Sonntag, 22. November 2015

Freitag, der 22. November 2013


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Aus seiner Merkurlektüre, der sich Hans Köberlin nach längerer Abstinenz (seit Juli) wieder zuwandte, erfuhr er, während er hungrig trockenes Brot essend darauf wartete, daß die Dorade in der Backröhre gar würde und während in dem hiesigen Klassiksender, den er in dem Radio in der Küche eingestellt, diverse Variationen in diversen Versionen des Papagenothemas gespielt wurden, daß es in the international spoken language für Waswärewenngeschichten auf globalem Niveau den Begriff »alternate history novel«* gab. Dies allerdings war Hans Köberlins Genre nicht …


* Hannes Stein, Nachrichten aus Niemalsland; in: Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, hrsg. v. Christian Demand, Heft 770, 67. Jahrgang, Stuttgart Juli 2013, S. 661: »Das Wort ist: Uchronie. Eine Zusammensetzung aus dem griechischen ›ou‹ (nicht [womit Odysseus ja angesichts des Kyklopen gespielt hatte]) und ›chronos‹ (Zeit). In einer Uchronie geht es um eine Nichtzeit; eine Epoche, die niemals war. Zum ersten Mal begegnet uns das Wort in Uchronie, l’utopie dans l’histoire von Charles Renouvier aus dem Jahr 1857. Ein merkwürdiges Buch, das nur noch antiquarisch zu haben ist. Charles Renouvier war ein französischer Philosoph, ein Neukantianer sehr eigenwilliger Prägung. In Uchronie präsentiert er ein Manuskript, das angeblich von einem Mönch aus dem 16. Jahrhundert stammt, dem Zeitalter der Religionskriege in Frankreich. Jener Mönch stellt sich vor, Marc Aurel hätte Avidius Cassius zu seinem Nachfolger als Imperator ernannt (in der Realhistorie ein Usurpator, dessen Aufstand Marc Aurel bekämpfte). Daraufhin avanciert das Christentum nicht zur römischen Staatsreligion, die Kirche bleibt im Untergrund, und in Frankreich fällt die Bartholomäusnacht aus.«
In zwei Tagen, sollte Hans Köberlin beim Lesen des zweiten Kapitels von Ulysses in Stephen Dedalus’ stream of conciousnes auf uchronische Gedanken stoßen: »Had Pyrrhus not fallen by a beldam’s hand in Argos or Julius Caesar not been knifed to death. They are not to be thought away. Time has branded them and fettered they are lodged in the room of the infinite possibilities they have ousted. But can those have been possible seeing that they never were? Or was that only possible which came to pass? Weave, weaver of the wind.« (James Joyce, Ulysses, with an Introduction by Cedric Watts, London 2010, S. 23). Und nach dem Examinieren eines Schülers hängte er noch einen Gedanken daran: »It must be a movement then, an actuality of the possible as possible.« (ebd., S. 24).

(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel VIII [Phase III – oder: Konsolidierung], 19. November bis 19. Dezember 2013).

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