies unter dem 24. April angeführt. Wir hatten bereits zuvor solche Inkongruenzen, ohne sie zu erwähnen, hier sei also einmal gesagt, daß es auch sie – neben der Selbstzensur Edmonds – gab.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XVI [In der Hauptstadt der autonomen Region], 22. bis 26. April 2014).

Freitag, 22. April 2016

Dienstag, der 22. April 2014


[203 / 121]
Brecht hatte am 12. September 1940 in seinem Arbeitsjournal vermerkt: »nichts ist kunstfremder, als das bemühen ›aus nichts etwas zu machen‹.«* – »Das mag vielleicht stimmen«, hatte Hans Köberlin nach diesem Exzerpt in seinem Arbeitsjournal notiert, »aber ich will ja aus nichts nichts machen.«


* Bertolt Brecht, Arbeitsjournal. 2 Supplementbände zu den gesammelten Werken, Frankfurt am Main 1974, S. 132. Brecht hatte dies in Bezug auf das ›thema‹ eines Kunstwerkes geschrieben, und Hans Köberlin hatte wohl gemeint, er brauche keines, was aber wiederum ein Thema war.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XVI [In der Hauptstadt der autonomen Region], 22. bis 26. April 2014).

Donnerstag, 21. April 2016

Montag, der 21. April 2014


[202 / 122]
Man wird sich wundern, daß in der Kopfzeile der rechten, ungeraden Seiten »… vom 11. bis zum 27. April 2014« (= der kommende Sonntag) steht, dieses Kapitel – das XV. – jedoch bereits jetzt, in der Nacht vom Montag, dem 21. April 2014, auf Dienstag, den 22. April 2014, endet. Damit hat es folgende Bewandtnis: die morgen anstehende Reise in die Hauptstadt der autonomen Region sollte für die Frau und Hans Köberlin als Reise eine solche Bedeutung erlangen, daß sie in einem eigenen Kapitel – dem XVI. – geschildert werden sollte. Anschließend verbrachte man vor der Heimreise der Frau noch einen Tag zusammen im Hause des Hans Köberlin, das da wieder leer war, wobei es uns nicht angebracht erschien, für diesen einen Abschiedstag* ein eigenes Kapitel zu vergeben. Also haben wir den gesamten Zeitraum des dritten Besuchs der Frau als eine Kapiteldauer genommen und daraus die Reise in die Hauptstadt der autonomen Region quasi ausgeklammert. Und da wir nicht vorgreifend hier vor der Ausklammerung den Sonntag, den 27. April 2014, beschreiben wollten, haben wir seine Beschreibung einfach an das folgende Reisekapitel angehängt. – So weit wir das bis jetzt überblicken können, sollte sich während Hans Köberlins Exil eine solche Konstellation nicht wiederholen.


* »›Wie lange bist Du noch genau hier ?‹. ›Zehn Tage.‹, und unsere Mienen entspannten sich herrlich : Wer denkt heute noch 10 Tage voraus ? !« (Arno Schmidt, Aus dem Leben eines Fauns; in: Bargfelder Ausgabe, hrsg. von der Arno Schmidt Stiftung, Bargfeld 1986ff. S. 390). – Nun, bei unserem Paar waren es leider bloß noch sieben Tage …

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XV [Der dritte Besuch der Frau und andere Besuche], 11. bis 27. April 2014).

Mittwoch, 20. April 2016

Sonntag, der 20. April 2014


[201 / 123]
Wenn wir hier Hans Köberlins Leben im Exil beschreiben, dann intendieren wir zwar damit etwas, aber wir wissen nicht, was davon noch übrig sein wird, sollte es einmal seinen Weg gedruckt zwischen zwei Buchdeckel finden. Wie Deleuze richtig angemerkt hatte, war das wahre Thema eines Werks nicht das behandelte Sujet, das bewußte und gewollte Sujet, das sich mit dem vermischte, was die Wörter bezeichneten, sondern die unbewußten Themen, die Archetypen, wo die Wörter, aber auch die Farben und die Töne Bedeutung und Leben annahmen.* Und wenn wir versuchten, uns die unbewußten Themen bewußt zu machen, dann machten wir sie zu dem Sujet, das dann seine eigenen unbewußten Themen haben würde, vielleicht sogar genau die, die vorher die bewußten gewesen waren …


* Gilles Deleuze, Proust und die Zeichen, Berlin 1993, S. 41. Deleuzes Text gehörte, wie wir bereits mehrmals erwähnt haben, zu Hans Köberlins ästhetischen Schlüsseltexten.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XV [Der dritte Besuch der Frau und andere Besuche], 11. bis 27. April 2014).

Dienstag, 19. April 2016

Samstag, der 19. April 2014


[200 / 124]
Die Promenade war voll aber nicht zu voll, und die Frau ging mit ihrem Sohn shoppen, wie man so sagte, während Hans Köberlin sich träge in der Spätnachmittagssonne angenehm dabeilungernd, wie der Sohn diverse Hosen und Shirts und Jacketts und Hüte und Sonnenbrillen anprobierte – »Der geborene Liebling der Frauen!« dachte Hans Köberlin – oder auf dem Promenadenmäuerchen wartend sitzend in Betrachtungen seiner Umwelt – Betrachtungen der viel Haut zeigenden Chicas, Betrachtungen des Meeres, des Peñón de Ifach, des Horizonts, Betrachtungen der Flaneure auf der Promenade, Betrachtungen … – auflöste. Das ›Dolphin Pub‹ war, wie gesagt, vom Tisch, und man ging stattdessen zum FishʼnʼChips-Essen am hiesigen Strand in den ›Kilkenny Pub‹.* Man bestellte und Hans Köberlin bestellte aus Versehen statt Bier (Lager) Cider, was keine Katastrophe war, aber er sah zu, daß er den Apfelwein vor dem Essen herunterkippen konnte, um dann zu den FishʼnʼChips ein schönes Bier zu haben.** Das Essen war bloß so lala, kein Vergleich mit der ›Dolphin Pub‹.


