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Und Edmond erreichte heute vor 134 Jahren eine wirklich schlimme Nachricht …
Samstag, 8. Mai – »Fahren Sie Sonntag zu Monsieur Flaubert?« hatte mich Pélagie gerade gefragt, als die Kleine eine Depesche auf den Tisch legte, die zwei Worte enthielt: Flaubert gestorben!
Das brachte mein ganzes Ich für eine Weile so in Aufruhr, daß ich nicht wußte, was ich tat und durch welche Stadt meine Kutsche fuhr. Ich spürte, daß uns ein Band, das sich manchmal lockerte, aber unlösbar verknüpft war, heimlich miteinander verbunden hatte. Und heute erinnere ich mich mit großer Rührung an die Träne, die vor sechs Wochen an der Spitze einer seiner Wimpern zitterte, als er mich umarmte und mir auf der Schwelle seiner Tür Adieu sagte.
Im Grunde waren wir die beiden alten Vorkämpfer der neuen Schule, und ich fühle mich heute sehr allein.*
* Edmond & Jules de Goncourt, Journal. Erinnerungen aus dem literarischen Leben, Leipzig 2013, Bd. 6, S. 565.
(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XVII [Phase 7 – darin: Besuch von Freunden], 28. April bis 15. Mai 2014).
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