Montag, 21. August 2017

Ómnibus

Die Einheimischen hier, wie auch die Einheimischen in Hans Köberlins Herkunftsregion und wohl die Einheimischen fast überall dort, wo es eine Steckdose zum Laden eines Akkus gab, verbrachten ihre Transferzeit neuerdings (naja!) nicht mehr wie früher in stiller Kontemplation oder Meditation (naja – na-ja!), sondern indem sie sich quasselnd oder spielend, auf jeden Fall aber Lärm produzierend mit ihren Taschentelephonen beschäftigten; und als asozial galten deswegen nicht sie, sondern diejenigen antiquierten Zeitgenossen, die, wie manche Gestalten aus Hans Köberlins früherem Leben, da einschreiten würden, siehe Kafkas Auf der Galerie. Das brachte Hans Köberlin auf eine Erzählung Cortázars, nämlich auf – man wird es ahnen! – Ómnibus. Dort wurde eine gewöhnliche Fahrt in einem Omnibus für eine junge Frau und einen jungen Mann zur Bedrohung. Zuerst starrten sie alle übrigen Fahrgäste – sämtlich Friedhofsbesucher mit Blumen – unverhohlen feindselig an, dann, nachdem alle übrigen Fahrgäste ausgestiegen waren, wollte der Fahrer während des Halts an den Haltestellen mit üblen Absichten auf sie losgehen und konnte nur mühsam von seinem Schaffner zu-rückgehalten werden. Das eigentlich Alltägliche wurde ohne Erklärung monströs, es wurde es allerdings anders als bei Kafka. Am Ende, dem Omnibus entronnen, stellte der Kauf von Blumen für die beiden Außenseiter eine Beruhigung dar, sie gingen aber zu keinem Friedhof, das Halten der Blumen stellte bloß die Mimikry an das dar, was sie zuvor so arg bedroht hatte.

(Julio Cortázar, Cuentos Completos, Bestiario (1951)).

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