Herbert Neidhöfer, homme de lettres
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Sonntag, 19. März 2017
P. K. D. #56
Bei The Golden Man / »The God Who Runs« ist die Diskrepanz zwischen angeblicher Autorenintension und meiner Lesart enorm. Dick schrieb, er habe in einer Zeit, als Mutanten überall als die überlegenen Retter der Menschheit dargestellt wurden, Mutanten vorführen wollen, die für die Menschheit eine Bedrohung darstellten und gnadenlos vernichtet werden müßten. Ich las die Geschichte zunächst ‒ auch wegen der negativen Darstellung der Agenten ‒ als eine Parabel auf die Kommunistenverfolgung unter McCarthy. Und dann kam, zum ersten Mal in den Geschichten, wirklich richtige Sexualität ins Spiel (nicht mit Bäumen), zunächst als erotische Photographie einer Frau mit acht Brüsten (das Plakat zu Fellinis Roma kam mir in den Sinn) und dann als sich die Verlobte eines der Agenten von dem Gott-Tier verführen ließ. Das hat mir gefallen, aber dann kam der Perspektivwechsel: es erschien, als habe sie sich nicht willentlich verführen lassen, sondern sei unwillentlich unter einem Bann verführt worden, daß also der Mutant sie bloß benutzt hatte, um aus dem Gebäude zu kommen. Ich hätte es poetischer gefunden, wenn es wie in der Mythologie gewesen wäre: ohne daß der Agent es ahnt, trägt die Frau einen Halbgott unter ihrem Herzen. ‒ Ich stieß bereits desöfteren auf Beispiele einer hingehudelten Übersetzung.
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