Bevor er nun chronologisch die einzelnen Phasen von Hans Köberlins Musikrezeption vorstelle, möge man ihm einige allgemeine Bemerkungen über die Unterscheidung in populäre und nichtpopuläre Musik erlauben, eine Unterscheidung, die entgegen der landläufigen Meinung nicht gleichzusetzen sei mit der Unterscheidung in sogenannte Unterhaltungsmusik und sogenannte ernsthafte Musik und die schon gar nicht ein ästhetisches Qualitätsurteil impliziere. Nein, ihm gehe es bei dieser Unterscheidung um die verschiedenen Distributionswege, die damit einhergingen. Und er entwarf verschiedene Möglichkeiten musikalischer Seilschaften, die für die Verbreitung unpopulärer Musik sorgten und die zu so etwas führten, was der Verleger eben als unter seinesgleichen bezeichnet hatte, analog dem etwa, was Ernst Jünger einmal bezüglich der Sterne-Leser als den geheimen Orden der Shandyisten bezeichnet hatte. Daraus ergaben sich Bezüge und Konstellationen, die ähnlich wie bei dem eben erwähnten Robert Walser als Schiboleth dienen konnten. Fred Frith bezeichnete der Referent als den populärsten unter den nichtpopulären Musikern.
Dann kam er zu Hans Köberlin zurück, es gäbe da etwas, über das man nicht sprechen müsse, quasi vor dem Anfang, da wäre der kleine Hans noch unter zehn gewesen,
Komm zu mir habe der Schlager geheißen und, wenn er recht informiert sei, Edina Pop habe ihn gesungen, hier nur der Refrain und auch nur gesprochen (der Referent intonierte betont ernsthaft, als trage er wahre Poesie vor):
Komm, komm zu mir,
du mußt nicht lange fragen,
die Tür ist offen wie mein Herz.
Komm, komm zu mir,
du kannst es ruhig wagen,
denn sowas sag ich nie zum Scherz.
Das glaube man dem kleinen Hans, daß er damit nicht scherze, flüsterte Clemens dem Verleger zu, der wiederum zu Emilia hinschielte.
(aus:
… du rissest dich denn ein., Berlin 2010, S. 477f.; siehe →
#4).
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