* Im Sommer des kommenden Jahres sollten sich die Frau und Hans Köberlin der Stadt, nach der dieser Pub benannt, auf ungefähr hundert Kilometer annähern. »Die Wahrscheinlichkeit«, so Hans Köberlin, als er sich nach dieser Reise durch die Insel des James Joyce an den Pubbesuch am 200 Tag seines Exils und, nebenbei bemerkt, am 93. Geburtstag seiner Mutter, erinnerte, »die Wahrscheinlichkeit, daß ich einmal in meinem Leben das im Landesinneren gelegene Kilkenny kommen werde, ist eher gering.«
** Am 10. Juli 1864 fanden sich im Journal der Brüder folgende Betrachtungen über den Cidre: »Le cidre une boisson qui fait rentrer en soi, qui rend sérieux, ferme et solide, qui fait la tête froide et le raisonnement sec, une boisson qui ne grise que la dialectique des intérêts.« Dieser Charakteristik folgte dann eine Liste der diversen Wirkungen diverser alkoholischer Getränke …
  • nach Bier würde man einen Aufsatz über Hegel schreiben (das bezweifelte Hans Köberlin doch arg!),
  • nach Champagner würde man zum Angriff übergehen (es wurde nicht spezifiziert, auf was der Angriff gehen würde, aber wenn die Liste eine Steigerung mit abschließender Cidre-Ernüchterung sein sollte, dann …),
  • nach Burgunder würde man es einer Frau besorgen (»Rotwein = mein Wein!«) und
  • nach Cidre schließlich würde man einen Pachtvertrag abschließen (soll wer will, wir nicht).
(Vgl. Edmond & Jules de Goncourt, Journal. Erinnerungen aus dem literarischen Leben, Leipzig 2013, Bd. 4, S. 87).

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XV [Der dritte Besuch der Frau und andere Besuche], 11. bis 27. April 2014).

Montag, 18. April 2016

Freitag, der 18. April 2014


[199 / 125]
Am Freitag, dem 18. April 2014, erinnerte Hans Köberlin, daß er geträumt hatte, er habe sich vorgenommen, aus Pynchons Against the Day ein Drehbuch zu machen, wobei er sich auf das Schicksal von Webb Traverse und das von seiner Familie konzentrieren wollte.* Der Film würde so um die drei Stunden dauern und die erste Szene sollte zeigen, wie Webb mit seinem Kumpel eine Eisenbahnbrücke in die Luft sprengte. Als Titel träumte sich Hans Köberlin Rache für Webb Traverse zurecht, in unverkennbarer Anspielung an Fritz Langs Rache für Jesse James, der allerdings im Original nicht so hieß, sondern The Return of Frank James (1940). Das Drehbuch wollte Hans Köberlin (das alles noch im Traum!) David Lynch oder den Gebrüdern Coen anbieten, der Film würde ein Erfolg, an dem Hans Köberlin prozentual beteiligt wäre und er hätte endlich ausgesorgt. Dann war Hans Köberlin wieder einmal in dem Ort seiner Geburt und mußte von dort zum Broterwerb zu einer Arbeitsstätte fahren. Die Bahn hatte auf noch ältere Waggons als üblich zurückgegriffen, nämlich auf Salonwagen des fin de siècle, mit Liegen und Jugendstillampen. Hans Köberlin fand in einem der Wagen an einer Bar eine Steckdose für sein kleines Laptop. In dem Ort seiner Geburt – es herrschte Hochsommer mit strahlendem Sonnenschein – war, weil da keiner mehr wohnte, sein Schlafzimmer offen zugänglich, was ihn während seiner Abwesenheit beunruhigte. Dann lief ihm eine kleine Katze zu, sie hatte die Größe einer Maus und versteckte sich auf dem Schreibtisch unter der Tastatur seines ehemaligen Computers, den er vor dem Antritt seines Exils dem Verleger geschenkt hatte. Hans Köberlin saß da und begann mit einem Füllfederhalter das Kreuzworträtsel aus der Zeit, das auf den blauen Karton der Rückseite des Magazins gedruckt war, zu lösen, was aber gefährlich war, denn es war früh am Morgen und er mußte doch gleich zum Bahnhof, um zu der Brotarbeit zu fahren und durfte keine Zeit vertändeln. Die kleine Katze, weiß mit rotbraunen Flecken, kam auf ihn zu und schaute ihn mit dem Ernst der Katzen an. Er durfte ihr die Milch nicht pur geben, sondern mußte sie mit Wasser verdünnen, das wußte er noch von früher, als seine Mutter zugelaufene Katzen in der Scheune durchgefüttert hatte.


* Im Roman fickte Webbs Tochter wissentlich mit seinen Mördern herum – ein sich durch Pynchons Werk, von V bis Bleeding Edge, ziehendes Motiv: seine Protagonistinnen hatten einen fatalen Hang zu den größten Arschlöchern.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XV [Der dritte Besuch der Frau und andere Besuche], 11. bis 27. April 2014).

Sonntag, 17. April 2016

Empirie, 5. Update

¡Hans Koberlin vive! in Daten (der Stand von heute):

  • Stand des Manuskripts:
    • Seiten: S. 964 von ca. 1.800 Seiten
    • Fußnoten: 2963
  • Stand der Überarbeitung:
    • Seiten: S. 822 von ca. 1.800 Seiten
    • Fußnoten: 2318
    • Kapitel: XII (= Phase V – oder: Un gringo en Calpe) von XXIV Kapiteln nebst einem Anhang
    • Tag der Überarbeitung: Samstag, der 22. Februar 2014, der 144. von 324 konkreten und von allen möglichen Tagen
  • Beginn der Handlung: 23. Oktober 4004 vor unserer Zeitrechnung, 9 Uhr vormittags*
  • Ende der Handlung: fällt mit dem Ende der (oder bloß einer?) Welt zusammen
  • Beginn der Niederschrift: Mittwoch, den 2. Oktober 2013
  • Ende der Niederschrift: noch nicht abzusehen
 
* (= die momentane Fußnote 329 auf S. 68) Wir haben für unseren Prolog den Zeitraum von Anbeginn der Schöpfung bis zum Dienstag, dem 1. Oktober 2013 veranschlagt. – Nun: »In der Schiffsbibel von Charles Darwin auf der ›Beagle‹, mit der er von 1831 bis 1836 die Welt bereiste, stand das Datum der Weltschöpfung eingetragen: 23. Oktober 4004 vor Christi Geburt, 9 Uhr vormittags.« (Hans Blumenberg, Die Sorge geht über den Fluß, Frankfurt am Main 1987, S. 47).

