Herbert Neidhöfer, homme de lettres
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Samstag, 3. Oktober 2015
Donnerstag, der 3. Oktober 2013
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… weiter also von der Stadt hinter der Grenze bis zu einem Fischerort bereits im Mediterranen, aber noch diesseits der Grenze zu Hans Köberlins Exil, die auch keine wirkliche Grenze mehr (an der Walter Benjamin aber noch gescheitert, nicht allzuweit von hier …), ein Fischerort, der Hans Köberlin sehr gut gefiel, wo immerhin Paul Valéry hergekommen und dessen Friedhof mit Meerblick er besungen …
»La mer, la mer, toujours recommencée!«*
… wo man, nachdem man nach den Erfahrungen der Nacht zuvor im ersten Haus am Platz abgestiegen, am Fischereihafen Fisch aß und Muscheln aß und dazu einen kräftigen Weißwein trank, und zum Dessert gab es crème brûlée und Kaffee und Cognac. Anschließend ging man zur Verdauung der üppigen Mahlzeit am Hafenbecken entlang vor zu der Mole, gegen deren Mauer das Meer so heftig tobte, daß die Gischtspritzer Hans Köberlins Brille trübten. Der Frau gefiel dieses Toben der Elemente sehr, ein Zug, den er noch nicht an ihr gekannt hatte.** Hans Köberlin war ausgelassen und auf angenehm-fatalistische Art und Weise aus der Zeit. Es war schon klar: er durfte bei seinen Eindrücken keine Zukunft haben …
* Paul Valéry, Le Cimetière Marin; in: Werke, hrsg. von Jürgen Schmidt-Radefeldt, Frankfurt am Main 1992, Bd. 1. Dichtung und Prosa, S. 172. – Das Pindar-Motto, das Valéry Le Cimetière Marin vorangestellt und in dem der Hellene der Seele von dem Wunsch nach einem ewigen Sein abriet und sie statt dessen aufforderte, lieber die erfüllbare Arbeit auszuschöpfen, sprach Hans Köberlin nach dem im vergangenen Jahr Widerfahrenen aus der Seele … »Et le ciel chante à l’âme consumée …« (ebd., S. 174).
** Das war natürlich immer noch harmlos gegenüber dem, was einem der atlantische Ozean bot, und später, am 27. Dezember 2013, sollte er von der Frau daran erinnert werden.
(aus: ¡Hans Koberlin vive!, Kapitel II [Exodus], 2. bis 4. Oktober 2013).
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