Samstag, 12. Januar 2019

Über die Risiken des Studiums einer brotlosen Kunst in den Zeiten des Aufbruchs

Der Kommissar, Anonymer Anruf (1970)
Buch: Herbert Reinecker, Regie: Helmut Käutner
Eine Frau prostituierte sich ohne Wissen ihres Mannes, um das Soziologiestudium (!) ihres Mannes gegen den erbitterten Widerstand von dessen reichem Selfmade-Bauunternehmer-Onkel zu finanzieren. Diese Konstellation wurde von dem Mörder – einem schnöden Betrüger – ausgenutzt, um den Onkel zu töten. Die Frau des Täters (Dunja Rajter) hatte ein Verhältnis mit dem Opfer gehabt, doch das hatte den Täter, der davon gewußt, anscheinend nicht gestört, ihm war es bloß ums Geld gegangen, was seine Frau – auch wenn sie ihn seit langem nicht mehr liebte – wohl doch gekränkt haben mußte. – Es stellte sich natürlich auch die Frage, ob man sich als Frau für einen Mann prostituieren sollte, dessen Lektüre nach Jahren des Studiums noch immer rowohlts deutsche enzyklopädie war.

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Der Fiveoclocktea zog sich, Clemens fühlte sich immer unbehaglicher und, was die Dialoge betraf, da mußte er immer mehr an Der Kommissar denken … (Und jetzt besuchen Sie also meine Tochter. Schön, daß Sie meine Tochter besuchen. Sie braucht jetzt Beistand, wissen Sie, ein schwerer Schicksalsschlag hat sie getroffen, und ich bin ein vielbeschäftigter Mann und – widersprechen Sie nicht! [was Clemens garnicht gewollt hatte] – ein alter Mann. Tja, Sie sind noch jung, und die Jugend … Sie kommen doch her, um ihr Beistand zu leisten, junger Mann, oder? Sie müssen verstehen, ohne Ihnen nahetreten zu wollen, in unserer gesellschaftlichen Position, da muß man achten, mit wem man – Aber Vater! Herr Limbularius ist hier, um mir Beistand zu leisten. – Sicher, Carla, sicher, aber du mußt verstehen … und wie bei einem Schwächeanfall nimmt er die goldene Brille ab und streicht sich mit der Hand über das Gesicht … Herr Limbularius versteht das, ist es nicht so, Herr Limbularius, Sie verstehen das, das Erbe, die Verantwortung …)

(… du rissest dich denn ein. Berlin 2010, S. 149).

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