Wird aktualisiert!

Fenster #9

Donnerstag, der 17. April 2014


[198 / 126]
Und während also Mutter und Sohn noch schliefen (Hans Köberlin beneidete sie um ihre niedrigen Blutdrücke und ihre Weltverbundenheit), saß Hans Köberlin im Kimono in seinem Schreiblesezimmer am Tisch (striptease table) vor dem Laptop mit der geöffneten Datei seines Arbeitsjournals und überlegte, was er von dem Zeitraum seit seiner letzten Eintragung notieren wollte oder sollte. Während wir uns unseren Protagonisten, den wir aus nachvollziehbaren Gründen bei seinen Aufzeichnungen gerne im Modus des kategorischen Sollens sähen, dort sitzend und durch die geöffneten Fenster und die vergitterten Fensteröffnungen auf die Sierra de Oltà schauend imaginieren, fällt uns gerade eben eine diesbezügliche Passage aus Arno Schmidts Aus dem Leben eines Fauns ein …
Dazu die Lupe : und darunter die Hunderttausender Karte : die dünnen Bergschraffen zeigten auf Höhepunkte; Schneisen strichelten durch Wälder; jedes winzige Schwarzeck war ein Haus, in dem Kühe brummten, Fensterscheiben blitzten, grün war der Zaun ums Haus gestrichen; und ich knäulte die Finger in Sehnsucht und ballte das Kinn in energischer Verzweiflung : ich muß jedes dieser Häuser sehen; jede Schindel am Dach will beschrieben sein : so kommt denn !*
Die militante Version von Robert Walsers Spaziergang


* Arno Schmidt, Aus dem Leben eines Fauns; in: Bargfelder Ausgabe, hrsg. von der Arno Schmidt Stiftung, Bargfeld 1986ff. S. 333f. Dieses Interesse des Misanthropen Heinrich Düring an den Häusern und an den Schindeln ihrer Dächer …: sein Interesse an der Welt diente ihm dazu, die Literatur (im weiteren Sinne kann man auch Landkarten unter der Gattung Literatur verbuchen) zu verifizieren … Abgebildet war die Welt, die er sonst mit Schmähungen überhäufte, ungefährlich und konnte Gegenstand des Interesses werden … Wie anders, wie unempirisch war dagegen unser Hans Köberlin … (aber manchmal auch nicht). Andererseits stand Düring in der Tradition der école des Annales, wenn er konstatierte: »›Große‹ Geschichte ist nichts : kalt, unpersönlich, unüberzeugend, übersichten (falsch dazu) : ich will nur die ›Privataltertümer‹, da ist Leben und Geheimnis.« (ebd., S. 334).

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XV [Der dritte Besuch der Frau und andere Besuche], 11. bis 27. April 2014).

Samstag, 16. April 2016

Mittwoch, der 16. April 2014


[197 / 127]
Und Edmond wurde heute vor 144 Jahren während des Verfalls seines Bruders Jules von einer Versuchung heimgesucht …
Eine Obsession seit einigen Tagen, eine Versuchung, die ich hier nicht notieren möchte. Liebe ich ihn dafür nicht zu sehr, oder vielleicht nicht genug …*
Hans Köberlin war natürlich sofort klar, warum es da ging: Jules’ Erlösung von seinen Leiden, also um einen Dienst, den auch Hans Köberlin sich in einer ähnlichen Lage von dem Busenfreund oder einem anderen seiner guten Freunde gewünscht hätte. Aber es war nicht nur das, Edmond hätte anschließend auch sich töten wollen, wie die Herausgeber mit Bezugnahme auf einen Brief Edmonds an Flaubert vom 4. Juni 1870 kommentierten. Pietätlos dachte Hans Köberlin, daß er sich diesen Briefwechsel eines Tages besorgen werde.


* Edmond & Jules de Goncourt, Journal. Erinnerungen aus dem literarischen Leben, Leipzig 2013, Bd. 5, S. 107.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XV [Der dritte Besuch der Frau und andere Besuche], 11. bis 27. April 2014).

Freitag, 15. April 2016

Fenster #8

Dienstag, der 15. April 2014


[196 / 128]
Und als Hans Köberlin dachte, daß er jetzt den Band gerne zur Hand gehabt hätte, dachte er auch an Borgesʼ Behauptung, man könne die Universalbibliothek (was 641. A. D. die von Alejandría gewesen) ruhig verbrennen, die Menschen – gemeint waren wohl die Autoren – würden alles erneut erzeugen, »cada hoja y cada linea (…) cada lección de cada manuscrito.«* Hans Köberlin war sich nicht sicher, ob Borges dies auf die ewige Wiederkehr des Immergleichen oder auf seinen Pierre Menard, autor del Quijote bezogen, er, Hans Köberlin, dachte bloß melancholisch: »Weg ist weg.«


* Vgl. Jorge Luis Borges, Alejandría, 641 A. D.; in: Werke in 20 Bänden, hrsg. von Gisbert Haefs und Fritz Arnold, Bd. 14: Rose und Münze, Frankfurt am Main 1994, S. 184. Bezeichnend war, daß jener Omar die Bibliothek im Namen seines Gottes in Brand stecken ließ. Wie sähe die Welt wohl aus, dachte Hans Köberlin, würde Gott würfeln und Lebenswasser trinken und sich Robert Wyatts God Song anhören und ab und an einmal neben seinen Autobiographien auch ein ›gutes Buch‹, wie man so sagte, lesen.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XV [Der dritte Besuch der Frau und andere Besuche], 11. bis 27. April 2014).

