Erneut der eher hilflose Versuch, sich mit Diktatur und Folter in Argentinien auseinanderzusetzen. Eine Schriftstellerin und ein Bildhauer befragten sich über Sinn und Wirkung ihres anprangernden Schaffens. Auf dem Heimweg dann wurde die Frau unmittelbare Zeugin davon, wie eine Frau von ihrem Mann gefoltert wurde. Durch ihr Eingreifen wendete sich das Blatt und sie half dem Opfer dabei, gleiches mit gleichem zu vergelten. Zu Beginn wurde die Fiktionalität der Pressemeldung, die sich auf das Erlebnis bezog, explizit betont, am Ende wurde der Realitätsstatus des Erlebten durch eben jene Pressemeldung infrage gestellt. Die Erzählung hinterließ einen seltsamen Geschmack. Man kann systematischen staatlichen Terror und individuell private Gewalt, egal wie grausam sie ist, nicht gleichsetzen. Und nach meinem Empfinden ist die Rache in einem Fall wie dem geschilderten gerechtfertigt (»y haciendo lo que debíamos, lo que teníamos que hacer«, gab die Erzählerin zu). Erneut wurde auf die Jack-London-Geschichte rekurriert (ob Cortázar sie über Borges kannte?).
(Julio Cortázar, Cuentos Completos, Queremos tanto a Glenda (1980), Segunda parte).
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