Herbert Neidhöfer, homme de lettres
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Freitag, 22. Juli 2016
Dienstag, der 22. Juli 2014
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»Es ist Morgen, ich bin am Schreibtisch, ich bin ruhig. – Meine Mutter hatte meinen Vater und mich verlassen, es war eine ziemlich beklemmende und trostlose Situation, inspiriert wohl von nicht verstandenen Eindrücken. Ich mußte an diesem Morgen irgendwann aus dem Haus, wußte aber nicht mehr genau wann und wohin (eine meiner schlimmen Urszenen!), und ich ging im Ort meiner Herkunft im Haus meiner Zeugung und meiner Geburt die Treppe hinunter, und ich kam am Schlafzimmer meiner Eltern vorbei.* Dann ging es um das Kochen des Tees. Jemand (mein ehemaliger Abteilungsleiter?) half mir dabei, tat die Teebeutel allerdings nicht in die Glaskanne (die ich in Ermangelung einer wirklichen Teekanne hier benutze), sondern direkt in den Wasserkocher, der wiederum in einer Keramikkanne stand. Dann ging es noch um die Waschmaschine, ein altertümliches Gerät, das neben einem großen Gummifußabtreter an der Promenadenmauer im Sand stand. Ich wollte das Gerät zu meinem Haus hier schleppen, dachte aber dann, daß es auch dort gut stand … Ich hörte in meinem Traum sehr realistisch die Baßklarinette von Evan Ziporyn in dem Stück Tsmindao Ghmerto.«** Diesen Traum also notierte Hans Köberlin am Dienstag, dem 22. Juli 2014, in sein Arbeitsjournal, nachdem er sich von der noch schlafenden Frau an den Schreibtisch geschlichen hatte.
* Nein, das war nicht das Ende, denn Hans Köberlin sah seinen Vater allein in dem Ehebett liegen. Er hätte ihn auch nicht getötet, hätte er seine Mutter neben ihm liegen gesehen, selbst im Traum nicht, denn Hans Köberlin hatte seine Mutter nie als Frau begehrt. Hans Köberlin wartete mit den Inzesten diverser Abstufungen, bis Cousinen in sein Leben traten und bis er frühreif genug war, die verstorbene Schwester zu imaginieren.
** Bang on a Can, Classics (2002).
(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XXII [Der abschließende Besuch der Frau], 12. Juli bis 12. August 2014).
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