Donnerstag, 14. April 2016

Montag, der 14. April 2014


[195 / 129]
Und wieder einmal überdachte Hans Köberlin die Möglichkeiten des Nomadentums: ständiges Reisen und ein Leben im Hotel, wie es als Möglichkeit in der bereits erwähnten Unterhaltung zwischen Benjamin und Brecht zu Sprache gekommen. Der Modus des Schreibens wäre dann einer wie der damals bei dem Schreiben in die Kladde, ohne Option zum permanenten Überarbeiten, man würde wohl automatisch zu einer Art von Lyriker, nur noch Impressionen, festgehalten in lange durchdachten Versen, man erreichte das Gegenteil von unserem Bericht, der anscheinend die Unverschämtheit eines schwatzhaften Erdenkloßes darstellt. Aber Hans Köberlin war kein Lyriker. Brecht fiel ihm ein, der bei Goethe eine »schöne widersprüchliche einheit« gesehen hatte, die nach ihm in eine »völlig profane« (Heine) und eine »völlig pontifikale« (Hölderlin) Richtung zerfallen sei.* Hans Köberlin wollte weder das eine noch das andere sein … also sich eher der kleinen Form widmen? Aber auch mit der tat er sich schwer. Keine Form also … also wären wir wieder bei den Aufzeichnungen, bei dem guten alten Arbeitsjournal, bei dem er sich vielleicht – es wegen des Nomadentums als das Endgültige ansehend und dabei die Nachwelt im Blick – etwas mehr Mühe geben sollte.


* Vgl. Bertolt Brecht, Arbeitsjournal. 2 Supplementbände zu den gesammelten Werken, Frankfurt am Main 1974, S. 124. Zwei Tage später, am 24. August 1940, stellte er vorläufige Überlegung zur Bestimmung eines Kunstwerks an: »1) ein kriterium für ein kunstwerk kann sein, ob es noch die erlebnismöglichkeiten irgendeines individuums bereichern kann. 2) ausdrucksmöglichkeiten können bereichert werden, welche nicht eigentlich erlebnismöglichkeiten sind, sondern eher kommunikationsmöglichkeiten. 3) lyrik ist niemals bloßer ausdruck. die lyrische rezeption ist eine operation so gut wie etwa sehen oder hören, dh viel mehr aktiv. das dichten muß als menschliche tätigkeit angesehen werden, als gesellschaftliche praxis mit aller widersprüchlichkeit, veränderlichkeit, als geschichtsbedingt und geschichtemachend. der unterschied liegt zwischen ›widerspiegeln‹ und ›den spiegel vorhalten‹. (ebd., S. 125f.). »geschichtemachend« …: naja, literaturgeschichtemachend vielleicht …

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XV [Der dritte Besuch der Frau und andere Besuche], 11. bis 27. April 2014).

Mittwoch, 13. April 2016

Sonntag, der 13. April 2014


[194 / 130]
Dies bedenkend fiel Hans Köberlin eine Passage aus Brechts Arbeitsjournal, die er in sein Arbeitsjournal exzerpiert hatte, ein …
wenn ich morgens die radionachrichten höre, dabei boswells LEBEN JOHNSONS lesend und in die birkenlandschaft mit nebel vom fluß hinausschielend, beginnt der unnatürliche tag nicht mit einem mißklang, sondern mit gar keinem klang. das ist die inzwischenzeit.*
»inzwischenzeit« war der Begriff gewesen, daran erinnerte sich Hans Köberlin noch genau, der dieses Exzerpt, das leider wie so vieles in seinem Leben unkommentiert geblieben, veranlaßt hatte. »inzwischenzeit« …: eine solche Zeit war seine Zeit hier mit der konkreten Terminierung endgültig geworden, endgültig geworden, nachdem sie es zuvor durch seinen – wenn auch unkonkreten – Beschluß weiterzumachen, bereits ein wenig geworden war. Seine Konstellation, die zur »inzwischenzeit« führte, bestand allerdings aus anderen Aporien: die nebenan noch schlafende ihn temporär besuchende Frau, und der Dauer heischende Blick von der hinteren Dachterrasse auf die Sierra de Oltà und der sich endlos wiederholen sollende Gang über die Promenade zum Meer und zur ›Tango Bar‹; die Tage kamen ihm gleichfalls »unnatürlich« vor – wir hatten das neulich bereits mit Brecht –, weil sie ihm artgerecht oder gar artfördernd, dabei aber ökonomisch unhaltbar waren, und sie, diese »unnatürlichen Tage«, begannen, wie sie endeten, nämlich in der Regel mit einer Fülle der Wohlklänge …


* Bertolt Brecht, Arbeitsjournal. 2 Supplementbände zu den gesammelten Werken, Frankfurt am Main 1974, S. 121. Die Nachrichten am 19. August 1940 waren schlimme, weil sie verkündeten Hitler-Deutschlands Siege.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XV [Der dritte Besuch der Frau und andere Besuche], 11. bis 27. April 2014).

Dienstag, 12. April 2016

Samstag, der 12. April 2014


[193 / 131]
Sie schauten sich dann im Bett die Tatort-Episode Reifezeugnis (1977) an. Diesmal sah Hans Köberlin die Episode vor allem (aber natürlich nicht nur!) unter dem Aspekt der verlogenen Moral des Lehrers und dem Leid, das eine sogenannte ›offene Ehe‹ für alle Beteiligten mit sich brachte. Es gab immer Eifersucht, wenn wirkliche Liebe im Spiel war, und einer war immer der oder die Dumme, das jedenfalls hatte ihn, Hans Köberlin, seine Erfahrung im Leben und im Kino gelehrt. Als Sina am Ende meinte, sie habe ins Wasser gehen wollen, es habe aber nicht funktioniert, weil sie ja schwimmen gekonnt, da fiel Hans Köberlin Blumenbergs kurzer Text Rechtzeitiger Verzicht auf Rettungen ein. »Früher wollten viele Matrosen nicht Schwimmen lernen, notiert Ernst Jünger in die späten Tagebücher und fügt erklärend hinzu, sie hätten ihre Gründe dafür gehabt.«* Die Gründe lagen auf der Hand, Blumenberg brachte allerdings noch eine Pointe, die hier auszuführen zu weit ging,** jedenfalls: davon ausgehend kam er zu »dem nicht selbstverständlichen Sachverhalt, daß wer zu schwimmen gelernt hat, nicht nicht schwimmen wollen kann.«*** Hans Köberlin, der erst mit dreizehn Jahren und da eher mühsam das Schwimmen erlernt, bewegte sich mittlerweile wie ein Fisch im Wasser. Also fiel auch ohne zusätzliche Mittel das Wasser in Lichtenbergs Aufzählung aus.


