Dienstag, 17. November 2015

Zwei Beiträge zur Geschichte der Einbildungskraft

Im Atelier im ersten Stock sucht das junge Paar Bergerat einen Platz für sein Bett und befragt dafür die einen und die anderen. Für die junge Ehefrau erröte ich [Edmond de Goncourt] unwillkürlich ein wenig über die öffentliche Zurschaustellung dieses Möbels, auf das die Einbildungskraft der Besucher sie schon in ehelicher Pose hinbreitet. Das englische Tabu des Schlafzimmers einer verheirateten Frau finde ich sehr taktvoll.

(Edmond & Jules de Goncourt, Journal. Erinnerungen aus dem literarischen Leben, Eintrag vom Sonntag, dem 12. Mai 1872, Leipzig 2013, Bd. 5, S. 560).

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Mir [François Truffaut] fällt da noch eine andere Szene am Anfang ein, nachdem Stewart Kim Novak [in Vertigo, 1958] aus dem Wasser gefischt hat. Sie ist in Stewarts Wohnung, nackt in seinem Bett. Man sieht, wie sie zu sich kommt, und man kann folgern, ohne daß darüber gesprochen würde, daß er sie ausgezogen haben muß, daß er sie nackt gesehen hat.

(François Truffaut in Zusammenarbeit mit Helen G. Scott, Truffaut / Hitchcock, München / Zürich 1999, S. 209).

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