Samstag, 30. März 2024

1981-10-11 Fukuoka [Freitag, der 10. Januar 2014]

Als Hans Köberlin seinen Dauerlauf absolvierte, bewölkte sich der Himmel und Wind kam auf, so daß er wieder einmal in dem leeren Wintergarten frühstücken mußte. Als er dazu die Liste seiner archivierten Miles-Davis-Konzerte durchging, da sah er, daß er heute noch nicht ganz so weit, also bis zum Juli 1988 in die Stadt bei den Mönchen, springen mußte, er hatte gestern ein Radiokonzert, das Davis am 11. Oktober 1981 in Fukuoka im Land der aufgehenden Sonne gegeben, übersehen. Es war zu Beginn Funk, was unabhängig von dem Spiel Davis’ – selbst wenn er seine Akzente so impulsiv wie sechs Jahre zuvor setzte – der Musik einen anderen Charakter als zuvor gegeben: sie war gefällig geworden. Man konnte hier sagen, daß nicht der Ton die Musik mache, sondern der Rhythmus. Erst bei My Man’s Gone und dem daran anschließenden Aida konnte man sich während der gelungenen Saxophonsoli und während Davis’ Soli davon etwas emanzipieren, die freigelassene Gitarre aber blieb brav artistisch. Die Ausflüge in spanische Melodien und die Zitation von Beginn the Beguine – natürlich durch das Saxophon, man denke zweiunddreißig Jahre zurück an Kind of Blue und an das betreffende Saxophonsolo in Flamenco Scetches – in Fat Time wurde aber wieder alles von dem Funk plattgemacht. Zum Abschluß kam der bereits erwähnte Ohrwurm Jean Pierre, der einen mit dem, was einem nicht so ganz gefiel, ein wenig versöhnte. – Es war natürlich auch das Kind seiner Zeit, das hier urteilte … Hans Köberlin hatte 1981 nicht diesen, damals aktuellen, Miles Davis gehört, er hatte ihn nicht bewußt nicht gehört, sondern weil er ihn nicht wahrgenommen, er hatte den Miles Davis von Bitches Brew gehört, den vor allem, und dann noch den von Sketches of Spain, von Porgy and Bess und natürlich den von Kind of BlueJack Johnson und On the Corner kamen später, und Agharta und Pangaea noch später, das großartige Quintett zwischen 1965 und 1968 und In a Silent Way waren nochmals eine Sache für sich …

(¡Hans Koberlin vive! oder Schreiben als Ausziehtanz. Versuch einer Langzeitdokumentation vom 2. Oktober 2013 bis zum 21. August 2014, nebst einem Prolog, anhebend bei der Schöpfung der Welt, und einem Epilog, fortdauernd bis zu deren Ende, Calpe, Berlin und Heide 2013ff., Zweiter Teil. Vom 20. Dezember 2013 bis zum 27. April 2014, X [Vierte Phase – oder: modus vivendi] Vom 7. bis zum 30. Januar 2014, S. 928).

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