* Hans Blumenberg, Die Sorge geht über den Fluß, Frankfurt am Main 1987, S. 23.
** »Was Jünger verschweigt, ist die Obsoleszenz der Sachlage. Weshalb muß gesagt werden, daß es ›früher‹ so war, aber nicht mehr so ist ‒ vielmehr ins Gegenteil umgeschlagen? Die Technik [Seenotsignale und deren Peilung] hat ‒ mit dem vielen, das ihr zum Opfer fiel ‒ auch eine absolute Metapher zerstört. Kein Reservat kann ihr Überleben sichern ‒ außer der Erinnerung, der Imagination, der Vermittlung des harmlosen Wörtchens ›früher‹. Im Reich der Metapher ist alles wie früher, weil es dieses Wort gibt.« (ebd.).
*** Ebd.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XV [Der dritte Besuch der Frau und andere Besuche], 11. bis 27. April 2014).

Montag, 11. April 2016

Freitag, der 11. April 2014


[192 / 132]
In dem Päckchen, das sich bereits noch in dem Geschenkpapier verpackt als Buch präsentierte, befand sich Copacabana. Biographie eines Sehnsuchtsortes von Dawid Danilo Bartlet. »Weil das hier dein Sehnsuchtsort und ein Badeort wie der andere ist …«
»Naja, da ist doch schon ein kleiner Unterschied zwischen hier und der Metropole des Samba und der Rumba …«
Er schlug das Buch auf und las gleich am Anfang: »Die Dichte von Geschäften für orthopädischen Bedarf und Tiernahrung verrät viel über die Altersstruktur des Viertels …«* Und dann sah er sah er auf der Seite 31 die Abbildung eines alten Stichs, auf dem der Zuckerhut fast so aussah wie der Peñón de Ifach …
»Du hast recht!«
Aus dem, dem Buch beiliegenden, Verlagsprospekt schnitt er vom Titelblatt natürlich das Bild der rothaarigen jungen Frau aus und applizierte es zu den anderen ganz oder teilweise nackten Frauen in seiner Schlafzimmergallarie.


* Dawid Danilo Bartelt, Copacabana. Biographie eines Sehnsuchtsortes, Berlin 2013, S. 9. Später sollte Hans Köberlin ein Exemplar dieses Buches einem Freund schenken, der in der glücklichen Lage war, jenen Sehnsuchtsort im Kontext seiner Profession desöfteren besuchen zu können.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XV [Der dritte Besuch der Frau und andere Besuche], 11. bis 27. April 2014).

Sonntag, 10. April 2016

Eine Arbeit

»Sich zur Ruhe zu legen, ist eine Arbeit«, sagte er; »sie soll Erfolg haben.«

(Bertolt Brecht, Herr K. und die Katzen; in: Geschichten vom Herrn Keuner; in: Gesammelte Werke, hrsg. vom Suhrkamp Verlag in Zusammenarbeit mit Elisabeth Hauptmann, Frankfurt am Main 1967, Bd. 12: Prosa 2, S. 387).

Donnerstag, der 10. April 2014


[191 / 133]
Hans Köberlin erkannte sich, als er mit dem Don Quijote-Hörspiel in den Ohren die Gärten seines Hauses bewässerte, in Lacans Definition des modernen Heros als einem, der durch lächerliche Heldentaten in einer Situation der Verwirrung ausgezeichnet wurde,* wieder.


* Vgl. Jacques Lacan, Schriften I, Weinheim / Berlin 3. Aufl. 1991, S. 80. Wir würden sagen: Lacan beschrieb sich da auch selber.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XIV [Phase 6 – oder: Sehnsucht], 13. März bis 10. April 2014).

Samstag, 9. April 2016

Mittwoch, der 9. April 2014


[190 / 134]
Hans Köberlin absolvierte seinen Dauerlauf wieder mit Pink Floyd, diesmal mit Atom Heart Mother (1970). Besonders rührte ihn If an und er merkte, daß er noch nie genau auf den Text geachtet hatte …*
»And if I were with you, I’d be home and dry …«
Übermorgen würde sie ankommen … Hans Köberlin hatte wegen der melancholischen Stimmung des Songs zurecht geraten, er stamme aus der Feder von Roger Waters. Eigenartig oder nicht: das am wenigsten melancholische Album von Pink Floyd war gerade jenes erste mit Syd Barrett, der da wohl bereits dabei war, in seinen Wahn zu gehen … Es war doch ein wenig schade, dachte Hans Köberlin trotz seiner ökonomischen Sorgen, daß das Buch von ihm und über ihn ihn, Hans Köberlin, nicht erreicht hatte.


* Hier, zum Mitsingen …
If I were a swan, I’d be gone.
If I were a train, I’d be late.
And if I were a good man,
I’d talk with you
More often than I do.
If I were to sleep, I could dream.
If I were afraid, I could hide.
If I go insane, please don’t put
Your wires in my brain.
If I were the moon, I’d be cool.
If I were a rule, I would bend.
If I were a good man, I’d understand
The spaces between friends.
If I were alone, I would cry.
And if I were with you, I’d be home and dry.
And if I go insane,
Will you still let me join in with the game?
If I were a swan, I’d be gone.
If I were a train, I'd be late again.
If I were a good man,
I’d talk with you
More often than I do.
(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XIV [Phase 6 – oder: Sehnsucht], 13. März bis 10. April 2014).

