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Auch hinter dem Durchgang war alles so, wie er es von der Tour mit der Frau an seinem zweiten Tag hier – dem fünften Tag seines Exils – erinnerte, souveräner als damals hangelte er sich diesmal allerdings an dem in der Wand verankerten Tau entlang über die glatten Felsen. Es waren wie damals erstaunlich viele Leute unterwegs, und desöfteren mußte er am Rand stehenbleiben, um vom Gipfel zurückkehrende Gruppen vorbeizulassen. Den toten pittoresken Baum, von dem er damals ein Bild gemacht, stand noch genauso pittoresk da, und wie damals machte Hans Köberlin ein Bild. An einer Stelle, als man von dem Weg zur Spitze des Ifachs in den Hang hinein abbiegen mußte, folgte er einfach ein paar Osteuropäern ein Dutzend Meter vor ihm, die sich aber prompt verstiegen hatten, wie sich bald herausstellte. Sie stiegen zurück, Hans Köberlin allein quer, bis er auf der richtigen Route war. Dann war es wieder geschafft, Hans Köberlin saß auf einem Felsen auf dem Gipfel und schaute vorsichtig hinab auf sein Reich, jetzt mit dem Kennerblick des Bewohners, und auch die Katzen und Möwen lungerten wie vor 144 Tagen herum, immer bereit, sich auf etwas Eßbares zu stürzen. Und Hans Köberlin fielen Verse aus Le Cimetière Marin ein …
Temple du Temps, quʼun seul soupir résume,Hans Köberlin ging dann noch den Weg zur Spitze des Ifachs, dem Punkt, der am weitesten ins Meer hinausragte, um dieser bewußten Wiederholung* einen neuen Aspekt hinzuzugeben.
À ce point pur je motte et mʼaccoutume,
Tout entouré de mon regard marin;
Et comme aux dieux mon offrande suprême,
Le scintillation sereine sème
Sur lʼaltitude un dédain souverain.
* »Wir könnten uns überhaupt von nichts einen Begriff oder ein Urteil machen«, hatte der Mann ohne Eigenschaften vor dem General Stumm von Bordwehr doziert, »wenn alles nur einmal vorüberhuschte.« (Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften, Reinbek 1978, S. 377). Freilich mußte man sich, so Hans Köberlin, dabei an so manche Passantin denkend, nicht von allem einen Begriff oder ein Urteil machen können.
(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel XII [Phase 5 – oder: Un gringo en Calpe], 10. Februar bis 6. März 2014).
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