Diese – zweifelhafte – Gewohnheit des morgendlichen Photographierens behielt er in der Folge noch eine Weile lang bei, wobei er allerdings – zu seinem eigenen späteren Bedauern, als er nämlich anfing zu versuchen (wozu auch wir, wenn auch teilweise mit anderen Mitteln, angetreten), die Zeit mit dem Anlegen von Listen und Reihen zu verdichten – nicht darauf achtete, immer die gleiche oder zumindest (ohne Stativ) ungefähr die gleiche Perspektive beizubehalten, um an der Gleichheit – wir hatten das im Kontext mit unseren Anmerkungen zur Gewohnheit – die Variation zu goutieren.
Der Begriff ›Photographieren‹, so kam es Hans Köberlin in den Sinn, bezeichnete allerdings den Vorgang, den er da mit seinem Taschentelephon vollzog, eigentlich nicht mehr treffend, denn er ›schrieb‹ oder ›zeichnete‹ ja nicht mehr mit Licht, er meinte damit: er hatte keinen Film, oder wie ganz früher, keine Photoplatte mehr … was er da machte, so dachte er, könnte man vielleicht treffender als das ›Digitalisieren von Blicken‹ bezeichnen. Aber wie, kam es ihm daraufhin in den Sinn, wie war es dann mit dem Schreiben auf dem Computer? Sollte man das dann analog als das ›Digitalisieren von Semantik‹ oder gar von ›Sinn‹ (›Sinn‹ im Sinne Luhmanns) bezeichnen? »Der Computer, die Tastatur und das Wordprogramm als Paratexte meines Schreibens …« Da ging etwas durcheinander … Verfahren und Medien und Metaphern … Hans Köberlin war noch zu träge zum Denken, und aktuelle diesbezügliche wissenschaftliche Publikationen – das ›Bild‹ wurde gegenwärtig mittels einer eigenen Wissenschaft untersucht – hatte er nicht in seine Basisbibliothek aufgenommen, also belassen wir es bei ›Photographieren‹.
(aus:
¡Hans Koberlin vive!, Kapitel III [Ankunft], 5. bis 9. Oktober 2013).
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