Freitag, 8. April 2016

Dienstag, der 8. April 2014


[189 / 135]
Als der Nebel sich ein wenig auflöste – ganz sollte er sich heute bis zum Abend nicht verziehen – und die Sonne den leeren Wintergarten erwärmte, wurde Hans Köberlin über seiner Lektüre schläfrig, und er gab dem nach und er empfand dies als Seligkeit, wie in jenen Versen Borgesʼ: »la fatiga, el instante en que el sueño nos disgrega.«*


* Jorge Luis Borges, La clepsidra; in: Werke in 20 Bänden, hrsg. von Gisbert Haefs und Fritz Arnold, Bd. 14: Rose und Münze, Frankfurt am Main 1994, S. 172.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XIV [Phase 6 – oder: Sehnsucht], 13. März bis 10. April 2014).

Donnerstag, 7. April 2016

Fenster #7

Montag, der 7. April 2014


[188 / 136]
Hans Köberlin fiel ein, wie er 1989 zu Raymond Queneau gekommen war, nachdem er sich bereits zuvor nach einem Hinweis aus der Arnoschmidtecke ein Buch von ihm gekauft hatte:* Hans Köberlin mußte damals für einen seiner literarischen Manierismen unbedingt einen Autor zitieren, dessen Familienname mit Q begann … eine seiner, Raymond Queneaus, eigenen Oulipo-Methoden – der Zwang von außen – hatte Hans Köberlin also unwissentlich – er hätte ja auch Francisco Gómez de Quevedo y Santibáñez Villegas nehmen können – auf eines seiner großen Vorbilder gebracht.


* Es handelte sich um Le Dimanche de la Vie aus dem Jahre 1952, jene Variante von Sartres Les chemins de la liberté (1945-49), beginnend im Bordeaux des Jahres 1936 (wenn wir uns recht erinnern) und endend im Toulouse des Jahres 1940 mit Valentins Hand auf dem Arsch einer Frau, die gerade durch ein Waggonfenster einen Platz im Zug nach Paris (life during wartime) zu sichern versuchte, und der zu dieser Szene lachenden Julia (diese Namen kommen uns bekannt vor …: vgl. vom Verf. … du rissest dich denn ein., Berlin 2010, S. 187-198). Es war eine verrückte Konstellation um die Wahrsagerei: alle Welt rannte zu Madame Saphir, um etwas über die Zukunft zu erfahren, während die einzig relevante Prophetie, nämlich die Valentins, daß es wieder einen Krieg geben würde, von niemandem gehört werden wollte. Hans Köberlin hoffte natürlich, daß Valentin die Zeit, als er ohne Julia gelebt und Didine sein Dienstmädchen gewesen war, besser genutzt hatte, als er später vorgab, es getan zu haben.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XIV [Phase 6 – oder: Sehnsucht], 13. März bis 10. April 2014).

Mittwoch, 6. April 2016

»Mühsal der Besten«

»Woran arbeiten Sie?« wurde Herr K. gefragt. Herr K. antwortete: »Ich habe viel Mühe, ich bereite meinen nächsten Irrtum vor.«

(Bertolt Brecht, Geschichten vom Herrn Keuner; in: Gesammelte Werke, hrsg. vom Suhrkamp Verlag in Zusammenarbeit mit Elisabeth Hauptmann, Frankfurt am Main 1967, Bd. 12: Prosa 2, S. 377).

Sonntag, der 6. April 2014


[187 / 137]
Dann stieß Hans Köberlin beim Suchen auf eine bedenkenswerte Bemerkung Peter von Matts: »Die Frage nach dem Primum movens in der Literatur ‒ warum geschieht überhaupt etwas und warum geschieht nicht nichts? ‒ führt in der Regel viel weiter, als man denkt.« Es war die alte philosophische Frage, von der Welt auf die Literatur, wo man sie eher beantworten konnte, übertragen. Wenn es allerdings in der Welt kein Primum movens gegeben hätte, dann wäre nichts geschehen und es gäbe es die Welt nicht, Literatur dagegen konnte es auch geben, wenn darin nichts geschah.


* Peter von Matt, Ästhetik der Hinterlist. Zu Theorie und Praxis der Intrige in der Literatur; in: Merkur, Heft 638, Juni 2002, S. 467.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XIV [Phase 6 – oder: Sehnsucht], 13. März bis 10. April 2014).

Dienstag, 5. April 2016

Fenster #6

Samstag, der 5. April 2014


[186 / 138]
Am Samstag, dem 5. April 2014, förderte der Griff in die Filmkalenderblattsammelkiste anläßlich des Geburtstags von Peter Greenaway im Jahre 1942 ein Still auf dem Blatt des Jahres 2013 mit drei Generationen Cissies aus Drowning by Numbers (1988) zu Tage. Dieses enigmatische Meisterwerk war einer von Hans Köberlins Lieblingsfilmen, und am Freitag, dem 11. Juni 2004, hatte er in einem leider nicht mehr zu ermittelnden Kontext in seinem Arbeitsjournal notiert: »Bei Greenaway dachte ich an den Kopf des Literaturwissenschaftlers, dem nicht der Gedanke an Fremdeinwirkung kam. Es waren bei Greenaway häufig die Crétins, die dem Genie das Genick brachen: die Neider bei dem Zeichner* und dem Architekten,** die Verwandten bei der Frauenverschwörung und der impotente Machtmensch bei dem Koch.« Die Männer hatten ihr Schicksal sämtlich – außer natürlich Madgett und Smut – verdient.***


