Einem Soziologen der Frankfurter Schule erläuterte Beuys die Skizze der Installation so: Menschen sind zweigeteilt. Begegnen sie Verhältnissen, die sie verletzen (wie bei einem Soldaten im Krieg, einem Unfallopfer oder einem Menschen, der Arbeit leistet, die er kaum erträgt), antwortet er mit Leugnung. Insofern leben wir Menschen in zwei unterschiedlichen Realitäten, die nur gemeinsam menschlich sind (wie bei Tresoren, zu deren Öffnung zwei Schlüssel gebraucht werden). Der Soziologe bezeichnete den Einfall mit einem damals geläufigen Ausdruck als »Antirealismus des Gefühls«. Das Gefühl wehrt sich gegen eine Wahrnehmung, die es nicht ertragen will, durch eine Illusion, die sie ersetzt. Umgekehrt, ergänzte Beuys, ist ein solches Gefühl auch immun gegen Überredung und Propaganda, weil Menschen als erfahrene Illusionsfabrikanten (und so voller Klugheit) die Lügen ebenfalls verleugnen, die aus den wirklichen Verhältnissen kommen. Weder eine kasernierte Arbeit noch eine Gefangenschaft machen deshalb bis zum Nullpunkt unglücklich. Kurz vor diesem Nullpunkt macht die Hoffnung Sprünge.
(Alexander Kluge, Das fünfte Buch. Neue Lebensläufe. 402 Geschichten, Berlin 2012, S. 206).
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