Ein Mann imaginierte während seiner Siesta heroische Tode. Zu den bereits etablierten Imaginationen kam neu die Variante einer sachlich institutionalisierten Hinrichtung per Strang in einem londoner Gefängnis. Diese Imagination stellte sich allerdings als die Realität heraus (er hatte seine Freundin und oder oder deren Liebhaber erschossen). Dieses Changieren zwischen Traum und Realität ist ein allzu bekanntes Muster, hier waren einmal die Vorbilder zu stark.
(Julio Cortázar, Cuentos Completos, La otra orilla (1945), Plagios y Traducciones).
Herbert Neidhöfer, homme de lettres
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Freitag, 28. Juli 2017
Montag, 24. Juli 2017
Sonntag, 23. Juli 2017
Samstag, 22. Juli 2017
Llama el teléfono, Delia
Die Protagonistin hörte den Blues im Radio und zelebrierte den Blues (Prosa wie ein Blues) in der Ansprache an ihr kleines Töchterchen – ein wirklich genialer Einstieg. Dann kam der Anruf des Mannes, der sie verlassen hatte und der um Verzeihung bat, die ihm nicht gewährt wurde, weil sie ihn noch liebte. Dann kam der Freund des Mannes, der ihr mitteilte, daß der Mann bereits vor der Anrufzeit gestorben war. Im Gegensatz zu Philip K. Dicks Geschichten ist bei denen Cortázars die Ausführung wichtiger als die Idee.
(Julio Cortázar, Cuentos Completos, La otra orilla (1945), Plagios y Traducciones).
(Julio Cortázar, Cuentos Completos, La otra orilla (1945), Plagios y Traducciones).
Mittwoch, 19. Juli 2017
Las manos que crecen
Ein Dichter, der sich wohl in einer Behörde verdingen mußte, vermöbelte einen Freund, der ihn beziehungsweise seine Dichtkunst geschmäht hatte. Der Dichter war anschließend über die Maßen stolz auf seine Hände, die dann allerdings zu Zentnerschwere wuchsen. Der Zustand wurde unerträglich und der Mann ging zu seinem Arzt um sie amputieren zu lassen. Als er aus der Narkose erwachte, dachte er, das sei ein schlechter Traum gewesen, doch dann sah er seine Armstümpfe. – Die Erzählung war in der Manier von Kafka, die Umwelt erkannte jedoch die Monstrosität als solche, bis auf den Arzt, der damit rational umging, weil er sie unter dem Aspekt seiner Eitelkeit und unter dem seiner ökonomischen Interessen betrachtete.
(Julio Cortázar, Cuentos Completos, La otra orilla (1945), Plagios y Traducciones).
(Julio Cortázar, Cuentos Completos, La otra orilla (1945), Plagios y Traducciones).
Sonntag, 16. Juli 2017
El hijo del vampiro
Ein Vampir verliebte sich in eine Lady und schwängerte sie, statt sie auszusaugen (er war sich seiner Fehlleistung mehr oder weniger bewußt). Der Fötus aber saugte die Lady aus und nahm nicht bloß den Uterus, sondern ihren gesamten Körper in Besitz. Am Ende war die Gebärerin weg und Vater und Sohn vereinten sich. Es ging also nicht um Leidenschaft (als Ursache der Fehlleistung), sondern bloß um Genealogie oder Gene (Schopenhauers Wille also auch unter Untoten).
(Julio Cortázar, Cuentos Completos, La otra orilla (1945), Plagios y Traducciones).
(Julio Cortázar, Cuentos Completos, La otra orilla (1945), Plagios y Traducciones).
Donnerstag, 13. Juli 2017
Amir · Zwik · Zufall
Le hasard est le plus grand romancier du monde. (Honoré de Balzac, Avant-Propos de La Comédie humaine).
Dienstag, 11. Juli 2017
Sonntag, 9. Juli 2017
Mittwoch, 5. Juli 2017
P. K. D. #118
The Alien Mind ist albern, ein unwürdiger Abschluß: ein Raumfahrer erwacht aus dem künstlichen Tiefschlaf, weil es eine Kursänderung gegeben hat. Er stellt fest, daß es Norman, der Bordkater, gewesen war, und bringt ihn um. Die Aliens nun, denen der Raumfahrer die Fracht gebracht hat, rächen Norman, indem sie die das Tiefschlafgerät sabotieren und allen Vorrat für den zweijährigen Flug durch Katzentrockenfutter ersetzen, und alle Packungen enthalten die gleiche Geschmacksrichtung.
Das waren sie, sämtliche 118 SF-Geschichten von Philip K. Dick.
Das waren sie, sämtliche 118 SF-Geschichten von Philip K. Dick.
P. K. D. #117
In Rautavaaraʼs Case – die Brücke zu Poes The Facts in the Case of M. Valdemar ist sicher beabsichtigt – sterben im Weltraum eine Technikerin und zwei Techniker. Aliens gelingt es, das Gehirn der titelgebenden Technikerin in Funktion zu halten. Dann treffen die drei im Jenseits auf Jesus, was die Terraner und die Aliens durch das Gehirn beobachten können. Die Aliens implantieren schließlich die Vorstellung ihres Erlösers, dessen Fleisch und Blut nicht die Gläubigen essen, um ewig zu leben, sondern der umgekehrt für sein ewiges Leben seine Gläubigen konsumiert. Als die Terraner das sehen, schalten sie zum Bedauern der Aliens das Hirn aus. – Eine etwas fleischlos, wenn man das man so bezeichnen darf, dargestellte Idee.
P. K. D. #116
I Hope I Shall Arrive Soon ist wohl eine Geschichte mit autobiographischen Zügen: die Biene aus dem Spinnennetz, die ihren Retter sticht, taucht wieder auf. Das Szenario ist bedrohlich: ein Mann liegt über zehn Jahre im Kälteschlaft, aber durch einen Fehler ist sein Bewußtsein tätig. Damit er über die lange Zeitdauer keine Psychose entwickelt, wird er von dem Raumschiff mit seinen Erinnerungen beschäftigt. Als vierjähriger Junge war er schuld am Tod eines Vogels, diese Erinnerung kontaminiert alle anderen, auch die an seine große Liebe, für deren Scheitern er nun auch diesen Vogel verantwortlich macht. Das Schiff versucht es nun mit Wunschvorstellungen des Ankommens, aber auch das hilft nichts. Da versucht es, die große Liebe des Mannes dazu zu bringen, ihn bei der Ankunft zu erwarten. Ab da läßt es Dick geschickt offen, ob die Ankunft mit erwartender Frau real oder eine Bewußtseinsbeschäftigungstherapie des Schiffes ist. Der Horror könnte weitergehen, wenn die glückliche Ankunft zwar real wäre, der Mann die Realität aber nach zehn Jahren reines Bewußtsein seins nicht mehr anerkennen könnte.
P. K. D. #115
Auch Strange Memories of Death ist eine bemerkenswerte Geschichte. Ein Ich-Erzähler macht sich Gedanken über eine menschenscheue Mitbewohnerin. Nur noch er und sie leben in einem Haus, er hat seine Wohnung gekauft, die ihrige soll nun geräumt werden, denkt er. Er stellt sich sie in ihrer Wohnung und ihre Reaktion auf die Räumung vor, dabei ist sie längst aus- und in eine Sozialwohnung gezogen, und er ist der letzte in dem Haus.
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