* Über The Draughtsman’s Contract, mit dem auf dem Blatt aus dem Jahre 2012 Greenaways Geburtstag gedacht wurde, hatte Hans Köberlin am Sonntag, dem 16. Januar 2011, folgendes in seinem Arbeitsjournal notiert: »Ein überheblicher (›cocksure‹ hieß es in dem Summary der IMDb) Zeichner (wie auch der Architekt in Rom am Anfang überheblich war) wurde Teil einer Intrige, nachdem er auf seinen Zeichnungen – wie in Blow Up (1966) Antonionis Photograph auf seinen Abzügen – zufällig einen Mord dokumentiert hatte (und wie in Blow Up war Sex ein Teil der Intrige). Am Ende wurde ihm seine Überheblichkeit, die, wie die Tochter des Hauses ganz richtig festgestellt, mit einer großen Naivität gepaart war, zum Verhängnis. Eingebunden war die Geschichte in eine raffinierte Anordnung der Perspektiven der Zeichnungen und ihrer Motive, dem Abgleich der Zeichnungen mit der Realität, mit den ästhetischen und kunsttheoretischen Diskursen der Zeit (etwa die von der Tochter vorgetragenen Überlegungen über den Raum zwischen dem, was man sah und was man dachte – wir hatten vorgestern Ähnliches im Kontext mit Brechts Arbeitsjournal) und mit vielen Anspielungen auf allesmögliche. Peter Greenaway ist der manieristische aller Regisseure, der allerdings bei diesem Film noch nicht seine Meisterschaft erreicht hatte. Was ich vor Jahren bei Ranke-Graves gelesen habe, was mir aber so nicht mehr präsent war, das waren einige Zusammenhänge des Mythos von Persephone, der den Wechsel der beiden (doch eigentlich drei, aber es geht ja um das Wachstum) mediterranen Jahreszeiten erklärt. Bei Greenaway brachte der Zeichner bei seinem zweiten Besuch seiner ehemaligen Auftraggeberin drei Granatäpfel aus einem Gewächshaus, woraufhin die meinte: Persephone habe wegen des Verzehrs eines Granatapfels in der Unterwelt bleiben müssen, der Mensch dann habe aber mit seiner Findigkeit Mittel gefunden (Gewächshäuser und Öfen), während der wegen des Unterweltsaufenthalts der Persephone unfruchtbaren Zeit Granatäpfel zu züchten, und so schließe sich der Kreis.«
** Zu The Belly of an Architect (1987), den sich Clemens Limbularius als Vorbereitung zu seiner Reise in die ewige Stadt angeschaut hatte, vgl. vom Verf. … du rissest dich denn ein., Berlin 2010, S. 278ff.
*** Außer Peter Greenaway hatten heute noch zwei, in maritimen Rollen glänzende, Schauspieler Geburtstag, nämlich Spencer – The Old Man and the Sea (1958) – Tracy (im Jahre 1900) und Gregory – Moby Dick (1956) Peck (im Jahre 1916) – an den hatte Frank Zappa sicher bei der Benennung des Protagonisten seines Dramoletts The Aventures of Greggery Peccary gedacht –, sowie der Regisseur Hector Olivera (im Jahre 1931), weshalb auf dem Filmkalenderblatt des Jahres 1996 ein Still aus Le noche de los lápices (1986) zu sehen war.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XIV [Phase 6 – oder: Sehnsucht], 13. März bis 10. April 2014).

Montag, 4. April 2016

Fenster #5

Freitag, der 4. April 2014


[185 / 139]
Als Hans Köberlin am Freitag, dem 4. April 2014, erwachte, da erinnerte er sich daran, daß er von dem Ort seiner Herkunft geträumt hatte. Er saß im Wohnzimmer des Elternhauses und erledigte etwas Schriftliches mit seiner Mutter, als ein altes Ehepaar hereinkam und zwei Wasser bestellte. Anscheinend war das Wohnzimmer eine Gaststätte. Hans Köberlin stand auf und servierte zwei Gläser mit sprudelndem Mineralwasser. Später suchte er in einem Wäschekorb in dem zu dem Elternhaus gehörenden ehemaligen Stall etwas unter den Papieren seiner Mutter.*


* Nach dem Tod der Mutter verkaufte Hans Köberlin das Haus, wobei er sich sehr ungeschickt anstellte und 20.000 Euro weniger dafür bekam, als er hätte dafür bekommen können. Und am Donnerstag, dem 2. Oktober 2002, notierte er in seinem Arbeitsjournal: »Das Geld für das Haus ist eingetroffen und ich habe alle Schlüssel abgegeben. Es war mir ein Bedürfnis, sogleich alle offenen Rechnungen zu begleichen. Jetzt mich nur nicht aus der Ruhe bringen lassen.« Er ließ sich in den folgenden Jahren aus der Ruhe bringen, so daß er am Ende ohne einen Cent aus dem Verkaufserlös dastand. ‒ Nebenbei bemerkt: der nächste Eintrag im Arbeitsjournal stammte vom Mittwoch, dem 6. November 2002 und war ein Zitat: »Wenn man in der Menge der unwahrscheinlichen Wahrscheinlichkeiten die Möglichkeit entdeckt, ist es zu spät.« (Claus Koch, Verantwortlich, aber nicht schuldig. Anleitung zum aufgeklärten Katastrophismus; in: Merkur, Heft 643, 56. Jahrgang, November 2002, S. 1007).

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XIV [Phase 6 – oder: Sehnsucht], 13. März bis 10. April 2014).

Sonntag, 3. April 2016

Fenster #4

Donnerstag, der 3. April 2014


[184 / 140]
Obwohl Hans Köberlin in seinem Exil an der weißen Küste bereits mehrere hundert Seiten Aufzeichnung verfertigt hatte, sah er das nicht als geleistete Arbeit an, weil er es einfach so getan hatte, wie es gerade über ihn gekommen war. Der Begriff der ›Arbeit‹ war bei Hans Köberlin ‒ wie auch (soweit wir naturwissenschaftliche Banausen das beurteilen können) bei der physikalischen Definition ‒ mit etwas verbunden, daß überwunden oder dem widerstanden werden mußte, über den quasi natürlichen Widerstand gegen die Schwerkraft, der Hans Köberlin neulich im Kontext einer Bemerkung Blumenbergs untergekommen war, hinaus. Mit seiner, der John Cages ähnlichen, Methode, die das ›einfach so über einen Kommen‹ zuließ, war ihm das Schreiben zu einer Art Natur, die sich von selber reproduziert, geworden.* Und Hans Köberlin war in dieser Natur kein kultivierender Gärtner, er hielt sich als Lotophage darin auf und empfand das als artgerecht. Freilich gab es da diese Warnung des Herrn Keuner: »Es ist nötig für uns, von der Natur einen sparsamen Gebrauch zu machen. Ohne Arbeit in der Natur weilend, gerät man leicht in einen krankhaften Zustand, etwas wie Fieber befällt einen.«** Das war bei Hans Köberlin mit all seinen emotionalen Exaltiertheiten, die ein selbstbestimmtes Leben im Mediterranen für einen die Entfremdung gewöhnten Nordeuropäer so mit sich brachte, zweifellos so, aber …


* »Wo man hinspuckt, da keimt es«, hatte sein alter Freund C. N. Max Frischs Homo Faber zu zitieren gepflegt.
** Bertolt Brecht, Geschichten vom Herrn Keuner; in: Gesammelte Werke, hrsg. vom Suhrkamp Verlag in Zusammenarbeit mit Elisabeth Hauptmann, Frankfurt am Main 1967, Bd. 12: Prosa 2, S. 382. ‒ Hans Köberlin lebte zwar wie ein Lotophage, hatte aber nicht die Moral eines Lotophagen, bei ihm war nämlich die Arbeit nicht bloß mit Überwindung und Widerstand verbunden, sondern auch das Leben und das Überleben mit Arbeit. »Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen«, damit hatte ihn seine dörfliche Umwelt von frühester Kindheit an imprägniert. ‒ Nun, man mußte ja nicht gleich Lotophage sein, man mußte bloß in die Lage kommen, sein richtiges Maß zu finden; auch dazu gab es eine Geschichte: »herr keuner befürchtet, daß die Welt unbewohnbar werden könnte, wenn allzu große verbrechen oder allzu große tugenden erforderlich sind, damit der mensch seinen lebensunterhalt verdienen kann. so flieht herr keuner von einem land zum andern, da überall zuviel von ihm verlangt wird, sei es nun opferwille oder tapferkeit oder klugheit oder freiheitswille oder gerechtigkeitsdurst, sei es grausamkeit, betrug usw. alle diese länder sind unbewohnbar.« (ders., Arbeitsjournal. 2 Supplementbände zu den gesammelten Werken, a. a. O., Frankfurt am Main 1974, S. 67f.). Vgl. zu diesem Themenkomplex auch vom Verf. den Prolog von Telos oder Beiträge zu einer Mythologie des Clemens Limbularius, Berlin 2013, S. 16ff.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XIV [Phase 6 – oder: Sehnsucht], 13. März bis 10. April 2014).

Samstag, 2. April 2016

So jung kommen wir nicht mehr zusammen!

Über der Dahme kurz bevor sie in die Spree mündet

Mittwoch, der 2. April 2014


[183 / 141]
Sallust hatte über Sempronia, die Gefolgsfrau des Catilina, geschrieben, daß sie besser Zither spielen und tanzen könne, als für eine anständige Frau erforderlich. Hans Köberlin wußte nicht, wie es um das Zitherspiel der Dulcinea del Toboso stand, aber sie war ihrem Tanz nach zu urteilen auf keinen Fall eine anständige Frau. Roland Barthes hatte bekanntlich ein vernichtendes Urteil über den professionell betriebenen Ausziehtanz gefällt, nämlich er beruhe auf dem Widerspruch, die Frau in dem Augenblick zu desexualisieren, in dem man sie entkleide* – nun: bei dem, was Hans Köberlin im folgenden erleben durfte, gab es diesen Widerspruch nicht, sexualisiert erschien Dulcinea del Toboso in ihrem Kostüm, und mit jeder Textilie, der sie sich entledigte, wurde sie noch sexualisierter.


* Vgl. Roland Barthes, Mythen des Alltags, Berlin 2010, S. 191ff. Dort ließ Barthes bloß den Dilettantismus der Debütantinnen als erotisch durchgehen. Hans Köberlin, bei dem es Frauen betreffend nichts oder kaum etwas Desexualisiertes gab, bezweifelte die Kompetenz eines homosexuellen Muttersöhnchens bei diesem Thema; selbst wenn die Veranstaltungen wie von Barthes beschrieben domestiziert abliefen.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XIV [Phase 6 – oder: Sehnsucht], 13. März bis 10. April 2014).

Freitag, 1. April 2016

Fenster #3

Dienstag, der 1. April 2014


[182 / 142]
Nachdem ihm also der Zufall dieses Gedicht zugeführt hatte, da ging Hans Köberlin auf, daß Kafkas Kleine Fabel die Antwort darauf war …*


* Wir können uns nicht verkneifen, beides hier nebeneinanderzustellen …

Atmosphäre

»Die Welt, sie ist so groß und breit,
Der Himmel auch so hehr und weit,
Ich muß das alles mit Augen fassen,
Will sich aber nicht recht denken lassen.«

Dich im Unendlichen zu finden,
Mußt unterscheiden und dann verbinden;
Drum danket mein beflügelt Lied
Dem Manne, der Wolken unterschied.*
Kleine Fabel

»Ach«, sagte die Maus, »die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, daß ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, daß ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, daß ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.« – »Du mußt nur die Laufrichtung ändern«, sagte die Katze und fraß sie.**


* Johann Wolfgang von Goethe, Atmosphäre; in: Werke, hrsg. im Auftrag der Großherzogin Sophie von Sachsen, Weimar 1887ff., Abt. I, Bd. 3, S. 97.
** Franz Kafka, Kleine Fabel; in: Gesammelte Werke, hrsg. von Max Brod, Frankfurt am Main 1950ff., Bd. 8, S. 91.

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XIV [Phase 6 – oder: Sehnsucht], 13. März bis 10. April 2014).